Auch bei 23 haben Sie ein großes Problem, wenn Sie noch differenzieren wollen, egal ob in Sport oder anderen Fächern. Sie tun sich wahnsinnig schwer mit dem Teilen, wenn es nur noch eine einzige Klasse gibt.
Ihre Kolleginnen und Kollegen in den Großstädten schreien fürchterlich auf – Ich kann Ihnen hierfür Belege bringen –, wenn dort in einer einzigen Klasse 31 oder 32 Kinder sind. Wir aber sagen: Dafür halten wir eine Klasse mit 15 Kindern an einer Teilhauptschule. Wenn wir in Religion oder in Sport teilen, haben wir noch sieben oder acht Kinder in einer Gruppe. Das kann es doch nicht sein, meine sehr verehrten Damen und Herren.
Wir stehen zur Hauptschule, aber wir möchten, dass die Konzeption auf dem Lande rechtzeitig zwischen dem Bürgermeister und dem Schulleiter abgestimmt wird, sodass man sagen kann: Diese Hauptschule hat Zukunft, diese Hauptschule gibt einer Region einen entsprechenden Charakter, bereichert die Schullandschaft und ist eingebettet in das Konzept der weiterführenden Schulen. Sie ist das, was wir seit drei oder vier Jahren aufbauen, nämlich eine Schule, die diesen Namen verdient, die Qualität an
bietet und die den Schülern eine entsprechende berufliche Weiterqualifikation ermöglicht. Deshalb, meine sehr verehrten Damen und Herren, wäre ich dankbar, wenn der Antrag der CSU die Zustimmung der Mehrheit dieses Hauses bekommen würde.
Vielen Dank, Herr Staatssekretär. Zu Wort hat sich Frau Kollegin Tolle gemeldet. Bitte schön, Frau Kollegin.
Sehr geehrte Frau Präsidentin, sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrter Herr Staatssekretär, ich kann Ihre Aufregung nicht verstehen. Im empfehle Ihnen, sich etwas zu beruhigen; dann können Sie nämlich klarer denken.
Wenn ich mir nämlich Ihren Antrag anschaue und klar denke, Herr Staatssekretär, dann muss ich Ihnen sagen: Mit diesem Antrag können Sie auf dem Land und in der Stadt machen, was Sie wollen. Das ist ein Freibrief, mit den Hauptschulen so umzugehen, wie es Ihnen gerade passt.
Sie werden dann immer einen Spiegelstrich aus diesem Antrag zitieren und sagen: Das steht so im Antrag. Sie können machen, was Sie wollen. Die Hauptschulen werden dann eine Manövriermasse sein, und zwar immer dann, wenn Ihnen das Geld fehlt. Das ist doch Ihr einziges Motiv.
Im Übrigen halte ich diesen Antrag für die Bankrotterklärung einer Politik, die Sie mit der R 6 begonnen haben.
Jetzt komme ich zum eigentlichen Thema, Herr Staatssekretär. Die Probleme, die Sie beschrieben haben, haben Sie nämlich deshalb, weil Sie zu früh differenzieren. Wir sieben unsere Kinder nach der vierten Klasse. Genau deshalb haben wir die bestehenden Probleme. Wir leisten uns mit dieser frühen Differenzierung das Risiko, dass wir Talente, die eventuell noch nicht soweit entwickelt sind, nicht finden.
Herr Freller, ich wollte Ihnen auch gerne sagen: Die Bildungspolitik der Zukunft sieht für mich anders aus. Sie macht nämlich innere Reformen und passt dann die äußere Organisation diesen Reformen an. Sie doktern hingegen an einem System herum, das nicht wirklich erfolgreich ist – das wird die Zukunft zeigen. Wir brauchen kleinere Klassen. Herr Kollege Schneider, Sie haben das gestern bemängelt. Ich meine, es wird auch gehen, wenn wir grö
Die Hauptschule ist für Sie ein Stiefkind. Sie stärken mit diesem Antrag die Hauptschule nicht, sondern Sie schwächen sie weiter, und zwar organisatorisch. Ihre Bildungsreform beschränkt sich auf die Organisation. Ihr Ziel ist nicht bessere Bildung. Sie wollen sparen, und zwar Stellen und Geld.
