Im Übrigen ende ich mit dem, was ich mir vorgenommen habe, jetzt öfter zu tun: Ich mahne meine zwei K an: erstens: Konzept. zweitens: Kohle.
Herr Präsident, meine sehr verehrten Kolleginnen und Kollegen! Ich möchte nur ein paar Anmerkungen machen. Zunächst zu Ihnen, Frau Tolle: Die Zahl 206 ist die Stundenzahl gerechnet von der 5. bis zur 10. Jahrgangsstufe. 274 ist die Stundenzahl von der 5. bis zur 12. Jahrgangsstufe. Wissenschaftliches Arbeiten und die Vermittlung von Schlüsselqualifikationen muss selbstverständlich in allen Jahrgangsstufen begleitend gefördert werden. Das ist selbstverständlich, wir wollten aber ganz gezielt einen Schwerpunkt darauf setzen, weil es viele Klagen aus den Hochschulen gibt, wonach die Studentinnen und Studenten über sehr viel Detailwissen verfügen, dass aber die Art und Weise, wie gelernt wird und wie man wissenschaftlich arbeitet, noch nicht so gefestigt sind, wie sich das alle wünschen.
Zu beiden Vorrednerinnen möchte ich sagen: Es ist erfreulich, dass Sie dem Dringlichkeitsantrag im Großen und Ganzen sehr viel abgewinnen können.
Es mag bei Ihnen Schwierigkeiten geben und so manches Problem. Das zu sehen steht Ihnen auch zu. Gleichwohl dürfen wir darauf hinweisen, dass die Umgestaltung nicht nur für die Politik eine Herausforderung ist, sondern auch für die Verantwortlichen vor Ort. Es ist nicht anders als in einem Unternehmen, wenn Neuerungen kommen. Das sind Herausforderungen, und es sind Führungskräfte da, diese Herausforderungen auch zu meistern.
Insgesamt gesehen bringt das achtjährige Gymnasium in Bayern viele Chancen, von der individuellen Förderung über das nachhaltige Lernen bis hin zu mehr Schulerfolg. Eines ist dabei doch deutlich, und das sehen wir, wenn man Nordrhein-Westfalen betrachtet: In Bayern ist das G 8 kein Sparmodell. In Nordrhein-Westfalen wurde übrigens auch nicht lange diskutiert, ob man ein Gymnasium mit acht oder neun Jahrgangsstufen will. Der Ministerpräsident bzw. die Ministerin hat beschlossen, dass es das achtjährige Gymnasium gibt, dort allerdings mit einem Angebot an Unterrichtszeit von insgesamt 260 Stunden. In Bayern haben wir 274 Stunden. Sie haben erst gestern darauf hingewiesen, wie wichtig das Unterrichtsangebot ist. Sie haben also in Bayern ein achtstufiges Gymnasium mit mehr Unterrichtszeit, als es Nordrhein-Westfalen jetzt für das neunjährige Gymnasium hat. Deshalb kann man nicht von einer Kürzung sprechen oder von einer Sparmaßnahme. Es handelt sich vielmehr um eine Investition in die Bildung, um eine Investition in die Zukunft.
Zum Thema Intensivierung ist anzumerken, dass es sich hierbei um ein Kernstück des achtjährigen Gymnasiums handelt. Ich gebe dem Philologenverband aber Recht:
es ist kein Allheilmittel. Es ist aber eine neue Chance, die so bisher nicht bestanden hat. Ich bin felsenfest davon überzeugt, dass die Verantwortlichen vor Ort, die Oberstudiendirektoren mit ihren Lehrkräften, ein qualitätsvolles Angebot sehen, um die Schülerinnen und Schüler stärker individuell zu fördern, als das bisher möglich war.
Der Bildungsausschuss wird sich am 6. Mai in einer Anhörung intensiv mit den einzelnen Fragen beschäftigen. Dieser Dringlichkeitsantrag gibt Kernpunkte vor, wie wir die Entwicklung im achtjährigen Gymnasium sehen. Der Gesetzentwurf gibt den gesetzlichen Rahmen dazu.
Nach der Einführung des achtjährigen Gymnasiums werden wir feststellen können, dass es in keinem Land in Deutschland ein qualitätsvolleres Gymnasium als in Bayern gibt. Dazu laden wir Sie herzlich ein. Ich bitte um Ihre Zustimmung.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich sehe keine weiteren Wortmeldungen. Damit ist die Aussprache geschlossen. Wir kommen zur Abstimmung. – Oh, Entschuldigung, Frau Ministerin. Wie kann man Sie nur übersehen? – Frau Staatsministerin, Sie haben das Wort.
