Es gibt eine Studie des Bundesministeriums für Bildung und Forschung, die ausführlich beschreibt, welche Wirksamkeit
(Beifall bei den Grünen – Abg. Dr. Hans-Ulrich Rül ke FDP/DVP: Seit wann sind die zuständig? Sie schwören doch immer auf Föderalismus!)
Ich zitiere jetzt einfach aus dieser vorliegenden Bildungsfor schung, die nicht von uns erstellt wurde, sondern von Bun desbildungsministerin Schavan.
In der Studie des Bundesministeriums wird klar zusammen geführt, dass die Klassenzusammensetzung und die ethnische und soziale Herkunft einen viel breiteren Einfluss auf die Empfehlung haben als die Leistungsfähigkeit der Schülerin nen und Schüler. Sie stellt daher deren Wirksamkeit infrage.
(Vereinzelt Beifall bei den Grünen – Lachen des Abg. Anton Baron AfD – Abg. Anton Baron AfD: Oh Gott!)
Es wurde auch festgestellt, dass in Ländern mit verbindlicher Empfehlung die Zahl der Gymnasialempfehlungen viel höher ist als bei einer unverbindlichen Empfehlung. Was sagt das über die Grundschulempfehlung aus?
Diese Entwicklung kann man im Übrigen auch in BadenWürttemberg feststellen. 2010 haben etwa 50 % der Schüle rinnen und Schüler in unserem Land eine Gymnasialempfeh lung bekommen, 2019 waren es noch 46 % der Schülerinnen und Schüler.
Nach wie vor ist auch die Region entscheidend dafür, ob ein Kind eine Gymnasialempfehlung bekommt oder nicht. Im ländlichen Raum gibt es nach wie vor viel weniger Gymnasi alempfehlungen als im städtischen Raum.
Darüber hinaus gibt es überhaupt keinen Nachweis für Ihre Behauptung, dass diejenigen, die in der Schule am Ende schei tern, eine andere Grundschulempfehlung hätten.
Es gibt diesen Nachweis in Baden-Württemberg nicht. Es gibt keine durchgängigen Bildungsbiografien. Niemand weiß, mit welcher Grundschulempfehlung jemand, der am Ende einen Abschluss in einer Schule erworben hat,
an diese Schule kam. Daher fehlt der Nachweis für die Aus sage, die Sie hier mit eingebracht haben, dass Schülerinnen und Schüler mit einer abweichenden Grundschulempfehlung am Ende der Schulzeit scheitern würden.
Auch die Vereinigung der Realschulrektoren hat in ihrer Stel lungnahme dazu klar gesagt: Die Hälfte der schwächeren Schülerinnen und Schüler schafft nach der sechsten Klasse das mittlere Niveau. Somit würden wir mit einer Verbindlich keit der Grundschulempfehlung Potenziale verlieren. Diesen Weg werden wir nicht mitgehen.
Noch eine letzte Angabe: 2010 hatten 88 % der Gymnasias ten eine Gymnasialempfehlung, und 2019 hatten ebenfalls 88 % der Gymnasiasten eine Gymnasialempfehlung.
Viel wichtiger als die Grundschulempfehlung selbst, die ein Zettel ist, auf dem eine Schulart angekreuzt ist, ist eine kon tinuierliche und gute Beratung der Eltern.
Regelmäßige Gespräche und ein gegenseitiges Vertrauen sind die wichtigsten Grundlagen dafür, dass gute Beratung auch angenommen wird. Wir haben das Beratungssystem in den vergangenen Jahren ausgebaut. Daran wollen wir auch wei terarbeiten und sehen, ob es Verbesserungsbedarf gibt. Die Begleitung von nicht gewerteten Lernstandserhebungen kann hier eine Möglichkeit sein. Was aber nicht hilft, sind zentrale Orientierungsarbeiten, die benotet werden. Denn auch hierbei würden soziale Disparitäten wieder eine Rolle spielen. Die sen Weg würden wir nicht mitgehen. Es würde die Kinder, die von zu Hause keine Unterstützung haben, die nicht auf diese Arbeiten getrimmt werden, ausgrenzen. Daher werden wir so etwas nicht mittragen.
