Protokoll der Sitzung vom 19.04.2007

"Die Schüler wählen jetzt nicht mehr einzeln diese Fächer, sondern sie wählen (...) das Profil. Sie haben also (...), und das beklagen sie auch, eine Einschränkung ihrer Wahlfreiheit, aber mit einem unendlichen Vorteil, (...) dass ich problemorientiert arbeite und, bezogen auf jeweils ein Thema, das im Semester gestellt wird, dann auch aus dieser Fächerperspektive heraus auf das Thema hinarbeiten kann."

Frau Goetsch, ich weiß, dass die Profile der Max-BrauerSchule nicht auf einem, sondern auf zwei Leistungskursen beruhen, aber es geht zunächst generell um die Frage, ob wir Profile wollen oder nicht. Die Max-Brauer

Schule ist für mich ein gutes Beispiel dafür, dass wir mit der Einführung von Profilen auf dem richtigen Weg sind.

Es bleiben im Kern zwei strittige Punkte. Zum Einen: Wollen wir Deutsch und eine Fremdsprache verpflichtend auf Leistungskursniveau anbieten und zusammen mit Mathematik verpflichtend im Abitur prüfen? Ich sage dazu ganz klar: Ja, wenn wir die allgemeine Hochschulreife beibehalten wollen und das nicht nur ein Name, sondern das, was dieser Name aussagt, auch Programm sein soll. Die Gründe dafür habe ich dargelegt.

Zweitens: Wollen wir die Profile mit einem Leistungskurs oder mit zwei Leistungskursen anbieten? Ich glaube, dass diese Frage viel weniger entscheidend ist als die Frage, wie die Profile gebildet werden. Hamburg wird eben nicht, wie Sie gerne behaupten, den Blick zurück in die Sechzigerjahre nehmen und dann ein naturwissenschaftliches Gymnasium oder ein sprachliches Gymnasium bilden, sondern wir werden nach dem Vorbild der Max-Brauer-Schule sehr moderne Profile entwickeln: Weltliteratur und Medien, Natur und Umwelt, Kunst und Kultur. Alle diese Profile entstehen aus dem Profilfach, einem neuen Seminarfach, das hoffentlich endlich einmal universitäres Arbeiten in der Oberstufe vermittelt, was die Grund- und auch die Leistungskurse bisher nicht getan haben, und dann weiteren thematisch passenden Fächern.

Meine Damen und Herren von der Opposition! Wenn Sie jetzt immer noch glauben, alles solle so bleiben wie es ist - Frau Ernst hat ja vorhin mir die Konservativität vorgeworfen -, dann möchte ich Ihnen mal einige Sätze Ihrer sozialdemokratischen Kultusministerin aus Kiel nicht vorenthalten. Die hat nämlich zum Thema Oberstufenreform gesagt:

"Schule ist im Wandel, Bildung ist nicht statisch."

"Deshalb muss Schule immer in Bewegung sein. Das gilt auch für Gymnasien und die gymnasialen Oberstufen an anderen Schularten."

(Wilfried Buss SPD: Das gilt auch für Gymnasien! Schau mal!)

In einer Pressemitteilung Ihrer Genossin konnte man lesen, dass Frau Erdsiek-Rave als einen wichtigen Grund für die geplante Reform nannte, "die Forderung von Wirtschaft und Wissenschaft nach einer vergleichbaren Grundbildung, um einen besseren Anschluss zum Studium beziehungsweise zur Berufsausbildung zu gewährleisten". Die Bildungsministerin, Herr Buss, stellte klar, dass "die neue Profiloberstufe nicht einfach die Rückkehr zum Klassenverband sei. (...) Die Schülerinnen und Schüler erhalten durch das Angebot von Fächerprofilen, weiteren zu wählenden Fächern und einer eigenständig zu gestaltenden 'besonderen Lernleistung' nach wie vor individuelle Wahl- und Gestaltungsmöglichkeiten". Vor dem Landtag sagte sie dann:

"Individuelle Stärken und Begabungen der Schülerinnen und Schüler sollen nicht in einer Fülle von Wahl- und Abwahlmöglichkeiten ihren Ausdruck finden, sondern innerhalb des Profils, das die Schulen entwickeln, gefördert werden und so in einer breiteren Allgemeinbildung und einer besseren Grundbildung in den Kernfächern Raum geben"

und - hören Sie zu, Herr Buss -

"das bloße Festhalten an schon lange nicht Bewährtem führt da nicht weiter."

