mit sie durch die Akkreditierung kommt in den Exzellenzbereichen. Da hat die Universität nach wie vor ein Problem. Da sind Sie die Antwort jetzt schuldig geblieben. Offenbar gibt es dazu keine Lösung, das nehmen wir hier so zur Kenntnis. – Herzlichen Dank!
Wer dem Antrag der Fraktionen der SPD und der CDU mit der Drucksachen-Nummer 16/1006 seine Zustimmung geben möchte, den bitte ich um das Handzeichen!
Im Übrigen nimmt die Bürgerschaft (Landtag) von der Antwort des Senats mit der Drucksachen-Nummer 16/969 auf die Große Anfrage der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen Kenntnis.
Gemäß Paragraph 29 unserer Geschäftsordnung hat der Senat die Möglichkeit, die Antwort auf die Große Anfrage in der Bürgerschaft mündlich zu wiederholen.
Ich gehe davon aus, Herr Senator Lemke, dass Sie die Antwort auf die Große Anfrage der Fraktionen der CDU und der SPD nicht mündlich wiederholen möchten.
Auf die Antwort des Senats auf Große Anfragen folgt eine Aussprache, wenn dies Mitglieder der Bürgerschaft in Fraktionsstärke verlangen.
Herr Präsident, meine sehr geehrten Damen und Herren! Nun steht hier bei uns in der Bremischen Bürgerschaft auf der Tagesordnung ein Thema, das bei den Schülerinnen und Schülern und Lehrerinnen und Lehrern nahezu tagtäglich Thema ist, nämlich die Sexualaufklärung und Sexualerziehung an den Schulen. Der Grund, weshalb wir uns im Parlament mit diesem auch durchaus spektakulären Thema beschäftigen, liegt darin, dass wir eine öffentliche Berichterstattung anlässlich des Welt-AidsTages am 1. Dezember 2005 hatten, die durch einige Schlagzeilen geprägt war, Schlagzeilen, die uns nachdenklich machen sollten. Diese Schlagzeilen hießen „Die Aids-Bedrohung steigt“, „Die HIV-Infektionen haben im Jahr 2005 erheblich zugenommen, und es macht sich eine erhöhte Sorglosigkeit in der Gesellschaft breit“. Hinzu kommt: „Ein völlig unzureichendes Wissen über Aids sei zu beobachten.“
Meine Damen und Herren, gerade hier in Bremen sollte uns betroffen machen, dass wir immer mehr sehr junge Frauen – Mädchen, muss man sagen – haben, die schwanger werden. In Bremen sind es im Jahre 2004/2005 etwa 70 bis 90 Mädchen gewesen, die schwanger geworden sind.
Die CDU-Fraktion hat ein sehr großes Interesses daran, dass an den Schulen im Lande Bremen eine qualitativ sehr gute und vor allem eine zeitgerechte Sexualerziehung und rechtzeitige Aufklärung stattfindet. Deshalb haben wir mit dem Koalitionspartner SPD diese Große Anfrage an den Senat gestellt. Die Antworten des Senats sind umfassend und aufschlussreich. Dort gibt es auch eine ganze Reihe von positiven Feststellungen zur Sexualerziehung und zur Aufklärung. Bedanken möchte ich mich im Namen der CDU-Fraktion bei all denjenigen, die tagtäglich diese nicht einfache Aufgabe auch leisten. Dies sind neben den Lehrerinnen und Lehrern vor allem Fachkräfte von freien Trägern, von Initiativen. Beispielhaft genannt seien hier Pro Familia und auch das Rat und Tat-Zentrum.
