Herr Pix, Sie dürfen nächstes Mal gern mit mir nach Sachsen gehen. Dort war ich nämlich, und dort haben wir uns extrem über den Wolf unterhalten. Dort ist es schon schwierig, einen Kinderwagen auf dem Balkon stehen zu lassen, weil der Wolf dort tatsächlich bis auf die Balkone herankommt.
Die Rückkehr des Wolfes hat zudem gewaltige Auswirkun gen auf die vorhandene Fauna. Spüren beispielsweise Wild schweine das Dasein eines Wolfsrudels, dann rotten sie sich in Verbänden von 50 bis 80 Tieren zusammen. Das dient als Schutzmaßnahme gegen den Wolf. Diese 50 bis 80 Tiere gro ßen Wildschweinrotten dringen dann, wie in belegten Fällen in Sachsen und anderen Teilen Ostdeutschlands bereits öfter geschehen, bis in die Vorgärten der dortigen Bewohner vor und hinterlassen eine totale Verwüstung. Doch vor allem die Landwirtschaft trägt großen Schaden davon. Niedergetram pelte oder kahlgefressene Maisfelder und andere Zerstörun gen in Ostdeutschland belegen zur Genüge, was das vermehr te Auftreten des Wolfes in Rudeln anrichten kann.
(Abg. Dr. Markus Rösler GRÜNE: Des Wildschweins! – Abg. Reinhold Gall SPD: Sie haben doch gerade vom Wildschwein gesprochen!)
Es sind nicht nur die Wildschweine, nein, nein. Die Wild schweine werden natürlich auch vom Wolf gejagt, und dann stellen sie solche Sachen an.
Aus all den genannten Gründen sind wir ganz klar gegen die Ansiedlung von Wolfsrudeln in Baden-Württemberg. Wir sind keinesfalls für die erneute Vertreibung des Wolfes in Deutsch land. Er soll dort leben, wo er auch einen artgerechten Lebens raum hat. Wir leben hier nicht in Kanada. Weite, unberührte Flächen hat es hier nicht. Wir haben hier eine Kultur- und kei ne Naturlandschaft. Das müsste auch den fanatischen Tier schützern einleuchten.
Auch eine bessere und unbürokratische Regulierung, wie mit Schäden durch den Wolf umzugehen ist, sowie eine Unterstüt zung mit präventiven Maßnahmen müssen schnell zur Selbst verständlichkeit werden.
Wie Sie sehen, ist das Thema Wolf vielleicht etwas komple xer. Es reicht einfach nicht, sich über dessen Rückkehr zu freuen und jeden, welcher sich ernsthaft Gedanken darüber macht, was das in der Gesamtheit für Folgen haben kann und wie diesen zu begegnen ist, gleich als jagdwütigen Tiermör der zu brandmarken.
Wie immer steckt der Teufel im Detail. Wir plädieren daher dafür, das Thema Wolf in seiner Ernsthaftigkeit gewissenhaft anzugehen,
ihn in das Jagd- und Wildtiermanagement aufzunehmen und am Ende auch eine reglementierte Bejagung zu ermöglichen.
Vielen Dank. – Frau Präsidentin, sehr geehrte Damen und Herren, liebe Kolleginnen und Kol legen! In der gestrigen Ausgabe der „Badischen Zeitung“ gab es eine Besprechung eines 683 Seiten langen Buches von dem Autor Rainer Schöller. Die Überschrift des Artikels heißt: „Über das komplizierte Verhältnis von Mensch und Wolf“. Das Buch beschreibt die Kulturgeschichte des Wolfes bei uns und weltweit. Darin liest man viele schauerliche Geschichten über den Wolf. Ich zitiere jetzt aus dem Zeitungsartikel:
Umso unverständlicher sind die unglaubliche Energie, die Grausamkeit, die Härte und der Hass, mit denen sie
(Vereinzelt Beifall – Abg. Dr. Friedrich Bullinger FDP/DVP: Haben Sie ein Taschentuch? Mir kommen die Tränen!)
