chen alle gesprochen werden, wer alles am Festival der Sprachen teilnimmt und dass, eingebettet in diesen Rahmen, sich dann auch der Sprachenrat gegründet hat, der sich aber nicht deswegen gegründet hat, sondern weil er einfach das Sprechen verschiedener Sprachen wichtig findet und das auch ins Bewusstsein der Öffentlichkeit bringen will. Dies ist richtig und unterstützenswert. Die Aktivitäten verdienen Unterstützung, damit sie eben nicht einschlafen.
Zu Ihnen, Frau Allers, möchte ich sagen: Mehrsprachige Gesellschaften haben keine Probleme, wenn alle die Sprachen, die sie sprechen, beherrschen. Wir haben aber dort Probleme, wo Mehrsprachigkeit nicht beherrscht wird und es Leute gibt, die sowohl die eine als auch die andere Sprache nicht richtig sprechen und damit nicht klarkommen.
Wir haben dann Schwierigkeiten, wenn man sich irgendwo bewegt, wo man die Sprache, die dort die Verkehrssprache ist, nicht richtig spricht. Insofern muss man das dann sehr differenziert betrachten. Denn eines ist klar: Mehrsprachigkeit ist ein Gewinn, weil man damit nicht nur verschiedene Sprachen lernt, sondern auch lernt, sich in verschiedene Denksysteme, in verschiedene Kulturen einzudenken und einzufühlen, denn wir wissen doch genau, dass Sprachen nicht so funktionieren, dass man Worte eins zu eins übertragen kann, sondern dass jedes Wort eine lange Geschichte hat.
Wenn wir beispielsweise unseren schönen Wochentag Freitag nehmen, ist es doch völlig klar, dass er nicht ohne Grund so heißt. Der Grund liegt in langer Vorzeit, dort gab es einmal eine Göttin Freya, die in unserem Kalender verewigt ist. Insofern ist das eine Sache, die einfach zu unserer nordischen Kultur und zu unseren Wurzeln gehört. Das findet sich dann in anderen Sprachen als „Friday“ wieder. In anderen Sprachen findet sich sogar Wotan noch im Kalender wieder, wenn wir ans Skandinavische und an den Wodanstag denken. Daher ist das eine Sache, die immer wieder ins Bewusstsein bringt, welche kulturellen Wurzeln die einzelnen Länder und Sprachgruppen jeweils haben. Das zu bewahren und schätzen zu lernen, dazu braucht es eben Menschen; und diese Menschen, die sich dafür engagieren, haben sich hier zusammengefunden. Das ist aller Ehren wert.
Wenn dann solch ein Konzept erarbeitet werden soll, kann dagegen niemand etwas haben. Für mich ist es aber wichtig, was das dann heruntergebrochen beispielsweise auf unser Bildungssystem heißt. Dann bleibt die Frage, die ich schon in der Bildungsdepu
tation gestellt habe: Wie integrieren wir den Türkischunterricht in den regulären Unterricht? Wie kommt der nicht mehr von Konsularlehrern, sondern von entsprechenden Lehrern, was dann am Ende dazu führt, dass der Unterricht benotet im Zeugnis steht und nicht von Konsularlehrern nebenbei auf einem Zettel attestiert wird. Wie kommen wir dahin, wie schaffen wir das? Wie schaffen wir es, dass dann am Ende nicht mehr zwei Kreuze in der Abiturverordnung hinter dem Wort „Türkisch“ stehen, ein Fach also, das nicht als Leistungskurs angeboten wird.
Solche Fragen müssen wir dann stellen. Hier erwarte ich vom Senat dann auch Antworten in einem derartigen Konzept, das dann konkret sagen muss: Wie sieht es in der Schule aus, welcher Sprachen wollen wir uns annehmen, und welche Bedeutung hat das für uns? Es ist auch auf die Bedeutung des Beherrschens von Sprachen eingegangen worden. Es ist auf Bremens Weltoffenheit eingegangen worden. Stichpunkte, die ich mir auch noch für diese Rede aufgeschrieben hatte. Eines ist dabei aber ganz klar, und das hat man inzwischen auch wahrgenommen, dazu gibt es ganz aktuell eine englische Studie: Wenn nur wenige Sprachen beherrscht werden, ist das schlecht für den Handel, und eine Handelsstadt wie Bremen tut gut daran Leute zu haben, die viele Sprachen sprechen, um sich mit vielen Menschen in der Welt austauschen zu können.