Lieber Herr Präsident, liebe Frau Radermacher, liebe Kolleginnen und Kollegen! Es ist in der Tat richtig, dass mein Kollege Schneider die Dinge nicht nur richtig gestellt, sondern voll und ganz meine Ansicht vorgetragen hat, genauso wie Kollege Sibler. Ich möchte aber noch auf zwei Dinge eingehen.
Erstens. Ich glaube, es gibt keinen Schultyp, der über Wochen und Monate so intensiv mit inhaltlichen Konzepten diskutiert wurde wie jetzt das achtjährige Gymnasium. Die Diskussionen wurden mit Eltern, Lehrern, Schülerinnen und Schülern und mit den Oberstudiendirektoren geführt. Ein neues Konzept führt beim einen oder anderen zu Verunsicherung oder auch dazu, dass man die Umstellung mit einer gewissen Vorsicht betrachtet. Sie behaupten, Intensivierungsstunden seien Ihre grundsätzliche Intention, das Ministerium müsste aber ein Konzept vorgeben. Frau Schieder und Frau Tolle, das sind Ihre Forderungen, doch gleichzeitig verlangen Sie, dass wir den Schulen mehr Eigenverantwortung zukommen lassen sollen.
- Das tun wir doch. Wir legen Intensivierungsstunden nicht exakt fest, sondern die Schulen können sie nach den Bedürfnissen der Schülerinnen und Schüler einsetzen. Sie können sie so einsetzen, wie es der Situation entspricht und wie die Bedürfnisse an der einzelnen Schule sind. Das ist doch das, was sie über Jahre hinweg gefordert haben. Es gibt innerhalb der Stundentafel einen Bestandteil mit zwei Lehrerwochenstunden je Intensivierungsstunde. So ist individuelle Förderung und Eigengestaltung in der
Schule gegeben. Kaum lassen wir die Eigengestaltungsmöglichkeit zu, schon fordern Sie ein bayernweit vorgeschriebenes Richtlinienkonzept des Ministeriums. Was wollen Sie eigentlich? Wollen Sie von oben verordnete Richtlinien, oder wollen Sie mehr Eigenverantwortung in den Schulen ? - Ich trete für die Eigenverantwortung in den Schulen an. Wenn Sie das auch wollen, dann vertreten Sie es bitte draußen mit uns gemeinsam, denn dann werden sich Oberstudiendirektoren mit ihren Lehrerkollegen und teilweise auch mit den Eltern und Schülern zusammensetzen und überlegen, was das beste Konzept innerhalb ihres Gymnasiums ist.
Ich traue es unseren Gymnasien zu, dass sie ein solches Konzept erarbeiten. Ich bin sicher, dass Eltern, Schülerinnen und Schüler und insbesondere Oberstudiendirektoren in der Lage sind, in der 5. und 6. Klasse ein Intensivierungs- und Förderkonzept eigenständig ohne Richtlinie des Kultusministeriums zu erstellen. Wir werden Hilfestellung geben und darauf hinweisen, dass es Beispiele von best practise gibt. Ich nehme nicht den amerikanisierten Ausdruck, sondern ich sage schlicht: Es gibt Beispiele von guten Konzepten, die bereits erarbeitet wurden. Die werden wir an alle Gymnasien herausgeben, damit jeder sehen kann, was am besten passt und welche Ideen es gibt. So fördern wir den Austausch und die Kommunikation zwischen den Schulen und geben gute, bereits existierende Konzepte an die Schulen weiter. So verstehe ich unsere Arbeit: nicht vorschreiben, sondern bei der Eigenverantwortung an der Schule helfen und sie unterstützen.
Zweitens. Das Thema Nachmittagsunterricht wird ein bisschen mit Scharlatanerie betrieben. Draußen stellen sich dieselben Abgeordneten hin, die uns hier herinnen beschimpfen, die Stundentafeln würden so gekürzt, dass kein Nachmittagsunterricht stattfindet, und beklagen den Nachmittagsunterricht. Was bitte schön wollen Sie eigentlich?
Ich gehe beim Nachmittagsunterricht und der Stundentafel doch nicht danach, ob ich draußen das eine und herinnen das andere sagen kann. Ich gehe doch nach dem, was fachlich, pädagogisch gut und für den Unterricht notwendig ist. Wenn ich innerhalb einer Stundentafel die Notwendigkeit habe, über 30 Stunden hinauszugehen, dann bedeutet dies, dass man stärker in den Nachmittag hineinkommt.
