Protokoll der Sitzung vom 17.12.2003

ist wegen der erforderlichen Abklingzeit von rund 40 Jahren ein Endlager nicht vor 2035 erforderlich.

Meine Damen und Herren, das ist die Aussage vom Vizepräsidenten des Bundesamtes für Strahlenschutz, durchaus kein GRÜNER. So ist die Sachlage.

(Beifall bei dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Was ich verurteile, ist, dass Sie mit Ihrem Antrag suggerieren, dass durch den Ausstiegsbeschluss von Rot-Grün die Menge der hoch radioaktiven Abfälle über Zwischenlager entsorgt werden müsste. Meine Damen und Herren, das ist nicht die Sachlage. Sachlage ist, dass die Zwischenlager nicht ausreichen, dass es mit dem Atomausstiegsbeschluss überhaupt nichts zu tun hat und dass man versuchen muss, Risiken zu vermeiden.

Diese Risiken sind Transportrisiken. Solange es kein nationales Endlager gibt, kann man es nicht verantworten, dass gefährlicher Atommüll von A nach B, von B nach C transportiert wird. Was ich einfordere, ist, dass Sie zu die

ser Sachlage ehrlich Stellung beziehen.Sie haben seit 1977 gewusst,dass diese Problemabfälle sicher gelagert werden müssen. Auch unter Ihrer Verantwortung im Bund hat es kein Endlager gegeben.

(Beifall bei dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Was die Bundesregierung unter Rot-Grün gemacht hat, ist, endlich eine Transparenz zu schaffen. Sie hat zuvor noch einen ganz wichtigen Punkt unternommen: die Begrenzung der hoch radioaktiven Abfälle über den Atomausstieg.– Meine Damen und Herren,das war der richtige Schritt. Sie wollen nur weiter produzieren. Sie wollen Blockade im Hinblick auf die Auswahl von Zwischenlagerstandorten betreiben. Sie tragen aber effektiv nichts zur Problemlösung bei, wie man das Ganze anders und besser handeln kann.

(Beifall bei dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Es ist wirklich das erste Mal, dass eine Transparenz in diesem Bereich erfolgt. Der Arbeitskreis „Auswahlverfahren – Endlagerstandorte“ ist transparent.

(Zuruf des Abg. Dr.Walter Arnold (CDU))

In Veröffentlichungen kann man sogar – wer eine Internetverbindung hat – Einsicht nehmen. Man kann genau verfolgen, welche Erkenntnisse vorhanden sind und wie das Ganze umgesetzt werden soll.Erstmals ist für die Bürgerinnen und Bürger nachvollziehbar, wie dies alles unternommen und umgesetzt werden soll. Das gab es damals unter CDU, CSU und FDP in der Bundesregierung nicht.

(Beifall bei dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Sie haben obrigkeitsstaatlich gesagt: Gorleben wird das Endlager. – Sie haben gesagt:Wir werden diesen Standort ausrufen, und wir werden alles dazu tun, dass die atomaren Abfälle dort untergebracht werden können. – Das ist keine Herangehensweise, wenn es um die Sicherheit geht, wenn es um die sichere Lagerung von hoch strahlendem Atommüll geht, der über viele Tausend Jahre sicher gelagert werden muss. Nein, hier müssen wissenschaftliche Kriterien herangezogen werden – transparent, für jeden nachvollziehbar.

(Dr.Walter Arnold (CDU): Sie machen nichts!)

Ich sage Ihnen: Das soll auch dazu führen, dass eine größere Akzeptanz der Bevölkerung dort erfolgt, wo diese atomaren Abfälle letztendlich lange, lange Jahre, ja viele Tausende von Jahren sicher gelagert werden müssen. Wir haben eine andere Politik. Wir setzen diese Politik auch um, die Politik der Transparenz. Ich sage an dieser Stelle: Ich hätte mir gewünscht, dass gerade Herr Wirtschaftsminister Rhiel eine Transparenz in der Offenlegung der Unterlagen gezeigt hätte, was den Frankfurter Flughafen angeht. Die fehlende Transparenz müssen wir leider immer wieder im Lande feststellen. Wir sind für Transparenz, und auf Bundesebene wird diese Transparenz umgesetzt.

(Beifall bei dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Im Gegensatz zu Ihnen haben wir die Lösung. Wir haben den Ausstiegsbeschluss. Wir wollen, dass diese atomaren Abfälle begrenzt werden. Wir wollen, dass eine andere Energieversorgung Raum greift. Wir wollen, dass erneuerbare Energien, Zukunftsenergien, wirklich Platz greifen und nicht immer wieder mit dieser Blockadepolitik von CDU, CSU und FDP – inklusive Weiterbetrieb der Atomenergie – behindert werden.

(Beifall bei dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Meine Damen und Herren, ich kann immer nur sagen – –

(Ruth Wagner (Darmstadt) (FDP): Deshalb ist der Müll doch nicht weg!)

