[Antrag der Fraktion der SPD: Errichtung eines „Internationalen Schifffahrts- und Meeresmuseums Peter Tamm, Hamburg“ – Drucksache 17/4121 –]
Beide Drucksachen möchte die SPD-Fraktion an den Haushaltsausschuss überweisen. Wer wünscht das Wort? – Herr Ehlers, Sie haben es. Ich bitte die Kolleginnen und Kollegen darum, das Abstimmungsergebnis draußen zu diskutieren und hier wieder zur Ruhe zu kommen. – Herr Ehlers, Sie haben das Wort.
„Der entscheidende Schritt ist getan: Der Senat hat gestern die Errichtung des Marinemuseums von Peter Tamm im Kaispeicher B am Magdeburger Hafen beschlossen. Über die Investitionskosten in Höhe von 30 Millionen Euro soll die Bürgerschaft am 28. Januar entscheiden. Mit der Zustimmung wird gerechnet.“
Was verbirgt sich hinter dieser auf den ersten Blick relativ nüchternen Nachricht? Nicht weniger, als dass wir in Hamburg im Begriff sind, dieser einzigartigen Sammlung, der weltweit größten Privatsammlung von Schiffsmodellen, nautischen Geräten, Filmen, Fotografien, Plänen und Büchern, die Peter Tamm in siebzig Jahren gesammelt hat, in unserer Stadt ein mehr als würdiges Zuhause zu bieten …
Es gibt einige Kollegen, die gerne zuhören würden und die Sie da unten nicht verstehen. So ist jedenfalls das Zeichen des Kollegen Beuß zu deuten. Ich bitte doch um etwas mehr Ruhe hier im Plenarsaal. Sie haben das Wort, Herr Ehlers.
… auf 15 000 Quadratmetern im ältesten erhaltenen Speichergebäude in dieser Stadt. Was da an Attraktion zu erwarten ist, glaube ich, kann sich jeder auch ohne große Phantasie lebhaft ausmalen, auch derjenige, der sonst nur selten in ein Museum geht, was übrigens ein Fehler ist angesichts der Vielzahl der hervorragenden Museen in unserer Stadt.
Die vom Senat angenommene jährliche Besucherzahl von 150 000 für diese Kombination aus Ausstellungsfläche, Café, Museumsshop, Bibliothek und Institut erscheint mir – und nicht nur mir – als eine relativ bescheidene Annahme,
wenn man berücksichtigt, dass die Modelleisenbahn in der Speicherstadt jährlich 500 000 Besucher anzieht. Ich glaube, das macht deutlich, wie wichtig gerade dieses Museum für die Stadt ist. Ich bin froh, dass es das Modelleisenbahnmuseum und diese Initiative dazu gibt,
aber Modelleisenbahnen könnten überall auf der Welt in einem Museum stehen, das Schifffahrtsmuseum nur hier in Hamburg.
Deswegen finde ich, dass es richtig ist, ein solches Museum hier in dieser Stadt anzusiedeln und die Sammlung für diese Stadt zu erhalten, weil es das Alleinstellungsmerkmal Hamburgs betont, nämlich die Stadt am Wasser zu sein. Inhaltlich finde ich das richtig, weil es etwas mit Schiffen und maritimem Leben zu tun hat, und baulich finde ich es richtig an dieser Stelle, wie ich beispielsweise auch den Kaispeicher A sehr favorisiere.
