Leider kann ich dieses Thema heute aber nicht aus der Sicht eines Reisenden beleuchten, sondern muss dies aus der Sicht eines Parlamentariers, eines Gesellschafters oder Controllers tun. Erwarten Sie also bitte keinen Reisebericht, wie Sie ihn vielleicht von Goethe kennen, sondern zunächst einige spröde Zahlen, die sich vielleicht auch teilweise mit dem decken, was Frau Winther schon gesagt hat! Die Zahlen sind aber wichtig, das Thema ist wichtig, und darum sollte man sie sich noch einmal vor Augen führen.
Das Thema Tourismus hat in der Tat eine besondere Bedeutung für Bremen und Bremerhaven, gerade vor dem Hintergrund des Strukturwandels, den wir hier so nötig haben und auf den wir hinarbeiten. Als Teil des Dienstleistungssektors werden hier 16 000 Arbeitsplätze angeboten. 16 000 ist eine hohe Zahl, sie deckt sich mit der Zahl, die der größte private Arbeitgeber hier anbietet, da allerdings direkt, im Tourismusbereich als direkte und indirekte Arbeitsplätze. Erfreulich ist aber, dass in den letzten fünf Jahren jährlich zwischen 500 und 1000 Arbeitsplätze dazugekommen sind. In der Tat also eine Dynamik, die sehr positiv ist, eine Entwicklung, die man weiterhin unterstützen muss!
Schauen wir uns die kurzfristige Entwicklung an, eine Zahl, die Frau Winther auch schon genannt hatte: Hamburg und Bremen gemeinsam mit 8,1 Prozent auf dem zweiten Platz nach Berlin mit 14 Prozent, wobei der Bundesdurchschnitt bei einem Prozent liegt, eine ebenfalls erfreuliche Zahl, allerdings bezogen auf das erste Halbjahr 2004, das muss man dazusagen! Das Jahr 2003 war ähnlich erfolgreich, ein Plus in den Übernachtungen – wir reden hier von Übernachtungen – von 1,7 Prozent. Das war auch überdurchschnittlich, wenn man es mit dem Bundesdurchschnitt vergleicht, also sehr erfreulich das Jahr 2003 und das Jahr 2004.
Frau Winther hat es aber auch gesagt: Von wo starten wir denn eigentlich? Wenn man sich die Zahlen des Niveaus anschaut, auf dem wir uns heute befinden, sieht es nicht ganz so erfreulich aus, das muss man auch fairerweise sagen. Bei den Übernachtungen je Einwohner liegt Bremen im Jahr 2002 zum Beispiel im Großstadtbereich mit einem Wert von 2,1 weit unter dem Durchschnitt von 3,4 der bundesdeutschen Städte bei den Übernachtungen je Einwohner. Bei der Betrachtung der absoluten Zahlen muss festgestellt werden, dass Bremen im Jahr 2003 mit 1,09 Millionen Übernachtungen nur Platz elf belegt, Bremerhaven mit 190 000 Übernachtungen im Rahmen zwölf definierter Vergleichsstädte Platz acht. Mit anderen Worten: Bremen und Bremerhaven befinden sich auf einem immer noch relativ niedrigen Niveau, holen derzeit aber kräftig auf.
Städte- und Kulturreisen. Sie haben darauf hingewiesen: Bremen und Bremerhaven sind auf der letzten RDA, das ist die größte Fachmesse für Bustouristik in Köln, immerhin vom größten Fachmagazin für Bustouristik zur Destination des Jahres 2004 gewählt worden. Die BTZ und die BIS erhielten für ihr Verkaufshandbuch auf dieser RDA einen weiteren Preis, nämlich den „Roten Bus“. Ich denke, darüber freut sich auch die CDU-Fraktion. Im nächsten Jahr heißt er vielleicht schwarzer Bus, und dann gewinnen wir ihn wieder, und dann freut sich die SPDFraktion.
Oder der grüne Bus, aber den grünen Bus gibt es ja schon! Jedenfalls freuen wir uns alle gemeinsam über den Gewinn dieser Preise.
Die diesjährige Studie „Tourismus“ des EQUIB – das ist die Entwicklungsplanung, Qualifizierung im Lande Bremen, durchgeführt vom Institut für Arbeit und Wirtschaft der Universität Bremen gemeinsam mit der Arbeitnehmerkammer – hebt die Zielgruppenkompetenz in der Tourismuswirtschaft als einen elementaren Erfolgsfaktor hervor. Ob ältere Menschen, Jugendliche, Behinderte, Öko-, Wellness-, Kultur- oder Bildungstouristen, künftig wird es immer wichtiger sein, zielgruppenspezifische Kundenbedürfnisse zu erkennen sowie gezielt zu bedienen.
