Protokoll der Sitzung vom 05.02.2015

zehnten stark belastet waren, bekommen jetzt wieder eine Mehrbelastung. Das muss man alles dazusagen, wenn man ein ehrliches Bild des Ergebnisses, das jetzt umgesetzt werden soll, zeichnen will.

Hanau, Neu-Isenburg und Südoffenbach verlieren abends deutlich. Südoffenbach sogar mit einem starken Anstieg bei den hoch Betroffenen. Herr Kollege Boddenberg, es wundert mich nicht, dass Sie eben für die CDU geredet haben, schließlich gehören Sie zu den Gewinnern.

(Widerspruch bei der CDU)

Kollege Weiß!

Die einzigen Bereiche, die bei dem gewählten Modell abends klar gewinnen, sind die Wahlkreise der Hauptakteure von Schwarz-Grün bei den Flughafenverhandlungen, der Herren Boddenberg und Al-Wazir.

(Manfred Pentz (CDU): Das ist unterirdisch! – Weitere Zurufe von der CDU – Glockenzeichen des Präsidenten)

Das kann man auch mal so feststellen. Ich stelle das nur fest.

(Unruhe bei der CDU)

Als letzten Punkt, aber wahrscheinlich wichtigsten, möchte ich darauf hinweisen, warum das jetzt vom Minister ausgewählte Modell weder der Favorit der Fraport noch der Airlines, noch der DFS ist. Es ist instabil. Das hat nichts mit dem Wetter zu tun, wie der Minister in seiner gestrigen Presseinformation suggeriert, sondern es hat etwas mit dem parallelen Betrieb von Südbahn und 18 West zu tun.

(Mathias Wagner (Taunus) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Jetzt Ihr Vorschlag!)

Modell 4 sieht vor, dass abends von Osten kommende Maschinen nur auf der Südbahn landen und abgehende Maschinen nur auf der Bahn 18 West starten.

(Mathias Wagner (Taunus) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Was will die SPD jetzt?)

Da aber bei den startenden Maschinen ein Sicherheitsabstand eingehalten werden muss für den Fall, dass eine landende Maschine durchstarten muss, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass durch die größeren Intervalle der startenden Maschinen einzelne Maschinen hinter die 23 Uhr rutschen. Das heißt instabil.

(Beifall bei der SPD)

Herr Minister, was passiert denn dann mit diesen Maschinen?

(Mathias Wagner (Taunus) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Was will die SPD?)

Herr Kollege Weiß, Sie müssen dann langsam zum Schluss kommen.

(Manfred Pentz (CDU): Was will die SPD?)

Liegt es im Verantwortungsbereich der Airlines, was nach dem Planfeststellungsbeschluss keine Ausnahmeregelung darstellen würde, oder dürfen diese Maschinen noch nach 23 Uhr starten? Herr Minister, dazu müssen Sie Stellung nehmen, dazu haben Sie jetzt die Möglichkeit. Wird es mit der Lärmpause mehr Nachtflüge geben, wird es Einschränkungen in der Kapazität geben? – Das sind die entscheidenden Fragen, auf die Sie Antworten geben müssen. Wir sind gespannt darauf und auch auf Ihre angekündigten Lösungen für den Ostbetrieb, die Sie in Aussicht gestellt haben. Die von Ihnen vorgeschlagenen Modelle für den Ostbetrieb hat die Fluglärmkommission als untauglich zurückgewiesen. Vielleicht kommt irgendwann noch das sechste Lärmpausenmodell, das Herr Kaufmann schon angekündigt hat. – Vielen Dank.

(Beifall bei der SPD – Mathias Wagner (Taunus) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Was will die SPD?)

Vielen Dank, Herr Kollege Weiß. – Das Wort hat Herr Staatsminister Al-Wazir.

(Clemens Reif (CDU): Die sind sich für nichts zu schade!)

Herr Präsident, meine sehr verehrten Damen und Herren! Die Debatte um den Fluglärm am Frankfurter Flughafen begleitet dieses Parlament schon sehr lange. Die erneute Flughafenausbauentscheidung aus dem Jahr 2007 führt im Ergebnis zu einer höheren Fluglärmbelastung für eine größere Anzahl von Anwohnerinnen und Anwohnern. Darauf haben viele, die den Ausbau kritisch sahen, frühzeitig hingewiesen.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, es ist allerdings so, der Bau der Nordwestbahn hat stattgefunden. Er ist Realität, der Fluglärm aber auch.

(Günter Rudolph (SPD): Auch vor dem 22. September!)

Deswegen haben sich die Koalitionspartner von CDU und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN im Koalitionsvertrag darauf verständigt, weitere Maßnahmen zur Reduzierung des Fluglärms zu ergreifen. Sie haben darüber hinaus festgehalten, dass der Flughafen von großer wirtschaftlicher Bedeutung für Hessen ist, aber dass „die wirtschaftliche Entwicklung des Flughafens nicht alleiniger Maßstab sein“ kann.

Diese Feststellung ist keine Petitesse, sondern sie stellt einen Paradigmenwechsel in der hessischen Flughafenpolitik dar. Es ist ausdrücklich bedauerlich, das haben wir an den drei Redebeiträgen der Oppositionsfraktionen gemerkt, dass erstens die Linksfraktion die wirtschaftliche Bedeutung des Flughafens völlig ignoriert. Ich bedauere das.

(Beifall bei der CDU und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN– Janine Wissler (DIE LINKE): Was? Ich will ihn doch schließlich nicht abschaffen!)

Zweitens sind SPD und FDP die Anwohnerinnen und Anwohner völlig egal. Das bedauere ich ebenfalls.

(Beifall bei der CDU und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Deswegen sage ich, dass sich die seit einem Jahr im Amt befindliche Hessische Landesregierung im Gegensatz zur Opposition die Aufgabe gestellt hat, konkrete Verbesserungen und Fortschritte im Sinne der Betroffenen zu erreichen, und genau daran arbeiten wir und verbuchen nun die ersten Erfolge.

(Beifall bei der CDU und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Zuruf von der FDP)

Wir haben uns der schwierigen Aufgabe gestellt, gemeinsam mit der Luftverkehrswirtschaft, gemeinsam mit der Fluglärmkommission – und damit auch mit dem Forum Flughafen und Region, also mit den Betroffenen – Veränderungen im laufenden Betrieb zu erreichen, welche die Menschen entlasten. Einer der Schritte auf dem Weg dorthin sind die Lärmpausen.

In diesem Zusammenhang weise ich einmal darauf hin, liebe Kolleginnen und Kollegen von der SPD, dass das einzige Programm zur Landtagswahl, welches konkret das Wort „Lärmpausen“ enthalten hat, das sogenannte Regierungsprogramm der hessischen SPD war. Seit Sie in der Opposition gelandet sind, wollen Sie davon offensichtlich nichts mehr wissen.

(Beifall bei der CDU und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Thorsten Schäfer-Gümbel (SPD): Quatsch!)

Deswegen noch etwas zur Haltung der Opposition. Die FDP sagt faktisch, dass ihr die Fluglärmbelastung der Anwohner egal ist – das aber ist ausdrücklich nicht die Haltung der Hessischen Landesregierung.

(Beifall bei der CDU und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Die Linkspartei verhält sich wie die frühen Kommunisten

(Hermann Schaus (DIE LINKE): Oder wie früher die GRÜNEN!)

Frau Wissler kennt das –, das ist die Verelendungstheorie, die besagt: Macht keine Sozialpolitik, das hält die Arbeiter von der Revolution ab.

(Hermann Schaus (DIE LINKE): So ein dummes Zeug! Meine Güte!)

Bezogen auf die Flughafenpolitik ist Ihre Haltung: Vermindert die Lärmbelastung der Menschen nicht, das führt dazu, dass es keine Revolution gibt.

(Anhaltende Unruhe – Glockenzeichen des Präsiden- ten)

Ich sage Ihnen, dass es am Flughafen keine Revolution geben wird, sondern nur praktische Verbesserungen, die Schritt für Schritt umgesetzt werden. Genau das machen wir jetzt.

(Beifall bei der CDU und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Zuruf der Abg. Janine Wissler (DIE LINKE))

Die SPD allerdings hat die verrückteste Position, wenn ich das einmal so sagen darf. Sie sagt nicht, was sie will. Sie fordert einen Dialog mit der Region. – Was haben wir denn

seit September gemacht? Wir haben genau diesen Dialog mit der Region geführt.

(Janine Wissler (DIE LINKE): Die Bürgerinitiativen wurden doch abgelehnt!)

Die Einzigen, die ich da nie gesehen habe, waren die Vertreter der hessischen SPD.

(Beifall bei der CDU und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Die SPD fordert in ihrem Programm Lärmpausen, und wenn ein grüner Minister sie umsetzt, ist sie auf einmal dagegen.