Protokoll der Sitzung vom 15.02.2012

Ich war oft dort im Gelände. Herr Hauk, das können Sie mir ruhig glauben. Ich kenne diese Gebiete. Ich war auch viel mit den Förstern im aktiven Dienst unterwegs, u. a. in Rastatt.

(Zuruf: Er kennt fast schon jeden Baum!)

Innerhalb von 30 Jahren müssen wir sehr wohl für große Tei le eine naturnahe Entwicklung befördern und uns mit einer Verminderung der Gefahren des großflächigen Borkenkäfer befalls befassen. Ich finde, es ist wichtig, dass wir offen und fachlich – Sie sind ja vom einschlägigen Fach, Herr Hauk –

(Abg. Peter Hauk CDU: Aber Sie nicht!)

über die Frage debattieren. – Wenn Sie das so einschätzen, bitte. Herr Kollege Bullinger hat es gerade anders einge schätzt.

(Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: Nehmen Sie es nicht persönlich! – Abg. Dr. Friedrich Bullinger FDP/ DVP: Ich schätze manches anders ein, aber richtig! Das ist halt so!)

Ich habe es doch gar nicht persönlich aufgefasst. Ich bin da völlig entspannt.

(Zuruf des Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU)

Wir müssen ernsthaft darüber reden, was mit den Flächen pas siert, die nach 30 Jahren noch nicht genügend umgebaut sind. Das ist eine wichtige fachliche Frage, die wir und auch ich persönlich erst in der letzten Woche wieder mit den Förstern vor Ort debattiert haben. Das ist eine interessante Frage. Sie wird mit Sicherheit Bestandteil des Gutachtens sein.

(Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: Wie wollen Sie das angehen?)

Ich kann auf Ihren Zuruf nicht mehr eingehen, denn ich ha be jetzt leider nur noch 39 Minuten Redezeit.

(Heiterkeit – Abg. Dr. Friedrich Bullinger FDP/DVP: Sekunden! 39 Minuten muss nicht sein! – Abg. Karl- Wilhelm Röhm CDU: Ich hätte eine Fachfrage ge stellt!)

Entschuldigung. Es sind leider nur noch Sekunden.

Zum Schluss ist es mir wichtig, noch einmal einen Punkt her vorzuheben. Herr Kollege Dr. Bullinger, Sie haben gesagt, die Menschen wollten kein Totholz beobachten. Lesen Sie doch die Antwort des Ministeriums auf die letzte Frage in unserem

Antrag. Inzwischen sind diese Wildnispfade touristische High lights. Zum Lotharpfad kommen jährlich 75 000 Besucher,

(Abg. Dr. Friedrich Bullinger FDP/DVP: Wahr scheinlich wegen des Namens!)

nur um zu beobachten, was passiert, wenn der Mensch seine Finger heraushält. Diese Menschen besuchen den Pfad des wegen, um zu sehen, was in einem kleinen Nationalpark ge schieht. Das ist ein touristisches Highlight im Nordschwarz wald.

Ich glaube, wir können schon jetzt stolz darauf sein, dass es uns im Jahr 1999 gelungen ist, diesen Pfad überhaupt einzu richten – auch den Wildnispfad –,

(Abg. Dr. Friedrich Bullinger FDP/DVP: Ja! Nichts dagegen! – Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: Ja!)

um zu zeigen, was dort dann geschieht.

(Abg. Dr. Friedrich Bullinger FDP/DVP: Richtig!)

Dies auf größerer Fläche und unter dem Eindruck der Stille erleben zu können ist ein Bestandteil des umweltpädagogi schen Konzepts.

(Abg. Dr. Friedrich Bullinger FDP/DVP: So wie hier im Plenarsaal!)

Im Plenarsaal fehlt sie manchmal, wenn du dich zu viel äu ßerst.

(Vereinzelt Heiterkeit)

Stille ist ein Bestandteil dessen, was Umweltbildung bedeu tet. Aus meiner Sicht ist es eine zentrale Bildungsaufgabe. Schade, dass die Kultusministerin gerade nicht anwesend ist.

(Abg. Peter Hauk CDU: Sie ist selten da! – Abg. Dr. Friedrich Bullinger FDP/DVP: Hätte sie das verstan den? – Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: Aber ihr soll ten Sie das auch einmal erklären!)

Aus meiner Sicht ist es eine zentrale Bildungsaufgabe des Landes, zu vermitteln, was es bedeutet, wenn die Natur sich selbst überlassen wird.

Auch in diesem Sinn gilt das, was ich in meiner letzten Rede formuliert hatte: Es geht um Verantwortung für die Schöp fung, es geht um Verantwortung für unser Naturerbe und um die Frage, was passiert, wenn wir diese Prozesse sich selbst überlassen und die biologische Vielfalt, die nur dort und nicht im Biosphärenreservat vorkommt, beobachten.

(Beifall bei den Grünen und Abgeordneten der SPD)

Herr Abg. Dr. Rösler, gestatten Sie eine Zwischenfrage des Herrn Abg. Glück?

Aber gern doch.

Bitte, Herr Abgeordne ter.