Der durchschnittliche Bremenbesucher ist 46 Jahre alt, kommt aus Niedersachsen oder NordrheinWestfalen und gibt abzüglich Übernachtungskosten 38 Euro in der Stadt aus. Das sind drei von mehreren Erkenntnissen einer im April veröffentlichten Gästebefragung, durchgeführt vom Bremer Institut für Tourismus, Wirtschaft und Freizeitforschung im Auftrag der BTZ. Das Institut ist übrigens an der Hochschule Bremen ansässig.
Weitere Erkenntnisse sind, dass zum Beispiel 81,5 Prozent der Besucher aus Deutschland an die Weser reisen, 43,7 Prozent über Nacht blieben, im Durchschnitt drei Nächte und dass die Tagesgäste rund sechs Stunden in der Stadt verweilen. 40 Prozent der Besucher folgten der Empfehlung von Freunden und Bekannten, und knapp zehn Prozent der Gäste waren über Prospekte, Kataloge oder Plakate auf Bremen aufmerksam geworden. Für fast alle Gäste war die historische Innenstadt ein Reiseziel, und zehn Prozent dieser Gäste besuchten das Universum oder das Übersee-Museum.
Das sind Fakten, die müssen auch in Zukunft verdichtet werden. Auf Basis dieser Fakten müssen dann von unseren Tourismusgesellschaften neue Vermarktungswege entwickelt werden, respektive die bestehenden Produkte optimiert werden, vielleicht auch neue Produkte generiert werden. Ich nenne einmal zwei Beispiele, Produkte übrigens, die letzt
lich keinen hohen Investitionsbedarf nach sich ziehen: Canal Link in Bremen oder das Thema Scheidungstourismus in Bremerhaven, wen es interessiert, der kann mich direkt ansprechen. Ich möchte das Thema Scheidungstourismus und auch Canal Link jetzt nicht weiter vertiefen,
aber das sind zwei sehr interessante Ansätze, die sehr zielgruppenspezifisch entwickelt wurden. Ich bin mir sicher, vor diesem Hintergrund, auch vor dem Hintergrund dieser beiden gewählten Beispiele, vor dem Hintergrund, dass die Tourismusgesellschaften eine derart weitgehende Zielgruppenspezifität bereits an den Tag legen, ist hier erkannt worden, wie wichtig es ist, auf die Zielgruppen einzugehen. Frau Winther hat es auch gesagt, nicht anhand dieser konkreten Beispiele!
Ich muss einfach noch einmal betonen, ich bin mit dieser Entwicklung eigentlich sehr zufrieden. Sie ist meines Erachtens aus der Sicht eines Controllers oder Gesellschafters oder Parlamentariers – sehen Sie es, wie Sie es möchten! – als sehr positiv zu bewerten. Doch unterstellen wir einmal, der Output sei in Ordnung, und aus der Sicht eines Gesellschafters, der sich diese Marktdaten ansieht, diese Erfolge ansieht, den Output analysiert, wird dann aber auch die Frage nach dem Input gestellt. Da muss einfach konstatiert werden: Wir haben in den letzten Jahren in diesem Bereich gewaltige Kraftanstrengungen unternommen. Es sind teilweise sehr riskante Projekte auf den Weg gebracht worden, um neue attraktive Produkte mit großer Strahlkraft zu schaffen, und es liegt in der Tat eine hervorragende touristische Basis vor. Das muss man einfach sagen.
Freimarkt, Weihnachtsmarkt, Sail, Zoo am Meer, Universum, Botanika, Sechs-Tage-Rennen, Werder Bremen, die ganzen Museen und Theater, die fantastischen Ausstellungen in der Kunsthalle, die Schlachte, die Messe- und Kongressfaszilitäten, Schaufenster Fischereihafen, das neue Projekt Alter/Neuer Hafen in Bremerhaven, das Musikfest dürfen wir im Moment gerade genießen, Sommer in Lesmona – man möge mir verzeihen, dass ich jetzt nicht weitermache und alles aufzählen kann, wobei sicherlich auch viele andere Projekte eine Nennung verdient hätten –, aber damit liegt ein riesiges Potential vor, ein riesiges Potential, das es auch optimal zu vermarkten gilt.
