Protokoll der Sitzung vom 07.10.2004

(Tarek Al-Wazir (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Ja!)

müssen sich über einen längeren Zeitraum bestätigen.

(Demonstrativer Beifall des Abg. Tarek Al-Wazir (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN))

Herr Kollege Al-Wazir, die denklogisch zwingende Schlussfolgerung daraus ist:

(Zuruf des Abg. Mathias Wagner (Taunus) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN))

Wenn wir zu einem Zeitpunkt, der in der Zukunft liegt, festgestellt haben, dass sich die Verfestigung der Grundfreiheiten nicht nur durchgesetzt, sondern auch bewährt hat,

(Tarek Al-Wazir (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Ja!)

dann reden wir mit dem Beitrittkandidaten Türkei,

(Tarek Al-Wazir (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Ja!)

ob weitere Kriterien erfüllt sind. Meine Damen und Herren, dann reden wir über eine Aufnahme,

(Zuruf der Abg.Margaretha Hölldobler-Heumüller (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN))

aber nicht vorher, weil das Prinzip Hoffnung in diesem Zusammenhang falsch interpretiert werden würde.

Herr Staatsminister,darf ich Sie freundlich darauf hinweisen:Die zwischen den Fraktionen vereinbarte Redezeit ist jetzt abgelaufen.

Jawohl. Da das Thema aber so wichtig ist, gestatten Sie mir, noch zwei Zitate zu bringen.

(Zuruf der Abg. Christel Hoffmann und Norbert Schmitt (SPD))

Es geht um das Gesetz der Pressefreiheit:

Mit dem neuen Gesetz werden Sanktionen wie das Verbot von Veröffentlichungen, die Unterbindung des Vertriebs und die Beschlagnahme von Druckmaschinen abgeschafft. In zahlreichen Fällen jedoch werden Journalisten und andere Bürger, die ihre Meinung friedlich äußern, noch rechtlich verfolgt. Das neue Strafgesetzbuch stellt im Hinblick auf die Meinungsfreiheit nur einen beschränkten Fortschritt dar.

(Tarek Al-Wazir (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Ja!)

Meine Damen und Herren, ich komme zum Schluss. Das Resümee ist: Für die Hessische Landesregierung, aber ausdrücklich auch für mich persönlich ist die Entscheidung, die Türkei derzeit zum Beitrittskandidaten zu ernennen, ein schwerer politischer Fehler. – Herzlichen Dank.

(Beifall bei der CDU und des Abg. Jörg-Uwe Hahn (FDP))

Vielen Dank. – Es gibt keine weiteren Wortmeldungen.

Ich rufe den Tagesordnungspunkt 63 auf:

Antrag der Fraktion der SPD betreffend eine Aktuelle Stunde (CDU-Angriff auf Arbeitnehmerrechte abweh- ren!) – Drucks. 16/2748 –

Das Wort hat Frau Kollegin Ypsilanti.

Herr Präsident, meine Damen und Herren! Jetzt zeigt die CDU endlich ihr wahres Gesicht: Sie hat an dem sozialen Frieden in diesem Land überhaupt kein Interesse mehr.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Die CDU hat den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern den Kampf in der Tarifpolitik, beim Kündigungsschutz, bei der Arbeitszeitverlängerung und auch in der Gesundheitspolitik angesagt.

(Hans-Jürgen Irmer (CDU): Ist das die Vorbereitung für Samstag? – Volker Hoff (CDU): 5 Millionen Arbeitslose!)

Wir diskutieren das heute an dieser Stelle, weil der Ministerpräsident und auch Sie, Herr Jung, bei diesem Thema immer in der ersten Reihe zu finden sind.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer und ihre Familien sind Ihnen egal.

(Zurufe von der SPD: So ist es! – Michael Bodden- berg (CDU): Das können Sie am Samstag vortragen!)

Es ist noch viel schlimmer. Sie machen sie zu den Schuldigen der wirtschaftlichen Lage.

(Volker Hoff (CDU): Sie haben doch die wirtschaftliche Lage mit Ihrer unsinnigen Politik herbeigeführt! – Zuruf des Abg. Heinrich Heidel (FDP))

Das kann ich Ihnen mit einem Zitat belegen. In Ihrem Leitantrag der CDU sagen Sie:

(Volker Hoff (CDU): Maßeinheit für Unvermögen ist ein Ypsilanti! Das hat Herr Schröder gesagt!)

Einen nicht geringen Anteil an der Entwicklung der Arbeitslosigkeit in Deutschland hat in den zurückliegenden Jahrzehnten die zwischen den Tarifpartnern vereinbarte Lohnpolitik.

Das müssen Sie sich einmal auf der Zunge zergehen lassen.

(Zurufe von der SPD: Unglaublich! – Dr. Franz Jo- sef Jung (Rheingau) (CDU):Aber leider wahr! Wir haben 40 % mehr Lohn, und die Arbeitslosigkeit ist nach oben gegangen!)

Einmal abgesehen von dem Angriff auf die verfassungsrechtlich garantierte Tarifautonomie,

(Volker Hoff (CDU): Wenden Sie sich an den Bundeskanzler! Er schätzt Sie außerordentlich!)

einmal abgesehen davon, dass die realen Stundenverdienste in Deutschland in den letzten Jahren hinter den Produktivitätsgewinnen zurückgeblieben sind, einmal ganz abgesehen davon, dass die Lohnarbeit eigentlich die Existenz sichern sollte: Wir haben kein Exportproblem aufgrund der Löhne, sondern wir haben ein Problem bei der Binnennachfrage.

(Beifall bei der SPD – Hans-Jürgen Irmer (CDU): Woran liegt das denn? Erklären Sie es doch einmal! Wer regiert seit fünf, sechs Jahren?)

Ihr Rezept ist eine umfassende Lohnsenkung.Wer hat Sie eigentlich volkswirtschaftlich beraten?

(Beifall bei der SPD – Jörg-Uwe Hahn (FDP): Wir haben ein Problem mit der Bundesregierung!)

Dann kommen wir zum nächsten alten Hut: Zur Lohndumping-Mentalität gesellt sich die Mentalität des Hire and Fire.

(Hans-Jürgen Irmer (CDU):Wer ruiniert Deutschland? – Zuruf des Abg.Volker Hoff (CDU))

Den Kündigungsschutz für Neueinstellungen bei Betrieben unter 20 Mitarbeitern schaffen Sie faktisch ab.Wissen Sie, was das heißt? Dass 90 % aller Betriebe keinen Kündigungsschutz mehr haben.

(Günter Rudolph (SPD): Sehr richtig!)

Wie die Abschaffung des Kündigungsschutzes mit mehr Arbeitsplätzen zusammenhängen soll, bleibt Ihr Geheimnis. Ich sagen Ihnen:Auch viele Ihrer Kollegen in Ihrer eigenen Partei kennen das Geheimnis nicht.

(Beifall bei der SPD – Zurufe der Abg. Hans-Jür- gen Irmer und Volker Hoff (CDU))