Selbstverständlich stehen unsere Schulen vor Herausforde rungen: soziale Disparitäten, Digitalisierung, Inklusion. Die Lehrerinnen und Lehrer brauchen daher eine gute Fortbildung. Dafür werden wir uns einsetzen. Aber die verbindliche Grund schulempfehlung ist keine Antwort auf diese Herausforderun gen. Daher werden wir diesen Gesetzentwurf ablehnen.
(Abg. Anton Baron AfD: Herr Röhm, jetzt aber Klar text! Wenn die Roten bei den Grünen mitklatschen, wird es schwierig!)
Immer mit der Ruhe. – Frau Präsidentin, liebe Kolleginnen und Kollegen! Das Er gebnis des Anhörungsverfahrens zeigt, dass die Wiederein führung einer verbindlichen Grundschulempfehlung polari siert und kontrovers diskutiert wird. Die einen sehen in der Wiedereinführung einer verbindlichen Grundschulempfeh lung eine potenzielle Entmündigung der Eltern, die anderen
Um es vorab klarzustellen: Für die CDU beginnt der Mensch nicht erst beim Abitur. Berufliche und akademische Ausbil dung betrachten wir als gleichberechtigt.
Aus diesem Grund stehen wir zu einem differenzierten Schul system mit Schulartenvielfalt und Durchlässigkeit, das echte Bildungschancen eröffnet, zudem den individuellen Interes sen und Begabungen der Schüler entspricht und diese passge nau fördert. Darin sind wir uns sowohl mit der FDP/DVP als auch mit den Grünen einig.
Im Fokus stehen sowohl die Qualität von Schule und Unter richt als auch die Qualität der frühkindlichen Bildung und Be treuung.
Es geht um eine kontinuierliche Begleitung und damit ver bunden um eine konsequente Förderung des Kindes, insbe sondere in den Kernkompetenzen. Beides haben wir in dieser Legislaturperiode mit dem Qualitätskonzept, dem „Pakt für gute Bildung und Betreuung“ sowie der auf Qualität bedach ten Umsetzung des „Gute Kita“-Gesetzes gemeinsam auf den Weg gebracht.
Die ersatzlose Abschaffung der Grundschulempfehlung ohne Implementierung eines qualifizierten Beratungssystems und ohne Verankerung eines Informationsdialogs zwischen Grund schule und weiterführender Schule war ein klarer Fehler.
Die Leistungsvergleichsstudien bescheinigen, dass es einer seits an einer breit ausgeprägten Leistungsspitze fehlt; ande rerseits wurde unter Grün-Rot keine überzeugende Antwort auf den Umgang mit der gestiegenen Heterogenität der Schü lerschaft gegeben, auch nicht durch die Einführung der Ge meinschaftsschule.
(Beifall bei der CDU, Abgeordneten der AfD und der FDP/DVP sowie des Abg. Dr. Wolfgang Gedeon [fraktionslos])
Die beschlossene Wiedervorlage der Grundschulempfehlung und die Einführung eines verbindlichen Beratungsgesprächs bei abweichender Schulwahl der Eltern sind ein erster und wichtiger Schritt der grün-schwarzen Landesregierung gewe sen, um der damaligen Fehlentscheidung entgegenzuwirken.
Die Mehrheit der Eltern entscheiden in Freiheit und Verant wortung und wählen den richtigen Weg für ihre Kinder. Es
gibt aber weiterhin Eltern, die ihre Kinder bewusst fehlbe schulen, aus falschem Ehrgeiz heraus oder aus anderen, nicht bildungsrelevanten Beweggründen.
Deswegen wollen wir, die CDU, ein System von altersgerech ten, wissenschaftlich entwickelten Lernstandserhebungen im plementieren, die sich am Bildungsplan von Baden-Württem berg orientieren. Diese sollen eine ergänzende, objektive Grundlage für Beratungsgespräche mit Eltern und Schülern sein.
Wir plädieren für zentrale Klassenarbeiten in den Jahrgangs stufen 2 und 4 und für einen um Orthografie erweiterten Lern stand 5 als Jahrgangsstufenarbeit in der Unter- und Mittelstu fe.