Dazu kommen die vielen architektonischen Attraktionen unserer Städte, beispielhaft sei hier nur der Marktplatz in Bremen genannt, mit Rathaus, Roland, Dom und Schütting. Das Rathaus und der Roland sind seit Juli auf der Unesco-Liste, Weltkulturerbe, des Weiteren wird, Frau Winther hat es auch genannt, die Bewerbung der Kulturhauptstadt eine
sicherlich auch mittelfristige Basis für eine Vermarktung liefern. Bremen und Bremerhaven sind als Stadt der Wissenschaft ausgezeichnet worden. In den letzten Jahren sind eine Reihe erfolgreicher Messen und Kongresse in Bremen veranstaltet worden. Sie sehen, ich könnte das fortführen ohne Ende.
Wir haben wunderbare Bedingungen hier in Bremen und Bremerhaven, das Ganze touristisch zu vermarkten. Hier gilt es nicht, aus Stroh Gold zu spinnen, sondern das Gold vernünftig zu vermarkten, in die Welt zu tragen, und aus der Gesellschafter-, Parlamentarier- oder Controllersicht muss ich sagen, wir haben viel Geld in diese Branche Tourismus gesteckt, und wir haben auch entsprechende Erwartungen an die Tourismusgesellschaften für die Zukunft. Wir erwarten beispielsweise neben der Zielgruppenspezifität ein gesundes Verhältnis zwischen touristischer Infrastruktur und stattfindenden Events, also eine Balance aus den langfristigen, mit kontinuierlicher Wirkung strahlenden Infrastrukturen und den kurzfristigen, eine hohe Effektivität erzielenden Events. Bei all dem –
ich komme sofort zum Ende, Herr Präsident! – setzen wir natürlich auf eine gute Abstimmung und Kooperation der Tourismusgesellschaften BTZ und BIS untereinander, aber auch mit den anderen Konzerntöchtern wie beispielsweise HVG, Bremen Marketing, die die Leitlinie vorgeben, Corporate Identity, City Identity und allen anderen Betreibergesellschaften der touristischen Attraktionen.
Ich möchte schließen mit einem Lob und einem Dank an die Personen und handelnden Akteure dieser Branche, und ich möchte das auch auf das Taxengewerbe ausweiten nach der Debatte, die wir vorher hatten, denn es ist in der Tat wichtig, dass die Menschen, die nach Bremen kommen, auf eine positive Stimmung stoßen. Es ist die Souveränität im zwischenmenschlichen Umgang, die Deutung der Signale der Besucher, der Wünsche, die erkannt werden müssen. Ich bin der Meinung, dass auch hier Bremen vorbildlich ist. Ich saß gestern auf dem Marktplatz und bin derart nett bedient worden, als ich einen Kaffee trinken wollte. Dabei fiel mir ein, dass ich heute zu diesem Thema reden würde. Ich möchte auch dieser Dame, die mich gestern so wunderbar bedient hat, zusammen mit Frau Stahmann übrigens saß ich dort, ganz herzlich danken stellvertretend für alle in dieser Branche Tätigen für ihre Leistungen. Das ist wichtig für Bremen. – Herzlichen Dank!
Wunderbar! Man hat ja das Gefühl, dass man bei dieser Frage eine großkoalitionäre wirtschaftspolitische Feierstunde stört, wenn man das eine oder andere dazu auch noch kritisch sagen will. Bei aller Lyrik, bei allem Bekenntnis zu unseren wunderschönen Städten Bremerhaven und Bremen, also zu unserem wunderschönen Bundesland, was ich bei Frau Winther auch herausgehört habe, es wundert einen nicht, dass Bremerinnen und Bremer Bremen und Bremerhaven lieben, darüber braucht man hier nicht lange zu reden, das mache ich auch. Insofern können wir an dieser Stelle gemeinsam feiern. Ich bin auch hier geboren, und es ist alles sehr nett hier. Jetzt aber einmal ein Stück ernsthafter!
Herr Präsident, meine Damen und Herren, es geht in dieser Frage um Ökonomie. Das ist jedenfalls der Ausgangspunkt dieser Diskussion. Es geht nicht um Lyrik, und es geht nicht um diese Dinge. Tourismus ist ein weites Feld. Viele Dinge sind miteinander verzahnt. Frau Winther hat auf einige hingewiesen, die ich auch zum Teil so teilen kann. Ich brauche nicht alles zu wiederholen. Wenn wir Science-Stadt sind, ist doch klar, dass es sinnvoll ist, wenn versucht wird, wissenschaftliche Kongresse nach Bremen zu holen. Das ist für jeden offensichtlich, dass es Verbindungen gibt in diese Bereich hinein. Was mich stört, ist, dass man bei den Stärken dieser Stadt zum Beispiel überhaupt nicht erwähnt, welche Grünzüge diese Stadt hat, welche sanften Tourismusmöglichkeiten diese Stadt hat, die tauchen auch in der Antwort des Senats wenig auf, sehr bescheiden. Ich glaube aber, dass sie eine zunehmend größere Rolle spielen.
