Dazu als Vertreterin des Senats Frau Senatorin Jürgens-Pieper, ihr beigeordnet Herr Staatsrat Othmer.
Herr Präsident, meine Damen und Herren! Die CDU legt Ihnen einen Antrag vor, in dem sie fordert, dass die Anzahl der Deutschstunden in der Grundschule in der dritten und vierten Klasse um jeweils eine Stunde im Unterrichtsjahr erhöht wird. Wir haben zurzeit die Situation, dass Schülerinnen und Schüler der ersten Klasse sieben Stunden Deutschunterricht haben, in der zweiten Klasse sechs Stunden, in der dritten und vierten Klasse jeweils fünf Stunden. Wir möchten, dass in den Klassen drei und vier dies auf jeweils sechs Deutschstunden pro Woche erhöht wird.
Es handelt sich hierbei nicht um eine Ausweitung der Zeit in der Grundschule, da wir ja seit dem Schuljahr 2006/2007 die verlässliche Grundschule verpflichtend für alle Schülerinnen und Schüler haben. Die Schülerinnen und Schüler sind ohnehin von 8 bis 13 Uhr in der Grundschule. Die Zeit, die wir hier nutzen wollen, sind Betreuungsstunden, die wir in Unterrichtsstunden umwandeln wollen. Es entstehen damit auch keine ganz neuen Kosten. Es handelt sich hier lediglich um die Differenz zwischen einer schon bezahlten Betreuungsstunde hin zu einer Unterrichtsstunde.
Nach einer Berechnung des Bildungsressorts, die auf Wunsch der CDU einmal gemacht wurde – im Jahr 2002 haben wir das schon einmal berechnet, als wir seinerzeit den Englischunterricht in der Grundschule eingeführt haben, Herr Senator Lemke wird sich erinnern, dort haben wir als CDU auch thematisiert, wie wir zusätzliche Deutschstunden finanzieren können – würde es sich hier um Mehrkosten von 500 000 Euro pro Jahr handelt. Ich finde, dass es richtig und notwendig ist, dass wir dieses Geld investieren.
(Beifall bei der CDU) ––––––– *) Vom Redner nicht überprüft. Es geht darum, dass wir Kinder zusätzlich fördern. Die Sprachkompetenz ist der entscheidende Schlüssel zur Bildung. In der Grundschule haben wir eine gute Grundlage, alle Schülerinnen und Schüler zu fördern und zu fordern. Wir wollen mit unserer Stundenerhöhung auf ein Niveau gehen, das der Freistaat Bayern seinen Schülerinnen und Schülern im Deutschunterricht in der Grundschule zukommen lässt. Ich glaube, dass es richtig ist, dass wir mehr deutschen Sprachunterricht als Förderunterricht oder als Vertiefungsunterricht in der Grundschule benötigen. Was an welcher Schule dann gemacht wird, ob es sich dort um zusätzliche Sprachförderkurse zum Beispiel handeln kann oder um Vertiefungsunterricht, hängt natürlich vom jeweiligen Schulstandort und vom der jeweiligen Schülerklientel ab. Diese Freiheit müssen wir den jeweiligen Schulen auch entsprechend lassen. Es ist aber wichtig, dass alle Schülerinnen und Schüler in der Grundschule den Gebrauch der deutschen Sprache perfekt beherrschen lernen. Schülerinnen und Schüler, die nicht die deutsche Sprache können, dürfen nicht mehr am Ende der vierten Klasse vorkommen. Alle Schülerinnen und Schüler müssen die deutsche Sprache beherrschen. Zurzeit haben wir noch Defizite an manchen Schulstandorten. Frau Senatorin, dass wir Schülerinnen und Schüler haben, die ohne eine entsprechende Sprachkompetenz in die fünfte Klasse voranrücken, muss der Vergangenheit angehören. Wir brauchen mehr Sprachförderung. (Beifall bei der CDU)
Wir sind der Auffassung, dass dies natürlich in ein Konzept eingebettet werden muss. Wir werden an anderer Stelle noch darüber reden, wir müssen den Elementarbereich viel stärker einbeziehen und wollen dort auch Frau Senatorin Rosenkötter die Verantwortung für diesen Bereich entziehen, weil wir glauben, dass es sich hier um eine Gesamtbildungsverantwortung für den Elementar- und Primarbereich handelt, und das kann besser unter einer Gesamtverantwortung eines Ressorts Bildung, Erziehung und Wissenschaft passieren, damit wir eine durchgehende Sprachförderung auch in diesem Bereich bekommen. Darum werde ich das an der Stelle dann vertiefen.
