Protokoll der Sitzung vom 28.06.2011

Am besten einfach nicht anfassen, nur reden.

(Heiterkeit - Unruhe - Zurufe: Höher!)

- Das Pult höher!

(Zurufe - Unruhe)

Wann hat das das letzte Mal jemand zu mir gesagt?

Ja, mei -

(Allgemeine Heiterkeit und Beifall - Anhaltende Unruhe)

Also, die Zeit läuft ab.

Bitte zuhören, liebe Kolleginnen und Kollegen!

Die können ja kaum etwas hören bei diesen Schaltungen.

(Zurufe: Lauter!)

Womit wollte ich anfangen, Frau Präsidentin?

(Allgemeine Heiterkeit)

Eigentlich wollte ich sagen: Jetzt braucht die Staatsregierung schon Experten, um sich zu blamieren; früher hat sie das noch selbst hingekriegt.

Lassen Sie mich zwei Punkte ansprechen, erstens die Zusammensetzung des Zukunftsrates und zweitens die Hochschulpolitik, über die wir schon ein bisschen sprechen sollten. Herr Staatsminister, Sie haben es schon erwähnt: Der Bericht besteht aus vier Teilen, und alle konzentrieren sich auf den einen. Zukunftsräte haben eine lange Tradition. Jahrtausende lang haben sich Herrscher schon beraten lassen. Die

Ägypter haben damit angefangen. Cäsar hat übrigens 16 Räte gebraucht,

(Zuruf des Abgeordneten Bernd Sibler (CSU))

Herr Seehofer braucht 22. Man kann ihn also schon in eine Reihe stellen.

(Tobias Thalhammer (FDP): In eine Reihe mit Cäsar, das gefällt ihm!)

Das waren damals Auguren, nicht Uiguren, damit Sie keine Angst haben.

(Allgemeine Heiterkeit - Zurufe - Unruhe)

Das war also keine chinesische Minderheit, sondern das waren Auguren. Der Unterschied besteht darin, dass man damals die Zukunft hauptsächlich in Tierkadavern gesucht hat. So weit ist man noch nicht, einen Bär Bruno daraufhin zu untersuchen, was die Zukunft bringt. Es ist also besser, man greift auf Experten zurück.

(Allgemeine Heiterkeit - Unruhe)

Aber - und da geht es schon mal los - wenn man einen Expertenrat einsetzt, soll er seinen Auftraggeber beraten. Normalerweise müsste man dem Zukunftsrat doch sagen, zu welchen Themen er einen Rat geben soll. Nun überlässt man diesem Zukunftsrat selbst die Entscheidung, worüber er untersuchen will und was er rät. Meine Vorstellung von Regierung ist, dass sie selbst die Fragen klärt. Wenn sie schon selbst die Fragen nicht klärt und einen Zukunftsrat einsetzt, dann sollte sie ihm doch wenigstens sagen, in welchen Bereichen er forschen und sie beraten soll. Aber einfach 22 Personen einzusetzen, die beraten und dann der Regierung sagen sollen, was sie für einen Rat haben, ist im Grunde genommen irrwitzig.

(Beifall bei den FREIEN WÄHLERN und Abge- ordneten der SPD)

Dann die Auswahl! Ich persönlich habe nun nicht so arg viel gegen Professoren,

(Allgemeine Heiterkeit)

wenn sie sich nicht technisch betätigen wollen,

(Allgemeine Heiterkeit)

aber nur Professoren zu fragen, auch wenn es um Hochschulpolitik geht, und dann eine so einseitige Auswahl zu treffen, halte ich nicht für richtig. Schauen Sie sich einmal an, von wem Sie sich zur Hochschulpolitik beraten lassen: Von der Fünfergruppe kommen vier aus den Universitäten.

(Ulrike Gote (GRÜNE): Das sind alles Männer!)

Dann sind es vier Männer gewesen, es sind nur Präsidenten gewesen, es war kein Studierender darunter, kein Vertreter des Mittelbaus, kein Vertreter der Wirtschaft in diesem Bereich. Diese Leute sollen einen Rat geben. Wenn man sich anschaut, was sie raten, dann stellt man fest, dass das ein Wunschkonzert ist. Sie raten das, was sie haben wollen. Genau das, was sich ein Professor oder ein Präsident wünscht, steht da drin, exakt das, aber nicht das, was wir für unsere Studierenden brauchen.

