Die großen Hamburger Privattheater spielen auf soliden Brettern. Für einige braucht Vater Staat kaum einen Pfennig dazu zu bezahlen. Die Privattheater haben bei vergleichbarer Anzahl der Vorstellungen eine größere Platzauslastung als die Staatstheater; die Stetigkeit ihres wirtschaftlichen Erfolgs läßt sich an steigenden Abonnentenzahlen ablesen. So konnte das Ohnsorg-Theater seine Abonnenten auf 10 000 verdoppeln; die Komödie Winterhuder Fährhaus, bis vor kurzem von Rolf Mares geleitet – den ich heute an dieser Stelle vermisse –, kann auf 12 000 und das Ernst-Deutsch-Theater sogar auf 14 000 Abo-Kunden setzen. Erfreulicherweise ist es ihnen auch gelungen, mit vielen spezifischen Veranstaltungsformen wie LateNight-Shows, Foyerveranstaltungen und Matineen das Publikum deutlich zu verjüngen. Außerdem ist es den Privattheatern erfolgreich gelungen, in neue Trendbereiche, wie Veranstaltungen mit Event-Charakter, vorzustoßen. Dennoch ist es zutreffend, daß die wirtschaftliche Situation vor allem der kleinen Theater tatsächlich nicht einfach ist.
Über die Aufteilung der Subventionen hat Herr Klimke schon gesprochen.Den Rest teilen sich die übrigen acht Theater. Sie können auch auf den Projekttopf zurückgreifen, der sich auf über 600 000
DM beläuft. Ich persönlich hätte es begrüßt, wenn die 45 000 DM, die nach der Schließung des Piccolo-Theaters frei geworden sind, auch dafür noch zur Verfügung gestanden hätten, anstatt zur Konsolidierung des Haushalts abgeführt zu werden.
Aber woher die CDU die Aufstockung von immerhin 1 Million DM nehmen will, das sagt sie uns natürlich wieder nicht. Anstatt diese Hausnummer in den Raum zu stellen, muß man doch erst einmal ein Förderkonzept entwickeln, um dann über die daraus abzuleitenden Finanzbedarfe zu sprechen. Das wäre doch die richtige Reihenfolge.
Es ist richtig, daß eine Förderpraxis erstrebenswert ist, die neben der gewollten Strukturbewahrung auch Wege und Chancen für innovatives Theater eröffnet. Diese Aufgabe gehört allerdings zunächst in den Ausschuß.Ich glaube, es ist hier ausreichend deutlich gemacht worden, daß die meisten Fragen noch gar nicht zu Ende diskutiert wurden.
Es ist mit Verlaub erstaunlich, daß die CDU, die immer wieder über die Ohnmacht der Bürgerschaft gegenüber der Verwaltung klagt, gerade die Entwicklung eines Anforderungsprofils zur Mittelzuweisung der Behörde abfordert, ohne dem Senat dazu die geringsten Vorgaben zu machen. So kommen wir unserer parlamentarischen Verantwortung nicht nach.
Im übrigen, meine Damen und Herren von der CDU, kann ich auch den Sinn einiger von Ihnen angesprochenen Prüfaufträge nicht nachvollziehen, wie beispielsweise die Bündelung technischer Dienstleistungen der Zentralbühnen. Die meisten am Anhörverfahren beteiligten Personen äußerten sich dahin gehend, daß dies sowohl bei denen, die welche haben, als auch bei denen, die keine haben, keinen Sinn mache.Diese Frage können wir uns eigentlich getrost schenken.Die Werkstätten und Kulissen gehören zum künstlerischen Profil der einzelnen Bühnen; sie lassen sich nicht beliebig outsourcen.
Gegenstand der Ausschußberatungen war auch eine Verbesserung der Kooperation von Theatern und Tourismuszentrale; das haben Sie auch angesprochen. Hier gab es allgemein den Eindruck eines Verbesserungsbedarfes. Die inzwischen selbstkritisch eingeräumte Musicallastigkeit der Vermarktungsaktivitäten müßte durch ein stärkeres, zielgruppenorientiertes Marketing und Paketlösungen ergänzt werden.
Es ist aber auch deutlich geworden, daß dies seinen Preis hat und daß die Tourismuszentrale natürlich zu einem kostendeckenden Management verpflichtet ist. Gerade die kleineren Theater haben Probleme, diese Leistungen abzufordern und dafür die Gebühren zu entrichten. Teilweise sind sie aber schon einen Schritt vorausgegangen und haben sich eigene Lösungen ausgedacht, die für sie und ihr Publikum besser passen und zum Teil auch kostengünstiger sind.
Zusammenfassend ist zu sagen: Es ist nach diesen facettenreichen Anhörungen, die uns vielseitige Anregungen geliefert haben, zu einfach, die Behörden aufzufordern, Verbesserungsmöglichkeiten zu wagen. Ich glaube, wir sollten im Kulturausschuß zunächst selbst unsere Hausaufgaben machen. Dann können wir dem Senat vielleicht im Konsens einen klareren Handlungsrahmen vorgeben. Ich bitte um Überweisung.
„Es gibt in keiner anderen deutschen Großstadt eine solche Vielfalt von Staats-, Privat- und Unterhaltungstheatern wie in Hamburg, und das macht den Erfolg aus.“
Mit diesem Satz hat sich unlängst Conny Littmann im „Hamburger Abendblatt“ zur Theaterlandschaft in Hamburg geäußert. Diesen Tenor der Theatermacher, daß die Hamburger Privattheaterlandschaft und auch die Förderung sogar bundesweit für vorbildlich gehalten wird, haben wir mehrfach im Ausschuß zur Kenntnis genommen.
Das hat mich erstaunt. Diese Bestätigung war auch nicht der Grund, warum wir diese Anhörungen gemacht haben. Wir wollten überprüfen, was wir noch besser machen können. Darüber möchte ich reden. Ich möchte vorwegschicken, daß mich der Antrag der CDU überhaupt nicht befriedigt. Er greift viel zuwenig auf, welche Möglichkeiten aufgrund der Anhörungen bestehen.
Wir haben – das wurde von Ihnen, Herr Klimke, schon angesprochen – die Situation, daß es drei große, staatliche Theater gibt, die stark gefördert werden. Es gibt außerdem 30 Privattheater, von denen elf gefördert werden. Wir haben gelernt, daß nur noch vier von denen, nämlich das Ernst-Deutsch-Theater, das Ohnsorg-Theater, die Hamburger Kammerspiele und eingeschränkt das Theater für Kinder – überhaupt nur noch in die Nähe des früheren sogenannten Privattheater-Subventionsschlüssels kommen, mit dem der größte Teil der jetzigen 10 Millionen DM an Förderungen begründet wird. Das gilt für bestimmte, aber für viele andere Theater eben nicht. Und weil dies so ist, müssen wir durchaus weitergehende Schlüsse ziehen als die uns vorliegenden.
Sie haben in Ihrem Antrag ein bißchen das konterkariert, was Sie in der Presseerklärung zum Kulturhaushalt der Senatorin gesagt haben:Wir brauchen mehr kreative Dynamik und sollten mehr für die privaten Theater tun, damit wir letztendlich einen Aufbruch in der Kulturszene nicht verschlafen. Hier enttäuscht mich Ihr unspektakulärer, sehr schnell formulierter Antrag, den wir in den Ausschuß überweisen, damit wir überhaupt Antworten erhalten können. Denn ich glaube, eine Senatsbefassung bis Ende September wird uns nicht viel nützen. Ich will aber auf Inhalte eingehen.
Zu Ihrer Aussage, daß eine Etablierung höherer Flexibilität zur Förderung der Privattheater angezeigt sei und auch die freien Gruppen mit einbezogen werden sollten, möchte ich große Zweifel anmelden.Es ist klar geworden, daß ein Projektfördertopf für freie Gruppen sinnvoll ist, der nichts damit zu tun hat, daß wir Projektförderung vielleicht im Privattheaterbereich und für Theater anstreben sollten, die ein festes Haus haben.Die Projektmittel für die freien Gruppen sollten wir wirklich davon trennen. Denn wenn wir anfangen, diese beiden Möglichkeiten der Förderung miteinander zu vermischen, kommen wir zur Auflösung der originären Zustimmung für die Projektförderung der freien Gruppen. Davon würde ich dringend abraten.