(Abg. Claus Schmiedel SPD: Stille wäre ein gutes Rezept! – Gegenruf des Abg. Dr. Friedrich Bullinger FDP/DVP: Das wäre etwas völlig Neues für Sie, Herr Kollege!)

Sehr geehrter Herr Dr. Rös ler, Sie wissen, dass ich in dem Biosphärengebiet Schwäbi sche Alb wohne. In diesem Hohen Haus habe ich mich auch schon als ein Stückchen Biosphäre bezeichnet. Der Unter schied zwischen einem Biosphärengebiet und einem Natio nalpark ist mir sehr wohl bewusst.

Das müssen Sie Herrn Kollegen Dr. Bullinger einmal sagen.

Beim Nationalpark liegt der Schwerpunkt auf der Natur, und beim Biosphärengebiet liegt der Schwerpunkt auf der Interaktion von Mensch und Natur. Ich glaube, dass wir den Unterschied schon verstanden haben.

(Abg. Dr. Friedrich Bullinger FDP/DVP: Sehr rich tig!)

Teilen Sie meine Auffassung, dass Sie gerade Äpfel mit Bir nen verglichen haben, als Sie gesagt haben, den Wildnispfad besuchten 75 000 Touristen im Jahr? Können Sie im Gegen zug konkrete Zahlen nennen oder zumindest eine Schätzung geben, wie viele Touristen pro Jahr das Biosphärengebiet Schwäbische Alb besuchen?

Zuerst einmal möchte ich entschieden zurückweisen, dass ausgerechnet ich als „Ober streuobstler“ Äpfel und Birnen verwechseln würde.

(Beifall bei den Grünen und Abgeordneten der SPD – Vereinzelt Heiterkeit – Abg. Dr. Friedrich Bullin ger FDP/DVP: Ist das beim Obstler auch so?)

Zweitens: Um Interaktion geht es im Nationalpark und im Biosphärenreservat. Der Unterschied ist, dass es beim Bio sphärenreservat – ich unterstelle, dass Sie das wissen – zu sätzlich um regionale Wirtschaftskreisläufe, um Wirtschafts kraft und Wirtschaftsförderung im Sinne der Nutzung geht.

(Abg. Dr. Friedrich Bullinger FDP/DVP: Und dort nicht! – Abg. Andreas Glück FDP/DVP: Entschuldi gung! Sie sagen, dass beim Nationalpark die Griffel draußen gelassen werden! Das bedeutet eben gerade nicht Interaktion!)

Das bedeutet nicht, in der Kommunikation und in der Inter aktion die Griffel herauszuhalten, im Gegenteil. Es bedeutet aber, dass eine wirtschaftliche Nutzung in der Kernzone eines Nationalparks gemäß den Kriterien eines Entwicklungsnatio nalparks, die so seit 2002 im Bundesnaturschutzgesetz enthal ten sind, nach einer Übergangszeit von maximal 30 Jahren weltweit nicht mehr stattfinden darf.

(Zuruf des Abg. Dr. Friedrich Bullinger FDP/DVP)

Interaktion ist da sehr wohl möglich und gewünscht, und Be sucher sind erwünscht. Ich hatte an dieser Stelle schon gesagt, dass ich mir sehr gut vorstellen kann, dass in einer Kernzone gegebenenfalls neue, insbesondere barrierefreie Wege dazu kommen können. Es ist Bestandteil eines Nationalparks, dass die Menschen in den Nationalpark hineinsollen. Ich sage so gar bei Naturschützern, bei denen ich nicht immer ungeteilte Zustimmung finde: so viele wie möglich. Entscheidend ist na türlich, dass der Schutzzweck nicht gefährdet wird. Aber das Ziel eines Nationalparks ist sehr wohl, dass möglichst viele Menschen hineingehen, um erleben zu können, was dort pas siert. Das ist Interaktion, auch im Nationalpark.

Zu Ihrer zweiten Frage: Biosphärengebiet. Sie wissen selbst, dass die Zahlen der touristischen Übernachtungen für das Bio sphärengebiet theoretisch vorliegen. Wir müssten die Zahlen für die 29 Gemeinden, die Sie auch kennen, jetzt addieren. Ich glaube, es liegt noch keine Gesamtzahl vor. Aber aufgrund des Tourismusberichts 2011 wissen wir, dass die Schwäbische Alb – so lautete eine Meldung auf der entsprechenden Messe – in zwischen ein Renner geworden ist und dort eine Zunahme des Tourismus festzustellen ist, was uns alle freut.

Ich kann nur sagen: Hören Sie auf die der FDP angehörende Wirtschaftsministerin in Bayern.

(Abg. Dr. Friedrich Bullinger FDP/DVP: Das ist ein Minister! Sie meinen die Staatssekretärin!)

Die Staatssekretärin. Entschuldigung. – Hören Sie auf die der FDP angehörende Staatssekretärin in Bayern, die sagt, der Nationalpark Bayerischer Wald sei ein Tourismusmagnet und eine gute Einrichtung für den Freistaat Bayern. Ich würde mir wünschen, dass die FDP – vielleicht nach einigen Monaten, am Ende des Prozesses – auch sagen wird: Der Nationalpark ist eine gute Idee für Mensch und Natur.

Danke.