Englisch allein reicht da lang nicht mehr, darauf ist eben richtigerweise hingewiesen worden. Englisch ist heute mehr oder minder eine Kulturtechnik, um sich international zu verständigen. Sie reicht aber lang nicht aus, um all das zu tun, was nötig ist. Die Bedeutung der Sprachen für das Beherrschen, Begreifen und Abstrahieren ist doch wunderbar. Sie ermöglicht nämlich wirtschaftlichen und technischen Fortschritt. Wenn wir die ganzen Dinge nicht in Worte fassen und uns mit anderen darüber austauschen könnten, wären wir gar nicht in der Lage, unseren Fortschritt zu haben.
Insofern muss ich auch als Naturwissenschaftler und Ingenieur sagen, ohne Linguisten ginge es manchmal gar nicht. Ich habe das bei vielen Studenten gesehen, die einfach noch nicht in der Lage waren, Probleme zu beschreiben, weil ihnen Worte fehlten. Das kommt im Leben vor, das kann man beheben, aber das muss man dann auch offen angehen, insofern ist das Sprachenlernen wichtig. Ich bin auf das Konzept gespannt, und wir als FDP werden dem Antrag entsprechend zustimmen.
Sehr geehrter Herr Präsident, meine sehr verehrten Damen und Herren! Menschen mit hohem Fachwissen in Fragen des Spracherwerbs,
des Fremdsprachenlehrens und -lernens, und mit klaren Positionen in der Sprachenpolitik auch im Sinn von Integrationspolitik – das ist hier schon angesprochen worden –, haben sich am vergangenen Wochenende bei der Gründungsveranstaltung des Bremer Sprachenrats zusammengetan. Bildungs- und Weiterbildungseinrichtungen mit den Senatsressorts Kultur, Bildung und Europa sowie mit den Kammern der Wirtschaft, die ein hohes Interesse an der Standortfrage als Qualifikationsfrage haben, haben sich zusammengefunden und beschlossen, an dieser Stelle etwas Gemeinsames zu tun.
Wir bekommen mit dem Sprachenrat in Bremen ein Gremium, das mit seiner Expertise und Vernetzung helfen kann, Entscheidungen in bildungs- und integrationspolitischen Kontexten fachlich zu untermauern und konkrete Projekte in diesen Feldern direkt zu unterstützen. Herr Dr. Buhlert, ich zweifle so ein bisschen, ob all das, was Sie hier dargestellt haben, wirklich Aufgabe des Sprachenrats sein kann. Ein Teil ist auch noch Aufgabe der Bildungsbehörde, und wir arbeiten an diesem Teil.
Die Senatorin für Bildung und Wissenschaft steht seit Längerem in Kontakt mit der Initiative zur Gründung des Sprachenrats, wir haben Übereinstimmung in bislang schon identifizierten Handlungs- und Entwicklungsbedarfen. Ich habe die Unterstützung nach unseren Möglichkeiten zugesagt. Wir suchen schon jetzt gemeinsam nach Möglichkeiten, eine Implementation des europäischen Sprachenportfolios in elektronischer Form an Bremer Schulen voranzubringen. Sie haben es alle erwähnt. Der Sprachenrat wird sich mit Nachdruck für die Idee der Mehrsprachigkeit als Bildungsauftrag einsetzen. Uns ist das Mehrsprachigkeitsideal seit vielen Jahren als Entwicklungsziel der europäischen Sprachenpolitik bekannt.
Die Kultusministerkonferenz bereitet gerade daran orientierte Empfehlungen zum Fremdsprachenlernen vor. Das europäische Konzept „Mehrsprachigkeit“ hebt stark auf die Bedeutung der Herkunftssprachen in der Gemeinschaft ab. Qualifikation und Integration, Bewahrung und Nutzung individueller biografischer Bildungsleistungen spielen dabei eine zentrale Rolle. Dies schließt die Überzeugung nicht aus – darüber haben wir schon mehrfach debattiert, und hier ist es auch angeklungen –, dass die Beherrschung der deutschen Sprache den effektivsten Faktor im individuellen Integrationsprozess darstellt.
Meine Damen und Herren, ich bin gern bereit, mit dem Bremer Sprachenrat das geforderte Mehrsprachigkeitskonzept für das Land Bremen zu erarbeiten und Ihnen das Konzept in einem Jahr vorzulegen. Ich freue mich auf die Aufgabe. – Vielen Dank!
Wer der Überweisung des Antrags der Fraktionen der SPD und Bündnis 90/Die Grünen mit der Drucksachen-Nummer 17/881 zur Beratung und Berichterstattung an den Ausschuss für Wissenschaft und Forschung seine Zustimmung geben möchte, den bitte ich um das Handzeichen!
Wer dem Antrag der Fraktionen der SPD und Bündnis 90/Die Grünen seine Zustimmung geben möchte, den bitte ich um das Handzeichen!
