Die Vermittlungsquoten zum Beispiel aus IT-Qualifizierungsmaßnahmen, die wir nach unseren Programmen zahlreich durchführen, sind entsprechend hoch, nämlich 90 Prozent. Eine solche Vermittlungsquote haben wir in Qualifizierungsmaßnahmen sonst eigentlich nicht. Von den Betrieben werden Ad-hocBedarfe nach allen Erfahrungen überregional und via Internet, eben in den neuen Medien, ausgeschrieben und nicht gemeldet bei den Arbeitsämtern, so dass also auch diese Stellen nicht in die Statistik eingehen.
Der Handelskammer Bremen sowie der Industrieund Handelskammer Bremerhaven liegen keine konkreten Ergebnisse und Stellenbedarfe vor. Beide Kammern bemühen sich sehr um entsprechende Auskünfte bei den Betrieben. Die Sachlage ist auch dadurch kompliziert, dass IT-Berufe eben nicht nur bestimmten IT- oder Multimediabranchen zugeordnet werden können. Vielmehr bauen in allen Wirtschaftssektoren die Unternehmen IT-Abteilungen auf und suchen Spezialisten der Software und der
Zum Beispiel trifft das auch auf Krankenhäuser, Stahlwerke, die Post und andere zu, Bereiche, die man nicht unmittelbar zum IT-Bereich rechnet. Von daher ist das auch hier eine ungenaue Statistik, die man aber nicht, Frau Dreyer, der Arbeitsverwaltung anlasten darf, ich meine dem Arbeitsressort. Auch nicht unbedingt nur dem Arbeitsamt, sondern da müssen viele zusammenspielen, die Angaben auch für diese Statistiken, die man dann beurteilen will, machen! Wir können diese Statistiken so unmittelbar nicht koordinieren, aber Sie wissen genau, dass wir in vielen Gesprächen mit der Arbeitsverwaltung da ständig vorankommen. Es ist nur nicht so einfach, wie Sie das dargestellt haben.
Zur Situation der Stellenbewerber und -bewerberinnen! Die hohe Zahl von zirka 530 arbeitslosen Bewerbern und Bewerberinnen für IT-Berufe muss man aus folgenden Gründen ebenso relativieren: Die Bundesanstalt für Arbeit sortiert den Bewerberstand nach Berufskennziffern. Diese stimmen aber mit den betrieblichen Anforderungsprofilen für IT-Fachkräfte nicht mehr überein. Beispiele dafür sind Druckvorlagenhersteller, Vertriebsfachleute, auch die haben ganz viel mit IT zu tun, passen aber nicht in die Sortierung der Berufskennziffern bei der Zuordnung.
Es ist heute zu erkennen, dass sich quer über die verschiedensten Berufe IT-Spezialisten herausentwickeln und von der Wirtschaft auch nachgefragt werden. So sind zum Beispiel Biologen, Chemiker oder auch Sozialwissenschaftler, die sich durch die Arbeit mit komplizierten Datenbanken zu IT-Spezialisten weiterentwickelt haben, durchaus auch als solche zu sehen, tauchen aber in den Statistiken entsprechend nicht auf. Das heißt für den Arbeitsmarkt, dass Quereinsteiger zunehmend gute Chancen auf einen Arbeitsplatz im IT-Bereich haben. Es fehlen hier aber noch geeignete Instrumente der Erkennung und dann auch der Vermittlung.
Ein großes Problem für uns ist, das werden wir, glaube ich, im Rahmen dieser Bürgerschaftssitzung auch noch speziell erörtern, dass mehr als 20 Prozent des Bewerberstandes älter als 40 Jahre sind und allein aufgrund ihres Alters als schwer vermittelbar im IT-Bereich gelten. Das ist ein Zustand, den wir nicht oft genug erörtern können, der natürlich ganz stark davon abhängt, dass die Betriebe selbst diese Einschätzung so vornehmen, aus welchen Gründen auch immer, da spielen viele Vorurteile eine Rolle. Wir wissen, dass bei diesem Personenkreis zum Teil sehr hohe Kenntnisse und Erfahrungen vorliegen, die mit entsprechender Anpassungsqualifizierung für die Betriebe sehr nützlich sein könnten.
dann auch Entwicklung von Instrumenten angeht, diese Probleme bearbeiten wir zur Zeit in einer Regionalaktion „IT-Bedarfe im Rahmen des Bündnisses für Arbeit und Ausbildung in Bremen und Bremerhaven“. Insofern gibt es sehr wohl eine Runde im Rathaus, die sich vernetzt über viele Bereiche, Sie wünschen sich eine größere, darauf komme ich gleich noch einmal zurück, damit beschäftigt und Instrumente entwickelt und auch schon viele Maßnahmen entwickelt hat.
