Protokoll der Sitzung vom 13.07.2006

(Dagegen Bündnis 90/Die Grünen, Abg. T i t t m a n n [DVU] und Abg. W e d l e r [FDP])

Stimmenthaltungen?

Ich stelle fest, die Bürgerschaft (Landtag) stimmt dem Änderungsantrag zu.

Ich lasse nun über den Änderungsantrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen mit der DrucksachenNummer 16/1072 abstimmen.

Wer dem Änderungsantrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen mit der Drucksachen-Nummer 16/1072 seine Zustimmung geben möchte, den bitte ich um das Handzeichen!

(Dafür Bündnis 90/Die Grünen und Abg. W e d l e r [FDP])

Ich bitte um die Gegenprobe!

(Dagegen SPD und CDU)

Stimmenthaltungen?

(Abg. T i t t m a n n [DVU])

Ich stelle fest, die Bürgerschaft (Landtag) lehnt den Änderungsantrag ab.

Jetzt lasse ich über das Bremische Gesetz zur Gewährleistung der Rauchfreiheit von Krankenhäusern, Tageseinrichtungen für Kinder und von Schulen, Drucksache 16/947, in zweiter Lesung abstimmen.

Wer das Bremische Gesetz zur Gewährleistung der Rauchfreiheit von Krankenhäusern, Tageseinrichtungen für Kinder und von Schulen – unter Berücksichtigung der soeben vorgenommenen Änderung – in

zweiter Lesung beschließen möchte, den bitte ich um das Handzeichen!

(Dafür SPD und CDU)

Ich bitte um die Gegenprobe!

(Dagegen Abg. T i t t m a n n [DVU] und Abg. W e d l e r [FDP])

Stimmenthaltungen?

(Bündnis 90/Die Grünen)

Ich stelle fest, die Bürgerschaft (Landtag) beschließt das Gesetz in zweiter Lesung mit Änderungen.

Im Übrigen nimmt die Bürgerschaft (Landtag) von dem Bericht des Rechtsausschusses, Drucksache 16/1069, Kenntnis.

Einnahmesituation Bremens verbessern

Große Anfrage der Fraktion der SPD vom 8. Mai 2006 (Drucksache 16/1002)

D a z u

Mitteilung des Senats vom 6. Juni 2006

(Drucksache 16/1036)

Dazu als Vertreter des Senats Senator Dr. Nußbaum.

Gemäß Paragraph 29 unserer Geschäftsordnung hat der Senat die Möglichkeit, die Antwort, Drucksache 16/1036, auf die Große Anfrage in der Bürgerschaft mündlich zu wiederholen.

Trotz Abwesenheit des Senators gehe ich davon aus, dass der Senat darauf verzichtet, sodass wir gleich in die Aussprache eintreten können.

Als erster Redner hat das Wort der Abgeordnete Jägers.

Herr Präsident, meine Damen, meine Herren! Wir reden hier an dieser Stelle über die Einnahmesituation Bremens. Ich rede dazu, weil wir in der SPD-Bürgerschaftsfraktion einen Ausschuss gegründet haben, der sich mit den Einnahmen des Staates befasst, und wir haben viele Dinge, die wir hier beantwortet haben wollen, deswegen die Anfrage.

(Vizepräsident R a v e n s übernimmt den Vorsitz.)

Der Rechnungshof in Bremen stellt fest, Steuern werden ungleich festgesetzt. Solche Feststellungen, ––––––– *) Vom Redner nicht überprüft.

meine Damen und Herren, lassen mich nicht kalt, sondern veranlassen mich, dann mit Hilfe meiner Kolleginnen und Kollegen die Dinge zu debattieren und zu überlegen, was wir besser machen können. Um das auch gleich vorweg zu sagen: Es geht hier nicht darum, sich nun einzelne Gruppen der Bevölkerung besonders vorzunehmen und der Steuer zuzuführen, sondern es geht um alle.

Ich finde es zumindest sozial schwierig, wenn Unternehmer sich mit Hilfe vieler Steuerberater arm rechnen, jetzt irgendwo am Strand sitzen mit den Kumpels und den Drink, den sie dort zu sich nehmen, auch noch von der Steuer absetzen. Das finde ich verwerflich oder nicht richtig. Solche Leute gelten ja als kernige Menschen, die das alles ausnützen, was es gibt. Andere Leute, die sich mit der Hartz-Gesetzgebung auskennen oder auskennen müssen, weil sie eben in der Situation sind, und dort alles ausschöpfen und ausnutzen, was dort geht, nennt man dann Sozialschmarotzer. Ich finde, das eine ist so verwerflich wie das andere, um das hier vorweg auch klar zu sagen.

(Beifall bei der SPD)

Es geht darum, das Gemeinwesen zu erhalten. Der Senat spricht in seiner Antwort auf die Große Anfrage vom Steuerwiderstand. Na gut, den haben wir, glaube ich, alle schon einmal mehr oder weniger verspürt. Wenn wir allerdings feststellen, dass einige gleicher sind als andere, dann wächst der Widerstand, und dann müssen wir uns nicht wundern, wenn wir kein Geld hereinbekommen.

