Protokoll der Sitzung vom 17.07.2013

(Beifall bei der CDU und der FDP/DVP – Zuruf der Abg. Muhterem Aras GRÜNE)

damit Wahrheit und Klarheit auf den Tisch kommen. Bis jetzt höre ich nur Gejammer.

(Abg. Wolfgang Drexler SPD: Sie jammern doch ge rade!)

Nein, ich jammere nicht. Ich will nur darstellen, wie schwie rig Finanzpolitik ist. Aber dieser Schwierigkeit stellen Sie sich nicht. Ich höre eigentlich nur das Schweigen im Walde.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU und der FDP/DVP – Abg. Muhterem Aras GRÜNE: So ein Quatsch!)

Noch einen Satz möchte ich aus dem Vorwort der Denkschrift zitieren – das ist für mich eine Tatsache, die schon immer zu wenig beachtet wird –:

Die finanziellen Probleme des Landes Baden-Württem berg sind in erster Linie nicht bei den Einnahmen zu su chen,

nicht mit Steuererhöhungen –

sondern auf der Ausgabenseite.

Um diese – die Ausgabenseite – müssen Sie sich bitte einmal kümmern.

(Abg. Dr. Markus Rösler GRÜNE: Da warten wir auf Ihre Vorschläge!)

In diesem Sinn ist die Überschrift dieses Tagesordnungspunkts ein Warnruf, und ich hoffe, er wird gehört.

(Beifall bei der CDU und der FDP/DVP)

Für die Fraktion GRÜNE spricht Herr Kollege Dr. Rösler.

Sehr geehrter Herr Präsi dent, werte Kolleginnen und Kollegen! Dem Rechnungshof sei von mir – sowohl als Abgeordnetem der Grünen als auch als stellvertretendem Vorsitzenden des Ausschusses für Finan zen und Wirtschaft – Dank gesagt für seine profunde Arbeit. Der Rechnungshof selbst würdigt die Kooperation mit dem Finanz- und Wirtschaftsausschuss mit folgenden Worten:

Die sachkundige und intensive Behandlung der Denk schrift im Ausschuss für Finanzen und Wirtschaft war für uns insgesamt sehr ermutigend.

Ich darf Ihnen versichern, Herr Präsident Munding, und glau be, nicht nur für mich und meine Fraktion, sondern parteiüber greifend für den gesamten Ausschuss sprechen zu dürfen: Auch in Zukunft wird uns diese intensive und ernsthafte Aus einandersetzung ein wichtiges Anliegen sein.

(Abg. Dr. Hans-Ulrich Rülke FDP/DVP: Man muss es nur umsetzen!)

Nichtstun und Treibenlassen, so tituliert die FDP/DVP diese Debatte. Ich danke der FDP/DVP für diese Steilvorlage.

(Zuruf von der CDU: Danke für Ihre freie Rede!)

Der Rechnungshof schreibt in seiner Denkschrift 2013 gleich zu Beginn:

Die Ursachen der Verschuldung sind vielfältig. In ihrer Entstehung reichen sie weiter zurück als nur die letzten zwei Jahre.

(Abg. Hans-Ulrich Sckerl GRÜNE: Aha!)

Ich habe in älteren Denkschriften recherchiert, ob es wohl Warnungen des Rechnungshofs vor neuen Schulden, Nichts tun und Treibenlassen schon früher gab. Siehe da, schon 2002

(Abg. Peter Hauk CDU: Da müssen Sie aber weit zu rück!)

schrieb der Rechnungshof:

Angesichts des erreichten Schuldenstands von rund 66 Milliarden DM

Herr Hauk, Sie waren damals schon in Regierungsverant wortung als Regierungsabgeordneter –

(Abg. Peter Hauk CDU: „Regierungsabgeordneter“!)

ist der finanzielle Handlungsspielraum des Landes durch den immensen Schuldendienst bereits jetzt nicht unerheb lich eingeengt. Hinzu kommen weitere Einschränkungen durch jetzt schon absehbare künftige Steigerungen der Pensionsverpflichtungen.