Frau Wagner, an dieser Stelle bin ich Ihnen für den Zwischenruf sehr dankbar. Die FDP war lang mit in der Regierungsverantwortung. An dieser Stelle kann man feststellen: Es sind auch Ihre Versäumnisse, die Rot-Grün auf Bundesebene mit aufzuarbeiten hat.

(Dr.Walter Lübcke (CDU): Na, na, na!)

Das ist doch die Sachlage. Nicht die GRÜNEN waren für die Erzeugung des Atommülls verantwortlich.

(Beifall bei dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Zurufe von der CDU)

Es war die Politik der Vorgängerregierung, und wir haben das Ganze gestoppt.

Lassen Sie mich noch zu einem weiteren Punkt kommen, der Unglaubwürdigkeit der FDP in diesem Bereich. Sie haben in Ihrem Antrag geschildert, dass der Landkreis Bergstraße eine begrenzte Baugenehmigung bis zum Jahre 2012 geben wird.

Frau Kollegin, kommen Sie bitte zum Schluss Ihrer Rede.

Ich komme gleich zum Schluss. Ich möchte es noch einmal dokumentieren.

Es ist tatsächlich so, dass es zur Antragstellung noch keine Genehmigung gegeben hat. Ich bin mir aber vollkommen sicher,dass der Landkreis Bergstraße nach Recht und Gesetz entscheiden wird, wie es notwendig ist. Wir wollen eine Begrenzung des Atommülls, und wir wollen mit dieser Begrenzung erreichen, dass der Atomausstieg erfolgt und die Bürgerinnen und Bürger an den Zwischenlagerstandorten nicht übermäßig belastet werden. – Ich danke Ihnen, meine Damen und Herren.

(Beifall bei dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und des Abg. Norbert Schmitt (SPD))

Als nächster Redner hat Herr Dr. Arnold für die CDUFraktion das Wort.

Frau Präsidentin, meine Damen und Herren!

(Frank Gotthardt (CDU): Sag einmal, wie es wirklich ist!)

Ich habe selten einen so scheinheilig begründeten Antrag wie den gesehen,

(Beifall bei der CDU – Lachen bei dem BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN)

den Sie heute hier gestellt haben, Frau Kollegin Hammann. Die CDU-Fraktion begrüßt den Antrag der FDPFraktion, weil sie einen Punkt klar beleuchtet. Es wird in

der Bevölkerung von Biblis und Umgebung keine Akzeptanz geben

(Lachen des Abg. Norbert Schmitt (SPD))

für das beabsichtige Zwischenlager, wenn nicht gleichzeitig deutlich wird, dass von der Bundesregierung sichtbar an dem Thema Endlager gearbeitet wird. Meine Damen und Herren, das fehlt mir bei der Sache.

(Beifall bei der CDU und der FDP)

Ich betone eines eindeutig: Nach § 9 Atomgesetz ist die Bundesregierung dafür zuständig,für ein Endlager zu sorgen. Das, was Rot-Grün in Berlin gemacht hat, nämlich mit dem Moratorium dafür zu sorgen, dass in Gorleben zehn Jahre lang nichts passiert, ist ein Schritt in die falsche Richtung. Das kritisiere ich an dieser Stelle.

(Beifall bei der CDU)

Ich sage Ihnen einmal deutlich, was im Moment Fakt ist. Fakt ist, dass für nicht Wärme entwickelnde radioaktive Abfälle das Lager Konrad vorgesehen ist. Es gibt einen Planfeststellungsbeschluss für Konrad. Die Realisierung des Endlagers ist zwar durch Klagen verhindert, aber der Betreiber, das Bundesamt für Strahlenschutz, wäre in der Lage, über einen Antrag auf Sofortvollzug diesen Teil des Endlagers darzustellen.

Zweitens. Zum Salzstock Gorleben.Alle bisher übertägig als auch untertägig durchgeführten Untersuchungen zeigen, dass dieser Salzstock Gorleben als Endlager für Wärme entwickelnde Abfälle möglich wäre.

In etwa vier bis fünf Jahren, so sagen Experten,

(Zuruf der Abg. Ursula Hammann (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN))

sind alle übrigen notwendigen Untersuchungen abgeschlossen, um dann eine gesicherte Aussage zu haben. Ich wiederhole: Es gibt zurzeit keine wissenschaftlich begründeten Zweifel, dass der Salzstock Gorleben nicht geeignet wäre. Wenn Sie von Rot-Grün nicht ab dem 01.07.2005 den Castortransport untersagen würden, dann stünden die zentralen Zwischenlager in Gorleben und Ahaus zur Verfügung.

(Zuruf der Abg. Ursula Hammann (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN))

Ich sage hier ganz deutlich:RWE Power hat für alle RWEKernkraftwerke in Deutschland in Gorleben und Ahaus eine Lagerkapazität von ca. 140 Stellplätzen für Castorbehälter gesichert. Frau Hammann, diese Lagerkapazität ermöglicht eine Entsorgung abgebrannter Brennelemente für die RWE-Kernkraftwerke für die Dauer von ca. 15 Jahren.

(Zuruf der Abg. Ursula Hammann (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN))