Protokoll der Sitzung vom 19.02.2003

(Beifall bei der SPD und der GAL)

Damit stelle ich fest, dass die Aktuelle Fragestunde beendet ist.

Ich rufe den Tagesordnungspunkt 36 auf, Drucksache 17/2243, Antrag aller 121 Bürgerschaftsabgeordneten: Feuer und Flamme für die Olympischen Spiele 2012 in Hamburg.

[Antrag aller Bürgerschaftsabgeordneten: Feuer und Flamme für die Olympischen Spiele 2012 in Hamburg – Drucksache 17/2243 – ]

Die Fraktionen sind übereingekommen, diesen Antrag außerhalb der anderen zur Debatte angemeldeten Punkte besprechen zu wollen.

Das Wort wird gewünscht. Der Abgeordnete Schmidt erhält es.

Herr Präsident, meine Damen und Herren! Nachdem wir eben sehr kontrovers debattiert haben, kommen wir nun zu einem Thema, bei dem Konsens angesagt ist.

(Einige Abgeordnete schwenken Fähnchen. – Glocke)

Herr Abgeordneter, ich möchte die Kollegen bitten, das Winken mit den Fähnchen einzustellen. Konzentrieren Sie sich bitte auf seine Rede.

Die Sommerspiele der Olympiade – das ist der korrekte Name – sind das größte und universellste Ereignis auf unserem Planeten. Das hätte etwas, wenn sich die Jugend der Welt 2012 in Hamburg träfe. Olympia würde Hamburg gut tun. Das wissen die Hamburger nicht erst, seitdem der rotgrüne Senat im Sommer 2001 die Bewerbung ins Rollen gebracht hat. Hamburgs Olympia-Begeisterung hat bereits eine Geschichte. Dazu kurz zwei Stichworte.

Der von Fritz Schumacher 1909 geplante Stadtpark war auch im Hinblick auf die Olympischen Spiele 1916 gedacht. Ein weiterer Punkt aus dieser Zeit: Im November 1913 – so habe ich auf Nachfrage beim Staatsarchiv erfahren – ging es bei dem Senat um einen Zuschuss von immerhin 10 000 Mark. Diese beachtliche Summe wurde von den damaligen Stadtvätern mit Vorsicht beschlossen. Man wollte nämlich zunächst die Reaktion der anderen Länder in Deutschland abwarten. Dass die Olympischen Spiele dann aber nicht vergeben wurden, wissen wir alle, denn 1914 begann der Erste Weltkrieg.

Ein weiterer Punkt: Hamburgs Bewerbung für die Olympischen Spiele zur Jahrtausendwende. Als es um die Durchführung in Westberlin und Ostberlin ging, hat allein Hamburg von allen anderen deutschen Bewerberstädten zugunsten Berlins verzichtet. Nun erfolgt – das sage ich mit einigem Augenzwinkern – der dritte Anlauf. Bekanntlich sind aller guten Dinge drei.

Die Steilvorlage für diese Olympia-Bewerbung hat noch der rotgrüne Senat mit dem nach wie vor gültigen und eindrucksvollen Konzept geliefert, das mit dem Rückenwind der Handelskammer und dem Sportbund getragen wird. Unser Dank gilt bereits jetzt – auch wenn die Entscheidung noch aussteht – den intensiven Bemühungen des Olympia-Beauftragten, den Olympia-Botschaftern, den Vertretern des Olympia-Beirats sowie Horst Meyer mit seinem Team von der Bewerbergesellschaft.

(Beifall bei allen Fraktionen)

Hervorragende Arbeit haben – oft über das normale Maß hinaus – nicht zuletzt die vielen Mitarbeiter in den Behörden geleistet. Dafür gebührt ihnen hohe Anerkennung. Man hat es gemerkt und merkt es auch noch heute: Olympia hat alle voll erfasst. Es herrscht große Einigkeit in der Hansestadt. Der verbindende Gedanke vereint alle Hamburger, Feuer und Flamme für Olympia zu sein. Die Unterstützung kommt aus allen Teilen der Stadt. Das ist ein Plus, das nicht bei allen Konkurrenten vorzufinden ist.

Hamburgs Olympia-Bewerbung ist nicht nur eine Sternstunde für den Sport, sondern auch gleichzeitig ein Glücksfall für die Stadtentwicklung im Hafengebiet. Nicht von ungefähr hört man von dem sehr guten und überzeugenden Eindruck, den das Hamburger Konzept hinterlassen hat, in der Evaluierungskommission des Nationalen Olympischen Komitees. Die City Olympics, die Spiele am Wasser sind so kompakt und zentral angesiedelt wie noch nie in der Olympischen Geschichte.