Aus unserer Sicht ist eine Hauptschulreform anders anzugehen. Davon abgesehen meine ich, müsste es überhaupt einmal eine Revolution im bayerischen Bildungswesen geben. Wir könnten mit gutem Beispiel vorangehen. Darauf wäre ich dann auch sehr stolz. Solange dies aber nicht geschieht, fordere ich für meine Fraktion innere Reformen, vor allen Dingen, dass Sie das Image der Hauptschule wieder aufwerten. Das können Sie durch innere Reformen tun.
Sie nehmen den Kindern weiterhin etwas, was ich „lokal verwurzelte Identität“ nennen will, das heißt, ein soziales Korrektiv durch die Bindung an den Wohnort. Herr Kollege Freller, Sie haben eben die Grundschülerinnen und Grundschüler bedauert, die eventuell weit fahren müssen. Sie haben mir auf eine Anfrage selbst geantwortet, dass Sie sich nicht mehr auf einen zumutbaren Weg festlegen. Für mich bedeutet das, genau wie es Kollegin Schieder gesagt hat: Die Hauptschulreform wird analog der Geschichte mit den Kompetenzzentren bei den Berufsschulen ausgehen.
Ich möchte Sie gerne einmal fragen, wann Sie denn mit Ihren regionalen Konzepten begonnen haben. Sie wollen ja im Oktober berichten. Ich habe bei unseren Kommunen – vielleicht können mir das die Kolleginnen und Kollegen bestätigen – noch nicht gemerkt, dass regionale Vertreter an einem Tisch gesessen sind und sich über die Organisation und die Zukunft ihrer Hauptschule unterhalten haben. Sie können mir in einer Antwort aber gerne sagen, wann denn das für meinen Landkreis geschehen ist – dafür bedanke ich mich schon jetzt.
Herr Freller, Sie vergeben mit einer Konzentration der Hauptschulen die Chance, endlich kleine Klassen zu erhalten. Sie müssen nicht mit dem Problem argumentieren, dass diejenigen, die fünfzehn Schüler und Schülerinnen haben, den anderen die Stunden wegnehmen. Die Lösung Ihres Problems ist leicht: Auf der Straße stehen die Junglehrer; stellen Sie sie ein, dann sind die Probleme nicht mehr vorhanden.
Sie haben uns auch noch keine Antwort darauf gegeben – es gilt ja das Konnexitätsprinzip –, welche zusätzlichen Kosten für die Schülerbeförderung anfallen werden. Sie haben mir noch nicht beantwortet, wie das Problem der Gastschulbeiträge gelöst wird, wenn man gleichzeitig bei sich vielleicht leere Gebäude stehen hat.
Lange Rede kurzer Sinn: Sie geben den Schwarzen Peter wieder an die Kommunen, an die Hauptschüler und Hauptschülerinnen ab. Diese haben innere Reformen verdient. Ich freue mich auf Ihren erhellenden Bericht; vielleicht wird dann Ihr waberiger Antrag etwas konkreter.
Wir kaufen nicht die Katze im Sack. Ich wünsche mir eine Bildungsreform und eine Hauptschulreform, die ihren Namen verdient hat. Mit einer Konzentration werden Sie das nicht schaffen. Deswegen lehnen wir diesen Antrag natürlich ab.
Vielen Dank, Frau Kollegin Tolle. Frau Kollegin Schieder hat sich nochmals zu Wort gemeldet. Sie haben noch vier Minuten. Bitte schön.
Frau Präsidentin, verehrte Kolleginnen und Kollegen! Herr Staatssekretär, es wäre mir wesentlich lieber gewesen, Sie hätten sich weniger in Rage geredet und wären stattdessen mehr zur Sache gekommen.
