Nehmen wir weiterhin die Öffentlichen Bücherhallen, deren Bedeutung der Senat mit Nachdruck herausgestellt hat. Wir hingegen erinnern uns noch schmerzhaft an die Reduzierung oder gar Schließung gerade in den sogenannten sozial benachteiligten Stadtteilen. Es war eben nicht die Partei, die sich so gerne zum Anwalt der Schwachen und Entrechteten macht, die den Menschen vor Ort zur Seite
stand. Es war die CDU, die mit großem Engagement gegen die Einsparungen in diesem Bereich gekämpft hat.
Die Ankündigung, allen Grundschulen ein Angebot zu machen, das sogenannte HÖB-Programm 2001, wird wohl kaum ohne Mehrkosten zu erreichen sein; gleiches gilt für den Ausbau des Angebots zur Internetnutzung.
Lassen Sie mich zum Abschluß noch auf den Bereich der Stadtplanung kommen. In der Drucksache erfahren wir, daß sich Kinder schon früh an Bauten, zunächst vor allem solchen in ihrer unmittelbaren Umgebung, orientieren. Das heißt, sie würden ihren Wohnort von Gebäuden geprägt erleben und sich mit ihm identifizieren. Wenn man auf der anderen Seite von der hohen Bedeutung der ästhetischen Bildung und der geschmacklichen Orientierung liest, so stellt sich unweigerlich die Frage, wo jene ihr ästhetisches Empfinden geschult haben, die sich seinerzeit an den gigantischen Wohnsiedlungen in unserer Stadt versündigt haben – Beispiele muß ich Ihnen wohl nicht nennen.
Doch damit nicht genug. Auch in den sogenannten besseren Wohngegenden, die sich vor allem durch ihren Bestand an Gebäuden aus der Zeit der Jahrhundertwende auszeichnen, fällt diese Identifizierung teilweise schwer. Darüber, ob so manch ein neues Gebäude dieser Stadt zu seiner Umgebung paßt, läßt sich mit Sicherheit vortrefflich streiten. Auch wundert man sich, weshalb einige Bauvorhaben an den schönsten Orten unserer Stadt erstaunliche Ausmaße in Höhe und Breite einnehmen.
Mich beschäftigt jedoch vor allem die Frage, wie es mit dem Erhalt von architektonisch wertvollen Bauten für die kommenden Generationen steht. An der Fontenay und der Alster gab es ein Ensemble von Bauten aus verschiedenen Epochen, das, ohne mit der Wimper zu zucken, auf dem Altar von Koalitionszugeständnissen geopfert wurde. In einer Zeit leerer Kassen sollten wir uns auf die wesentlichen Dinge konzentrieren.
Herr Abgeordneter, die Drucksache befaßt sich unter 1.8 auch mit Baugeschichte, Baukultur und Denkmalpflege. Aber es fällt mir im Moment schwer, den Vortrag noch auf die Drucksache zu beziehen. Vielleicht bringen Sie mich auf den Pfad zurück.
Das werde ich gerne tun. – Die beste Jugendkulturpolitik ist immer noch die Sicherung menschenwürdiger Bedingungen des Aufwachsens und dafür Sorge zu tragen, daß auch und gerade ökonomisch und sozial benachteiligte Kinder ihr Menschenrecht auf kulturelle Bildung realisieren können. Hierzu gehört die Weiterentwicklung eines vielfältigen kulturellen Bildungsangebots ebenso wie die Sicherung einer pluralen Trägerinfrastruktur; hier stehen wir alle in der Pflicht.
Herr Präsident, meine Damen und Herren! „Über die Zukunft unserer Gesellschaft entscheidet die Gegenwart unserer Kinder.“ Dieser Satz des Hamburger Mäzens Michael Otto anläßlich der Eröffnung der neuen Jugendmusikschule weist uns Erwachsenen die Verantwortung zu, die Entwicklung unserer Gesellschaft als kontinuierlichen Prozeß zu verstehen. In einer Gesellschaft, in der Dynamik und Leistungsanforderungen stetig wachsen, braucht insbesondere der junge Mensch ein Gegengewicht, einen Ausgleich, ein Reservat des Selbstseins und der Selbsterfahrung. Finden kann er dies im Spiel, im spielerischen Umgang mit der Welt. Das Spiel ist zugleich ein wichtiger Rezeptionsbestandteil der Kunst und ein entscheidender Faktor für Kreativität, nicht zuletzt, weil das Spiel den utilitaristischen Leistungsgedanken in den Hintergrund drängt. Spielen aber muß gelernt sein, damit der erwachsene Mensch befähigt wird, sich über die Künste und mit den Künsten von sich selbst zu distanzieren und in andere Gefühlswelten und Sichtweisen spielerisch hineinzuversetzen.
