Sie hatten gefragt, Frau Dr. Mathes, das will ich doch noch beantworten, obwohl ich verärgert bin, was uns denn dazu getrieben hat, diese Initiative zu ergreifen, und weil Sie versuchen, das als Ablenkungsmanöver zu diffamieren. Als Opposition müssen Sie uns diffamieren, das gehört wohl zum Rollenspiel. Ausgangspunkt war eine Veranstaltung im März dieses Jahres in der Evangelischen Akademie Bad Boll, an der ich teilgenommen habe. Ich zeige Ihnen einmal bewusst den Umschlag, die Dokumentation, unter dem Motto „Ehrfurcht vor dem Leben“, Zitat von Albert Schweitzer, darum geht es!
Da ging es in einer Arbeitsgruppe um die Tötung von so genannten überzähligen Tieren. Die gibt es natürlich nicht, es gibt keine überzähligen Tiere. Da ging es um Heimtiere, und da ging es bei den Tierärzten, die da waren, und das habe ich mir von der Tierärztekammer bei uns auch bestätigen lassen, darum, dass an Tierärzte immer wieder das rechtswidrige Ansinnen herangetragen wird, kerngesunde Tiere schlicht und ergreifend einzuschläfern, zu töten, weil man ihrer überdrüssig ist – das ist eben diese berühmte Geschichte, Weihnachten unter dem Weihnachtsbaum, im Juli auf der Autobahn –, oder das Ansinnen, diese Tiere umzubringen.
Darüber haben wir uns gemeinsam Gedanken gemacht, wie man dem entgegenwirken kann. Da waren übrigens auch Vertreter Ihrer Partei dabei, auch Grüne. Wir haben eine sehr konstruktive Diskussion geführt, die unter anderem zum Ergebnis hatte, wir alle bringen diese Initiativen in der Art, wie ich sie hier eingebracht habe, in unsere Landtage ein. Ich habe von anderen Landtagen allerdings noch nichts gehört.
Wir haben bei der Gelegenheit auch noch einmal die Forderung unterstrichen, dass wir letztendlich sagen, es muss im Ziel, im Ergebnis, das können wir hier in Bremen nicht allein leisten, gemeinsam mit allen Beteiligten erreicht werden, dass Tiere nur noch an Leute ausgehändigt werden, die auch nachweisen, dass sie Qualifikationen haben, dass sie die entsprechenden Voraussetzungen haben und dass sie die Tiere artgerecht halten können. Ich lasse einmal das ganze Manuskript, das ich hier noch habe. Ich sage Ihnen nur, dieser Unterricht oder diese Inhalte müssen flächendeckend in die Schulen hinein. Ich wage einmal zu bezweifeln, dass die Schulen heute schon darauf vorbereitet sind. Meine Wahrnehmung ist das nicht, um das einmal deutlich zu sagen, aber was noch nicht ist, kann ja noch werden! Ich denke einmal, daran sollten wir alle mitwirken.
Ich werde – leider ist Senator Lemke heute nicht da – ihm anbieten, dass ich selbst mich mit einem Tier in den Schulen zur Verfügung stelle, um mit Schülerinnen und Schülern darüber zu reden, wie man mit Tieren umgeht, und das zu unterstützen, was der Tierschutzverein macht. Das ehrenamtliche Engagement schätze ich genauso hoch ein, und das möchte ich auch an dieser Stelle noch einmal loben.
Kurzum, ich habe jetzt nicht alle Inhalte genannt, die hinein müssen, ich will sie nur noch kurz stichwortartig nennen: Was muss eigentlich in die Schulen und in die Familien transportiert werden? Erstens: Exotische und einheimische Wildtiere gehören in ihren natürlichen Lebensraum und nicht ins Wohnzimmer, das ist eine wichtige Aussage. Zweitens: Die Entscheidung für ein Tier, zum Beispiel einen Hund oder eine Katze, bindet langfristig, bis zu 15 Jahre, und das muss man wissen, wenn man so ein Tier beschafft. Drittens: Tiere haben ihre ureigensten artgerechten Bedürfnisse. Die muss man kennen und muss ihnen gerecht werden. Ich habe eben das Beispiel Freilauf schon einmal genannt. Die Unterhaltung von Tieren kostet Geld, auch das muss man wissen. Tiere brauchen Zuwendung und Zeit ihres Menschen. Sie sind kein Spielzeug. Sie sind liebenswerte, aber auch leidensfähige Lebewesen.
