Die Bundesrepublik Deutschland hat für die Buchenwälder eine internationale Verantwortung. Auf der Konferenz von Rio im Jahr 1992 haben wir eine Aufgabenteilung beschlossen, sodass jedes Land die Verantwortung für die Lebensräume und die Tier- und Pflanzenarten hat, die bei ihm häufig vorkommen. Beim Schutz der Buchenwälder sind wir international sehr stark gefordert. Wir stehen hier in der Verantwortung. Dieser Verantwortung sollten wir gerecht werden, gerade beim wichtigsten Buchenwald, den wir in Bayern haben. Das ist der Steigerwald. Er gehört geschützt.
Kolleginnen und Kollegen von der CSU, wir sollten aufhören mit der seltsamen und fast rosstäuscherischen Formel "Schützen und Nutzen". Diese Formel haut bei vielen Lebensräumen sowie Tier- und Pflanzenarten einfach nicht hin. Schützen und Nutzen ist teilweise ein erheblicher Widerspruch. Die Totholz bewohnenden Arten sind im Wirtschaftswald deutlich unterrepräsentiert. Dazu gibt es massenweise Untersuchungen. Es reicht nicht aus zu sagen: Ich nutze, damit habe ich diesen Schutz. Wir brauchen zusätzlich zu dem Nutzen auch die Schutzgebiete, um die Artenvielfalt in diesen Wäldern zu erhalten.
Die Vertreter der Staatsforsten sollten aufhören, mit teilweise völlig falschen "Mondzahlen" zu operieren. So wurde ein Betriebsleiter zitiert, der sagte, durch die Unterschutzstellung und das Aus-der-Nutzung-Nehmen dieses Waldstücks würde ein Einnahmeverlust von 400.000 Euro entstehen. Dies ist absurd; denn der gesamte dortige Forstbetrieb mit 17.000 Hektar hat insgesamt durchschnittlich 600.000 Euro pro Jahr Ertrag. Auf einer Fläche von 4 % können deshalb nicht 400.000 Euro Ertragsminderung eintreten. Das ist völlig daneben. Sie sollten aufhören, mit solchen Zahlen zu operieren. Hier kann es allenfalls um Größenordnungen von 20.000, 30.000 oder 40.000 Euro gehen, aber nicht um 400.000 Euro. Ich möchte den Waldbesitzer sehen, der aus diesem Gebiet regelmäßig 400.000 Euro herauszieht. Hören Sie auf, mit solchen Zahlen zu operieren!
Sie sagen, es soll ein neues Konzept kommen. Ich erinnere an die Diskussion, die wir im letzten Jahr in der Zentrale in Regensburg mit den Bayerischen Staatsforsten und dem Betriebsleiter geführt haben. Von der Zentrale in Regensburg wurde damals verlangt, dass der Hiebsatz erhöht wird. So sehen die Konzepte der Staatsforsten aus: Wenn sie mehr Geld brauchen, wird eingefordert, den Hiebsatz zu erhöhen. Mit einem Schutzgebietskonzept wäre das nicht mehr möglich. Wir wollen das auch nicht. Es kann nicht sein, dass solche wertvollen Gebiete den monetären Interessen der Staatsforstverwaltung in Regensburg unterliegen.
Jetzt komme ich zu der berühmten Koalition mit den Bürgerinnen und Bürgern: Sie sagen, die Bevölkerung sei dagegen. Legen Sie doch einmal die Zahlen vor. Ich habe von Ihnen keine einzige wirklich belastbare und nachvollziehbare Zahl aus einer Umfrage gehört.
Sie haben schlicht und ergreifend keine Zahlen erhoben. Ich bin gespannt: Übermorgen führt der Bund Naturschutz eine Pressekonferenz durch, bei der er belastbare Zahlen vorlegen wird. Nachdem diese Pressekonferenz groß angekündigt ist, nehme ich an, dass die belastbaren Zahlen vom Bund Naturschutz belegen werden, dass die Bevölkerung nicht gegen, sondern mehrheitlich für ein Schutzgebiet ist.
- Was ist denn daran so lustig? Sie sitzen hier und behaupten Dinge, die Sie nicht belegen können. Sie schwafeln ständig davon, die Bevölkerung sei dagegen. Sie haben nichts, überhaupt nichts. Legen Sie endlich einmal was vor!
