Protokoll der Sitzung vom 31.01.2007

Da geht es nicht um Blockade.

(Axel Wintermeyer (CDU): Nein!)

Da geht es nicht darum, die Chancen einer Region zu verhindern, sondern es geht um die schlichte und ergreifende Tatsache, dass nach wie vor in unserem Land das Artensterben viel zu hoch ist, dass der Flächenverbrauch viel zu hoch ist und dass wir uns deshalb bemühen müssen, diesen Flächenverbrauch zu begrenzen.Wir müssen uns deshalb darum bemühen, Lebensraum für Tiere und für Pflanzen in unserem Land zu erhalten. Darum geht es dem BUND, und das ist eine wichtige Arbeit, die der BUND und auch wir GRÜNE in unserem Land leisten.

(Beifall bei dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Es ist schon komisch, dass man einer Partei, die das „C“ in Namen trägt, vortragen muss, wie es um die Bewahrung der Schöpfung in unserem Land bestellt ist.

(Minister Dr.Alois Rhiel:Ach Gottchen!)

Ich zitiere aus den Daten zur Natur des Bundesamtes für Naturschutz.

In Deutschland ist die Situation nach wie vor alarmierend. Von den in der Roten Liste gefährdeter Tiere bewerteten Säugetierarten sind mehr als ein Drittel (38 %) bestandsgefährdet sowie 13 % ausgestorben oder verschollen. 71,4 % aller in Deutschland vorkommenden 21 Amphibien- und 14 Reptilienarten sind nach der Einstufung in der

Roten Liste gefährdet oder extrem selten. Für die Brutvögel wurde 2002 eine neue Rote Liste vorgelegt, wonach 37 % der in Deutschland vorkommenden Arten als bestandsgefährdet eingestuft werden und 6 % der Arten ausgestorben oder verschollen sind.

Darum geht es, wenn wir überlegen, wie wir Infrastrukturprojekte naturverträglich realisieren können,und nicht um Blockade,was Sie den Menschen hier erzählen wollen.

(Beifall bei dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und des Abg. Jürgen May (SPD))

Es geht darum, dass von den 14.000 Pflanzenarten in unserem Land 28,7 % als bestandsgefährdet gelten und 3,7 % bereits ausgestorben sind.

(Zurufe von der CDU)

Es geht darum, dass von den 500 Biotoptypen, die wir in unserem Land haben,zwei Drittel als gefährdet eingestuft werden. Darum geht es.Wir Menschen können es uns aussuchen,ob,wo und wie wir bauen.Pflanzen und Tiere können das nicht. Deshalb müssen wir unsere Verantwortung für einen Naturschutz und für einen Umweltschutz durch sorgfältige Planungsverfahren wahrnehmen.

(Beifall bei dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Zuruf des Abg. Gottfried Milde (Griesheim) (CDU))

Es geht bei sorgfältigen Planungsverfahren darum, dass der Flächenverbrauch in unserem Land nach wie vor viel zu hoch ist. Die Bundesregierung hat sich als Ziel vorgenommen, bis zum Jahre 2020 den Flächenverbrauch pro Tag – meine Damen und Herren – auf 30 ha zu reduzieren. Derzeit sind wir im Flächenverbrauch für Verkehrsflächen und Siedlungen bei 120 ha pro Tag. Das ist noch ein weiter Weg. Deswegen bin ich dankbar für alle Bürgerinnen und Bürger, für alle Verbände und politischen Parteien, die darum ringen, wie wir diesen Flächenverbrauch in unserem Land möglichst gering halten können.

(Beifall bei dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Herr Wagner, Sie müssen zum Schluss kommen. Ihre Redezeit ist abgelaufen.

Da die CDU schweigt, denkt sie zumindest nach.

(Beifall bei dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Heiterkeit der Abg. Sarah Sorge (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN))

Das habe ich immerhin mit meiner Rede erreicht. Es tut gut, wenn Sie nachdenken. Wenn Sie auch noch umdenken würden, kämen wir im Interesse von Nordhessen und einer intakten Umwelt ein gutes Stück voran. – Ich danke Ihnen, meine Damen und Herren.