Dann, zum Schluss, bevor immer dieses Stammtischargument kommt – nicht hier, aber in Leserbriefen habe ich es schon gelesen –, da wird Tierschutz gegen Menschenschutz, Kinder und so weiter ausgespielt! Da heißt es Kinderschutzbund und Tierschutz, als wäre das ein Gegensatz. Lassen Sie mich da zum Schluss noch einmal eine Feststellung treffen: Tierliebe und Nächstenliebe, Menschenliebe sind kein Gegensatz, sondern zwei Seiten ein und derselben Medaille, die heißt, um mit Albert Schweitzer zu sprechen, Ehrfurcht vor dem Leben! – Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit!
Herr Präsident, meine Damen und Herren! Ich muss noch einmal eben kurz nach vorn kommen. Frau Emigholz, da Sie sich in Ihrer Rede so für den Tierschutz eingesetzt haben, aber meine Frage nicht angenommen haben, weil Sie sie wohl nicht beantworten konnten oder wollten, frage ich Sie noch einmal: Wenn Sie und Ihre Fraktion sich hier angeblich so für den Tierschutz einsetzen, warum finden dann noch immer diese schrecklichen, unerträglichen und grausamen Affenversuche an der Bremer Uni statt? Warum ist der Computer, der so viele Tierversuche überflüssig machen
Also halten Sie hier keine solchen Schaufensterreden! Sie haben doch die politische Macht, die unsäglichen Affenversuche an der Bremer Uni zu verhindern. Wenn nicht Sie, wer denn sonst? Halten Sie hier nicht solche unerträglichen Schaufensterreden, sondern handeln lieber im Sinne und zum Schutze der Tiere, das wäre gescheiter!
Herr Präsident, meine Damen und Herren! Wenn Frau Dr. Mathes aus ihrer Sicht vergeblich den politischen Kern der Großen Anfrage sucht, dann kann ich ihr auf jeden Fall etwas abgewinnen, was den Zeitpunkt betrifft, weil mit diesem Zeitpunkt kurz vor Weihnachten die Gelegenheit gegeben ist, auch noch einmal aus der Sicht des Parlaments auf dieses Thema aufmerksam zu machen, denn wir wissen alle, dass gerade Weihnachten unbedacht Tiere verschenkt werden in der Annahme, man kann meistens ja den Kindern eine Freude machen. Die Familien, die sich damit befassen, setzen sich in der Regel nicht damit auseinander, was das bedeutet, und nur wenige wissen oder können einschätzen, dass es eine langfristige Bindung ist.
Mein Kater, Herr Henkel, ist nicht nur 15 Jahre alt geworden, er ist jetzt gerade 21 Jahre alt geworden. Das heißt, man lässt sich wirklich auf etwas ein, was einen langen Zeitraum umfasst, großen Zeitaufwand mit sich bringt, ganz abgesehen von den Kosten, die damit verbunden sind, aber auch von den Aufwendungen, Tierarzt, medizinische Versorgung. Das machen sich viele gar nicht klar. Das ist erst das kleine niedliche Tier, das unheimlich lieb ist und süß, und man meint, damit sei es dann getan, aber das ist es leider nicht. Das führt dazu, wenn das Tier krank ist oder die Urlaubsplanung ansteht, dass keine Versorgung gefunden wird für das Tier, dass dann das Tier im besten Fall noch im Tierheim abgegeben wird, im schlimmsten Fall auf der Straße ausgesetzt oder, wie Sie es beschrieben haben, Herr Henkel, eingeschläfert wird.
Deswegen begrüße ich es, dass wir zu diesem Zeitpunkt noch einmal Gelegenheit haben, auf dieses Thema aufmerksam zu machen. Wir wissen, dass im Land Bremen pro Jahr rund 2000 bis 2500 Haustiere im Tierheim landen, wovon die wenigsten dann auch wieder abgeholt werden, weil einfach die Besitzer dieser Tiere überdrüssig geworden sind, weil sie festgestellt haben, dass Hunde bellen und sich Nachbarn beschweren, wenn Hunde bellen, oder weil sie festgestellt haben, dass man Hunde einfach nicht den ganzen Tag allein lassen kann. Eigentlich eine ganz klare Einsicht, aber manche haben, wie ––––––– *) Von der Rednerin nicht überprüft.
gesagt, sich nicht damit auseinander gesetzt und wissen sich dann keinen Rat mehr, als dieses Tier im Tierheim abzuliefern.
Tiere sind eben keine Stofftiere, die man, wenn man sie haben möchte, wenn man sie streicheln möchte, aus dem Schrank holt, und wenn sie einem lästig werden, wieder in die Ecke stellen kann, sondern Tiere wollen ständig auch ihre Anforderungen zu Recht befriedigt haben.
Es ist wichtig, schon Kinder an den Umgang mit Haus- und Heimtieren heranzuführen. Da gibt es sehr gute Veranstaltungen, insbesondere von den Bremer und Bremerhavener Tierschützern, von der Tierärztekammer, von der Tierärzteüberwachungsbehörde, auch von der Lebensmittel-, Tierschutzund Veterinärüberwachungsbehörde. Es gibt wunderbare Veranstaltungen, die den Kindern und Jugendlichen, den Familien das Thema nahe bringen.
