Protokoll der Sitzung vom 27.06.2001

Sie, der in den vergangenen Jahren immer – und das erinnere ich noch gut – für die Abgeordnetenrechte mit Feuer und Schwert eingetreten ist, versuchen nun zu rechtfertigen, daß auf die erste Anfrage gesagt wurde, es gab nur anonyme Hinweise und die seien vom November 1999, und bei der nächsten Anfrage gesagt wurde, nein, es gab nicht nur anonyme, es gab auch konkrete Hinweise, und bei der dritten Anfrage gesagt wurde, es gab konkrete Hinweise und die waren nicht vom November 1999, sondern schon vom März 1998. Dann zu sagen, das ist nun alles in Ordnung, das hat mit politischer Wahrhaftigkeit nichts mehr zu tun. Hier sollte vertuscht werden.

(Beifall bei der CDU – Uwe Grund SPD: Das wird immer armseliger!)

Wenn, lieber Dr. Schmidt, so schwerwiegende Vorwürfe des Mißbrauches einer Arbeitsloseninitiative kommen, einer Arbeitsloseninitiative, die Steuergelder erhält, die vom Arbeitsamt mit unterstützt wird, wo es um Schicksale von Menschen geht...

(Oh-Rufe und Lachen bei der GAL)

Warum lachen Sie eigentlich, wenn es um Schicksale von Menschen geht?

(Dr. Andrea Hilgers SPD: Niemand lacht!)

Ich wundere mich heutzutage über Sozialdemokraten. Was ist aus Ihnen eigentlich geworden?

Wenn es Hinweise gibt, daß irgend etwas nicht in Ordnung ist, und Sie sagen, aufgrund dieser Hinweise ist ein Brief geschrieben worden, und der Verein gesagt hat, nein, es ist alles in Ordnung, und da hat die Behörde gesagt, prima, ich habe ja gesagt, es ist alles in Ordnung, also ist nichts. Das ist Ihre Art von Prüfung, die Sie von der Behörde verlangen. Das ist ja kümmerlich, Dr. Schmidt. Man muß doch solchen Dingen vernünftig nachgehen.

(Beifall bei der CDU)

Wenn es in dem Schreiben von Herrn Pumm nicht nur allgemein heißt, alle Unterlagen seien überstellt worden – und ich bin überzeugt, aber das mag die Prüfung ergeben, da will ich nichts behaupten, was ich nicht weiß,

(Dr. Andrea Hilgers SPD: Das ist ja neu!)

das ist nur eine These,

(Petra Brinkmann SPD: Alles Unterstellungen!)

damit mir nicht etwas vorgehalten wird, daß der Verein auch Berichte über seine Aktivitäten gemacht hat, unter

(Ole von Beust CDU)

anderem auch die Demonstrationen –, so bin ich mir ziemlich sicher, daß diese Berichte auch an die Behörde gegangen sind und bereits vor diesem Hinweis – hätte man diese Berichte gelesen – hätten bekannt sein müssen. Das wird die Prüfung ergeben. Das behaupte ich.

Nur, Herr Pumm sagt in dem Schreiben in bezug auf die Buchungsunterlagen, es liegen sämtliche Prüfungsordner vor und in diesen Buchungsordnern befanden sich auch die Rechnungsstellungen gegenüber den Gewerkschaften für in Rechnung gestellte Lebensmittel einschließlich der Empfangsscheine, die bei der Belieferung einzeln aufgeführt wurden. Sie sagen nun, das lag alles vor, aber leider lag es im falschen Ordner, darum konnten wir es nicht wissen. Wie prüfen Sie eigentlich Unterlagen? Wie machen Sie das eigentlich? Ungründlich, oberflächlich, eine Hand wäscht die andere. Das ist Ihre Art der Politik.

(Beifall bei der CDU – Uwe Grund SPD: Unterstel- lungen sind das, nichts anderes! – Vizepräsident Berndt Röder übernimmt den Vorsitz.)

Ja, Herr Grund, ich weiß.

Das heißt, es lagen die Unterlagen vor und man sagt kleinlaut, sie lagen vor, wir haben nur nicht reingeguckt. Es lagen Beschwerden vor, und man sagt kleinlaut, ja, wir haben doch nachgefragt, ob alles in Ordnung ist, und das reicht Ihnen, lieber Dr. Schmidt, als parlamentarische Kontrolle der größten Behörde dieser Stadt aus. Was ist eigentlich aus den Grünen geworden? Ein Jammertal ist das.

(Beifall bei der CDU)

Das Wort bekommt der Abgeordnete Dr. Christier.

Herr Präsident, meine Damen und Herren! Zunächst zu Herrn Hackbusch und seinem ersten Redebeitrag. Dabei geht es mir nur um eine Klarstellung. Das „So oder so“ hat sich nur auf den Punkt bezogen, den Antrag gefälligst zurückzuziehen, auf nichts anderes. Diese Form von Verdrehungen, Verdächtigungen und Dreckschleudereien weise ich zurück. So können wir hier nicht debattieren.

(Beifall bei der SPD und der GAL)

Es bleibt mir nur, ein gewisses Fazit zu ziehen, und ich kann feststellen, daß die CDU eine Melange zusammengebraut hat, die für die Stadt ungenießbar und vor allem für dieses Parlament schädlich ist.

(Beifall bei der SPD – Dr. Stefan Schulz CDU: Das glaubst du doch selbst nicht mehr!)

Die Elemente dieses Gebräus sind erstens Ignoranz. Sie haben schlicht nicht zur Kenntnis genommen, was vor vierzehn Tagen hier sehr detailliert erklärt worden ist. Herr von Beust, Sie waren nicht da, Sie waren irgendwo in Harburg beim Vogelschießen und haben es nicht mitgekriegt. Dann ist es aber die Pflicht, sich hier zu informieren und nicht solche Behauptungen in die Welt zu setzen. Das ist der erste Punkt.

(Beifall bei der SPD und vereinzelt bei der GAL)

Wer, wie Sie, stets in Gefahr ist, nur aus Oberflächlichkeit zu bestehen, ist in besonderer Weise verpflichtet, sich um Details zu kümmern. Sie haben sich hier aber zu Lasten anderer schwer versündigt; und das geht nicht.

(Beifall bei der SPD)

Zweiter Punkt: Lassen Sie um Gottes Willen die Krokodilstränen wegen dieser Mitarbeiter. Das glaubt Ihnen kein Mensch. Diese Menschen interessieren Sie einen Scheißdreck. Das ist für Sie nur politische Manövriermasse.

(Große Unruhe im Hause – Beifall bei der SPD und bei Dr. Hans-Peter de Lorent GAL – Glocke)

Meine Damen und Herren, ich erteile dem Redner einen Ordnungsruf.

Der nächste Punkt. Ich habe mir das hier sehr genau angehört und auch eingangs gesagt, daß der entscheidende Punkt der Vorwurf der Lüge ist. Ich habe Sie aufgefordert, das hier zurechtzurücken. Es ist in der gesamten Debatte nichts passiert, was das irgendwie hätte bekräftigen können. Also verbreiten Sie Verdächtigungen, Gerüchte und Unterstellungen. So können wir hier nicht diskutieren. Das lassen wir nicht durchgehen.

(Beifall bei der SPD und vereinzelt bei der GAL)

Ihr gesamter zweiter Redebeitrag hat doch gezeigt, daß Sie sich von diesem Rücktrittsantrag wunder was versprochen haben. Und was ist übriggeblieben? Sie sind völlig in die Defensive geraten. Ihr heutiges Vorgehen mit den Beiträgen, die Sie hier abgeliefert haben, ist unmoralisch und ein Waterloo für die Wahrhaftigkeit in diesem Parlament.

(Ole von Beust CDU: Läuft doch prima!)

Sie sind für dieses Parlament und für diese Stadt

(Ole von Beust CDU: Noch einen!)

nach diesem Vorgehen nur noch eine Zumutung. – Vielen Dank.

(Beifall bei der SPD und der GAL)

Das Wort bekommt der Abgeordnete Dr. Schmidt.

Herr von Beust, Sie haben mir einen Informationsvorsprung vorgeworfen, weil Sie diese Videoaufnahme nicht kennen, die ich kannte. Mein Vorwurf ist, daß Sie alle, viele Zeitungen und Politiker, den falschen Satz, den Frau Roth nie gesagt hat, zitiert haben.

(Ole von Beust CDU: Ich habe doch hier nichts dazu gesagt!)

Sie haben ihn auf Ihrer Pressekonferenz zitiert; es steht ausdrücklich noch einmal in dem Hand-out und wird als weiterer Beleg für die Unfähigkeit von Frau Roth angeführt. Sie haben es als wörtliches Zitat gekennzeichnet, obwohl es keines ist.

Nun zur nächsten Frage, die Sie gestellt haben, es handele sich wieder einmal um eine Kampagne.

(Anja Hajduk GAL: In Anführungszeichen!)

Nein, Herr von Beust, solche Geschichten entstehen, und es gibt viele Gedichte darüber, wie Gerüchte entstehen, plötzlich haben sie Wahrheitsgehalt.

(Holger Kahlbohm SPD: Unsaubere Machenschaf- ten!)

(Ole von Beust CDU)