Es gibt auch andere Zahlen. Wir agieren ja hier nicht im luftleeren Raum. Wir haben die hervorragende Studie "Naturbewusstsein 2013" vom Bundesamt für Naturschutz. Diese Studie sollten Sie sich einmal zu Gemüte führen. Dort steht drin, was die Bevölkerung in Deutschland will.
(Ernst Weidenbusch (CSU): Was steht da zum Steigerwald? Gar nichts! Was ist das für ein Zitat? Was steht da drin?)
- Das war eine generelle Aussage. Warten Sie doch ab, bis ich zitiere, Herr Kollege! Lassen Sie mich doch ausreden. Ich fange gerade erst an zu zitieren. – Dieser Studie ist zu entnehmen: Knapp zwei Dritteln der Befragten gefällt die Natur umso besser, je wilder sie ist. Das sind 65 %. Und weiter: Vier von Zehn würden aber mehr Wildnis in Deutschland begrüßen, während der gleiche Anteil mit der derzeitigen Situation zufrieden ist. Auf die Frage, wo sich mehr Wildnis in Deutschland entwickeln soll, wünschen sich die Befragten vor allem mehr Wildnis in Wäldern, nämlich 79 %. Das ist die Meinung der bundesdeutschen Bevölkerung.
(Katharina Schulze (GRÜNE): Sie verstehen das nicht einmal! – Zuruf von der CSU: Dummheit! – Florian von Brunn (SPD): Erst denken, dann reden!)
In Deutschland herrschen gute Voraussetzungen für die Einrichtung und den Betrieb von Nationalparks, in denen Wildnis großflächig geschützt
wird. Ihre Vorteile werden vom Großteil der Befragten geschätzt. 95 Prozent sind der Meinung, dass sie Tiere und Pflanzen schützen. Des Weiteren stimmt eine große Mehrheit zu, dass Nationalparks Arbeitsplätze schaffen, die Region aufwerten und generell gut zu Deutschland passen. Lediglich 21 Prozent sehen durch Nationalparks ein Risiko für die Forstwirtschaft und 16 Prozent sehen in ihnen eine Gefahr für die landwirtschaftliche Nutzung. …
Fast 80 % der Bürgerinnen und Bürger finden, dass abgestorbene Bäume und Totholz in den Wald gehören.
Als Befürworter eines Welterbes in Franken hat sich auf Nachfrage auch der Präsident der IHK für Oberfranken, Heribert Trunk, geoutet. Ihm geht es vor allem um die touristischen Vorteile.
Wenn Ihnen schon das Bundesamt für Naturschutz wurscht ist, dann sollten Sie zumindest die Unterstützung eines IHK-Präsidenten für dieses Welterbe und für diese Unter-Schutz-Stellungen zur Kenntnis nehmen;
Wir werden dem Antrag der SPD aus vollem Herzen zustimmen. Er entspricht im Prinzip unserer Vorstellung. Gratulation zu dem Antrag! Die beiden anderen Anträge von CSU und FREIEN WÄHLERN werden wir ablehnen.
Danke schön, Kollege Magerl. Für die CSU-Fraktion hat sich Kollege Dr. Hünnerkopf gemeldet. – Bitte sehr.
Kolleginnen und Kollegen! Ja, die Buchenwälder des Steigerwaldes sind etwas Besonderes. Die Menschen dort wissen das seit Jahrzehnten und Jahrhunderten. Darum kämpfen sie auch für diese Wälder.
Meine Damen und Herren, warum haben diese Wälder jetzt diese ökologische Bedeutung, wie Kollege Magerl sie dargestellt hat? – Weil die Menschen dort schon immer nachhaltig gewirtschaftet haben, kommen diese Arten auch heute noch dort vor und sind nicht verschwunden.
Über Jahrhunderte waren es die Zisterzienser, in den letzten Jahrzehnten noch gezielter und bewusster die bayerischen Verwaltungen: die Forstverwaltung, die Staatsforsten.
Im Mittelpunkt hat sicher primär die Nutzung gestanden. Sie haben den Wald jedoch so genutzt, dass auch noch Schutz für all diese Arten gegeben war.