Des weiteren wollen Sie den Senat prüfen lassen, wie im Haushalt 2002 – das dauert noch eine Weile – ein Volumen von 1 Million DM an Projektmittelförderung zu realisieren sei. Ich glaube, das ist zu wenig; die Theatermacher wollten uns etwas anderes aufgeben.
Diese Prüfung wurde von der Senatorin schon fast als Prüfauftrag dargestellt, den sie an sich selbst formuliert hat. Sie sagte, daß sie sich das gut vorstellen könne; sie wolle an der jetzigen institutionellen Förderung der Privattheater nichts ändern, und wenn in 2002 mehr Geld vorhanden sei, könne man einen kleinen Topf einrichten.
Ich glaube, die Theatermacher wollten uns dazu auffordern, darüber zu reden, welche Erwartungen sie von uns als Institution haben. Die Politik soll definieren, was sie von den Theaterbetreibern will, anstatt nur darüber zu reden, wie am besten die Mittel verteilt werden.
Das ist eine vernünftige Zieländerung, die wir mittragen sollten.Die Kulturförderung darf sich nicht derart in der heutigen Institutionsförderung erschöpfen. Wir Politiker können das entscheiden. Es ist eine unangenehme Entscheidung, wenn wir eine Auflösung mit dem Ziel betreiben, daß es nicht so weitergehen wird wie bisher. Das heißt aber nicht, daß wir bestimmten Theatern Geld wegnehmen wollen, sondern daß wir ihnen sagen, daß wir entsprechende Erwartungen haben.
So verstehe ich auch im allgemeinen unsere Diskussionen in der Politik. Nach dem Neuen Steuerungsmodell wollen wir nicht nur Mittel verteilen.Wenn wir überlegen, Mittel neu zu verteilen – wir kommen dabei immer gleich in eine Arbeitsplatzdebatte –, dann sollten wir uns auch im Kunstbereich dazu durchringen.
Wir haben seitens der Senatsvertreter im Kulturausschuß dazu eine kritische Stellungnahme in die Richtung gehört, daß es wichtig und ausreichend sei, daß nur die anteilig finanzierten Privattheater im Sinne der Akzeptanz durch das Publikum erfolgreich seien, weil sie ein anderes Profil haben. Wir sollten darüber nachdenken – meine Fraktion wird dies tun –, ob eine Richtung wie in Holland eingeschlagen werden sollte; darauf hat uns ein Vertreter der Komödie Winterhuder Fährhaus und haben uns auch die Vertreter von Schmidts Tivoli gebracht:
In Holland wird darüber geredet, den Theatern nicht bestimmte Mittel, sondern bestimmte Aufgaben und Funktionen wie beispielsweise im Kinder- und Jugendtheaterbereich, mit Stadtteilbezug, mit Innovationen oder mit Nachwuchsförderung zuzuweisen.Diese Art der Förderung wird – ausgenommen beim Zielbild von Kampnagel – von der Bürgerschaft nicht gemacht.
Diese Förderung sollte auf den Bereich der Privattheater ausgedehnt werden. Dann bekommen wir auch von politischer Seite eine Formulierung hin, die aussagt, daß wir eine lebendige und vielfältige Theaterlandschaft in Hamburg wollen. Mit unserer bisherigen Zurückhaltung, hauptsächlich institutionell zu fördern, gelingt uns eine inhaltliche Aussage zu unseren kulturpolitischen Vorstellungen nur unzureichend. Das halte ich für eine wichtige Diskussion, die wir in Ergänzung zu diesen interessanten Anhörungen zu führen haben.