Kommen wir zurück zu den sachlichen Fakten: Vor 150 Jah ren gab es in Baden-Württemberg noch Wölfe. Sie sind heu te streng geschützt. Wir sind überrascht über die starke Dyna mik der Ausbreitung dieses Tieres. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis auch in Baden-Württemberg ein Wolf
Der Wolf ist ein Räuber. Er stellt vor allem Reh- und Schwarz wild nach, von dem es ja in unseren Wäldern genug gibt.
Was heute überhaupt noch nicht gesagt worden ist: Nach dem Naturschutzgesetz kann der Wolf bereits heute, wenn es nö tig ist, entnommen bzw. abgeschossen werden.
In der Anhörung, die schon zitiert worden ist, wurde deutlich, dass auch heute das Verhältnis zwischen Menschen und Wöl fen nicht ganz einfach ist. Deswegen ist es aus unserer Sicht umso wichtiger, mit diesem Thema sachlich umzugehen. Das ist vor allem zuerst einmal unsere Pflicht hier im Hause. Al len anderen ist es geraten.
Sicher ist die Rückkehr des Wolfes ein Erfolg für die Arten vielfalt. Gut, dass Tiere, die hier als ausgestorben galten, bei uns wieder einen Lebensraum finden. Und es gibt bei der ak tuellen Diskussion über das Artensterben – etwa von Insekten – eine gewisse Hoffnung, dass Tiere auch wieder einwandern können.
Aber bei aller Freude braucht es Voraussetzungen für den Wolf in Baden-Württemberg. Wir brauchen Voraussetzungen hin sichtlich der Sicherheit der Bevölkerung, hinsichtlich der Viehhalter, insbesondere in der Weidewirtschaft, weil das bei uns tatsächlich eine Kulturlandschaft ist, und wir brauchen ei nen Ausgleich für die Schäden.
Das Wolfsmanagement von Baden-Württemberg – insbeson dere getragen von Verbänden – ist eine gute Grundlage dafür. Allerdings ist ein Ausbau notwendig: Wir brauchen vertiefte Informationen für die Bevölkerung, eine unbürokratische Hil fe bei Schäden, das Klären von Haftungs- und Versicherungs fragen.
Wir brauchen eine Kontrolle der Wolfspopulation – spätes tens, wenn tatsächlich Familienverbände vorhanden sind. Man nennt das auch Monitoring. Wir brauchen vor allem für die Tierhalter eine fachlich gebotene und notwendige Prävention. Und wir brauchen, wenn es nötig ist, Abschüsse nach dem Na turschutzrecht. Da kann man sicherlich auch deutlich machen, wie das durch die Regierungspräsidien schnell und qualifiziert geregelt werden kann und ohne bürokratischen Aufwand funk tioniert.
Wir von der SPD-Fraktion sind der Auffassung, Herr Hagel, dass der Wolf tatsächlich der Lackmustest dafür ist, ob wir diesen Artenreichtum wollen, ob wir damit zurechtkommen können und wollen. Da sind wir durchaus Ihrer Meinung, die Sie vorhin deutlich gemacht haben. Im Übrigen ist Sachsen nicht weniger dicht besiedelt als Baden-Württemberg.
Ganz deutlich ist, dass einer diesen Lackmustest in BadenWürttemberg nicht bestanden hat: Minister Hauk. Ich darf ei ne Überschrift zitieren: „Hauk: Abschuss von Wölfen erleich tern“. Ein weiteres Zitat: „Beweidung ist wichtiger als der Wolf“.
Hingegen ließ er uns vor eineinhalb Jahren in einer Presse mitteilung des Ministeriums wissen: „Wir begrüßen den Wolf in Baden-Württemberg.“
ob der Wolf nun in das Wildtiermanagement aufgenommen wird oder nicht. Lassen Sie uns darüber sachlich diskutieren.
Wenn ich im Land als Verbandsvertreterin etwas zu sagen ha be – ob im Naturschutz-, im Jagd- oder im Ehrenamtsbereich –, ist es mir erst mal egal, ob die Sache in ein Gesetz gegossen ist oder nicht, sondern ich mache mein Maul auf. Schüren Sie
Die SPD-Fraktion hier im Landtag wird die Herausforderung der Rückkehr des Wolfes aufnehmen, und die SPD-Fraktion wird auch sehr konstruktiv an der weiteren Entwicklung des Wolfsmanagements hier in Baden-Württemberg teilnehmen.