Hamburg ist nicht nur das Tor zur Welt, sondern ist unter den deutschen Bewerberstädten eine echte Weltstadt mit internationalem Flair und braucht sich auch beim internationalen Vergleich nicht zu verstecken. Hier gibt es eine unvergleichliche Tradition bei der Organisation und Durchführung des Sports. Viele Sportarten, die vor allem englischen Ursprungs sind, wie zum Beispiel Fußball, Hockey, Reiten, haben von hier aus ihren Siegeszug über den gesamten Kontinent angetreten.

(Rüdiger Schulz SPD)

In Hamburg wurde im Jahr 1816 der weltweit erste Sportverein gegründet. Diese Hamburger Turnerschaft ist nach wie vor überaus lebendig. Insgesamt sind – das zeigt die aktuelle Statistik des Hamburger Sportbundes – in unseren Vereinen mehr als 490 000 Sportler aktiv. Das ist fast jeder dritte Einwohner in unserer Stadt. Dies ist ein neuer Rekord.

Ich möchte noch einmal einen Blick zurückwerfen. 1925 wurde das erste deutsche Institut für Leibeserziehung in der Hansestadt gegründet und vier Jahre später die erste in Deutschland ausgeschriebene Professorenstelle für Leibeserziehung in Hamburg besetzt. Hamburg verbindet seine langjährige Stärke im Breitensport eindrucksvoll mit der wachsenden Begeisterung für den Spitzensport. Lassen Sie mich hierzu auch eine Bemerkung an die Koalition sagen.

Es wird uns häufig vorgeworfen, dass wir für den Spitzensport zu wenig getan hätten. Bei der Gelegenheit will ich aber noch einmal ausdrücklich darauf hinweisen, dass man eine solche Bewerbung für Olympia natürlich nur starten kann, wenn man auf dem Gebiet des Breitensports etwas vorzuweisen hat. Das haben wir in den vergangenen Jahren in wirklich hervorragender Weise bewältigt.

(Beifall bei allen Fraktionen)

Ich will noch hinzufügen, dass dieses sehr wohl im Einvernehmen mit den Vertretern des Hamburger Sportbundes geschehen ist.

Gestatten Sie mir auch noch einen dritten Hinweis. Letztlich ist der Spitzensport in der Bundesrepublik Deutschland eher vom Bund als von den einzelnen Ländern gefördert worden.

Die Verknüpfung der Jedermannleistung mit dem Weltklassesport ist in den Neunzigerjahren gewachsen; das zeigen die Beispiele HEW-Cyclassics, der Hanse-Marathon und aktuell der Triathlon. Diese Dichte ist weit und breit einmalig. Die Sportstadt Hamburg boomt weiter mit der kürzlich eröffneten Color Line Arena.

Ich möchte gern noch einen Brückenschlag zum kulturellen Bereich herstellen. Der Vizepräsident des Internationalen Olympischen Komitees, Herr Thomas Bach, hat vor kurzem im Rahmen einer Ringvorlesung in der Uni Hamburg diesen Bereich mit seinen Worten wie folgt beschrieben:

„Sport und Kultur sollten stärker zusammengefügt werden.“

Da passt es doch ganz wunderbar, dass wir uns in der Bürgerschaft mit einer weiteren Bewerbung Hamburgs befassen, nämlich mit der Nennung Hamburgs zur Kulturhauptstadt im Jahr 2010.

(Beifall bei allen Fraktionen)

Der gesamte Norden mit seinen fünf Bundesländern steht hinter dieser Bewerbung. Denken Sie an die Kolleginnen und Kollegen im Landtag von Niedersachsen und in der Bremischen Bürgerschaft. Beide Parlamente haben unserer Bewerbung ihre einhellige Zustimmung gegeben. Der Landtag von Schleswig-Holstein wird in diesen Tagen folgen.

Abschließend noch ein Wort über die deutsche Entscheidung am 12. April. Wir wissen, dass der Bürgermeister am darauffolgenden Tag seinen Geburtstag feiert. Wir wünschen ihm und damit der Stadt, dass dieses zweite April

wochenende ein historischer Moment sein wird und es einen Anlass zum Feiern gibt, wenn das NOK Feuer und Flamme für Hamburg 2012 entzündet. – Vielen Dank.

(Beifall bei allen Fraktionen)

Das Wort bekommt der Abgeordnete Okun.

Herr Präsident, meine sehr geehrten Damen und Herren! Auch Olympische Spiele sind ein emotionales Thema, aber anders als in der zuvor gehaltenen Rede geht es hier in eine weitaus moderatere Richtung.

Der Tag der Entscheidung rückt näher. Bis zum 12. April sind es noch 52 Tage, bis das Nationale Olympische Komitee in München seine Entscheidung über die nationale Bewerberstadt der Olympischen Spiele 2012 treffen wird.