Im Rahmen der erfolgreichen Kulturarbeit dieses Senats stellt das Museum Tamm einen weiteren und sehr, sehr großen Baustein für den Status Hamburgs als internationale Kulturmetropole dar. Wenn wir dazu die Überlegungen des Edutainment-Centers am Magdeburger Hafen nehmen, wenn wir den Kaispeicher A, über den ich eben gesprochen habe, dazu nehmen, dann, glaube ich, ist das ein richtig tolles Konzept. Ich bin überzeugt davon, dass es gehen wird. Es wird konzeptionell inhaltlich gehen und es ist stadtentwicklungspolitisch eine Bombe, wie ich finde. Hier wird deutlich, Herr Maier, dass Visionen, die dieser Senat hat, auch in Fakten umgesetzt werden. Herrn Mirows Kompetenzsenatorin soll nun offenbar darüber nachdenken, auf welche Weise denn überhaupt der Beschluss, den Sie gefasst haben und für richtig halten, Hamburg möge sich zur Kulturhauptstadt Europas bewerben, noch umgesetzt werden kann. Hier wird von diesem Senat „Kulturhauptstadt Hamburg“ umgesetzt und nicht eine Bewerbung für einen solchen Titel.
(Beifall bei der CDU, der Partei Rechtsstaatlicher Offensive, der FDP und bei Bodo Theodor Adolphi Ronald-Schill-Fraktion)
Der Presse ist zu entnehmen, dass Sie sich, meine Damen und Herren von der SPD, wohlwollend diesem Projekt nähern wollen. Ich finde es immer richtig, auf einen erfolgreichen Zug aufzuspringen. Das kann niemandem schaden und Ihnen selber am wenigsten. Ich finde auch, dass es ein gutes Zeichen von politischem Verständnis ist, wenn eine solch bedeutende Entscheidung für die Kultur in der HafenCity und die Kultur in der wachsenden Stadt Hamburg nicht parteipolitischen Auseinandersetzungen zum Opfer fällt. Ich freue mich auf die in der letzten Zeit zu beobachtende Tendenz bei den Sozialdemokraten, Kulturpolitik nicht zum Hauptfeld politischer Auseinandersetzungen und parteipolitischer Kämpfe zu machen. Das hatte vor zwei Jahren bei der Frage, wie gehen Sie mit dem Kulturhaushalt um, noch eine etwas andere Tendenz.
Die ungeklärten Fragen der Finanzierung werden wir im Haushaltsausschuss gewissenhaft prüfen. Ich halte das für ganz wichtig. Ich bin, wie Sie wissen, auch in Bezug auf den Kaispeicher A, wenn Sie sich an die Anhörung im Kulturausschuss erinnern, nicht für Hurrapatriotismus.
Nein, keineswegs, das bin ich nicht und deswegen finde ich – und das wissen Sie auch aus anderen Funktionen –, dass es nötig ist, dieses sorgfältig zu prüfen, denn das Projekt, um das es geht, ist zu wertvoll, als dass es hier allein dem Wunschgedanken entspringen sollte.
Ich finde aber auch, dass der erste Schritt, 1,5 Millionen Euro bereits vor diesem Beschluss einzusammeln, ein ermutigendes Zeichen ist, denn die Sammlung Tamm braucht eine würdige Ausstellungsfläche – soviel steht fest – und sie braucht diese Ausstellungsfläche hier in dieser Stadt Hamburg und bitte nicht in Kiel. – Vielen Dank.
(Beifall bei der CDU, der Partei Rechtsstaatlicher Offensive, der FDP und bei Bodo Theodor Adolphi Ronald-Schill-Fraktion)
Frau Präsidentin, meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich empfinde es heute als wohltuend, wenn im Wahlkampf mal ein Thema besprochen wird, bei dem ein gewisser Grundkonsens besteht.
dann finde ich das nicht ganz reell, denn dieses Schifffahrtsmuseum ist sehr wohl schon von der sozialdemokratischen Koalition zugesagt worden.
Das kann ich Ihnen nicht ersparen, aber sonst stehe ich zu „wohltuend“. Wir Sozialdemokraten haben natürlich auch mit Bewunderung zur Kenntnis genommen, dass Herr Professor Tamm im Laufe eines langen Lebens – hier steht 70 Jahre, er muss also als Kind angefangen haben –
wirklich unermüdlich und liebevoll und akribisch und erfolgreich gesammelt hat und dass nunmehr unzählige Exponate der breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden sollen. Wer diese reiche Sammlung einmal gesehen hat – und ich habe sie gesehen –, der weiß zwei Dinge.
