Man muss natürlich daneben dann sehen, dass es selbstverständlich Schwerpunktsetzungen auch in unserem Ressort in der Zusammenarbeit mit Selbsthilfegruppen gibt, die sich genau auf das beziehen, was Sie sagen, nämlich die chronisch Kranken in den Blick zu nehmen. Sie haben aber selbst auch ausgeführt, dass das aus Ihrer Sicht nicht kampagnenfähig ist. Die erreicht man eben nicht über Kampagnen, sondern über andere Wege.
Von daher, glaube ich, ist es hier auch ein Missverständnis. Wir können auch ein Aktionsbündnis, an dem sich erfreulicherweise mittlerweile 70 Organisationen und Verbände — ein paar sind genannt worden — ganz breit über Bremen und Bremerhaven verstreut beteiligen, auch nicht überstrapazieren, indem wir da fachlich-inhaltliche Konzepte erarbeiten lassen wollen, sondern das muss dann auch inhaltlich Arbeit der fachlichen Ebene sein und ihr vorbehalten bleiben.
Gleichwohl nehmen wir natürlich diese Menschen in den Blick. Was uns zu dem Aktionsbündnis veranlasst hat, ist eben das Problem Alkohol. Dieses Problem tritt dann auf, wenn Missbrauch von Alkohol zum eigenen Schaden und zum Schaden anderer vorgenommen wird.
Ich will hier deswegen auch noch einmal ganz deutlich sagen, was ich bereits in der letzten Debatte zu diesem Thema gesagt habe. Ich glaube, dass wir uns auch alle noch ein bisschen freimachen müssen von einem etwas heuchlerischen Umgang mit dem Thema Alkohol
und dass wir, gerade, wenn es um die chronisch Kranken geht, auch die besten Konzepte machen können. Wir müssen sie erreichen, und sie müssen sich ihres Problems und ihrer Krankheit bewusst werden. Dazu brauchen wir eigentlich auch alle, alle, die hier und sonstwo sitzen, die aufmerksam und sensibel sind und sich trauen, auch solch eine Sache anzusprechen. Daran fehlt es immer noch. Auch daran müssen wir arbeiten, und das ist dann kampagnenfähig. Von daher nehmen wir auch solche Dinge mit in den Blick unseres Aktionsbündnisses.
und mit dem europäischen Aktionsplan 2000 bis 2005. Die Ziele dieser beiden Organisationen muss ich hier vielleicht nicht im Detail noch einmal benennen, aber es geht natürlich darum, ein verstärktes Bewusstsein für gesundheitspolitische Konzepte zu schaffen, mit denen die Schäden durch Alkohol vermindert werden können, das Risiko alkoholbedingter Probleme, die in gesellschaftlichen Zusammenhängen entstehen, zu verringern und, was von Frau Busch angesprochen wurde, natürlich auch darum, Kinder, junge Menschen und alle, die eben keinen Alkohol trinken wollen, besser vor dem von ihrer Umwelt ausgehenden Druck zu schützen, Alkohol trinken zu müssen.
Grundmotiv für das Bremer Aktionsbündnis ist, eine Vielzahl verschiedener Aktionen zu entwickeln, zu fördern und sich gegenseitig im Bündnis dabei zu unterstützen sowie eine bessere Vernetzung und Koordination aller Aktionen sowie eine gezielte und effektive Öffentlichkeitsarbeit zu erreichen.
Ich war sehr überrascht, als ich das Aktionsbündnis ins Leben gerufen habe. Es waren über 90 Vertreter und Vertreterinnen von Organisationen im Rathaus. Wir haben in der Debatte dort festgestellt, wie wenig eigentlich alle voneinander wissen, was sie denn eigentlich zum Thema Alkohol alles in dieser Stadt, in diesem Land bereits unternehmen, was es an Aktionen gibt, was es an Aktivitäten gibt. Man weiß viel zu wenig voneinander, und es ist dringend eine Vernetzung angesagt.
Vorrangig wollen wir um die so genannte Punktnüchternheit werben, das heißt, in bestimmten Lebenssituationen sich eben deutlich zu machen, es geht nur nüchtern, es geht nicht unter Einfluss von Alkohol: im Verkehr, am Arbeitsplatz, in der Schwangerschaft. All das sind unsere Themen, und der Aufbau des Bremer Aktionsbündnisses „Verantwortung setzt die Grenze“ war dazu der erste Schritt. Es ist der Versuch, die unterschiedlichsten gesellschaftlichen Gruppen, die Fachöffentlichkeit, die Medien, Kirchen, Politik, Vereine, Betriebe und die Alkoholindustrie zusammenzuführen, denn sie alle stehen in dieser Frage in einer besonderen Verantwortung, was die Schaffung und Veränderung von Bewusstsein betrifft. Die Kampagne bedarf insofern ihrer Unterstützung.
Wir hatten gedacht, dass auf unserer landesbremischen Ebene auch ansässige Brauereien zum Beispiel in den Bündnisrat eintreten würden. Sie haben das dann untereinander so besprochen, dass der Bundesvertreter der Alkoholindustrie oder der Brauereiindustrie in unseren Beirat kommt. Es ist also keineswegs die Rede davon, dass es da irgendwelche Feindschaften gibt. Wir sind uns in dem Ziel, ver
Ich wollte nur einmal nachfragen, ob Sie sich bei den Aktionsfeldern auch vorstellen können, die Anwendung der sehr vorbildlichen Vereinbarung zur Suchtkrankenhilfe im öffentlichen Dienst doch wesentlich offensiver umzusetzen, als es bisher geschehen ist. Offensichtlich lässt nach meiner Interpretation die mangelnde Anwendung darauf schließen, dass die Sensibilität im Bereich unserer eigenen Arbeitnehmerschaft noch nicht so ausgeprägt ist, wie es sein müsste.