Meine Damen und Herren, was soll in Bremen passieren? In der Antwort stehen ja ein paar Sachen. Wir bekommen eine neue EDV in der Steuerverwaltung. Na toll, die bekommen wir alle paar Jahre! Die neue EDV ersetzt keine Menschen. Es ist immer noch so, zumindest mein Computer geht so: Wenn ich davor nicht sitze und ein paar Knöpfe bewege, dann tut sich da nichts. Also müssen wir auch Menschen haben, die die EDV bedienen und vor allen Dingen das, was da herauskommt, auswerten. Das macht sich nicht von selbst, wir brauchen auch Personal.

(Beifall bei der SPD)

Wir haben gute Leute, wir haben wirklich gute Leute! Sie machen mehr, als der Arbeitsvertrag vorsieht, sie sind engagiert, und es ist gut, dass wir diese Leute haben. In unserer Verwaltung sind nur viel zu wenig. Der Steuerwiderstand bewirkt Mangel an Rechtsbewusstsein und einen Mangel an Steuergerechtigkeit. Die Frage der Steuergerechtigkeit treibt uns um.

Wenn man sich die Antwort des Senats genau anschaut, kommt man auf merkwürdige Gedanken, ich überspitze das ja immer gern. Wenn man wenige Steuerbeamte hat, hat man sozusagen einen Standortwettbewerb, und je weniger Steuerbeamte es in den

anderen Bundesländern gibt, desto weniger haben wir bei uns. Der Beste ist nachher der, der null Steuerbeamte hat. Das kann nicht sein! So ein Wettbewerb läuft. Das, meine Damen und Herren, ist verkehrtes Benchmarking. Nicht der Schlechteste kann der Maßstab sein, sondern der Beste muss der Maßstab sein, und wir wollen zu den Besten gehören, wir wollen über die Steuern Einnahmequoten erzielen.

Personal fehlt. Das sind schlechte Nachrichten für den Finanzsenator und für uns alle. Übrigens, wenn bei der Steuererhebung das Personal fehlt und wir das Geld nicht hereinbekommen, müssen wir uns hier nicht mehr beklagen, dass wir keine Lehrer und Feuerwehrleute mehr bezahlen und finanzieren können. Sie leben von dem, was wir einnehmen. Deswegen brauchen wir die Staatseinnahmen. Einige scheinen das vergessen zu haben. Ich finde, das ist wichtig. Erst das Geld holen, dann Lehrer und Feuerwehr bezahlen und das Staatswesen finanzieren!

Uns gehen die Betriebsprüfer aus. Wir haben gewusst, dass einige irgendwann in Rente gehen. Wenn einer ins Berufsleben einsteigt, kann man schon feststellen, wann er in Rente gehen könnte. Das ist also kein neues Problem, sondern das haben schon die Vorgänger von Senator Nußbaum gewusst, dass es irgendwann zu Ende ist, weil sie in Rente gehen. Wir haben nicht genügend dagegen getan, das ist schlecht. Wir brauchen Betriebsprüfer, um Steuern zu erheben. Wenn wir keine Betriebsprüfer haben, ist das nur eine gute Nachricht für eigentlich steuerpflichtige Unternehmen. Ich finde, das ist aber eine schlechte Nachricht für uns.

(Beifall bei der SPD)

Flächendeckende Steuereinnahmen und Steuergerechtigkeit sind im Sinne aller. Diejenigen, die immer ehrlich ihre Steuern bezahlen, weil sie zum Beispiel an der Quelle besteuert sind, weil sie Arbeitnehmer sind, müssen weniger Steuern bezahlen, wenn alle ihren Verpflichtungen nachkommen. Das sei allen gesagt.

(Beifall bei der SPD)

2007 gibt es ein neues Steuerverwaltungsverfahren. Ich zitiere aus der Antwort des Senats: Die Arbeitserledigung im Jahr 2007 wird sich massiv verschlechtern. Das geht so nicht. Wir können nicht jetzt schon feststellen, dass die Haushalte, die wir beschließen, in Gefahr kommen, weil wir die Einnahmen nicht erzielen, weil sich die Arbeitserledigung im Jahr 2007 massiv verschlechtert. Wir müssen dagegen halten, denn wer Verschlechterungen in der Arbeitserledigung sät, wird Haushaltsprobleme ernten, das ist die Folge davon.

In der Antwort auf Frage sechs steht: „Vollzugsdefizite im Innendienst der Finanzämter bewegen sich im Rahmen der bundesweiten Arbeitsergebnisse“. Wenn man sich die bundesweiten Arbeitsergebnis

se anschaut, ist man auch nicht wirklich beruhigt. Ich finde, wir brauchen nicht nur in Bremen eine höhere Steuerprüfdichte, sondern wir brauchen sie bundesweit. Ich habe schon einmal darauf hingewiesen: Der Wettbewerb nach unten darf nicht sein, sondern der Wettbewerb nach oben muss stattfinden, weil sonst der eine gegen den anderen ausgespielt werden würde. Wir brauchen eine bundesweite Bewegung. Hier ist auch der Senat gefordert, mit den Kolleginnen und Kollegen auf Bundesebene zu reden, um überall eine hohe Prüfdichte zu erreichen. Es kann nicht sein, dass die Prüfdichte bei Betriebsprüfungen ein Standortkriterium ist. Das kann nicht sein. Dann können wir uns vom Staatswesen letztendlich verabschieden.

(Beifall bei der SPD)