Das ist in vollem Bewusstsein geschehen. Es gibt unterschiedliche Lösungsmodelle für die Stundentafel bei 36 oder 35 Wochenstunden á 45 Minuten. Nur, Frau Schieder, 36 Wochenstunden bedeuten automatisch, dass Sie sich hier widersprechen. Sie werfen uns vor, dass es keinen Nachmittagsunterricht gibt und alles eng zusammengepfercht ist. Gleichzeitig beschweren Sie sich über die 36-Stunden-Woche, mit der wir automatisch in
Sie haben gesagt, dass wir die Stundentafel so zusammengestrichen haben, damit es möglichst keinen Nachmittagsunterricht gibt. Das war Ihre Aussage. Wir gehen aber nicht nach dem Motto vor, wie Sie es gerade beschrieben haben. Wir sollten uns miteinander darauf verständigen, dass es aus pädagogischen und unterrichtlichen Gründen sinnvoll ist, Intensivierungsstunden einzuplanen, und dass es aus pädagogischen, unterrichtlichen und fachlichen Gründen sinnvoll und notwendig ist, auch am achtjährigen Gymnasium die Stundenzahl nicht so zu kürzen, wie es leider in vielen Ländern Deutschlands geschehen ist.
Wir wollen aus pädagogischen Gründen, dass am Gymnasium eine verstärkte individuelle Förderung stattfinden kann. Ich glaube, das ist gar nicht strittig zwischen uns. Darum sollten wir uns vernünftig darauf verständigen, dass das der richtige Weg ist. Wir haben doch wiederholt darüber diskutiert, und Sie waren nie dagegen: Warum sollten Sie jetzt plötzlich dagegen sein? – Ich würde also vorschlagen, dass wir uns darüber verständigen. Nur eines kann ich dabei nicht akzeptieren, nämlich dass Sie das, was Sie hier im Hause wünschen, draußen problematisieren. Das ist schlicht nicht akzeptabel.
Das sage ich nicht nur meinen Kollegen da drüben; die halten sich auch daran, und zwar genauso wie ich.
Wenn man bei den Dialogveranstaltungen nicht dabei war, sollte man besser nicht darüber sprechen. Wir haben zu den Dialogveranstaltungen sowohl die Landräte als auch die Oberbürgermeister eingeladen. Wenn sie kommen wollten, dann durften sie kommen. Ich hatte sie auch nicht in das Ministerium einbestellt, sondern ich hatte jedem Sachaufwandsträger ein Gesprächsangebot gemacht, dass er seine Anliegen und Probleme im Ministerium vortragen kann.
Wenn Sie sagen, wenn wir nicht dort waren, können wir nicht mitreden, muss ich Sie fragen: Warum haben Sie uns denn nicht eingeladen?
Ich fragte, warum Sie uns nicht eingeladen haben. Wenn Sie zu uns sagen, dass wir uns nicht auskennen würden, weil wir nicht dort waren, dann frage ich Sie, warum Sie uns nicht eingeladen haben. Ich bitte Sie, uns das nächste Mal einzuladen; denn dann können wir Sie nicht falsch interpretieren.
Ganz einfach, ich habe Sie deshalb nicht eingeladen, weil es eine Diskussion mit den Betroffenen vor Ort war. Abgeordnete, die sich dafür interessiert haben, sind dorthin gegangen. Ich habe viele meiner Kolleginnen und Kollegen dort getroffen. Von Ihnen habe ich dort, offen gestanden, wenige gesehen.
Das war keine Veranstaltung von Parteien und Abgeordneten, aber Kolleginnen und Kollegen haben sich danach erkundigt. Es ging dabei nicht um parteipolitische Debatten, sondern um sachliche Diskussionen von Eltern, Lehrern und Schülern, an denen derjenige, der Interesse hatte, teilnehmen konnte. Das war aber keine politische Debatte für oder gegen das G 8, sondern eine fachliche Diskussion, beispielsweise darüber, wie eine Stundentafel aussehen soll und welche Änderungen beim Lehrplan gewünscht sind. Es ging also nicht um eine Politdebatte, die Sie vielleicht gern geführt hätten.
Nein. – Ich wollte nur sagen, das war eine Veranstaltung für die Betroffenen vor Ort und keine Politdiskussion. Aber jeder, der sich dafür interessiert hat, konnte dorthin gehen.