2002 gab es eine eindeutige Warnung vor Nichtstun und Trei benlassen an CDU und FDP/DVP.

(Beifall bei Abgeordneten der Grünen und der SPD – Abg. Friedlinde Gurr-Hirsch CDU: Müdes Klat schen!)

Leider haben Sie dennoch weiter nichts getan, werte Kolle ginnen und Kollegen von CDU und FDP/DVP.

(Abg. Helmut Walter Rüeck CDU: Das hat man Ih nen schön aufgeschrieben!)

Denn bereits 2003 schreibt der Rechnungshof – Zitat –:

Nach dem schon im Vorjahr erheblich gewachsenen Kre ditbedarf ist die Neuverschuldung im Jahr 2002 wieder um beträchtlich angestiegen. Deshalb ist absehbar, dass die künftigen Haushalte des Landes durch den... auf rund 35 Milliarden € angewachsenen Schuldenberg mehr und mehr belastet werden.

Wieder und wieder warnt der Rechnungshof vor den steigen den Lasten der Verschuldung.

(Abg. Muhterem Aras GRÜNE: Die CDU ist taub!)

Wieder und wieder schaut die damalige Regierungskoalition von CDU und FDP/DVP weg. Wieder und wieder steigen Ver schuldung, Schuldendienst und ungedeckte Pensionsverpflich tungen. Ich erspare mir die Zitate aus den folgenden Denk schriften.

(Abg. Peter Hauk CDU: Lesen Sie ruhig weiter! Sie sollten schon weiterlesen! – Zuruf des Abg. Dr. Diet rich Birk CDU)

Sie sind ein ernüchterndes Protokoll darüber, wie Jahr für Jahr der Schuldenberg von CDU und FDP/DVP angewachsen ist.

(Beifall bei den Grünen und der SPD – Abg. Dr. Hans-Ulrich Rülke FDP/DVP: 2008 und 2009 wird ausgelassen!)

Nach dem Ende der Regierungszeit 2011 – ich ziehe Bilanz – standen wir bei über 43 Milliarden € Schulden und – noch viel gravierender, Kollege Hollenbach – bei etwa 68 Milliarden € ungedeckten Anrechten auf Pensionen. Der Grund dafür wa ren Nichtstun und Treibenlassen in der Ära Schwarz-Gelb.

(Abg. Peter Hauk CDU: Da kommt nicht einmal Bei fall aus der eigenen Fraktion! – Heiterkeit bei der CDU und der FDP/DVP – Abg. Helmut Walter Rüeck CDU: Bei den fünf Leuten, die noch da sind! – Abg. Volker Schebesta CDU: Das ist eben so, wenn man abliest! Da kommt keine Begeisterung auf! – Gegen ruf des Abg. Claus Schmiedel SPD: Wo soll man denn da klatschen? Das ist ja eine Schande! – Unru he – Glocke des Präsidenten)

Mit der neuen Regierung hat sich der Kurs geändert. Nichts tun und Treibenlassen sind vorbei. Ich komme gleich sehr konkret dazu. Wir haben nämlich seit der Regierungsübernah me 2011 keinen Cent neue Schulden gemacht – bis heute, Ju li 2013.

(Beifall bei Abgeordneten der Grünen und der SPD – Zurufe von der CDU)

Herr Rülke, die von der FDP/DVP aufgestellte Schuldenuhr geht deswegen völlig falsch. Sie geht nach dem Kreditrahmen und nicht nach der tatsächlichen Kreditaufnahme.

(Abg. Volker Schebesta CDU: Dann gebt doch die Schuldenrechte zurück!)

Das ist so, als wenn Sie bei der Sparkasse einen Disporahmen über 10 000 € haben. Wenn Sie den nicht in Anspruch neh men,

(Zuruf des Abg. Volker Schebesta CDU)

haben Sie auch keine 10 000 € Schulden. Stellen Sie Ihre Schuldenuhr doch einmal um.