Sie werden es nicht glauben, man bereitet sich auf so eine Rede vor,ist wahnsinnig nervös,und dann möchte man sie auch loswerden.
Ich als waschechtes Weilburger Mädchen möchte Ihnen jetzt ganz ernst etwas über Weilburg erzählen. Erstmals wurde Weilburg 906 unter dem Namen Wilineburch im Zusammenhang mit der Beisetzung des Herzogs Konrad des Älteren von Franken erwähnt. Danach gab es eine ganze Reihe von Kriegen, in denen sich verschiedene Adelsgeschlechter um die Herrschaft stritten. Das aber kann man auch in Geschichtsbüchern nachlesen. Interessant wird es erst wieder, als Graf Adolf von Nassau die Herrschaft über Weilburg und das umliegende Land im Jahr 1294 durch Kauf erwarb und – wie Herr Bürgermeister Schick eingangs erwähnte – 1295 die Stadtrechte verlieh.
Mitte des 17. Jahrhunderts wurde unter der Leitung von Graf Johann Ernst die Innenstadt neu gestaltet. In dieser
Zeit sind z.B.die Barockbauten des Schlosses,die Schlosskirche, der Schlossgarten, die Orangerien, das alte Rathaus, der Marktplatz mit dem Neptunbrunnen und die angrenzenden Bürgerhäuser – darunter auch das Elternhaus meiner Mutter – entstanden. Diese Baumaßnahmen machten Weilburg zu dem, was es heute noch ist – die barocke Residenzstadt an der Lahn.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, ich habe zu Hause lange darüber nachgedacht, was ich Ihnen heute über Weilburg erzählen möchte. Ich bin zu dem Entschluss gekommen, dass ich über die Schönheiten und Besonderheiten Weilburgs vor dem Hintergrund meiner eigenen Entwicklung vortrage. Ich bin in der Innenstadt aufgewachsen und habe im Schlossgarten Fahrrad fahren gelernt. Mittlerweile bin ich erwachsen und habe mich fortentwickelt. Schön finde ich, dass sehr viele Orte und Plätze von Weilburg noch genau so erhalten sind, wie ich sie als Kind erlebt habe. Ich erinnere mich gern daran zurück. Mir ist bewusst geworden, dass ich schon im Alter von 15 Jahren Höhlenführungen in der Kubacher Kristallhöhle gemacht habe, die mit immerhin etwas mehr als 50.000 Besuchern im Jahr als eine der Haupttourismusattraktionen der Region gilt.
Weitere Ferienjobs als Aushilfe bei den Gärtnern im Schlossgarten oder als Unterstützung bei den Forstarbeitern zum Aufforsten des Stadtwaldes folgten. Jetzt stehe ich hier in meiner Eigenschaft als Hessentagsmädchen 2005 – oder als Stadtfräulein aus dem Jahre 1813. Da es mit meiner blaublütigen Geburt leider nicht geklappt hat, musste ich eben den zweiten Bildungsweg einschlagen, um in die Beletage von Weilburg zu kommen.
Meine sehr verehrten Damen und Herren, so, wie es mir geht, geht es sicher auch allen anderen Weilburgern und Menschen in der Region, die ich hier vertreten möchte. Weilburg ist eine tolle Stadt. Weilburg ist eine lebendige Stadt. Dank eines überragenden Bürgermeisters ist Weilburg eine Stadt mit Aufbruch. Auf der einen Seite findet man überall Zeugen einer bewegten und schönen Vergangenheit,auf der anderen Seite wird das Stadtbild nach und nach zweckmäßig modernisiert, um wiederum Platz zu schaffen – Platz für Familien, Platz für Freizeit und Freude, Platz für Unternehmungen und Platz für Ideen.
Die vielen Sehenswürdigkeiten von Weilburg laden Sie ein. Lassen Sie mich noch schnell ein paar erwähnen: das Weilburger Schloss, dessen Einrichtung nahezu gänzlich erhalten ist und ganzjährig besichtigt werden kann, der Weilburger Schiffstunnel, der im Zusammenhang mit der Schiffbarmachung der Lahn im Jahre 1847 auf Anordnung des Herzogs Adolf gebohrt wurde und in Europa – neben einem ähnlichen Tunnel in Frankreich – einzigartig ist, der Windhof als ehemaliges Jagdschloss vor den Toren der Stadt, der heute als Unterkunft für die Studierenden an der Staatlichen Technikerschule dient. Der Tiergarten im Stadtteil Hirschhausen,ehemals Jagdgatter des Grafen,ist nun Herberge für verschiedene Tiere wie Luchs, Elch, Fischotter und Wolf. Weitere Ausflugsziele sind das Weilburger Stadt- und Bergbaumuseum mit Schaustollen, der Schlossgarten, die Kubacher Kristallhöhle und nicht zuletzt die wunderbare Landschaft, die es zu Lande, auf Schusters Rappen, zu Wasser, per Kanu oder Bootstour, oder in der Luft im Heißluftballon zu erkunden gilt.
Sehr geehrte Damen und Herren, ich hoffe, ich habe Sie jetzt ein bisschen neugierig gemacht – neugierig auf Weilburg mit seinen schönen Seiten und neugierig auf die Region.Wir, der Gardist Dirk und sein Stadtfräulein, und die Menschen aus der Region würden uns sehr freuen, wenn
wir Sie alle in den kommenden Tagen des Hessentages ganz persönlich in Weilburg begrüßen dürften. – Vielen Dank.
Sehr geehrtes Stadtfräulein, ganz herzlichen Dank für Ihre Worte. Ich habe vernommen, dass Sie beim BKA beschäftigt sind. Gut, dass Sie in Hessen bleiben durften, sonst hätten wir Sie heute nicht bei uns.
