Protokoll der Sitzung vom 14.11.2001

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Sie haben damals mal eben so 16 Millionen DM eingenommen, weil Sie das Beitragssystem, wie ich meine, schlichtweg unfähig und rechnerisch falsch umgestaltet haben.

(Beifall bei der Partei Rechtsstaatlicher Offensive, der CDU und der SPD)

Sie haben es insbesondere so umgestaltet, dass viele Eltern mit vielen Kindern und solche, die gerade ein Eigenheim gebaut haben, ihre Kinder nicht mehr in den Kindergarten geben konnten. Dies ist zutiefst unsozial und auch sozial ungerecht. Sie haben das, was die Steuerreform des Kanzlers Schröder den Menschen gegeben hat, weil er Familien, insbesondere mit Kindern fördern wollte, dadurch zunichte gemacht und diesen Menschen wieder weggenommen. Nein, meine Damen und Herren, dies ist keine gerechte und soziale Einnahmequelle der Stadt Hamburg, sondern hier geht es darum, ein gerechtes Beitragssystem, gestaffelt am tatsächlichen Einkommen, wieder herzustellen und nicht die zu bestrafen, die vier Kinder haben oder die ein Häusle bauen.

(Beifall bei der Partei Rechtsstaatlicher Offensive, der CDU und der FDP)

Es wurde bereits etwas zur Abwanderung ins Umland gesagt. Ich nenne nur einen Aspekt dazu.

(Uwe Grund SPD: Kann sein, dass die bei der jet- zigen Regierung noch zunimmt!)

Aus meiner Sicht sind Flächen herzustellen, damit auch Besserverdienende und große Familien, die einmal ein Haus bauen möchten, in Hamburg bleiben können, und dass hier vielleicht auch einmal darüber nachgedacht wird, ob nicht Standorte mit erschlossenen Flächen, die jetzt anderweitig besetzt sind, dafür zur Verfügung gestellt werden können.

Sie wissen, dass eine schrumpfende Stadt fiskalisch von Nachteil ist, aber sie ist auch ökologisch durch Zersiedelung des Umlandes nicht wünschenswert. Als Pendler – und auch das wissen Sie bereits – verursachen die, die ins Umland wegziehen, größeren Individualverkehr.

(Thomas Böwer SPD: Wir sind keine Pendler! Wir wohnen hier!)

Genau deshalb sollte hier eine Umkehr im Denken erfolgen. Wir haben dieses vollzogen und ich hoffe, Sie machen auch hier mit.

Zu guter Letzt ein Wort zum Filz.

(Uwe Grund SPD: Was sagen Sie zu Herrn Nocke- mann? und Zurufe von der SPD und der GAL)

Was sage ich zu Herrn Nockemann. Hier wurde, wie gehabt, ein Vorwurf konstruiert.

(Michael Neumann SPD: Das steht in der Zeitung! – Thomas Böwer SPD: Darunter haben wir auch gelitten! – Anja Hajduk GAL: Die Bürgerschaft hat einen Beschluß gefasst! – Uwe Grund SPD: Sie verstoßen gegen die Spielregeln!)

Ja, beruhigen Sie sich. Jetzt muss ich weiterreden, weil das von meiner Redezeit abgeht.

Aber Bedenken kann man äußern. Ich nehme das sehr ernst. Nur, dass Sie das wissen. Bedenken kann man äußern und prüfen kann man verfassungsrechtlich und vielfach. Zehn Juristen zu dem Thema haben auch zehn Meinungen. Ich kann nur sagen, wir haben das bereits ge

prüft – das ist der Unterschied zu Ihnen, Sie sagen, das müsste man mal prüfen – und es wird sich erst erweisen, meine Damen und Herren, ob die SPD überhaupt die Prüfungskompetenz hat.

(Krista Sager GAL: Sagen Sie mal etwas zu Herrn Nockemann!)

Wer 44 Jahre das SPD-Parteibuch als großen Befähigungsnachweis benutzt hat,

(Beifall bei der Partei Rechtsstaatlicher Offensive, der CDU und der FDP)

der muss sich fragen lassen, ob er womöglich überhaupt gar nicht kompetent ist, diese Frage zu prüfen.

(Thomas Böwer SPD: Wir haben in Ihnen unseren Meister gefunden!)

Hier steht die Befähigung des Kollegen Nockemann außer Zweifel.

(Krista Sager GAL: Darum geht es doch nicht! – Anja Hajduk GAL: Es geht um Kontrolle!)

Hier ist kein Fall von Filz und auch kein Fall von Postenbeschaffung. Insofern ist das Wort Filz völlig falsch.

