Sie werden feststellen, dass fast alle anderen Bundesländer ähnlich vorgehen, auch die unionsgeführten Länder. Dort wird diese Schulart vielleicht nicht „Gemeinschaftsschule“ ge nannt, sondern die einen bezeichnen sie als „Mittelschule“, die anderen nennen sie „Regelschule“, und wieder andere „Se kundarschule“ oder was auch immer. Da gibt es einen gewis sen Wirrwarr in der Bezeichnung. Aber letztlich geht der Weg bei allen in dieselbe Richtung. Nur Sie verweigern sich stur dieser Entwicklung, die absolut notwendig ist.
(Beifall bei den Grünen und der SPD – Abg. Karl Zimmermann CDU: Warten wir den morgigen Tag ab! – Zuruf des Abg. Thomas Blenke CDU)
Liebe Kolleginnen und Kollegen, dies ist zunächst einmal ei ne Frage der Gerechtigkeit. Denn auch bei uns hat ein Akade mikerkind siebenmal größere Chancen auf einen höheren Bil dungsabschluss als das Kind eines Facharbeiters. Um diese Unterschiede zu beseitigen, gehen wir diesen Weg. Es gehört zu den großen sozialen Aufgaben dieser Landesregierung, den Bildungserfolg so weit wie möglich von der sozialen Herkunft zu entkoppeln.
(Abg. Karl Zimmermann CDU: Also weg von den Eltern? – Abg. Peter Hauk CDU: Was ist denn für Sie ein Erfolg?)
Nichts wird das soziale Gesicht unserer Gesellschaft so sehr bestimmen wie die Teilhabe und die Chancengleichheit im Bildungsbereich. Darum gehen wir diesen Weg weiter.
Zum Zweiten – meine Damen und Herren, das sollten Sie zu mindest endlich einmal erkennen –: Dies ist auch schlichtweg der demografischen Entwicklung geschuldet. Sie wissen doch genauso gut wie wir, dass wir bis 2020 von Jahr zu Jahr etwa 25 000 Schülerinnen und Schüler weniger haben werden. Da nach flacht diese Kurve vielleicht ab. Es ist aber doch klar, dass sich bei einem solch massiven Rückgang der Schüler zahlen – 2020 werden es 190 000 Schülerinnen und Schüler weniger sein als heute – die Schullandschaft umwälzen muss.
Deswegen gehen wir den Weg der regionalen Schulentwick lungspläne, den Sie jahrzehntelang nicht gegangen sind, ob wohl sich die Entwicklung schon lange angekündigt hat.
Genau das ist einer der Gründe. Wir wollen verhindern, dass zum Schluss nicht alle Kinder vom Land in die Stadt fahren müssen.
Deswegen ist es eine Maßnahme, die den ländlichen Raum stärkt. Das ist gar keine Frage. Wir machen es eben nicht so, wie Sie gesagt haben, Herr Hauk, dass das von oben ohne Rücksicht auf Verluste durchgedrückt wird. Genau das Ge genteil ist der Fall.
(Abg. Volker Schebesta CDU: Sie schwätzen doch von 40 Schülern pro Klassenstufe! – Zuruf des Abg. Helmut Walter Rüeck CDU)
(Beifall bei den Grünen und der SPD – Abg. Volker Schebesta CDU: Deshalb war der Städtetag so be geistert von Ihrer Rede, oder was?)
Ich zitiere einmal den Bürgermeister der Stadt Süßen; er ist von der CDU. Dort wurde die Gemeinschaftsschule einge führt. Er sagt: „Als Kommunalpolitiker muss ich gucken: Was ist das Beste für den Ort?“
(Lachen bei der CDU und der FDP/DVP – Beifall des Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU – Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: Ja, klar! Wunderbar! – Weitere lebhaf te Zurufe)
(Beifall bei Abgeordneten der Grünen und der SPD – Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: Sie machen ein Angebot: Gemeinschaftsschule! Sie haben eine rie sige Angebotspalette! – Weitere Zurufe – Unruhe – Glocke des Präsidenten)
Drittens ist die Gemeinschaftsschule auch aus wirtschaftli chen Gründen notwendig. Beispiel Oberkochen, der Haupt sitz zweier hervorragender Unternehmen,
Der Ausbildungsleiter von Zeiss hat sich für die neue Gemein schaftsschule starkgemacht, weil ihm das neue pädagogische Konzept der beruflichen Bildung entgegenkommt; es setzt auf selbstständiges Lernen.
(Beifall bei den Grünen und der SPD – Abg. Karl- Wilhelm Röhm CDU: Alles Hypothese! – Weitere Zurufe)
(Beifall bei Abgeordneten der Grünen und der SPD – Oh-Rufe von Abgeordneten der CDU und der FDP/ DVP)
(Beifall bei Abgeordneten aller Fraktionen – Abg. Ni cole Razavi CDU: Stimmt! – Zurufe: Sehr richtig!)
(Abg. Peter Hauk CDU: Gar nicht wahr! Entschuldi gung, das ist eine böswillige Unterstellung! Stimmt doch nicht! – Abg. Winfried Mack CDU: 30 % mehr Nahverkehr! – Weitere Zurufe von der CDU)