Die Landeselternvereinigung der Gymnasien, die erst vor Kurzem ihre Landesversammlung durchgeführt hat, hat sich mit der Problematik G 8/G 9 beschäftigt und mit großer Mehrheit gesagt, man wolle kein G 9, auch keine Wahlfreiheit, sondern Ruhe an den Schulen, damit mit dem Mehr an finanziellen Mitteln und dem Mehr an Möglichkeiten eine verbesserte Förderung der Schüler erreicht werden kann.
Wir brauchen noch etwas, Herr Aiwanger. Sie setzen sich für den ländlichen Raum ein. Wir müssen eine Vielfalt an Ausbildungsrichtung und Sprachenfolge des gymnasialen Angebots sicherstellen, und zwar nicht nur in den Großstädten – da ist es besonders leicht, weil genug Schüler vorhanden sind -, sondern auch im ländlichen Raum. Die Möglichkeiten hierzu würden durch eine Wahlfreiheit zwischen G 8 und G 9 massiv eingeschränkt. Dies müssen Sie den Schülern, den Eltern und Bürgern erst einmal verkaufen.
Wir wollen kein Gymnasium, das keine Vielfalt mehr anbietet, sondern wir wollen – das ist gerade ein Ziel des achtjährigen Gymnasiums – eine Vielfalt der Angebote und eine Öffnung der Schulen.
Des Weiteren brauchen wir Direktoren, Lehrerkollegien, Elternvertreter, Schülervertreter, die das Mehr an Möglichkeiten und Mitteln sinnvoll umsetzen. Wir haben mit der integrierten Lehrerreserve und dem, was zusätzlich an Mitteln kommt, erweiterte Möglichkeiten geschaffen.
Wie ich bereits sagte, brauchen wir Direktoren, Elternvertreter, Schülervertreter und Lehrerkollegien, die die Möglichkeiten nutzen. Diese Personen brauchen dafür keine verordneten Strukturveränderungen, sondern Ruhe. Ruhe ist notwendig, um die Möglichkeiten nutzen zu können.
SPD, GRÜNE oder FREIE WÄHLER – statt das Mehr an Geld, welches natürlich immer begrenzt ist, für echte Verbesserungen zu nutzen, die den Schülerinnen und Schülern zugutekommen, wollen Sie Unruhe stiften und das Geld für unnötige Strukturveränderungen verschwenden.
Deswegen sagen wir von der CSU: An den Gymnasien haben wir jetzt bewährte Verhältnisse. Die Situation ist gut. Nachdem wir die Gestaltungsmöglichkeiten verbessert und an den Schulen Frühwarnsysteme und verbesserte Fördermöglichkeiten eingeführt haben, wollen wir den Gymnasien die Ruhe geben, die sie brauchen. Das ist jetzt der richtige Weg.
Ich spreche jetzt das eigentliche Ziel der Oppositionsparteien an. Wer die Programmatik der GRÜNEN und der SPD, die so tun, als ob sie sich um das Gymnasium besonders kümmern, liest, stellt fest: Sie wollen keine Verlängerung der Gymnasialzeit, sondern eine Verstümmelung und Verkürzung dieser Zeit. Ihnen wären eine Gemeinschaftsschule und danach ein G 3 am liebsten. Dieses G 3 wäre eine gymnasiale Oberstufe. Eine solche Lösung sollten sich die Eltern und Lehrer noch einmal vor Augen führen. Damit wird keine Verlängerung der Gymnasialzeit vorgeschlagen, sondern das eigentliche Ziel ist eine zehnjährige Gemeinschaftsschule und danach ein G 3. Dies wollen wir definitiv nicht. Wir werden uns dagegen wehren.
Nur die CSU und die FDP stehen zu einem bayerischen Gymnasium mit hoher Qualität. Darauf können sich die Bürger verlassen.
Der nächste Redner ist Herr Kollege Güll. Auch für ihn wurde eine Redezeit von zehn Minuten beantragt. Nach ihm spricht Kollege Gehring.
Sehr geehrter Herr Präsident, liebe Kolleginnen und Kollegen! Es mag ja etwas daran sein. Aber wenn gesagt wird, nur die CSU stehe für das Gymnasium, dann müssen wir dem entgegenhalten: Nur die CSU steht für Chaos, was das Gymnasium betrifft.
immer wieder versucht wird, auch von Gemeinschaftsschulen zu sprechen und in die Diskussionsteilnehmer einen Keil zu treiben, dann ist das ein Vorgang, den niemand erklären kann.
Weitere Vorbemerkung: Wer hat die Unruhe ins Gymnasium gebracht? War das die linke oder die rechte Seite dieses Hauses?
Wenn ich mich recht entsinne, regieren in Bayern die CSU und ein bisschen auch die FDP. Das, was wir jetzt in den Schulen haben, ist das Produkt der CSU und der FDP und nicht der Oppositionsparteien. Ihr habt das Chaos und die Unruhe zu verantworten.
Sie, Herr Kultusminister, sind doch die offene Flanke der CSU. Sie sind der Minister, der Ideen und Konzepte bringt – das ist jetzt vielleicht das falsche Wort, aber sagen wir es einmal so -, die überhaupt nicht wirken, sondern zum Chaos führen. Sie sind der Minister, der den Menschen nicht mehr erklären kann, wie es in den Schulen zugeht und was in den Schulen gemacht werden soll. Schüler, Eltern und Lehrer verstehen Ihre Politik gar nicht mehr. Das gilt, glaube ich, auch für die Verbände in ihrer großen Zahl, und ich vermute fast, dass auch die rechte Seite dieses Hauses, die CSU, Ihre Politik für das Gymnasium langsam nicht mehr versteht.