Meine Damen und Herren, gerade für uns als CDUFraktion ist vor allem die Senatsantwort positiv, dass Sexualerziehung auch ein wesentlicher Bestandteil der Werteerziehung ist. Dies ist uns sehr wichtig, meine Damen und Herren. Aber, meine Damen und Herren und Herr Senator Lemke, es gibt auch Anlass zur Kritik. Genau an dem Tag im April, an dem die Antwort zu dieser Großen Anfrage vorlag, erschien in allen Medien mit großen Lettern „Die Jugend hat kaum Ahnung von Sex“, „Die Jugend scheint unaufgeklärt“. Um Ihnen die Ernsthaftigkeit dieser Studie der Jugendzeitschrift „Bravo“ und den Zusammenhang mit der schulischen Erziehung zu verdeutlichen, werde ich Ihnen nur einen ganz kleinen Teil von einigen Ergebnissen hier und heute vortragen. Aber diese vier Ergebnisse, die ich Ihnen gleich vortragen
Lassen Sie mich folgende vier Prozentzahlen nennen! Erstens: 24,1 Prozent der Mädchen zwischen elf und 17 Jahren glauben, dass sie sich mit Tampons vor einer Schwangerschaft schützen können. Eine Zahl, die sehr betroffen macht! Die zweite Zahl: 22,1 Prozent sind der Meinung, dass überhaupt nichts passieren kann, wenn die Jungen aufpassen, also sich die Geschlechter kurz vor dem Erguss trennen. Eine dritte Zahl, die ebenso betroffen macht: 33,8 Prozent, meine Damen und Herren, glauben, ein Mädchen kann nur beim ungeschützten Sex genau während des Eisprungs schwanger werden. An die Überlebensfähigkeit des Spermatozoon wird überhaupt nicht gedacht, also Unaufgeklärtheit. Die vierte Zahl, die ich Ihnen nennen möchte, ist: 25,6 Prozent der Jugendlichen halten die so genannte Pille danach für das geeignete Verhütungsmittel.
Meine Damen und Herren, ich nenne Ihnen noch ein zusätzliches Ergebnis. Auf die Frage, wie es denn zum ersten Mal gekommen sei, und ich glaube, Sie wissen, was ich mit dem so genannte ersten Mal meine, haben 56 Prozent der Jungen und 57 Prozent der Mädchen geantwortet: Es hat sich einfach so ergeben. Es hat sich einfach so ergeben, meine Damen und Herren!
Und was geschieht an den Schulen im Lande Bremen? Laut Mitteilung des Senats wird das Thema Jugendschwangerschaft, und jetzt kommt nämlich das Ernsthafte, erst in der Jahrgangsstufe neun und zehn behandelt, und das Thema Aids wird auch erst ab der neunten Jahrgangsstufe behandelt.
Meine verehrten Damen und Herren, wenn wir feststellen auf der einen Seite die große Unaufgeklärtheit der Jugend heutzutage und auf der anderen Seite dieses doch sehr späte Aufklären der Schulen, dann ist hier in Bremen etwas falsch. Die Bildungsbehörde hat dann darauf zu reagieren, die Lehrpläne müssen angepasst werden, und die Aufklärung muss vor allem früher stattfinden, meine Damen und Herren.
In der Senatsantwort wird ferner festgestellt, dass der so genannte Leitfaden zur Sexualität einer Aktualisierung bedarf. Was steht im Leitfaden? Darin steht etwas über die Geschlechterrollen, das Verhältnis von Religionen und Sexualität und etwas über AidsVorsorge. Das ist ein vernünftiger Anspruch, Herr Senator, das klingt nach Qualität. Wenn wir dann aber in der Senatsantwort zu unserer Großen Anfrage lesen müssen, dass die entsprechende Überarbeitung eines Leitfadens sage und schreibe erst Ende des kom
menden Schuljahres, also anderthalb Jahre, nachdem diese Große Anfrage gestellt wurde, erfolgt sein wird, dann sagen wir als CDU-Fraktion, das dauert uns zu lange, das ist viel zu spät, machen Sie bitte Tempo in Ihrer Bildungsbehörde, Herr Senator!
Noch ein Kritikpunkt! Das von der Bildungsbehörde herausgegebene Merkblatt „Aids“ soll ebenfalls erst Ende des kommenden Schuljahres 2006/2007 neu bearbeitet werden. Das ist erst in 15 Monaten, und für die Zwischenrufer, die ja so viel von Sexualität verstehen, das sind noch 450 Tage und 450 Nächte! Herr Senator, ich frage Sie allen Ernstes: Geht das mit der Überarbeitung nicht ein bisschen schneller? Kann Ihre Behörde nicht ein bisschen rascher arbeiten? Was muss denn noch geschehen, damit Ihre Behörde schneller reagiert? Sind Sie nicht auch der Auffassung, dass aufgrund der erschreckenden Studienergebnisse, das sind alles Wahrheiten, mit denen wir hier leben müssen, Eile geboten ist?
Meine Damen und Herren, ich komme zum Schluss. Für die CDU-Fraktion erkläre ich, die Sexualerziehung und Aufklärung an den Schulen im Lande Bremen ist weitestgehend in Ordnung, aber sie muss der Entwicklung der Jugendlichen angepasst werden.