Wir verfolgen seitens unseres Ressorts einen gemeinsamen Aktionsplan mit der Handelskammer Bremen, Industrie- und Handelskammer Bremerhaven, den beiden Arbeitsämtern und dem Wissenschafts- und Bildungssenator. Wir wollen insbesondere durch eine verbesserte Datenbasis, die aus den vorher genannten Gründen erforderlich ist, über die Anforderungsprofile der Betriebe auf der einen Seite und über die Qualifikationsprofile der Stellenbewerber und -bewerberinnen auf der anderen Seite die Vermittlung eindeutig erhöhen.
Wir hoffen auch, dass wir durch Kampagnen, die sich in erster Linie an das Bewusstsein der Betriebsinhaber richten, die betriebliche Akzeptanz von Bewerbern, die älter als 40 Jahre sind, durch die Herausstellung ihrer Kenntnisse, Fähigkeiten und Erfahrungen verbessern können. Da komme ich noch einmal auf das zurück, was Frau Dreyer vorhin gesagt hat, wir würden nur schlichte Schuldzuweisungen betreiben. Es gab eine Aktion, die Handelskammer hatte alle Betriebe eingeladen, die offene Stellen in einer bestimmten Zahl gemeldet hatten. Sie haben geschrieben, da sei niemand gekommen, und wir hätten sozusagen da ganz boshaft gesagt, diese Bösen, nun kommen sie alle nicht.
Ja, wir haben das benannt, weil wir es auch nötig finden, es zu benennen, denn wir wollen alles tun, um die Qualifizierungsprofile der Bewerber und Bewerberinnen so anzupassen, dass die Betriebe auch ihre Stellen mit diesen besetzen können. Dazu müssen uns aber die Betriebe sagen, was sie brauchen. Wir können das ja nicht irgendwie zusammenfantasieren. Dazu wollten wir das Gespräch, dazu hat die Handelskammer eingeladen, und es ist leider niemand gekommen.
Daraus kann jeder seine Schlüsse ziehen. Es ist jedem unbenommen, andere Schlüsse zu ziehen, als ich es tue. Ich finde das sehr bedauerlich und würde mir wünschen, dass wir da zu einem sehr viel verbesserten Erfahrungs- und Meinungsaustausch kommen.
Bereits zu Beginn des Jahres 1998 hatte der Senator für Arbeit gemeinsam mit den beiden Arbeitsämtern in Bremen und Bremerhaven eine Qualifizierungsoffensive für die Informationsgesellschaft 2000 gestartet. Durch zusätzliche Fördermittel des Arbeitsamtes und des Arbeitsressorts für Anpassungsqualifizierungsmaßnahmen sowie für Umschulungsmaßnahmen in den neuen IT- und Multimediaberufen konnten ein hoher technischer Standard und ein hoher Modularisierungsgrad erreicht werden. Die zügige Vermittlung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer in den ersten Arbeitsmarkt spricht für die Qualität dieser Maßnahmen ebenso wie für die betriebliche Bedarfslage.
Es darf dabei aber nicht vergessen werden, dass die Qualifizierung von Beschäftigten in den neuen Informations- und Kommunikationstechniken für die Standortentwicklung ebenfalls von größter Bedeutung ist. Hier sind natürlich die Betriebe erst einmal auch selbst in der Pflicht. Arbeitsmarktpolitik unterstützt die Entwicklung einer zeitgemäßen regionalen Angebotsstruktur, die sich insbesondere auch an kleine und kleinere Industrie- und Handwerksbetriebe richtet. Die dürfen natürlich den Anschluss nicht verpassen, aber Arbeitsmarktpolitik kann auch Unternehmenspolitik nicht gänzlich ersetzen. Auch die Unternehmen und auch die kleinen und mittleren Betriebe sind gefordert zu artikulieren, wo sie Hilfestellung brauchen, und möglichst auch selbst Instrumente zu entwickeln.
Darüber hinaus muss Arbeitsmarktpolitik auch darauf aufpassen, dass die Qualifizierung von Arbeitsuchenden, Stellenbewerbern und Stellenbewerberinnen nicht zu einem unzulässigen Job-TurnOver führt, also, dass dadurch nicht die heute Berufstätigen, insbesondere dann wieder die älteren, aus ihrer Beschäftigung hinausgedrängt werden, dass wir jüngere nun besonders gut qualifizieren.