Dass diese Einschätzung nicht so falsch sein kann, sieht man daran, dass sich der Ministerpräsident im Juli vergangenen Jahres bemüßigt gefühlt hat, das Heft in die Hand zu nehmen und das Gymnasium zur Chefsache zu erklären.
Sie, Herr Kultusminister Dr. Spaenle, haben die Sorgen und Nöte, die Ängste der Eltern, Schüler und Lehrer nie richtig ernst genommen.
Sie haben nie zugehört, wo die Belastungen in diesem G 8, diesem Schnellschuss, wirklich liegen, nämlich in der hohen Stundenbelastung und in der Fächerdichte. Sie haben nie zur Kenntnis genommen, dass das ein unzumutbarer Zustand für viele Schülerinnen und Schüler ist.
Das beste Beispiel ist das Flexi-Jahr. Ich weiß nicht, ob irgendjemand in diesem Haus erklären kann, was das ist. Das ist auch nicht wichtig. Ab dem 15. September wird es Geschichte sein. Wir werden dafür sorgen, dass das nie in den bayerischen Gymnasien verwirklicht wird.
Kurzum: Das, was Sie gerade in Bezug auf das Gymnasium machen, ist mit dem Wort "Murks" noch schön beschrieben. Das kann man den Eltern, Schülern und Lehrern nicht ernsthaft anbieten.
Deshalb hat die SPD bereits vor einem Jahr – also nicht heute, gestern oder vorgestern – gesagt: Die Lösung wird im Gymnasium der zwei Geschwindigkeiten, also im Wahlrecht zwischen der einen und der anderen Form, liegen. Deshalb können wir die Forderung der FREIEN WÄHLER unterstützen und sehen Gemeinsamkeiten bei der grundsätzlichen Ausrichtung des Wahlrechts.
(Beifall bei der SPD und des Abgeordneten Hu- bert Aiwanger (FREIE WÄHLER) - Thomas Hacker (FDP): Das war vor zwei Wochen aber noch ganz anders! - Hubert Aiwanger (FREIE WÄH- LER): Kein Jahr wird es dauern, dann habt ihr umgeschwenkt!)
Richtig ist und wird sein: Die SPD wird bis zum 15. September nicht nachlassen, diese Frage zu thematisieren und mit den Eltern, Schülern und Lehrern darüber zu reden, wie man das Gymnasium in Bayern richtig und gut aufstellen muss.
Der Wahltag wird der Volksentscheidstag sein. Das Volk wird am 15. September entscheiden, welche Form des bayerischen Gymnasiums wir haben. Das Volk wird wollen, dass es flexible Formen und verschiedene Lernzeiten gibt. Das wird sich durch das Gymnasium der zwei Geschwindigkeiten zeigen.
Es gibt Kinder und Jugendliche, die nicht die gleichen Potenziale haben wie andere und deshalb mehr Zeit brauchen, um zu einem Ziel zu kommen. Dem müssen wir Rechnung tragen und verschiedene Lernzeiten durch das Wahlrecht für das Gymnasium der zwei Geschwindigkeiten umsetzen.
Es gibt wohl Kinder und Jugendliche – das wollen wir gar nicht bestreiten -, die in acht Jahren zum Abitur kommen können. Warum denn auch nicht? Das ist doch in Ordnung. Aber damit man dieses Ziel auf einem pädagogisch sinnvollen Weg erreichen kann, wird man dazu kommen müssen, die verkürzte Form,
also das G 8, in einer gebundenen Ganztagsform anzubieten. Das ist eine Option, die man in Bayern wohl verwirklichen kann.
Das werden wir sofort in Angriff nehmen. Wir werden unmittelbar nach dem 15. September ein Ganztagsgymnasium pro Landkreis einführen.
Es wird aber auch Schülerinnen und Schüler geben, die einfach mehr Zeit brauchen, weil deren Potenziale und Lerngeschwindigkeiten eben andere sind. Diese Schülerinnen und Schüler dürfen auch länger brauchen. Aber sie brauchen nicht den Murks des FlexiJahres, sondern sie brauchen eine längere Lernzeit für die gesamte Lernstrecke. Das ist die Möglichkeit, das G 9 richtig anzubieten.
Niemand will zurück zum alten G 9, niemand auf der linken und niemand auf der rechten Seite. Das ist richtig. Deshalb ist es unabhängig von der Laufzeit des Gymnasiums wichtig – und das ist leider Gottes seit 2004 niemals geschehen -, noch einmal über die inhaltliche Neuausrichtung des Gymnasiums zu reden und sich darüber auszutauschen. Es ist auch notwendig, noch einmal über die Lernformen des Gymnasiums zu reden, und es ist notwendig, das pädagogisch gute Instrument des gebundenen Ganztagsgymnasiums möglichst schnell möglichst vielen Schülerinnen und Schülern anzubieten.
Deshalb sage ich: Wir werden im September beginnen, zusammen mit den Eltern, Lehrern und Schülern genau diese Fragen in den Blick zu nehmen,
diese Baustellen in den Blick zu nehmen und sie einer vernünftigen Lösung zuzuführen, damit das Chaos aufhört, damit eine echte und nachhaltige Ruhe ins Gymnasium kommt. Das haben unsere Schülerinnen und Schüler weiß Gott verdient.