Es war eine gute Entscheidung, dass wir für den Standort Wiesbaden des BKA eingetreten sind. Herzlichen Dank, und wir freuen uns, dass wir Sie sozusagen in Aktion in Weilburg erleben dürfen. „Ein echtes Weilburger Mädchen“ – das würden die Karnevalisten sagen. – Herr Petersen, Sie haben das Wort.
Der Satz hat mir, als ich erfahren habe, dass ich hier eine Rede halten soll, auf der Zunge gebrannt. Danke, ich bin ihn losgeworden.
Ich stehe hier als Gardist der Bürgergarde der Stadt Weilburg. Meine Kleidung ist für einen Hessentag wirklich ungewöhnlich, denn normalerweise sind während des Hessentages Trachten üblich. In Weilburg gibt es aber keine typische Tracht. Die Weilburger Bürgergarde, von jeher als Repräsentant für die Stadt Weilburg tätig, hat diese Aufgabe gerne übernommen.
Gegründet wurde die Bürgergarde 1813 aus Anlass der Vermählung des Erbprinzen Wilhelm von Nassau-Weilburg mit Prinzessin Louise von Sachsen-Hildburgshausen. Die Bürger der Stadt Weilburg wollten ihnen zu Ehren ein Spalier stellen und gründeten deshalb ein uniformiertes Bürger- und Bürgersöhnekorps. Dem fürstlichen Paar hat das so gut gefallen, dass dieses Korps zu einer dauerhaften Einrichtung wurde. – Schon bin ich mit der Exkursion fertig.
So stehen wir seit bald 200 Jahren dauerhaft Gewehr bei Fuß, wenn es darum geht, Weilburg zu vertreten oder zu repräsentieren. Auch wenn die herzogliche Familie zu euch nach Wiesbaden gezogen ist, ist bis heute eine sehr intensive Beziehung nach Luxemburg geblieben, denn der oberste Dienstherr der Bürgergarde ist nach wie vor der Großherzog von Luxemburg.
Ein Wort zu dieser Uniform. Als wir aus dem Hessischen Landtag gekommen sind, sprach mich gleich jemand an und sagte: Oh, Herr Gendarm. – Das ist keine Gendarmenuniform, das ist auch keine Feuerwehruniform, sondern es ist die Uniform der Bürgergarde. Sie ist nassauisch. Sie stammt ungefähr aus der Zeit um 1850. Später wurde sie ein bisschen „eingepreußt“. Das kann man auf dem Blatt des Gürtels lesen. Da steht: „Gott mit uns“. –
Das war etwas Preußisches.Sie stammt aber eigentlich aus der Zeit des Biedermeier und des so genannten zweiten Rokoko. Das ist – für Cineasten und Romantiker – ungefähr die Zeit von „Vom Winde verweht“, von Scarlett O’Hara und Rhett Butler. Das kommt hin.
Bei unserem Helm hören Sie ein „Plop!“ und ein erschrockenes „Huch!“, aber im Gegensatz dazu kann die spitze Pickelhaube zu schwer wiegenden Verletzungen führen.
Der Überlieferung nach ist der Helm übrigens dem damals gebräuchlichen Artilleriehelm nachempfunden. Die andere Version, dass er ein Symbol gegen das Preußische ist, gefällt mir eigentlich auch ganz gut, denn es muss ja nicht alles gut sein, was aus Berlin kommt.
Wenn Sie jetzt über den Hessentag nicht nur uns besuchen kommen, sondern in erster Linie als Gast bei uns aufgenommen werden, kommen Sie vielleicht zu der Überzeugung, wie angenehm es sein kann, in einem beschaulichen ruhigen Städtchen in Mittelhessen Regierungsarbeit zu leisten. Dann ziehen Sie vielleicht wieder zu uns zurück.
Was jetzt kommt, hebt wohl die Moral und auch die Stimmung hier im Saal. Ich bin sehr stolz und sag das gerne, dass ich euch heute kennen lerne. Die Einladung macht uns sehr froh, drum folgt jetzt die Laudatio.
Beim KVO, weil’s so sein soll, da schreibe ich das Protokoll. Dann ziehe ich schön mit Distanz aus eurem Handeln die Bilanz. Bei mir indes, ich sag das im Geheimen, muss sich euer Handeln auch noch reimen. Und weil das schwer fällt, ist wohl klar, lass ich an euch kein gutes Haar.
Doch heute, wo ich vor euch steh und euch in die Augen seh, kommen mir ganz andere Gedanken: Man könnt euch ja auch einmal danken.
Den ganzen Tag mit vielen Stunden, jede Menge Sitzungsrunden, im Ausschuss oder Gremien sitzen, ständig nur darüber schwitzen: Wie kann man so ein Land regieren, ohne andere zu drangsalieren?
Trotzdem zieh ich vor euch den Hut, denn bewundern muss man euren Mut, weil ihr dran glaubt, was ihr da tut.
Trotz allem gibts für euch nichts anderes im Vergleich. Das wär ein Leben ohne Sinn und die Zeitung viel zu dünn. Wem könnten wir die Schuld dann geben, für Missgeschicke in unserem Leben? Und außerdem fehlt dann ein Ort, wo noch gekämpft wird mit dem Wort. Wenn ihr erzählt so Anekdoten, verteilt nach links und rechts mal schlechte Noten, nur: Sind zu spitz dann eure Zoten, wird das von oben dann verboten.
Ja, so ein Wort kann scharf sein wie ein Schwert, doch manchmal nicht den Atem wert. Und wenn die Hinterbänklerränge stimmen an die Schlachtgesänge, fordern vorn von ihren Recken, sich im Duell nicht zu verstecken,