Aber, meine Damen und Herren, wir fordern Sie auf, unserem Antrag zuzustimmen! Ich glaube, dass es möglich sein wird, die erforderliche Summe im Bildungsressort im Produktplan 21 aufzubringen. Wie gesagt, wir haben Zahlen, die ein paar Tage alt sind, es werden sich aber dort nicht entsprechende Summen quantenweise erhöht haben. Wir haben hier eine Grundlage, die unserer Auffassung nach zu erbringen ist.
Wir fordern Sie, Frau Senatorin, auf, nach hoffentlich erfolgter Beschlussfassung durch das Parlament unsere Schülerinnen und Schüler auf ein Unterrichtsniveau zu bringen, wie der Freistadt Bayern seine Schüler bringt, und da die Bayern schließlich ganz weit vorn liegen, ist das für die Bremer Schüler bestimmt nicht schlecht. Wir bitten um Zustimmung! – Vielen Dank!
Herr Präsident, meine Damen und Herren! Als Lehrerin für Biologie und Deutsch mit dem Schwerpunkt Deutsch als Fremdsprache habe ich dazu einiges zu sagen! In dem Antrag der CDU ist vorzufinden, dass in der Grundschule der Grundstein der Sprachkompetenz für Grundschüler gelegt werden würde. Das ist vollkommener Quatsch! Der Grundstein wird an der Basis gelegt, das ist die Familie,
denn der Grundstein der kognitiven Entwicklung ist zwischen null bis sechs Jahren bereits festgelegt oder angelegt, und die Bildung beginnt somit mit der Geburt.
(Abg. R o h m e y e r [CDU]: Es ist erfreu- lich, dass die Sozialdemokraten den Wert der Familie anerkennen!)
Das ist nachweislich neurobiologischer Studien in der Synapsenverknüpfung, das heißt, in der Schaltstellenverknüpfung im Gehirn nach der Geburt vorzufinden und deutlich zu erkennen, Herr Rohmeyer. Das wird den Schülern im Unterricht in der achten und neunten Klasse beigebracht.
Nehmen wir noch einmal die Familie als Fokus der Bildung! Dort haben alle Vorbilder, ich nehme einmal an aus unserer Generation, noch lesende Eltern und Großeltern. Dies bricht leider heutzutage in vielen Familien weg. Ich möchte dazu einen Schulleiter zitieren, der letztens sagte: „Drei Dinge müssen Schüler lernen: Erstens Lesen, zweitens Lesen, drittens Lesen“, und dahin müssen wir!
Lesen findet in allen Unterrichtsstunden statt. Leseförderung, Leseclubs, das erste Buch, Lesewettbewerb und Zeitung in der Grundschule sind gute unterstützende Maßnahmen, die bereits erfolgen.
Zurück zur Familie als Bildungsort! Dieser Bildungsort ist für viele Schülerinnen und Schüler und Kinder leider heutzutage eingeschränkt. Wir alle wissen
um die soziale Koppelung und die Bildungsferne und -nähe. Deshalb müssen wir den Übergang von der Familie in die Kita in besonderen Fokus nehmen, das heißt, erstes Ziel muss frühkindliche Bildung sein und nicht, wie Herr Rohmeyer vorgeschlagen hat, der Bildungsentzug von Kitas. Dazu komme ich gleich noch, ich bin jetzt etwas durcheinander, ich finde das aber auch nicht so schlimm!
Der Übergang von der Kita zur Schule! Da sind die Kooperationen zwischen den beiden Senatorinnen angelaufen, und es findet auch eine Frühförderung statt. Denken wir an den internationalen Vergleich! In Frankreich gehen die Kinder zum Beispiel bereits mit drei Jahren in die ersten Ausbildungsphasen.
(Abg. K a u [CDU]: Sehr souverän! – Abg. R ö w e k a m p [CDU]: Das ist die einzige Lehrerin, die weiterredet, wenn es klingelt!)