Herr Präsident, meine sehr geehrten Damen und Herren! Wir sprechen heute über das Unterhaltsvorschussgesetz und den Umgang des Sozialressorts mit diesem Gesetz. Das Unterhaltsvorschussgesetz unterstützt für längstens sechs Jahre alleinerziehende Elternteile, wenn der unterhaltspflichtige Elternteil seiner Zahlungspflicht nicht nachkommt. Das Geld wird vom Staat vorgeschossen und jeweils von dem säumigen unterhaltspflichtigen Elternteil zurückgeholt.
Als der Rechnungshof der Freien Hansestadt Bremen das Thema in seinem Rechnungshofbericht im Jahr 2008 aufgriff, titelte der „Weser-Kurier“: „Das Eldorado für säumige Väter“. Leider hat sich trotz sechs neuer Mitarbeiter und insgesamt damit 10,08 Beschäftigungsvolumen seit dem 1. April 2008 immer noch nicht sehr viel getan.
Woher kommen wir? Bremen hat im Ländervergleich seit 2000 stets die niedrigste Rückholquote aller Bundesländer aufzuweisen. Dabei steht Bremerhaven trotz der schwierigeren Sozialstruktur, als sie in der Stadt Bremen vorherrscht, besser da als Bremen. Das gilt auch für das Haushaltsjahr 2008. Die Rückholquote in Bremerhaven beträgt 12,75 Prozent und in der Stadtgemeinde Bremen nur 10,43 Prozent. Das Argument des rot-günen Senats war immer, dass die besondere soziale Struktur einer Großstadt und die hohe Arbeitslosigkeit im Land Bremen das bedingen. Eine unbestreitbare Tatsache ist, dass die Stadt Bremerhaven eine viel schlechtere Sozialstruktur verkraften muss als Bremen und dennoch wesentlich erfolgreicher ist. (Beifall bei der CDU)
Auch sozial stark belastete Städte wie Delmenhorst, Hamburg oder Berlin erreichen mit 20 beziehungsweise 13 Prozent eine wesentlich bessere Quote. Damit ist bewiesen, dass das Argument an den Haaren herbeigezogen ist. Das eigentliche Problem liegt also woanders. Ich zitiere aus dem Rechnungshofsbericht 2008 mit Genehmigung des Präsidenten: „Obwohl drei unterschiedliche Prüfungsämter, unter anderem Bundesrechungshof und Landesrechnungshof, in den Jahren 2000, 2002 und 2003 erhebliche Bearbeitungsmängel bescheinigt hatten, hat das Amt für Soziale Dienste die damals verabredeten Maßnahmen nicht konsequent umgesetzt. Die senatorische Behörde hat diese auch nicht ausreichend überwacht.“ Erst Mitte 2007, also nach sage und schreibe sieben weiteren Jahren, hatte das Amt für Soziale Dienste die Altfälle gesichtet und auch da noch keine Maßnahmen eingeleitet, die Gelder auch zu realisieren.
Wer sich die Haushaltsaufstellung 2010 und 2011 ansieht, stellt fest, dass die Sozialsenatorin für diese beiden Jahre mit einer Rückholquote von nur 11,1 Prozent rechnet. Also keinerlei Steigerung zum Jahr 2008, in dem sie bezogen auf das Land Bremen bei 10,98 ––––––– *) Von der Rednerin nicht überprüft.
Prozent lag, wobei dieser hohe Prozentwert vorrangig auf die Stadt Bremerhaven zurückgeführt werden kann. Der Rechnungshof führte die Probleme auf erhebliche organisatorische Mängel zurück, auf eine extrem unterschiedliche Fallzahlbelastung der einzelnen Mitarbeiter durch eine ungleiche Verteilung und darauf, dass diese Einnahmestelle des Amtes für Soziale Dienste erheblich unterbesetzt war.
Seit dem 1. April 2008 sind, wie ich schon erwähnte, in Bremen sechs Personen mehr tätig. Diese konnten für das Jahr 2008 140 000 Euro mehr in Bremen als Einnahme hereinholen. Ein erster zaghafter Schritt in die richtige Richtung, der uns in der Sozialdeputation und vonseiten der Regierungsfraktionen allerdings immer wieder als sehr viel größerer Erfolg dargestellt wird, als er aus unserer Sicht tatsächlich anzusehen ist. Dass diese Steigerung auch der Sozialbehörde nicht ausreicht, zeigt sich darin, dass weitere organisatorische Maßnahmen zurzeit geprüft werden und gegebenenfalls ein externer Dienstleister einbezogen werden soll, um die Rückholquote zu verbessern.