Das ist sicherlich in Teilbereichen richtig, aber es ist auch kein Problem des öffentlichen Dienstes, das habe ich versucht auszuführen. Ich glaube, dass wir über diese Richtlinie und über den verantwortungsvollen Umgang und den Versuch, es auch in Regeln zu gießen im öffentlichen Dienst, dort sogar wesentlich weiter sind als in vielen anderen Bereichen dieser Gesellschaft. Von daher haben wir auch da noch nachzuarbeiten. Aber wir befinden uns nicht im Rückstand, sondern das Bewusstsein ist im öffentlichen Dienst, glaube ich, schon wesentlich breiter vorhanden, dass man sich dieses Problems annehmen muss, als in anderen Arbeitsbereichen.
Nachdem wir nun das Bündnis geknüpft haben, müssen natürlich Taten folgen. Wir planen diese Taten in Form von gemeinsamen Aktionen auf der Grundlage der Bündnisvereinbarung, die wir Ihnen im Wortlaut mitgeliefert haben. Der Bündnisrat hat sich im Mai konstituiert und beschlossen, dass als erster Schritt einer mehrjährigen Kampagnenstrategie das von der Hamburger Suchtprävention entwickelte und von Springer und Jacobi — eine sehr renommierte Werbeagentur — umgesetzte Medienkonzept „Irgendwann ist der Spaß vorbei“ zu übernehmen.
Das Konzept wurde speziell für die Zielgruppe der Fünfzehn- bis Siebzehnjährigen entwickelt und hatte ein hervorragendes Feedback auch in der Zielgrup
pe der achtzehn- bis fünfundzwanzigjährigen jungen Erwachsenen. Wir hoffen, dass wir dann im Herbst, wenn diese Kampagne startet, auch hier einen großen Rücklauf haben. Wir haben inzwischen ein eigenes Logo, wir haben eine Webside im Internet noch in diesem Sommer.
Wir werden sicherlich noch Gelegenheit haben, hoffe ich, Sie auch im Rahmen der Veranstaltung, die wir dann machen werden, möglichst zahlreich begrüßen zu können. Ich wäre dankbar, wenn Sie sich alle dann auch für dieses Thema interessieren, einsetzen und auch in Ihrem ganz persönlichen Umfeld dafür werben, sich unserer Kampagne anzuschließen. — Danke!
Aktivitäten im Hinblick auf eine Bewerbung zur Ausrichtung des Deutschen Turnfestes 2006 in Bremen/ Bremerhaven
Herr Präsident, meine Damen und Herren! Wenn wir heute noch einmal über das abgesagte Turnfest 2006 in Bremen sprechen, so geht es, glaube ich, weil wir das mehrfach hier schon getan haben, auch an anderer Stelle, nicht mehr um das Für und Wider des Turnfestes. Das Turnfest ist abgesagt, die Bewerbung ist gelaufen, und wir sollten heute hier nach vorn blicken.
Ich glaube, wir haben aber eine Lektion aus der Geschichte zu lernen, wie das gelaufen ist. Damit möchte ich mich heute befassen anlässlich des Berichts, den der Senat vorgelegt hat. Lassen Sie mich gleich zum Anfang sagen: So, wie es bei der Bewerbung für das Turnfest gelaufen ist, darf es in Bremen nie wieder passieren. Ich werde gleich sagen, warum.
Seit zwei Jahren, nämlich seit 1998, hat sich der Senat vorgenommen, und besonders der Bürgermeister Dr. Scherf verkündete es bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit, dass Bremen sich für das Jahr 2006 für das bundesweite Turnfest bewerben will. Wir alle, jedenfalls die meisten von uns, haben sicherlich den Bürgermeister gesehen, wie er mit ausgebreiteten Armen und mit der Bezeichnung „Super, das ist das Beste, was für Bremen kommen kann!“ die Bewerbung für das Turnfest angepriesen hat.
Noch Anfang März 2000, und das ist nicht so lange her, haben sich sowohl der Senat in seiner Gesamtheit, die beiden Bürgermeister, Sportsenator Schulte und die SPD-Fraktion eindeutig und klar für eine Bewerbung für das Turnfest 2006 ausgesprochen. Diese Beschlüsse wurden groß verkündet, und es wurde gesagt, die Bewerbung laufe auf jeden Fall — das Bewerbungsbüro war zu dieser Zeit ja schon lange eingerichtet —, und wir hätten große Aussichten, dort den Zuschlag zu bekommen.
Ich selbst habe in der Sportdeputation mehrfach nachgefragt, ob denn da nicht noch eine winzige Kleinigkeit bei dieser ganzen Euphorie und bei diesem Beschluss vergessen worden wäre, also so etwas ganz, ganz Winziges, nämlich die Frage, wie wir das eigentlich bezahlen wollen.
Die Kosten sind insgesamt auf etwa 24 Millionen DM geschätzt worden, und selbst im reichen Bremen können wir ja nicht so einfach einmal eben 24 Mil––––––– *) Vom Redner nicht überprüft.