Die CDU begrüßt ausdrücklich den vorliegenden Entschließungsantrag und freut sich, dass alle Abgeordneten die Bewerbung Hamburgs auf diese Weise unterstützen. Olympische Spiele in Hamburg waren für mich ursprünglich ein Traum. Mit dem Bewerberkonzept bis hin zum Finanzierungskonzept und der Abgabe der finanziellen Garantie ist dieser Traum in den letzten zwei Jahren Wunsch und Wille geworden. Dieser Wille kann mit der Entscheidung am 12. April in München seinen vorläufigen Höhepunkt erreichen.

In der Bewerberphase von knapp zwei Jahren ist eines völlig klar geworden: Die Bewerbung Hamburgs hat die Stadt verändert und wird ihr ein neues Gesicht geben. Sie stimmt mit den Zielen einer wachsenden Stadt überein, denn sie geht genau in die Richtung, die der Senat seit Übernahme der Regierungsverantwortung formuliert hat.

Mit der Bewerbung Hamburgs werden zugleich Zukunftspotenziale erschlossen, die für die Stadt hohe kulturelle, aber auch soziale und vor allem wirtschaftliche Bedeutung haben. Hamburgs Sportkalender für das laufende Jahr 2003 weist 37 hochkarätige nationale und internationale, meist mehrtägige Sportevents auf. Das ist in zweierlei Hinsicht von Bedeutung. Dazu gehören natürlich auch die bedeutenden Fußballveranstaltungen des HSV in der AOL Arena und die Veranstaltungen auf dem Heiligengeistfeld. Man darf auch den FC St. Pauli wieder nennen.

(Beifall bei allen Fraktionen)

Die Tendenz zeigt deutlich in Richtung Klassenerhalt.

(Dr. Willfried Maier GAL: Es tendiert alles in Rich- tung Weltklasse!)

Das ist im Interesse aller Hamburgerinnen und Hamburger.

Im Übrigen gibt es auch regelmäßige Veranstaltungen wie Eishockey, Handball und zahlreiche andere, die deutlich machen, welches ungeheuere sportliche Potenzial auch bezüglich des Ehrenamtes in dieser Stadt steckt, sich daran zu beteiligen und so etwas zu organisieren. Es macht ein Zweites deutlich, das der Bürgermeister anlässlich seiner Tagung in Frankfurt formuliert hat:

„Hamburgs Tor zur Welt steht weit offen. Wir freuen uns darauf.“

Für die CDU-Fraktion ist in diesem Zusammenhang die Ziffer 4 des Entschließungsantrages von besonderer Bedeutung. Es heißt dort, dass die Bevölkerung in unserer Stadt und alle relevanten Kräfte wie der Hamburger Sportbund mit seinen knapp 800 Vereinen – darauf hat der Kollege

(Jürgen Schmidt SPD)

Schmidt hingewiesen – und circa 500 000 Mitgliedern, die Handelskammer und die Handwerkskammer sowie die Vielzahl der Hamburger Betriebe, die Gewerkschaften, die Kirchen und die Medien gemeinsam mit der Politik diese Bewerbung unterstützen. Diese überragende Zustimmung wird gestützt durch das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage des EMNID-Instituts, wonach 84 Prozent aller Hamburger Bürger der Bewerbung positiv gegenüberstehen. Das ist ein tolles Ergebnis. Diese Erfahrung wird ergänzend unterstützt, denn laut eines Artikels in der „Welt“ vom 15. Februar ist Hamburg mit 63 Prozent Zustimmung zugleich Olympia-Favorit auf der ZDF-Webseite. Genau diese Punkte unterscheiden Hamburg nicht nur positiv von den Mitbewerbern, sondern sie sind zugleich ein wesentliches Kriterium für die nationale sowie internationale Vergabe.

Der gemeinsame Entschließungsantrag endet mit einem Hinweis, dass hier und heute nicht Schluss sein darf, ja nicht Schluss sein kann mit dem Engagement Hamburgs am 12. April in München. Wir müssen gemeinsam weiter kämpfen; dafür lohnt es sich. Das gilt für den Senat, das Parlament, die Abgeordneten, die Fraktionen und für alle relevanten Gruppen bis hin zu den Bürgern unserer Stadt. Ich bin fest davon überzeugt, dass Hamburg ein Gewinnerkonzept hat. Wir werden am 12. April allen Grund haben, zu feiern, entweder in Hamburg – die Zeichen dafür sind gesetzt – oder in München. Ich schließe mit Feuer und Flamme für die Olympischen Spiele 2012 in Hamburg. – Ich danke Ihnen.