Die Verantwortung für eine qualitativ gute und vor allem auch für eine rechtzeitige Aufklärung tragen Sie, Herr Senator! Um dieser Verantwortung wirklich gerecht zu werden, appellieren wir noch einmal an Sie: Machen Sie Tempo in Ihrer Bildungsbehörde, überarbeiten Sie die Lehrpläne rasch! – Ich bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit!
Herr Präsident, meine Damen und Herren! Sexualität ist ein existentielles Grundbedürfnis aller Menschen und zentraler Bestandteil ihrer Identität und Persönlichkeitsentwicklung. Sexualaufklärung muss den gesetzlichen Vorgaben nach umfassend angelegt sein und verschiedenste Alters- und Zielgruppen ansprechen. Ich denke, wir sind alle der Meinung, dass sie mehr sein muss als nur Wissensvermittlung über biologische Vorgänge oder Verhütungsmethoden. Sie muss emotional ansprechen und die vielfältigen Beziehungsaspekte, Lebensstile, Lebenssituationen und Werthaltungen berücksichtigen. Außerdem soll sie Jugendliche befähigen zu lernen, mit den Begrenzungen und Schwie
Dies kann natürlich nicht nur Aufgabe der Schule sein. Sexualaufklärung muss im Zusammenspiel mit anderen Institutionen und natürlich mit den Elternhäusern erfolgen. Notwendig ist ein gesellschaftliches Klima, das sexualfreundlich und offen ist und die selbstbestimmte Sexualität der Menschen fördert. Unterschiedlichkeit darf nicht ausgeblendet, sondern muss wahrgenommen und geachtet werden, und der Wert eigener Erfahrungen muss respektiert werden.
Meine Damen und Herren, in den Medien erleben wir ständig mehr Darstellungen von Sexualität, die den Eindruck vermitteln, dass die Kommunikation über Sexualität in unserer Gesellschaft offener und weniger tabubesetzt geworden ist. Tatsächlich ist es aber so, dass die meisten Menschen Schwierigkeiten haben, über Sexualität ehrlich und wahrhaftig zu reden. Sexualerziehung ist nach wie vor dringend notwendig.
In der Antwort des Senats auf die Große Anfrage wird deutlich, dass die Sexualerziehung an unseren Schulen im Rahmen einer kontinuierlichen Gesamterziehung auf verantwortliches sexuelles Verhalten und reflektiertes Handeln in der Geschlechterrolle abzielt. Sie wird als integrativer Bestandteil der Fächer Biologie, Sachunterricht, Deutsch und Politik in allen Jahrgangsstufen unterrichtet und findet auch in Kooperation mit anderen Institutionen statt, dies aber leider meistens nur im Rahmen von Informationsveranstaltungen. Effektiver wären nach meinem Eindruck häufigere Projektwochen oder Projekttage zu entsprechenden Themen, die bisher häufig leider oft daran scheitern, dass sie von den Schulen nicht finanziert werden können.
Sexualpädagogik wirkt präventiv zur Vermeidung ungewollter Schwangerschaften, sexuell übertragbarer Krankheiten und gewalttätiger Übergriffe und Konflikte. Dies muss nach meiner Meinung auf drei verschiedene Arten geschehen: erstens durch Aufklärung, indem Jugendlichen einfühlsam und fachkundig Fakten zur Sexualität vermittelt werden, die über rein biologisches Wissen hinausgehen, zweitens durch die Förderung der Kommunikation zwischen den Geschlechtern und drittens durch die Möglichkeit der Selbsterfahrung und Selbstreflexion.
Meine Damen und Herren, das Verhütungswissen und Verhütungsverhalten Jugendlicher sind gut untersucht und dokumentiert. Dabei deckt sich weder die Berichterstattung im „Spiegel“ noch die der „Bravo“ über eine unverantwortliche Sorglosigkeit der Jugendlichen bei ihren ersten sexuellen Kontakten mit der Realität. Der Eindruck, den wir gerade eben auch gewonnen haben, dass sie überhaupt keine Ahnung haben, stimmt einfach nicht. Mädchen und Jungen halten sich für gut informiert über Mittel und Methoden zur Empfängnisverhütung und geben überwiegend auch an, diese anzuwenden. Dass es dabei
natürlich auch zu solchen Erscheinungen kommt, wie Herr Bensch sie hier gerade geschildert hat, ist uns allen klar.