Natürlich ist Internationalität ein wichtiges Thema, aber im Moment doch nicht das vorrangig.

(Ulrike Gote (GRÜNE): Doch!)

In den nächsten Jahren werden 76 000 Studierende mehr kommen. Wir werden Wohnungsmangel haben; wir werden einen Studiendruck haben; wir werden viele Prüfungen haben, und der Zukunftsrat beschäftigt sich nur mit Internationalität, und dann auch noch auf diese Art und Weise! Das Erste, was dem Zukunftsrat einfällt, sind höhere Studienbeiträge. Das wird empfohlen, zwar nicht für die bayerischen Studenten, aber für Studierende aus Nicht-EU-Ländern. Das ist wirklich zukunftsweisend in einer Zeit, wo die ganze Republik darüber diskutiert, Studienbeiträge abzuschaffen.

Das Nächste ist, dass man 65 Millionen haben will. Schön, aber für wen will man sie haben? - Von den 65 Millionen sollen erst mal 25 Millionen an die Professoren gehen, an die, die das raten. Da bekommt jeder von den 22 ungefähr eine Million. Dann sollen fünf Millionen an Emeriti gehen, an diejenigen, die schon im Ruhestand sind. Die wollen auch noch fünf Millionen, um dann im Grunde genommen den Universitäten zur Verfügung zu stehen. Für die Studierenden sind zehn Millionen vorgesehen. Das ist total unausgewogen. Man müsste das Ganze vom Kopf wieder auf die Füße stellen. Wenn Sie einen Rat annehmen wollen, dann doch von uns: Geben Sie das meiste Geld bei der Internationalisierung für die Studierenden aus, aber doch nicht für die Professoren!

(Beifall bei den FREIEN WÄHLERN)

Wenn Sie sich das mal durchlesen, werden Sie viel Eigenlob feststellen. Da werden ständig eigene Programme in den Himmel gehoben. Da lobt Herr Herrmann die TU München. Das ist dann der Rat: Macht alles so, wie ich es gemacht habe. Dann werden noch Firmen genannt. Das Komische ist, dass nur die Firmen als positives Beispiel genannt werden, die zufälligerweise im Zukunftsrat sitzen. Mehr Eigenlob kann kaum sein.

Man kann über solche Dinge reden wie über ein bayerisches Rückkehrerprogramm. Das heißt, man will, dass die Bayern wieder zurückkommen. Ich will gar nicht, dass sie jetzt dauernd weggehen. Es ist unser Problem, dass wir wegen der Studiengebühren die Sorge haben, dass die jungen Leute zum Studieren aus Bayern weggehen. Ich habe hier eine Tasche. Ich weiß ja nicht, ob ich sie zeigen darf. Darf ich eine Tasche zeigen? Damit wird Werbung gemacht.

Nein.

Dann lasse ich die Tasche liegen und beschreibe sie.

(Tobias Thalhammer (FDP): Darf ich das mal sehen? - Ulrike Gote (GRÜNE): Was ist da drin? - Markus Rinderspacher (SPD): Zeigen Sie mal her!)

- Ich beschreibe sie nur.

(Zurufe - Unruhe)

- Jeder bekommt das nachher. Damit wird auf bayerischen Marktplätzen Werbung gemacht. Es geht darum, Studierende nach "Fernost" zu locken. Da wird Werbung für die ostdeutschen Bundesländer gemacht.

(Dr. Franz Xaver Kirschner (FDP): Weil da keiner hin will!)

Sachsen, Thüringen und die anderen neuen Bundesländer machen das zusammen. Da ist viel Infomaterial drin.

(Anhaltende Zurufe - Unruhe)

- Ich zeige das nicht, das bekommen nachher alle. Unsere Studierenden werden abgeworben und gehen vermehrt in den Osten. Unser Problem ist im Moment also nicht die Internationalisierung, sondern das Abwandern innerhalb Deutschlands. Wir sollen doch jetzt kein Geld dafür zahlen, dass sie aus Ostdeutschland wieder zurückkommen. Wir wollen, dass unsere Studierenden hier bleiben. In dieser Richtung wollen wir agieren.

(Beifall bei den FREIEN WÄHLERN)

Um es auf den Punkt zu bringen: Hier war schlechter Rat teuer. Das Ganze kostet auch noch Geld, wenn auch nicht sehr viel.