Das, was Sie an Plattitüden, an böswilligen und verunglimpfenden Unterstellungen von sich gegeben haben, ist an Dreistigkeit wirklich nicht zu überbieten. Zum Thema sind Sie aber nicht gekommen. Mir ist völlig klar, dass Ihnen daran liegt, jetzt über die Grundschule zu reden, obwohl es überhaupt nicht Thema ist, über irgendwelche anderen Dinge zu reden, damit Sie keine Antwort auf das geben müssen, was ich Sie gefragt habe, damit Sie nicht zugeben müssen, was Sie wirklich planen, nämlich eine von den Schülerzahlen – ich sage es noch einmal – völlig unabhängige massenhafte Auflösung von Hauptschulstandorten. Ich glaube, Sie hätten besser daran getan, sich hier herzustellen und zu sagen: Wir haben die Leute angelogen, als die R 6 eingeführt wurde und in der Diskussion um die R 6.
Herr Kollege, Sie werden doch wohl auch dabei gewesen sein, als dort immer und immer wieder betont wurde, dass die Einführung der R 6 gar keine Auswirkungen auf die Hauptschulen haben würde, geschweige denn auf die Hauptschulstandorte.
Ich habe in keiner Diskussion gehört, dass sich daraus automatisch ergeben würde, dass die Teilhauptschulen geschlossen werden müssten, weil sie im Konzept keinen Sinn mehr ergäben. Ich habe immer und überall das Gegenteil gehört, dass natürlich die Teilhauptschulen selbstverständlich erhalten bleiben und dass daran überhaupt nicht gezweifelt werden kann. Noch vor der Wahl haben Sie überall betont, auch in der Oberpfalz, als Sie dort waren und von Schulleitern hinsichtlich der Frage der Einzügigkeit und der Zweizügigkeit der Hauptschule bedrängt
wurden, dass zwar im Erziehungs- und Unterrichtsgesetz stehen würde, dass eine Zweizügigkeit angestrebt wird, dass Sie das aber im ländlichem Raum mit Rücksicht auf die Wohnortnähe selbstverständlich niemals machen werden und das Sie keine Schule in Frage stellen werden, die die Mindestschülerzahl erreicht. Jetzt machen Sie aus der Mindestschülerzahl 15 aber die Mindestschülerzahl 23.
Herr Kollege, Sie winken ab. Sie werden dann schon sehen, wie Sie damit bei den Gemeinden ankommen, bei Ihnen genauso wie bei uns.
Herr Staatssekretär, es ist schon ein bisschen lächerlich, wenn Sie jetzt versuchen, die Opfer Ihrer Bildungspolitik aufeinander loszuhetzen, indem Sie fragen: Was sollen denn die Hauptschullehrer in den Großstädten sagen, die immer Klassen mit 30, 31 oder 32 Schülern haben?
Die Klassenstärke von 32 Schülern ist doch keines der zehn Gebote und wurde nicht von Mose in Stein gehauen.
Die Klassenstärke von 32 ist eine Ihrer politischen Vorgaben. Wenn Sie schon erkennen, dass diese Klassenstärke für die Ballungszentren zu groß ist, dann müssen Sie die Klassen eben teilen und Lehrerinnen und Lehrer einstellen.
Erzählen Sie den Lehrern bitte nicht, Sie könnten nichts tun, weil es auf dem Land kleine Schulen gebe. Das ist eine Verkehrung der Tatsachen. Ich fordere Sie noch einmal auf, bei dem zu bleiben, was Sie den Leuten vor der Wahl gesagt haben. Bleiben Sie dabei, dass es in einem Flächenland wie Bayern auch einzügige Hauptschulen geben muss und es nicht angeht, dass wir pro Altlandkreis eine einzige Hauptschule haben.
Frau Präsidentin, Kolleginnen und Kollegen! Ich denke, es ist nachvollziehbar, dass sich der Herr Staatssekretär aufgeregt hat, weil er sehr viele unqualifizierte Zwischenrufe ertragen musste. Ich habe dafür größtes Verständnis.
Die Zwischenrufe, die ich gehört habe, haben gezeigt, dass die Zwischenrufer nur wenig von der Schule und der Bildungspolitik verstehen.