Die berufsbegleitende Qualifizierung hat deswegen einen sehr wichtigen Stellenwert, und auch das machen wir in unseren Programmen, die wir ja auch immer wieder in der Deputation vorlegen. Wir versuchen, über diese berufsbegleitende Qualifizierung die Menschen für ihren Arbeitsplatz fit zu halten. Durch diese Qualifizierungsoffensive für den Strukturwandel werden entsprechende Projekte initiiert und gefördert. Wir werden im Rahmen des Antragsverfahrens 2000 demnächst in der Deputation neue Prioritätensetzungen, falls erforderlich, beraten.
Wie sieht nun der Bedarf bis 2003 aus? Dass ein hoher Bedarf der Betriebe nach IT-Qualifikationen und auch nach zusätzlichen IT-Fachkräften vorliegt, ist eindeutig. Diesen Bedarf konkret mit Zahlen zu belegen, ist jedoch allein deswegen schon schwierig, weil sich die Betriebe selbst noch in der Entwicklungsphase befinden. Personalentwicklungspläne liegen beispielsweise insbesondere bei den kleinen und mittleren Unternehmen in den seltensten Fällen vor, und so kommt es dann auch zu dem Ef
fekt, dass Unternehmen, wenn sie einen guten Mann oder eine gute Frau kennen lernen, zum Beispiel durch ein Praktikum, diesen oder diese auch einstellen für Aufgaben, die sie dem Grunde nach eigentlich erst perspektivisch auf sich zukommen sehen. Aktuell sind so zum Beispiel mehr als 300 Bewerberinnen und Bewerber allein aus Qualifizierungsmaßnahmen mit Praktika heraus eingestellt worden. Auch das spricht dafür, diese Maßnahmen im Interesse der Arbeitsuchenden zu verstärken.
Bei der Ausbildung von Jugendlichen in IT-Berufen, Frau Dreyer, die Greencard, haben Sie gesagt, ersetzt nicht
die gute Ausbildung! Aber die Greencard, Frau Dreyer, ersetzt auch nicht die Ausbildungsplätze, das haben wir hier auch schon mehrfach erörtert. Wir können also noch so gut schulisch vorbereiten, wenn die Wirtschaft keine Ausbildungsplätze zur Verfügung stellt, dann greifen die Jugendlichen auch gut vorgebildet ins Leere.
Deswegen auch an dieser Stelle noch einmal die deutliche Forderung an die Unternehmen, auch genügend Ausbildungsplätze auf dem ersten Ausbildungsmarkt zur Verfügung zu stellen!
Wir wollen den Berufsweg in die Informationsgesellschaft auch für Nichtakademikerinnen und -akademiker zugänglich machen, und deswegen fördern wir das Beratungsprojekt PIA, das Projekt zur Initiierung zusätzlicher Ausbildungsplätze. Hier werden Unternehmen darin unterstützt, Ausbildungsplätze in den neuen Berufsfeldern für die Informationswirtschaft quantitativ zu erhöhen und qualitativ zu verbessern. Dabei müssen viele Unternehmen für die berufliche Erstausbildung noch geworben werden.
Hier ist schon der besondere Bedarf, den wir an Ausbildungsplätzen für Mädchen und junge Frauen haben, angesprochen worden. Ich will einiges, was gesagt worden ist, nicht kommentieren. Ich glaube, dass dazu auch immer Betriebe gehören, die auch in diesem Bereich Vorurteile abbauen, wir müssen aber auch bei den Mädchen und jungen Frauen noch heftige Überzeugungsarbeit leisten. Auch da sind wir uns einig. Wir tun da eine ganze Menge. Es ist ein schwieriger Weg. Ich persönlich begleite diesen Weg in den unterschiedlichen Berufsfeldern jetzt seit ungefähr 15 Jahren, und wir werden da am Ball bleiben müssen. Wir müssen uns da gewaltig anstrengen, dass da nicht wieder Mädchen und junge Frauen abgehängt werden, wie es jetzt schon anhand der Zahlen droht.
