Protokoll der Sitzung vom 30.06.2016

Sie wissen doch genau, dass wir, wenn wir in Kürze über den Nachtragshaushalt 2016 sprechen, auch über viele neue Lehrer stellen sprechen werden.

(Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: Ja! – Abg. Andre as Stoch SPD: Das kritisiert auch niemand!)

Wir reden hier über 111 Stellen für die Vertiefungsstunden an den Gymnasien und Grundschulen.

(Abg. Wolfgang Drexler und Abg. Andreas Stoch SPD: Alles A 16!)

Die Aussage, dass wir nur beabsichtigten, an den kleinen Be amten zu sparen, ist falsch.

(Beifall bei Abgeordneten der Grünen und des Abg. Dr. Wolfgang Reinhart CDU)

Mit Verlaub, Kollege Stoch, natürlich ist der Gang in die Op position nicht immer einfach. Dass Sie dann besonders kri tisch auf die neue Regierungsbildung schauen, ist daher auch nachvollziehbar. Aber von einer dreisten Selbstbedienungs mentalität zu sprechen,

(Abg. Andreas Stoch SPD: So kann man es tun!)

wie es in der „Südwest Presse“ am 23. Juni nachzulesen war, das lässt für mich bei aller Kritik das Maß an Sachlichkeit und Fairness vermissen

(Abg. Dr. Stefan Fulst-Blei SPD: Wo er recht hat, hat er recht! – Abg. Reinhold Gall SPD: Man muss gu cken, wer auf diese Positionen kommt, dann weiß man alles!)

und hat mit der Realität aus unserer Sicht überhaupt nichts zu tun.

(Beifall bei Abgeordneten der Grünen – Abg. Reinhold Gall SPD: Grüne Klientelpolitik für Baden-Württem berg!)

Liebe Kolleginnen und Kollegen, lassen Sie mich an dieser Stelle ganz ernsthaft sagen: Wir sollten uns in diesen Tagen sehr genau überlegen, wie viel Populismus wirklich notwen dig ist.

(Abg. Wolfgang Drexler SPD: Das hat mit Populis mus nichts zu tun!)

Wir haben eine gemeinsame Verantwortung.

(Unruhe – Glocke der Präsidentin)

Meine verehrten Damen und Herren, ich habe vorhin gesagt – das war bisher wirklich Usus in diesem Haus –, dass man zumindest bei der ersten Rede ei nes Abgeordneten – egal, wer das ist – etwas mehr Ruhe be wahren sollte. Darum bitte ich jetzt noch einmal.

(Abg. Andreas Stoch SPD: Sollen wir den Vorwurf des Populismus unwidersprochen lassen?)

Ich darf das an dieser Stelle sagen,

(Abg. Dr. Hans-Ulrich Rülke FDP/DVP: Sie dürfen alles sagen!)

und Sie können darauf gern antworten.

(Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: So ist es! So ist die Abfolge!)

Ich führe meinen Satz jetzt ganz in Ruhe aus. Ich meine das sehr ernst: Wenn wir eine solche Debatte führen, muss man sich überlegen,

(Abg. Dr. Hans-Ulrich Rülke FDP/DVP: Man muss sich aber auch überlegen, was man tut!)

wie viel Populismus wirklich notwendig ist, wenn man von „dreister Selbstbedienungsmentalität“ spricht, meine lieben Kolleginnen und Kollegen.

(Beifall bei Abgeordneten der Grünen und der CDU)

Es geht hier um die Funktionsfähigkeit der neuen Regierung. Darum geht es, wenn wir über diese neuen Stellen sprechen. Das war die Grundlage, weshalb man sich für die 98 Stellen entschieden hat. Das lässt sich an jeder einzelnen Stelle ent sprechend belegen. Deswegen ist dies auch eine richtige und legitime Entscheidung der neuen Landesregierung für die Funktionsfähigkeit dieser neuen Regierungskoalition.

(Beifall bei den Grünen – Vereinzelt Beifall bei der CDU)

Nur um daran zu erinnern: Da, wo ich jetzt stehe, liebe Kol leginnen und Kollegen von der SPD, haben Sie ja 2011 ge nauso richtig und zutreffend argumentiert. Nils Schmid – er ist jetzt leider nicht da – hat in der Ersten Beratung des Vier ten Nachtragshaushalts 2011 gesagt – ich zitiere –:

Das bedeutet... entlang des Wählerauftrags... in beste henden Ministerien neue Stellen schaffen und auch in den neuen politischen Schwerpunktbereichen... den Wähler auftrag... umsetzen.