(Anhaltender Beifall bei dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Vielen Dank, Herr Wagner. – Als Nächste hat Frau Kollegin Pfaff für die SPD-Fraktion das Wort.

(Clemens Reif (CDU): Die haben die Autobahn niedergeklatscht!)

Herr Präsident, meine sehr verehrten Damen und Herren! Herr Ministerpräsident Koch, seit acht Jahren tragen Sie die Regierungsverantwortung in Hessen.

(Hans-Jürgen Irmer (CDU): Sehr gut, genau! – Demonstrativer Beifall bei der CDU)

Seit acht Jahren ist außer vollmundigen Ankündigungen seitens der Landesregierung und seitens des Herrn Ministerpräsidenten kein nennenswerter Baufortschritt an der A 44 zu erkennen.

(Beifall bei der SPD – Zurufe von der CDU)

Seit acht Jahren herrscht Stillstand. Herr Ministerpräsident, nicht ein einziger Meter, der unter Ihnen geplant wurde, ist bis heute gebaut worden. Meine sehr verehrten Damen und Herren, es gehörte sehr viel Mut dazu, dass ausgerechnet die CDU-Fraktion zu diesem Thema heute hier einen Setzpunkt beantragt hat.

(Beifall bei der SPD – Zuruf des Abg. Dr. Walter Lübcke (CDU))

Wir müssen feststellen: Die CDU kann es nicht, und die GRÜNEN wollen sie nicht.

(Beifall bei der SPD)

Als einziges Verkehrsprojekt Deutsche Einheit ist der Bau der A 44 bundesweit noch immer nicht vollendet, obwohl dieses Projekt oberste Priorität auf der Bundes- und der Landesebene genießt und alle Voraussetzungen, insbesondere auch die der Finanzierung, gegeben waren.

(Zuruf des Abg. Dr.Walter Lübcke (CDU))

Es ist unerträglich, wie die Landesregierung eines der wichtigsten Infrastrukturprojekte für Nordhessen verschleppt,verzögert,damit gefährdet und insbesondere damit die Interessen der Menschen in Nordhessen mit Füßen tritt.

(Beifall bei der SPD – Michael Boddenberg (CDU): Frau Pfaff, wer hat Ihnen das aufgeschrieben?)

Der Lückenschluss des A 44 zwischen Kassel/Herleshausen und Eisenach ist für den Wirtschaftsstandort Nordhessen im Hinblick auf Wirtschaftswachstum, neue Arbeitsplätze und Mobilität

(Michael Boddenberg (CDU): Hat Ihnen das der Kaufmann aufgeschrieben?)

von herausragender Bedeutung,

(Günter Rudolph (SPD): So ist es!)

da er im Zuge der Wiedervereinigung eine neue zentrale Lage in Deutschland erhalten hat. Nicht minder wichtig ist eine schnellstmögliche Realisierung, um die Menschen entlang der B 7, der B 27 und der B 400 von den überdurchschnittlichen Verkehrsbelastungen endlich zu befreien.

(Zurufe von der CDU)

Herr Ministerpräsident, in Ihrer ersten Regierungserklärung haben Sie hier im Hessischen Landtag im April 1999 wörtlich erklärt:

(Dr.Walter Lübcke (CDU):Wie war das mit Herrn Eichel?)

Der größte Beitrag, den die Landesregierung für wirtschaftliches Wachstum und für die Schaffung neuer Arbeitsplätze leisten kann, ist der best- und schnellstmögliche Ausbau der Verkehrsinfrastruktur.

Ich zitiere weiter:

Was die Planung der A 44 angeht, so sind wir mit dem Bundesverkehrsminister im Gespräch, um die Anbindung an das Kasseler Kreuz doch noch möglich zu machen. Danach werden wir eine abschließende Entscheidung darüber treffen, wie eine schnellstmögliche Planfeststellung für die A 44 möglich ist,

(Dr. Walter Lübcke (CDU): Die wollten Sie doch kaputtmachen!)

damit endlich nach den jahrelangen Verzögerungen mit dem Bau begonnen werden kann,...

(Günter Rudolph (SPD): So ist es!)

Meine sehr verehrten Damen und Herren, wir müssen heute leider feststellen: Nichts davon ist Wirklichkeit geworden – außer Pleiten, Pech und Pannen