Die Liebe zur Kunst braucht als Grundlage die Liebe zum Spiel. Auch deshalb ist die Vielfalt spielerischen und künstlerischen Ausdrucks zu begrüßen. Lust am Spiel kann man nicht verordnen, sondern nur vorleben und verführen im besten Sinne von verlocken, indem man die eigene, die erwachsene, aber bewahrte kindliche Liebe zu Spiel und Kunst vermittelt. Deshalb ist es so wichtig, das Kulturangebot, die Teilnahme an künstlerischen Veranstaltungen für Kinder und Jugendliche so breit und offen wie möglich zu halten.
Die frühkindliche Beschäftigung mit kulturellen Praktiken, der jugendliche Eroberungsdrang in die – manchmal auch gegen die – Kulturwelten der Erwachsenen, gehört zu den wichtigsten Erfahrungen, die wir alle auf dem Weg zum emanzipierten Individuum machen können. Geistige Offenheit, die ich zu den wichtigsten Tugenden einer an Toleranz und Solidarität orientierten Gesellschaft zähle, setzt die Fähigkeit voraus, über ungewöhnliche Erlebnisse und bewußtes Wahrnehmen zu anderen und neuen Einsichten zu gelangen. Deshalb ist die kulturelle Bildung eine wesentliche Vorbeugung gegen Aggression und Gewaltbereitschaft gerade auch allem Fremden gegenüber.
Das Ersuchen der Bürgerschaft zum Thema Förderung der Kinder- und Jugendkultur in Hamburg hat den beteiligten Senatsbehörden den Anstoß gegeben, der Bürgerschaft als erste Reaktion eine Bestandsaufnahme über Kinderkultur, Jugendkultur und Kulturpädagogik in Hamburg vorzulegen, ich finde, eine reichhaltige Bilanz.
Der Senat ist der Auffassung, daß auf diesem Gebiet in Hamburg sehr viel getan wird, daß wir das Bestehende jedoch auch weiterentwickeln wollen. Die vorhandenen Aktivitäten sollen deshalb in Koordinationsrunden für Kinderkultur und Jugendkultur künftig besser koordiniert werden. Ein neues Nachdenken über Vermittlungsformen soll einsetzen. Staatstheater, Privattheater, Museen und Musikszene haben eigene, auflagenstarke Zeitungsbeilagen; eine Zeitungsbeilage für Kinderkultur und Jugendkultur muß folgen.
Eine Landesarbeitsgemeinschaft soll die Vernetzung unter den Fachleuten verbessern. Das Thema Kinderkultur, Jugendkultur und Kulturpädagogik soll uns alle in den nächsten Jahren noch stärker beschäftigen. Betrachten Sie die Mitteilung des Senats als einen Auftakt dazu. – Vielen Dank.
Herr Präsident, meine Damen und Herren! Wir haben von Frau Steffen, Frau Schilling und Frau Senatorin Weiss eindrucksvoll gehört, was alles Positives passiert, was für eine eindrucksvolle Bilanz wir haben und daß wir eine gute Basis haben, die sich weiterentwickelt. Und dann hat der Abgeordnete Harlinghausen daran herumgemäkelt, was darin gipfelte, das sei der Untergang des Abendlandes.
Ich bitte Sie, Herr Harlinghausen, gucken Sie sich einmal die positiven Sachen an, loben Sie doch mal, und vielleicht lachen Sie auch mal wieder, dann sind Sie nicht so verbittert.
Weitere Wortmeldungen sehe ich nicht. Ich stelle dann noch einmal fest, daß die Drucksache bereits an den Kulturausschuß überwiesen worden ist. Wer möchte sie nunmehr mitberatend an den Schulausschuß und an den Jugend- und Sportausschuß überweisen? – Gegenstimmen? – Stimmenthaltungen? – Dieses ist einstimmig so beschlossen.
Ich rufe den Tagesordnungspunkt 47 auf, Drucksache 16/4926: Antrag der CDU-Fraktion zu modellhafter Weiterentwicklung und zum Ausbau des Freiwilligen Sozialen Jahres in Hamburg.
[Antrag der Fraktion der CDU: Modellhafte Weiterentwicklung und Ausbau des Freiwilligen Sozialen Jahres in Hamburg – Drucksache 16/4926 –]
Diese Drucksache möchte die SPD-Fraktion an den Sozialausschuß überweisen. Wird das Wort gewünscht? – Das ist der Fall. Der Abgeordnete Schira hat es.
Herr Präsident, meine Damen und Herren! Im Sommer dieses Jahres haben wir uns, insbesondere mein Kollege Rolf-Rüdiger Forst, der Initiator dieses Antrags, mit den Folgeerscheinungen und Auswirkungen der Neuregelungen des Zivildienstes befaßt. Dabei ist deutlich geworden, daß mit dem kontinuierlichen Abbau von Zivildienstplätzen und verkürzten Zivildienstzeiten die gesellschaftspolitische Diskussion um den weiteren Ausbau und die Weiterentwicklung des bürgerschaftlichen Engagements, der Freiwilligenarbeit und des Ehrenamts notwendig ist. Deutlich geworden ist aber auch, daß die wachsenden sozialen Herausforderungen der Zukunft gesamtgesellschaftliche Aufgaben sind, die nicht auf Dauer mit dem freiwilligen Engagement einer Generation geleistet werden können.