Ich wiederhole noch einmal: Ich habe die Theatermacher so verstanden, daß wir uns dazu äußern sollen – und nicht nur dazu –, wie wir die Mittel verteilen. Die Argumente für die 1 Million DM, die es zusätzlich zu den 10 Millionen DM gibt, sind viel zuwenig ausgereift. Einerseits muß man natürlich anerkennen, daß man hier keine schnellen, vielleicht noch in diesem Herbst zu realisierenden Veränderungen erzwingen sollte. Wenn wir sowieso schon in Zeiträumen bis zum Jahre 2002 denken, dann verdienen die vielen, überhaupt nicht geförderten Privattheater mehr Aussichtsmöglichkeiten, um an einer Projektförderung teil
Insofern – das hatte ich schon angemerkt – halte ich nicht nur eine mutige senats-, sondern auch eine parlamentsseitige Veränderung in der Privattheaterförderung für angezeigt.Wir werden in dieser Richtung im Herbst aktiv werden und hoffen, auf einige Fragen auch Antworten zu bekommen, die wir im Ausschuß besprechen können. Ihr Antrag wird sich dann insoweit abarbeiten lassen.
Herr Präsident, meine Damen und Herren! Es ist sinnvoll und notwendig, daß wir diesen Antrag überweisen, weil er – wie es Frau Schilling sagte – ein Schnellschuß ist. Sie hatten den Antrag schon fertig, als wir die freien Theatergruppen noch gar nicht angehört hatten. In diesem Zusammenhang möchte ich nur noch auf einige Punkte eingehen, wie zum Beispiel auf die freien Gruppen.
Bei den freien Gruppen besteht weniger das Problem – das hat sich aus der Anhörung ergeben – der mangelnden Flexibilität der Förderung – Sie versuchten, dies in Ihrem Antrag unterzubringen –, sondern in einer völlig unzureichenden Förderungshöhe von 600 000 DM, in einem mangelnden Konzept und im Fehlen einer Alternativspielstätte zu Kampnagel, wo nicht alle Gruppen aufgefangen werden können; dazu gibt es immer noch keine Lösung.
Was die mangelnde Flexibilität der Förderstruktur für Privattheater anbelangt, stellte sich nicht nur heraus, daß dringend ein Anforderungsprofil für die Projektförderung erarbeitet werden muß, sondern daß es seit fast zehn Jahren aufgrund der Kürzungspolitik des Senats überhaupt keinen Subventionierungsschlüssel mehr gibt. Dementsprechend fehlt es auch an jeder kulturpolitischen Leitlinie bei der Förderung, die heutzutage nur traditionsmäßig erfolgt.
Auf die Frage, mit welchem kulturpolitischen Auftrag Subventionen verbunden seien, mit welchem Rhythmus der Senat die kulturpolitischen Aufgaben und Ziele überprüfe beziehungsweise gegebenenfalls auch verändere, antwortet der Senat – Frau Hajduk hat darauf hingewiesen –, daß es aus kulturpolitischer Sicht für die Bereitstellung von Mitteln nur wichtig sei, daß ein Theater erfolgreich sei und ein Profil habe. Von der Förderung ausgeschlossen seien Kabarett- und Boulevardstücke sowie Theater, bei denen ein Verzehrangebot im Theaterraum vorhanden ist.
Insofern lautet für uns die Schlußfolgerung, daß nicht nur die Erarbeitung eines Anforderungsprofils für die Projektmittelvergabe, sondern aus kulturpolitischer Sicht eine grundsätzliche Überarbeitung der Förderungskriterien für private Theater vonnöten ist.Warum zum Beispiel Kabarett nicht gefördert werden kann, entbehrt jeglicher Logik. Es kann nicht sein, daß Profil und Erfolg das einzige Förderungskriterium, das uns auch noch als Kulturpolitik verkauft wird, darstellen sollen.
Die CDU spricht in ihrem Antrag von der Zentralisierung technischer Dienstleistungen.Mit einer Ausnahme – darauf hat Frau Schilling in bezug auf die Werkstätten schon hin
gewiesen – wurde dieses von keinem einzigen Privattheater als sinnvoll erachtet. In diesem Zusammenhang ging es hier um die Probleme mangelnder Lagerkapazitäten und fester Proberäume.