Das ist vielleicht Ihre Ansicht der Welt, Herr Rohmeyer, es ist nicht meine! Die Fortentwicklung der Ganztagsschulen ist in Bezug auf die Situation in den Elternhäusern hier implizit. Zur Stundentafel Deutsch: Deutschsprachübungen finden in jeder Schulstunde statt, sogar im Sport. Wichtig ist, dass die Lehrer, und zwar alle Lehrer, darauf drängen, dass Antworten in ganzen Sätzen gegeben werden, um die Sprachentwicklung auch ganz klar darzustellen.
Zum Antrag: In der Stundentafel ist der Anteil der Deutschstunden bereits erhöht worden. Frage an die CDU: Gehen Sie auf die Tradition von Helmut Kohl, partielle Amnesie? Haben Sie vergessen, dass Sie mitentscheidend waren für die Veränderung in der Stundentafel für Bremen? Im Fach Deutsch sind die Stunden genau an der richtigen Stelle erhöht worden, nämlich in der ersten Klasse, dort gibt es sieben Stunden. Dort wird Lesen gelernt, dort wird Schreiben gelernt, und dort wird Mathe gelernt.
Die Stundentafeln im Bundesländervergleich sind für uns nicht der Maßstab. Wenn, dann vergleichen wir uns im Wesentlichen ja mit Niedersachsen, und die Anzahl der Stunden ist dort genau gleich. Aber nochmals: In Bremen wurde die Stundenanzahl an der richtigen Stelle erhöht!
Das heißt, durch die erhöhte Stundenanzahl in der ersten Klasse kann dort intensiver auf den Lese- und Schreibkurs eingegangen werden. Es gibt zudem eine Elternsorge zur Überlastung von Kindern, Herr Rohmeyer, und an der Stelle möchte ich auch noch einmal sagen: Entgegen Ihrer Vorstellung ist es nicht möglich, Betreuungsstunden gegen Unterrichtsstunden umzuswitchen, da es dabei Personalprobleme gibt.
Darüber können wir an anderer Stelle gern reden, ich sehe das nicht so! Förderung im Unterricht ist für mich individuelle Förderung, und das in allen Fächern und nicht nur in Deutsch.
Die Binnendifferenzierung im Deutschunterricht kann durch E-Learning, Motivationsoptimierung, durch Computereinsatz und diverse altersgerechte andere Maßnahmen, also Methodenvielfalt, unterstützt werden. Das alles sind auch Elemente der Schulentwicklung. Zum Antrag zu den Haushaltsmitteln möchte ich noch einmal sagen: Auch da haben Sie Ihre Hausaufgaben noch nicht gemacht, Herr Rohmeyer! Oder haben Sie vergessen, dass in der Deputation für Bildung der Haushalt beraten wurde? Wo war da Ihr Antrag auf diese Veränderung? Wo waren Sie da?
(Abg. R o h m e y e r [CDU]: Wir haben Ihren Haushalt generell abgelehnt, weil wir Ihren Haushalt für Murks halten! – Abg. R ö w e k a m p [CDU]: Rohmeyer an die Tafel!)
Auch Sie waren an der Verabschiedung für den Bildungsbereich beteiligt. Was soll die Bevölkerung davon halten? Ich fordere Sie auf: Bringen Sie Ihre neuen Erkenntnisse in die Sitzungen der Bildungsdeputation und im Schulentwicklungsausschuss ein! Dort gehört das Ganze hin! Zum Nächsten und Letzten möchte ich noch Folgendes sagen: Es gibt hier eine Flut von Bildungsanträgen, die alle zusammen eigentlich inhaltlich in den Schulentwicklungsausschuss gehören. Überlegen Sie sich einmal, ob dass dann so rich
(Abg. R o h m e y e r [CDU]: Sie sind et- was frech und anmaßend! Wo wir unsere Anträge platzieren, entscheiden wir!)
In diesem Zusammenhang möchte ich erwähnen, dass wir deshalb, weil es in den Schulentwicklungsausschuss gehört, Ihren Antrag nur ablehnen können. Zum anderen bin ich mit der SPD und den Grünen selbstverständlich eins, wir wollen eine Kooperation zwischen Bildung und Soziales und keinen Entzug! – Danke schön!