(Michael Neumann SPD: Sie machen Herrn Adolphi noch zum Polizeipräsidenten! und Zuruf von Krista Sager GAL)

Ich werde hier gerade bestätigt durch die GAL.

Bitte, reichen sie ihre Wünsche bei Herrn Schill ein.

Es ist kein Filz und alles andere können Sie prüfen. Das prüfen wir wahrscheinlich in den gleichen Ausschüssen wie die Lachsbrötchen-Affäre.

Meine Damen und Herren! Der Vorwurf ist unsinnig und damit ist das Thema durch.

(Beifall bei der Partei Rechtsstaatlicher Offensive, der CDU und der FDP und Zurufe von der SPD und der GAL – Glocke)

Herr Abgeordneter Frühauf. Wenn ich Sie abklingele, müssten Sie bitte eine Sekunde warten. Ich darf Sie fragen, ob Sie nach unserer Geschäftsordnung der Abgeordneten Frau Hajduk eine Zwischenfrage gestatten.

Ein anderes Mal gern.

Meine Damen und Herren, ich muss die Redezeit nutzen. Die Hamburger können versichert sein, dass die Koalition alles in ihren Kräften Stehende tun wird, um die Anziehungskraft dieser Stadt zu erhalten und zu fördern. Wir werden soziale Gerechtigkeit genauso schätzen wie Sie und wir werden niemandem Angst machen, nicht um den Arbeitsplatz, nicht um die Sicherheit, sondern wir werden im Gegenteil daran arbeiten, dass niemand Angst haben muss, weder um den Arbeitsplatz noch um die Sicherheit.

(Beifall bei der Partei Rechtsstaatlicher Offensive, der CDU und der FDP)

Meine Damen und Herren! Es wird mein ganz persönliches Anliegen sein, über alle wichtigen Dinge gemeinsam Beratung und einen kritischen offenen Diskurs mit Ihnen zu pflegen,

(Norbert Frühauf Partei Rechtsstaatlicher Offensive)

(Uwe Grund SPD: Sehr gut!)

alles, auch mit Ihnen von der Opposition, in aller Offenheit zu besprechen. Dies ist kein billiges Versprechen, sondern das ist trotz der insoweit etwas eigentümlichen Verhaltensweisen einiger Sozialdemokraten und GALier, die sich Diskussionen und selbst Amtsübergaben verschlossen haben, für mich eine Selbstverständlichkeit. Der Respekt vor dem ganzen Parlament macht dieses zum Gebot. Ich bin sicher, dass wir im offenen Diskurs bei der Umsetzung des Regierungsprogramms, das wir heute gehört haben, zu einer großen Gemeinsamkeit kommen werden.

(Uwe Grund SPD: Das glaube ich nicht!)

Meine Fraktion wird den Senat nach besten Kräften bei seiner erfolgreichen Arbeit für Hamburg unterstützen. – Schönen Dank.

(Anhaltender Beifall bei der Partei Rechtsstaat- licher Offensive, der CDU und der FDP)

Meine Damen und Herren! Das Wort hat jetzt Frau Sager.

Frau Präsidentin, meine Damen und Herren! Die neue Regierung hat etwas geschafft, das wohl ziemlich einmalig ist.

(Beifall bei der Partei Rechtsstaatlicher Offensive, der CDU und der FDP und Bravo-Rufe)

Ja, man kann auch Negativrekorde aufstellen.

(Dr. Michael Freytag CDU: Soviel Beifall haben Sie als Senatorin nie gehabt!)

Sie hat es nämlich geschafft, noch vor Regierungsantritt den Ruf Hamburgs bereits nachhaltig zu beschädigen.

(Beifall bei der GAL und der SPD)

Herr von Beust, Sie haben im Zusammenhang mit Kultur von Glanz, von Originalität, von Strahlkraft gesprochen. Sie mögen das Debakel, das Sie im Kulturbereich angerichtet haben, für ausgesprochen originell halten, aber dass Sie damit Strahlkraft über Hamburg gebracht haben, das können auch Sie nicht glauben. Das ist wirklich eine bundesweite Posse gewesen, die Hamburg nachhaltig beschädigt hat. Sie haben offensichtlich im Wahlkampf der Kulturszene Versprechungen gemacht, dass es in Hamburg eine Kultursenatorin geben wird, um diese Kulturszene zu begöschen. Aber Sie haben offensichtlich dieses Versprechen selber überhaupt nicht ernst genommen. Sonst hätten Sie sich rechtzeitig diskret nach einer passenden Besetzung umgeschaut. Dass Sie das nicht gemacht haben, zeigt, dass Sie ein völlig gestörtes Verhältnis dazu haben, welche gesellschaftspolitische und auch stadtpolitische Bedeutung der Kulturbereich für Hamburg hat.