Wir haben im Grunde genommen so etwas in Bremen, was, glaube ich, nicht so viele wissen, ich behaupte einmal, wir haben die längste Skaterbahn in dieser Republik. Man kann von der Moorlosen Kirche im Prinzip bis nach Lilienthal per Inlineskater fahren. Es ist ein kleines Stück, dafür bin ich sogar, dass das asphaltiert wird. Ich rede schon immer mit dem Bausenator, dass er doch die paar Meter noch asphaltiert, denn dann hätten wir die längste Skaterstrecke in dieser Republik mit ganz wenig Teer und Asphalt. Das wäre zum Beispiel eine Maßnahme, die erstaunlich billig wäre im Investieren, aber eine große Wirkung haben könnte.
Ich sage Ihnen, Ihre touristischen Besucherzahlen, die Sie hier nennen, sind gestiegen. Das ist so. Darüber freuen wir uns auch außerordentlich, keine Frage. Ich muss jetzt aber ein bisschen Wasser in diese Feierstunde, in diesen Wein schütten, Ihre eigenen Prognosen, was Sie mit den Projekten erreichen wollten, liegen weit darüber. Sie sind mindes––––––– *) Vom Redner nicht überprüft.
tens 40 Prozent über Ihren eigenen Prognosen geblieben. Die Tourismusprognose des BAW zum Beispiel wollte durch den Space-Park 216 000 Besucher zusätzlich nach Bremen holen. Die gleiche Prognose wollte durch das Musical 130 000 neue Besucher und Touristen nach Bremen holen. Ihre Zahlen, die Sie zur Berechnung Ihrer Investitionen nehmen, so genannte regionalwirtschaftliche Effekte: Sie investieren in ein Projekt wie das Musical und sagen dann, dadurch haben wir soundso viel mehr Touristen, und die soundso viel Touristen lassen in Bremen soundso viel Geld, weil sie in Hotels gehen, weil sie in Restaurants gehen, weil sie hier Geld ausgeben.
Diese Rechnung, Frau Winther, geht nicht auf, weil Ihre Prognosen im Ansatz zu hoch gegriffen sind, ich möchte nicht sagen größenwahnsinnig sind. Bei all den Projekten, die in Bremen auf die Schiene gesetzt worden sind, ich behaupte nicht, dass die alle schlecht waren, verstehen Sie mich nicht falsch, sind Ihre Prognosen weit über das Ziel hinausgeschossen. Jetzt bessern Sie nach und freuen sich über einen kleinen Erfolg.
Der macht andauernd Gutachten. Der BAW ist dabei Spitze, vor allen Dingen, weil der gleiche Mensch, der viele dieser Projekte auf die Schiene gesetzt hat, im Nachhinein die ganze Geschichte auch noch einmal begutachten darf. Das ist sensationell, wie eng in Bremen manchmal die Räume werden. Auf jeden Fall ist es so, dass Sie mit Ihren Ausgangspunkten daneben liegen und dass Ihre Wirtschaftlichkeitsrechnung an dem Punkt nämlich scheitert.
Wenn Sie mit Tourismus Haushaltskonsolidierung machen wollen, wenn Sie ernsthaft eine Verbesserung auf der Einnahmenseite in dieser Stadt erreichen wollen durch Tourismus, dann müssen Sie mit ehrlichen Prognosen, mit ehrlichen Erwartungen an diese Projekte herangehen, und dann kommen Sie vielleicht auch einmal dazu, bei diesen größenwahnsinnigen Projekten, die unglaublich hoch zu finanzieren sind, kaum zu finanzieren sind, Abstriche zu machen und auf den Boden der Realität zurückzukommen.
Das wäre beim Space-Park schön gewesen. Sie bedauern das als leicht gedämpftes Tourismusprojekt. Ich behaupte, es hat niemand schöngeredet, es ist einfach falsch konzipiert, es ist falsch auf den Weg gebracht worden, und man hätte ein bisschen früher auf Kritiker in dieser Stadt bei diesen Projekten hören sollen, dann hätte man sich viel Ärger ersparen können. Jetzt sagen Sie nicht, die Kritiker ha
ben genau dieses Projekt kaputt geredet! So einfach funktioniert die Welt beileibe nicht, Frau Winther.