Es wird auch schon sehr viel im Bereich Kindergarten und Schule geleistet. In Kindergärten und Horten haben Kinder häufig die Möglichkeit, sich mit Tieren auseinander zu setzen, eigene Erfahrungen mit Tieren zu sammeln. Sie werden da angeleitet, wie man Tiere beobachtet, wie man sie pflegt. Ich wäre Ihnen sehr dankbar, Herr Henkel, wenn Sie Ihr Angebot, das Sie an Herrn Lemke gemacht haben hinsichtlich der Schulen, auch für die Kindergärten machten.
Ich bin sehr gern bereit, dieses Angebot anzunehmen. Wir haben in Bremen eine wunderbare Einrichtung, das sind die Tier- und Jugendfarmen, wo Kinder in der Stadt Gelegenheit haben, sich mit Tieren zu beschäftigen, diese Tiere zu pflegen, zu füttern, auch das ist wichtig und eine, wie ich finde, tolle Einrichtung.
In Bremerhaven gibt es den Zoo am Meer, zurzeit leider nicht zu besuchen, weil noch im Umbau begriffen. Alle warten darauf, dass der Zoo endlich wieder aufmacht. Ich finde es wunderbar, dass nach der Wiedereröffnung des Zoos auch die Tradition in Bremerhaven beibehalten werden soll, dass Kindergarten- und Hortgruppen kostenlos den Zoobesuch ermöglicht bekommen sollen. Das finde ich toll.
Es gibt, das hat Frau Emigholz schon ausgeführt, an Bremer Schulen sehr gute Projekte, dieses Projekt Q-Tipps, das Projekt, wo Kinder durch Anleitung zum Umgang mit Tieren ein Heimtier-Diplom erwerben können. Das geht genau in die Richtung, Herr Henkel, wie Sie das fordern. Ich denke, das sollten wir auf jeden Fall weiterführen, und das ist der Weg, den Lehrerinnen und Lehrer gemeinsam mit den Kindern gehen sollten.
Wenn wir den Zoo am Meer 2004 endlich wieder haben, wird es nach meiner Kenntnis die Wiedereinrichtung der Zooschule am Meer geben. Auch das ist eine ganz tolle Einrichtung, sozusagen als außerschulische Lerneinheit, wo Kinder im Zoo den Umgang mit Tieren erleben können und vor Ort mit den Tieren umgehen werden.
Es gibt viele gute Projekte, ich erspare Ihnen das jetzt, die alle aufzuzählen. Die sind alle nachzulesen in der Antwort auf die Große Anfrage. Sie sind auch in der Debatte schon an vielen Stellen genannt worden. Wir müssen weiter dafür eintreten, dass wir bei jeder Gelegenheit die Sensibilität von Menschen im Umgang mit Tieren fördern, dass wir klar machen, was das bedeutet, wer sich dafür entscheidet, ein Heim- oder Haustier anzuschaffen, dass diese Menschen auch die Verantwortung dafür übernehmen, dass wir den Tieren Leid ersparen, und es gibt sehr viel Leid unter den Haustieren, was oft gar nicht entdeckt wird, was auch unsere Behörden nicht entdecken können, denn Haustiere können nicht kontrolliert werden.
Lassen Sie uns gemeinsam diese Aufgabe weiter wahrnehmen, und ich möchte mich auch dem Dank anschließen an die Tierschutzvereine in Bremen und Bremerhaven, weil sie eine wirklich hervorragende Arbeit auf diesem Gebiet leisten. Ich denke, dass wir politisch sie dort unterstützen wollen, wo wir nur können, denn das ist eine unverzichtbare Leistung auf dem Gebiet des Tierschutzes. – Schönen Dank, meine Damen und Herren!
Weitere Wortmeldungen liegen nicht vor. Damit ist die Aussprache geschlossen. Die Bürgerschaft (Landtag) nimmt von der Antwort des Senats auf die Große Anfrage der Fraktion der CDU Kenntnis.
Wir kommen zur ersten Lesung. Die Beratung ist eröffnet. – Wortmeldungen liegen nicht vor. – Die Beratung ist geschlossen.
Wer das Bremische Schuldbuchgesetz, Drucksache 15/1285, in erster Lesung beschließen möchte, den bitte ich um das Handzeichen!
Meine Damen und Herren, da der Senat um Behandlung und um Beschlussfassung in erster und zweiter Lesung gebeten hat und die Fraktionen der SPD und der CDU dies als Antrag übernommen haben, lasse ich jetzt darüber abstimmen, ob wir jetzt die zweite Lesung durchführen wollen.