Protokoll der Sitzung vom 12.10.2016

Herr Kollege Binder, seien Sie sich sicher, dass ich mich über solche Dinge informiere. Alles andere, was Sie anneh men, wäre höchst naiv, Herr Kollege.

(Abg. Wolfgang Drexler SPD: Dann legen Sie das Papier doch offen!)

Die Nebenabsprachen sind ein Impuls. Ich sage es ganz of fen: Wir sind am Startpunkt einer Diskussion über den Haus halt 2017. Wir sind am Startpunkt. Wir sind nicht mittendrin und nicht am Ende. Ich bin gespannt, welche Vorschläge die Opposition zur Konsolidierung des Haushalts hat.

(Abg. Reinhold Gall SPD: Wir sind gespannt auf Ih re Vorschläge! – Abg. Wolfgang Drexler SPD: Brin gen Sie doch mal das Papier her!)

Auf diese Debatte freue ich mich. Klar ist: Am Ende wird hier im Landtag entschieden und sonst nirgendwo.

Vielen Dank.

(Beifall bei den Grünen und Abgeordneten der CDU – Abg. Wolfgang Drexler SPD: Geben Sie jetzt das Papier raus oder nicht?)

Für die CDU-Fraktion erteile ich das Wort Herrn Abg. Mack.

(Abg. Nicole Razavi CDU: Mackie Messer!)

Frau Präsidentin, liebe Kollegin nen und Kollegen! Wir erleben heute einen neuen Aufguss der Landtagsdebatte vom 20. Juli.

(Abg. Wolfgang Drexler SPD: Das Papier haben wir immer noch nicht!)

Dementsprechend hat die SPD auch offen zugegeben, es hand le sich um „Geheimabsprachen 2.0“. Ich hoffe, dass nicht noch 3.0, 4.0 und 5.0 kommen.

(Abg. Sascha Binder und Abg. Wolfgang Drexler SPD: Das können Sie doch gar nicht wissen!)

Denn dieser Landtag von Baden-Württemberg hat auch noch etwas anderes zu tun, als immer über das Gleiche zu diskutie ren. Jedenfalls kann ich mich sehr lebhaft an die Nebenab sprachen zwischen SPD und Grünen erinnern.

(Abg. Andreas Stoch SPD: Wie umfangreich waren die?)

Die haben beispielsweise hier auf der Regierungsbank zwi schen Ministerpräsident Kretschmann und dem damaligen Wirtschaftsminister Nils Schmid stattgefunden. Wir haben mit Freude zugehört, wie die beiden um die Vergabe des Postens bei Baden-Württemberg International gestritten haben. Das ging über fünf oder zehn Minuten. Wir haben uns ausge tauscht. Wir haben alle Inhalte direkt erfahren.

(Abg. Andreas Stoch SPD: Das war doch öffentlich! – Abg. Sascha Binder SPD: Genau! Wir haben öffent lich verhandelt!)

Nein, diese Nebenabsprachen hat es immer gegeben, Herr Kollege Stoch. Sie können jetzt nicht so tun, als ob es in an deren Koalitionen keine Absprache gegeben habe. Das gehört schlicht und ergreifend dazu.

Zweitens ist es doch so: Inzwischen hat der Ministerpräsident gesagt, diese Nebenabsprachen seien ein Fehler gewesen. Das hat er vor einem Monat gesagt.

(Abg. Andreas Glück FDP/DVP: Warum werden sie dann nicht veröffentlicht?)

Es ist Ihr gutes Recht, diese Debatte zu beantragen. Aber die se Debatte macht nur Sinn, wenn wir einfach noch einmal über das Wesen von Koalitionsvereinbarungen diskutieren. Koali tionsvereinbarungen sind grundsätzlich zulässig. Das ergibt sich aus Artikel 21 des Grundgesetzes.

(Abg. Wolfgang Drexler SPD: Das bestreitet auch niemand!)

Denn Koalitionsvereinbarungen, ob sie direkt im Koalitions vertrag oder später getroffen werden, sind Willensbildung der Parteien, die künftig die Regierung stellen. Artikel 46 der Lan desverfassung – wir haben das schon am 20. Juli gesagt – setzt voraus, dass es Koalitionsvereinbarungen gibt,

(Abg. Wolfgang Drexler SPD: Das bestreitet ja nie mand!)

weil der Ministerpräsident ohne Aussprache in diesem Hohen Haus gewählt wird. Da ist es doch selbstverständlich, dass zum einen diejenigen, die den Ministerpräsidenten wählen, vorher darüber reden, zu welchen Bedingungen die Regierung gebildet wird.

(Abg. Sascha Binder SPD: Das haben Sie doch gar nicht gewusst!)

Zum anderen möchte doch auch der Ministerpräsident selbst wissen, ob er mit einer solchen Regierung Erfolg haben kann. Sie sehen das doch jetzt beispielsweise in Berlin, wo die SPD

mit 22 % den Regierungschef stellt, dann aber Koalitionspart ner hat, die zusammen 30 % auf die Waage bekommen, also größer sind als der Regierungspartner, der den Ministerpräsi denten stellt.

Über all dies müssen die Parteien miteinander reden.

(Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: So ist es!)

Meine sehr verehrten Damen und Herren, das Ziel ist doch, eine handlungsfähige Regierung zu bilden. Es kommt darauf an, dass wir eine handlungsfähige Regierung haben.

(Beifall bei der CDU und den Grünen)

Natürlich sind Koalitionsverträge nicht das Evangelium.

(Glocke der Präsidentin)

Herr Abg. Mack, lassen Sie ei ne Zwischenfrage des Abg. Binder zu?

Binder? Ja, Binder ist ja gut. – Bitte schön, Herr Binder.

(Heiterkeit)

Kollege Mack, herzlichen Dank. – Sie haben gerade gesagt – und haben das sogar auch mit Ver fassungsrang erklärt –, dass die Koalitionspartner bei der Wahl einer Regierung von Koalitionsverhandlungen, ob sie öffent lich oder nicht öffentlich sind, Kenntnis haben müssen. Habe ich Sie da richtig verstanden?

Dann die Zusatzfrage: Haben alle Mitglieder der CDU-Frak tion – Sie inbegriffen – zum Zeitpunkt der Wahl des Minister präsidenten sowohl den Koalitionsvertrag – davon gehe ich aus – als auch die beiden Nebenabreden gekannt?

Wir gehen da – –

(Abg. Andreas Stoch SPD: Ja oder nein?)

Jetzt will ich Ihnen Folgendes sagen: Koalitionsverträge – da bei war ich gerade; daher kann ich nahtlos anschließen und damit Ihre Frage beantworten; vielen Dank für diese Frage –

(Abg. Dr. Stefan Fulst-Blei SPD: Ja oder nein?)

sind weder das Evangelium

(Abg. Wolfgang Drexler SPD: Also, wie im Kinder garten ist die CDU!)

noch ein Paulusbrief an die Korinther, sondern es kommt da rauf an, was von der Regierung und vom Parlament umgesetzt wird.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU – Zuruf des Abg. Andreas Stoch SPD)

Noch kein Koalitionsvertrag ist in Deutschland 1 : 1 umge setzt worden.

(Abg. Wolfgang Drexler SPD: Das war doch gar nicht seine Frage!)

Das sehen Sie doch auch in diesem Hohen Haus. Wo ist denn die Grunderwerbsteuer?

(Lebhafte Unruhe)