(Zuruf des Abg. Sascha Binder SPD)

Nicht nur er hat so argumentiert, sondern auch der finanzpo litische Sprecher der SPD, Klaus Maier, in der gleichen De batte – ich zitiere –:

Eine neue Landesregierung braucht natürlich auch neu es Personal.

(Zuruf des Abg. Dr. Hans-Ulrich Rülke FDP/DVP)

Die neue Landesregierung setzt mit der Schaffung von... neuen Ministerien auch neue... Schwerpunkte.

(Zuruf von der SPD)

Dafür müssen wir natürlich auch neue Stellen schaffen.

Deswegen sage ich Ihnen am Ende meines Beitrags: Wir si chern die Regierungsfähigkeit hier mit Augenmaß. Und Au genmaß würde ich mir auch für diese Debatte wünschen.

Vielen Dank.

(Beifall bei den Grünen und Abgeordneten der CDU)

Für die Fraktion der CDU er teile ich das Wort Herrn Abg. Wald.

Sehr geehrte Frau Präsidentin, sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Eine nachhaltige und zu kunftsgerichtete Haushaltspolitik ist für die CDU-Fraktion ein unverzichtbarer Baustein für die Sicherung der ökonomischen Grundlagen und vor allem für die Handlungsfähigkeit des öf fentlichen Haushalts in der Zukunft. Auch kommende Gene rationen, liebe Kolleginnen und Kollegen, müssen Landespo litik gestalten können und dürfen nicht durch Ausgaben der Vergangenheit in ihrer Handlungsfähigkeit eingeschränkt wer den.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU sowie der Abg. Andreas Schwarz GRÜNE und Dr. Timm Kern FDP/ DVP)

Diese Landesregierung und die sie tragenden Fraktionen ha ben im Koalitionsvertrag deshalb diesen Grundsätzen Rech nung getragen: Wirtschaftlichkeit, Effektivität und Sparsam keit.

Mit unserem Koalitionsvertrag setzen wir wichtige Baustei ne für das Haus Baden-Württemberg für morgen. Wir wollen unseren Kindern ein gut bestelltes und zukunftsfähiges Haus Baden-Württemberg übergeben.

Wir stehen vor gewaltigen Herausforderungen im Bereich der Digitalisierung und des Breitbandausbaus. Baden-Württem berg braucht Breitband, um mehr Beschäftigung und den Wohlstand zu sichern, um weltweit wettbewerbsfähig zu blei ben. Die Frage ist für uns: Wie schnell werden wir digital? Mit Blick auf Industrie 4.0 und die Digitalisierung der Arbeits welt, die Digitalisierung unserer Behörden heißt es, endlich Gas zu geben. Wir stehen vor großen Herausforderungen bei den Themen Fachkräftesicherung, „Begleitung von Existenz gründungen“, „Förderung von Nachfolgeregelungen unserer Handwerksbetriebe und Mittelständler“.

Ein weiterer Schwerpunkt dieser Legislaturperiode wird die Schaffung von vielen bezahlbaren Wohnungen sein, auch, um den sozialen Frieden zu bewahren. Hier muss die neue Wohn raumallianz, welche durch das Ministerium für Wirtschaft, Ar beit und Wohnungsbau begleitet wird, wichtige Impulse für die Städte und Gemeinden, für Investoren, für die Allgemein heit schaffen. Dieses Ziel erreichen wir nur mit einer besse ren Ausstattung im Wirtschaftsministerium.

Die wichtigen und großen Themen – Inklusion, Integration – werden uns in den nächsten fünf Jahren ebenso stark fordern wie die Umsetzung der Richtlinien aus Europa und die kriti sche Begleitung des „Brexits“. Diese Aufgaben wurden in der Vergangenheit und vor allem in den SPD-geführten Ministe rien nur ansatzweise bearbeitet.

(Lachen des Abg. Wolfgang Drexler SPD – Abg. An dreas Stoch SPD: Was?)

Wir wollen diese Herausforderung tatkräftig angehen und auch wirklich umsetzen.