Der Verbesserung der Ausbildungsplatzsituation im Land Bremen dient dann zu guter Letzt auch noch der von meinem Ressort geförderte Bremer Lernorteatlas, in den dann hoffentlich bald auch Bremerhaven einbezogen wird. Das ist ein multimediales Informations- und Auskunftssystem, das Informationen über ausbildungsrelevante Betriebe, Behörden und Bildungseinrichtungen beinhaltet und auch Schülerinnen und Schülern als Informationsquelle für die Planung von Projekten und für die Wahl von Praktikumsplätzen zur Verfügung steht.
Jetzt zu der Einladung in das Rathaus! Wir werden das im Bündnis für Arbeit in der entsprechenden Arbeitsgruppe einbringen und vorschlagen, dass man eine solche Initiative auch für Bremen startet, und werden uns dann bei Ihnen melden und das Ergebnis zurückmelden. Ich denke, dass der Bildungssenator und ich da versuchen können, gemeinsam Sympathien für Ihren Ansatz zu finden. Ich glaube, wir müssen im Interesse der jungen Leute alles versuchen, was der Sache dienen kann. — Danke!
Die Bürgerschaft (Landtag) nimmt von der Antwort des Senats, Drucksache 15/420, auf die Große Anfrage der Fraktionen der CDU und der SPD Kenntnis.
Ich frage Herrn Senator Lemke, ob er die Antwort noch einmal mündlich wiederholen möchte. — Das ist nicht der Fall.
Auf die Antwort des Senats auf Große Anfragen folgt eine Aussprache, wenn dies Mitglieder der Bürgerschaft in Fraktionsstärke verlangen. — Das ist der Fall.
Herr Präsident, meine Damen und Herren! Es ist bei mir lange her, und auch, wenn ich mich umschaue, bei den meisten anderen Kollegen des Hauses, dass der erste Schultag anstand und mit Freude, Anspannung und mit freudiger Erwartung der Weg zur Schule beschritten wurde, am ersten Tag mit voll gefüllter Schultüte und den Eltern, der ganzen Verwandtschaft, die Tage danach mit eventuell abbauender freudiger Erwartung, meistens dann auch ohne Eltern, und irgendwann kam dann der Tag, an dem das Kind zum ersten Mal allein den Weg zur Schule antreten musste.
Der Grund für unsere Große Anfrage „Sichere Schulwege in Bremen und Bremerhaven“ ist die traurige Tatsache, dass auf dem Schulweg Jahr für Jahr in Bremen über 170 Kinder im Schnitt, wir haben in der Antwort des Senats die genauen Zahlendarstellungen bekommen, verunglücken. Dies ist für uns Anlass genug, zum Schuljahresbeginn erneut auf die Risiken des Schulweges hinzuweisen und das anzusprechen, was wir als Politik dort bewegen können.
Die Verantwortung der Politik erstreckt sich hier auf verschiedene Bereiche, auf den Unterricht, auf die Vorbereitung vor der Schulzeit schon im Kindergarten und auch auf die Präventions- und Repressionsmaßnahmen, die wir auch zum Beispiel durch die Polizei und die entsprechenden Behörden durchführen können. Ich habe es eben gesagt, im Schnitt 170 Schülerinnen und Schüler im Alter bis zu zehn Jahren verunglücken in Bremen und Bremerhaven jährlich. Wir haben hier Zahlen aus den Jahren 1990 bis 1996 vom Statistischen Landesamt vorgelegt bekommen.
Die Frage ist, was können wir tun? Sonntagsreden der Politik gibt es leider zuhauf in diesem Bereich. Wir hier in Bremen als überschaubarer ZweiStädte-Staat können handeln. Wir handeln auch schon. In manchen Bereichen, denke ich, haben wir noch Grund, unser bisheriges Handeln zu überdenken, um dann dort entsprechende neue Taten vollziehen zu können.
Wir haben erst einmal, das möchte ich festhalten, gerade in diesem Bereich der Schulwegsicherung eine enorme Verantwortung der Eltern. Da kann Politik überhaupt nicht einschreiten, aber wir müssen auch von dieser Stelle den Eltern sagen, dass sie auf die Kleidung der Kinder achten müssen, dass sie den Kindern den Schulweg erklären müssen und dass sie natürlich auch eine besondere Verantwortung anderen Kindern gegenüber haben, denn leider kommt es zuhauf vor, dass vor Grundschulen dann wartende Eltern mit dem Auto parken, und zwar so, dass andere Kinder zwischen den Autos durchlaufen und wieder andere Eltern mit dem Auto ganz schnell noch einmal vorfahren und ein Kind, das zwischen den Autos hervorhüpft, dann entsprechend nicht mehr rechtzeitig erkennen.