(Beifall bei der SPD, vereinzelt bei der CDU, der Partei Rechtsstaatlicher Offensive, der GAL und bei Bodo Theodor Adolphi Ronald-Schill-Fraktion)
Zweitens: Sie braucht angemessene Räumlichkeiten, die es ermöglichen, die Intention der Sammlung und den Stiftungszweck – das sehen Sie in der Drucksache, wenn Sie sie lesen – konzeptionell, wissenschaftlich und didaktisch durch die Art der Präsentation zu verdeutlichen. Kaispeicher B bietet hierfür, denke ich, hervorragende Voraussetzungen. Soweit zum Kulturellen.
Aber die Sache hat natürlich, wie Sie auch nicht übersehen haben, wie immer zwei Seiten und die hängen mit dem Geld zusammen. Ich glaube, wir sind gut beraten, dass wir versuchen, zu diesem Teil der Medaille, nämlich dem finanziellen, auch ein „gutes Gefühl“ zu bekommen.
Die Drucksache macht natürlich Ausführungen zu diesem Teil, aber trotzdem, denke ich, dürfen wir auch nicht die Situation der anderen Museen vergessen, die es sehr
schwer haben und deshalb – das ist ja eigentlich nachher immer der schwache Punkt, dann kommt das dicke Ende – müssen wir genau gucken, ob die Betriebskosten realistisch eingestellt worden sind beziehungsweise ob die Ziele, die man sich da gesetzt hat, eingehalten werden können.
Deswegen ist es unser Anliegen – und wir freuen uns, dass die anderen Fraktionen da anscheinend mit uns übereinstimmen –, das Zahlenwerk im Haushaltsausschuss noch einmal sehr gründlich zu hinterfragen. Dann hoffe ich natürlich, dass wir eine gute Gesamtschau des Projektes insgesamt finden und uns vielleicht gemeinsam auf ein neues Museum freuen. – Danke schön.
Frau Präsidentin, meine Damen und Herren! Die Freie und Hansestadt Hamburg genießt in Bezug auf ihre Rolle als Hafenmetropole weltweit einen großen Bekanntheitsgrad und ein hohes Ansehen. Meine Fraktion begrüßt es daher außerordentlich, dass mit der Errichtung des „Internationalen Schifffahrts- und Meeresmuseums Peter Tamm, Hamburg“ die von Professor Tamm in jahrelanger Arbeit zusammengestellte Sammlung zur internationalen Schifffahrts- und Marinegeschichte einem noch breiteren Publikum als bisher präsentiert werden soll.
Bereits im Jahre 1988 gründete Professor Tamm eine gemeinnützige Gesellschaft, um Wissenschaft und Forschung auf dem Gebiet der Schifffahrts- und Marinegeschichte zu realisieren und auch zu fördern. Dies geschieht durch das Sammeln von Dokumenten, Modellen und Exponaten, die Organisation von Ausstellungen sowie die Herausgabe von Publikationen. Die Gesellschaft ist Träger des „Wissenschaftlichen Instituts für Schifffahrts- und Marinegeschichte“, in dessen Räumlichkeiten sich momentan diese international umfangreichste maritime Privatsammlung befindet.
Bereits zum augenblicklichen Zeitpunkt ist die Besucherresonanz sehr groß. Trotz der eingeschränkten räumlichen Situation und der damit verbundenen Anmeldepflicht für Gruppen und Einzelpersonen konnten in der Vergangenheit circa 30 000 Besucher pro Jahr begrüßt werden.
Die thematische Anziehungskraft wird auch dadurch belegt, dass die zahlreichen Sonderausstellungen der Sammlung jeweils bis zu 135 000 Besucher hatten. Im Jahr 2002 hat Professor Tamm die „Peter Tamm Sen. Stiftung“ gegründet, um maritime Geschichte, Forschung, Kunst und Kultur zu bewahren, daraus zu lernen sowie die nachfolgenden Generationen für die Seefahrt zu begeistern.