Darum ist es wichtig und sinnvoll, einhergehend mit der gesellschaftspolitischen Diskussion um die Freiwilligendien
ste, die vorhandenen Angebote der Freiwilligenarbeit zu optimieren, zu reformieren, auszubauen und weiterzuentwickeln. So fordern wir Sie, Frau Senatorin, mit unserem heutigen Antrag auf, initiativ zu werden und in Zusammenarbeit und im Dialog mit der öffentlichen und freien Wohlfahrtspflege sowie den Einrichtungen der Altenpflege, der Behinderten-, Kinder- und Jugendhilfe das Freiwillige Soziale Jahr in einem für Hamburg modellhaften Charakter weiterzuentwickeln.
Im Kern der Weiterentwicklung sollten die Plätze des Freiwilligen Sozialen Jahres deutlich ausgebaut und das FSJ künftig allen Altersgruppen bis zur Erreichung des Rentenalters offenstehen. Insbesondere aber auch die Erfahrung, daß ein hohes Maß an generationsübergreifender Bereitschaft, sich freiwillig und sozial zu engagieren, und nicht nur materielle Werte den alleinigen Ausschlag für Befriedigung und Zufriedenheit geben, sollten uns Anlaß sein, darüber nachzudenken, wie wir neue Wege des freiwilligen und sozialen Engagements erschließen und bewährte Freiwilligendienste wie zum Beispiel das FSJ fort- und weiterentwickeln können.
Das Freiwillige Soziale Jahr ermöglicht insbesondere jungen Menschen, in der Arbeit mit alten, kranken und behinderten Menschen Erfahrungen in sozialen Arbeitsfeldern zu sammeln, die oftmals die individuelle Lebenseinstellung und künftige Entwicklung prägen. Die Erfahrungen der Einsatzstellen mit den Teilnehmern im FSJ sind überwiegend positiv. Obwohl nicht offensiv geworben wird, gibt es in der statistischen Betrachtung mehr Bewerberinnen und Bewerber als Einsatzstellen.
Ebenfalls sollte zur Anerkennung und Würdigung des sozialen Engagements der Teilnehmer eine FSJ-Card zum Erhalt von Vergünstigungen während des Freiwilligen Sozialen Jahres eingeführt werden. In der Fachdiskussion mit den Trägern sollte aber auch der Gedanke, in Ausnahmefällen die Zahl der Gesamtstunden des FSJ, orientiert an der persönlichen Gesamtlebensplanung der Teilnehmer und den individuellen Interessen der jeweiligen Träger, auf mehrere Jahre zu verteilen, nicht im Abseits stehen.
Die gesellschaftspolitische Diskussion um Freiwilligenarbeit, Ehrenamt und Freiwilligendienste ist nicht zuletzt mit den gesetzesmäßigen Änderungen des Zivildienstes belebt worden. Klar ist uns auch, daß die Fort- und Weiterentwicklung des Freiwilligen Sozialen Jahres nicht der Reparaturbetrieb und Ersatz für den weiteren Abbau von Zivildienstplätzen sein kann.
Aber das Freiwillige Soziale Jahr ist eines der Felder, auf dem sich Gemeinsinn und Solidarität unserer demokratischen Gesellschaft weiterentwickeln können, und darum muß es unser aller Aufgabe und Ziel sein, das Freiwillige Soziale Jahr zu stärken und attraktiv zu machen. Dazu fordern wir Sie, Frau Senatorin, auf und laden Sie ein, in der gemeinsamen Diskussion mit den Trägern initiativ zu werden und das Freiwillige Soziale Jahr in Hamburg modellhaft weiterzuentwickeln. – Vielen Dank.
in vollem Gange. Kleinreden sollten wir das Engagement der Bürgerinnen und Bürger jedoch nicht, im Gegenteil. Eine Untersuchung, die neu vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend in Auftrag gegeben wurde, weist für die Bundesrepublik ein riesiges Potential an Ehrenamtlichen aus. 34 Prozent aller Bürgerinnen und Bürger engagieren sich in ihrer Freizeit ehrenamtlich in Verbänden, Initiativen oder Projekten. Damit ist das Engagement viel größer, als bisher angenommen wurde.
Trotzdem: Die heute Engagierten sind anspruchsvoller geworden. Lebenslange Aufopferung, Bindung an einen großen Verband, unhinterfragtes, pflichtbewußtes Engagement nimmt ab. Wer sich heute engagiert, will Freude haben, will mitbestimmen, will aber auch konkrete Ergebnisse des eigenen Engagements sehen. Gerade jüngere Menschen engagieren sich eher in Projekten, die auf Zeit angelegt sind. Die Angebote, bei denen Menschen sich engagieren, müssen darauf ausgerichtet sein, die Rahmenbedingungen so auszugestalten, daß die Ehrenamtlichen ihre Bedürfnisse befriedigt sehen.