Ich bin wirklich daran interessiert, dass wir diese Chance Tourismus nutzen, denn jeder weiß, dass Bremen Potentiale ohne Ende hat, aber das ist an all diesen Fragen der Haken, Frau Winther. Daran können Sie sich vielleicht – und Sie reden ja immer gern nach mir noch einmal, weil Sie meinen, Sie müssten dann alles noch einmal ein bisschen zurechtrücken – am Space-Park einmal abarbeiten und mir erklären, wie das eigentlich zustande kommt, dass selbst in diesen Antworten immer noch Tourismuszuwachszahlen durch den Space-Park stehen.
(Beifall beim Bündnis 90/Die Grünen – Abg. K a s t e n d i e k [CDU]: Das eine hat doch mit dem anderen nichts zu tun!)
Womit hat das nichts zu tun, Herr Kastendiek? Bitte laut und deutlich! Ich verstehe Sie sonst nicht und die Zuhörer am Radio schon gar nicht! Was wollten Sie sagen?
Nein, aber wenn Herr Kastendiek einen Zwischenruf macht, dann möchte ich wenigstens verstehen, was er sagt, damit ich darauf reagieren kann!
Ich bleibe beim Tourismus, und ich sage Ihnen, dass diese Stadt große Potentiale hat. Ich habe ganz stark das Gefühl, dass auch Herr Kottisch eben ein bisschen verkennt, worum es tatsächlich wirtschaftspolitisch geht, denn bei aller Lyrik und bei aller Nettigkeit, natürlich ist das so, dass diese Stadt sich freundlich präsentieren muss, weltoffen präsentieren muss, aber, Herr Kottisch, wir wollen doch nicht organisieren, dass die Bremerinnen und Bremer in die Welt hineinfahren, sondern wir wollen versuchen, dass die Welt auf Bremen schaut. Das ist eine etwas andere Sichtweise.
Als Sie eben eingestiegen sind, haben Sie im Grunde genommen den Prozess andersherum organisiert. Ich wäre froh, wenn Bremen interessanter wird für alle Besucher europaweit, meinetwegen auch weltweit. Das Auswanderermuseum, deswegen sage ich überhaupt weltweit, hat eine große Attraktivität hinein in die USA, denn jeder weiß, dass die Amerikaner sehr geschichtsbewusst sind und an ihren Ursprungsort der Auswanderung gern auch einmal wieder zurückkommen. Aber selbst in der
Frage ist es nicht gelungen, das einzigartig zu machen, weil Hamburg offensichtlich auch noch einmal einen Schritt schneller war als Bremen. Das ärgert mich an der Stelle außerordentlich, denn Bremen hätte dort tatsächlich eine eigenständige Projektierung haben können. An solchen Stellen sind wir dann zu schlapp. Ich sage noch zwei Sachen, denn heute Morgen war diese interessante Debatte über solche Fragen wie Sportevents oder Kirchentag. Das sind natürlich Events, die Bremen bekannt machen, beliebt machen. Die Menschen kommen hierher, sie diskutieren, singen, tanzen, machen alles Mögliche und sagen, diese Stadt ist eine wunderbare Stadt, man kommt gern auch wieder hierher. Das Problem des Space-Parks ist doch ganz deutlich. Man geht einmal dort hin, und dann war es das. Das Universum ist deswegen erfolgreicher als der Space-Park, weil man längere Zeit dort zubringen kann, weil es auch reizvoll ist, nach einem halben Jahr noch einmal dort hinzugehen, zwei-, vielleicht dreimal das Teil zu besuchen, weil es auch immer wieder etwas Neues gibt. In den Space-Park, ich habe die weiche und auch die etwas härtere Eröffnung mitgemacht, in diese Veranstaltung brauchte ich nicht noch einmal hinzugehen, denn ich habe das in den Zeiten alles kennen lernen können, und dann kann einem das gefallen oder auch weniger, je nach Bedarf. Ich war jedenfalls danach der Meinung, das reicht fürs Erste. Im Universum war ich schon mehrfach,
und ich finde es immer wieder spannend, gerade auch mit Kindern, weil man auch dieses Anfassen, dieses Lernen in diesem Teil machen kann. So gesehen muss man bei den Projekten sehr genau hinschauen, und es hat wenig Sinn, wenn Herr Scherf heute Morgen sagt, was die Messe betrifft, wir haben die Hallen jetzt schon einmal gebaut, jetzt müssen wir sie irgendwie füllen. Das, bitte schön, meine Damen und Herren, ist eine Haltung, die ich irgendwie schwer nachvollziehen kann. Ich habe schon einmal von einem anderen Senator gehört, wir haben jetzt schon gerodet, also muss man auch bauen. Wenn das die Logik Bremer Politik wird, auch im Tourismusbereich, mit Verlaub, so, glaube ich, kann man das nicht angehen.