Lieber Herr Buss, vielleicht sollten Sie sich einmal mit Ihrer Genossin aus Kiel unterhalten. In SchleswigHolstein scheint die SPD doch noch eine Partei des Fortschritts zu sein.

(Beifall bei der CDU)

Das Wort erhält die Abgeordnete Goetsch.

Frau Präsidentin, meine Damen und Herren! Ich persönlich bearbeite das Thema seit 1998. Was mir heute fehlt, ist die Analyse, warum die Reform der gymnasialen Oberstufe überhaupt notwenig ist. Aus meiner Sicht geht es nicht darum, dort stehen zu bleiben, wo man ist, aber wie ist aufgrund der Analyse von den Neunzigerjahren bis heute zu agieren.

Wir haben viel zu kleine Oberstufen in Hamburg. Wir hatten Oberstufen, die noch nicht einmal dreizügig sind. Das heißt, dass es überhaupt nicht möglich war, das Angebot der Leistungs- und Grundkurse entsprechend anzubieten, vor allem der Leistungskurse nicht. Das ist durch Große Anfragen, die ich gestellt habe, immer wieder deutlich geworden. Es sind vor allen Dingen nicht die entsprechenden Leistungskurse in den Fächern, wie Physik, Informatik, Musik und Französisch zustande gekommen. Was war die Folge? Es ist ein Hopping in der Stadt passiert, ein Oberstufenreisen unglaublicher Art. Teilweise wurden bis zu fünf Oberstufen angereist, um irgendwo noch einen Chemie-Leistungskurs zu bekommen. Es wurden Huckepackkurse erfunden und so weiter. Der Kreativität waren keine Grenzen gesetzt. Insgesamt war unter dem Strich nicht nur das Leistungskursangebot sehr unterschiedlich - wenn es nicht eine sehr große Oberstufe war -, sondern es wurde auch das nicht erfüllt, was die Ausbildungs- und Prüfungsordnung schon 1998 vorgesehen hatte, nämlich Fächer verbindendes Lernen, Kompetenzkurse und forschendes Lernen. All diese modernen Lern- und Arbeitsstrukturen haben nicht stattgefunden, weil die Oberstufen nicht die entsprechenden Stunden hatten und teilweise quersubventioniert wurde aus der Sekundarstufe I. Also all das, was in dieser sehr modernen APOGyO vorgesehen war, hat nicht stattgefunden, aber nicht aufgrund der strukturellen Probleme in Mathematik, Deutsch und Englisch, sondern aufgrund der Organisation der Oberstufen.

Insofern war es dringend nötig, neue Wege zu suchen. 1998 und 1999 gab es auch schon diverse Foren dazu. Seit 2001 ist nichts mehr passiert. Im Jahr 2004 haben wir - auch wieder über eine Große Anfrage der GAL - die Schulausschussberatungen gehabt. Interessanterweise ist dabei aber nicht herausgekommen, dass in Englisch, Deutsch und Mathematik unbedingt Basiskompetenzkurse eingerichtet werden müssen. Sie haben es schon etwas modifiziert in Mathematik. Das ist sicherlich erfreulich, aber wenn Sie, so wie jetzt vorgesehen, diese Mathematik-, Deutsch- und Englischkurse machen, werden Sie die Profiloberstufe der Max-Brauer-Schule, die Sie berechtigterweise gelobt haben, zerschießen, weil diese Profiloberstufe so nicht mehr wird weitermachen kann.

Jetzt zu dem, was anliegt. Wir haben in den letzten acht, neun Jahren vorgeschlagen, dass man ein Eimsbütteler Modell in anderen Stadtteilen macht - wir sind ja ein Stadtstaat und insofern kann man mit den Verkehrsmitteln auch gut in andere Oberstufen kommen -, das heißt, man legt Oberstufen zusammen, ob diese nun integrierte Oberstufen heißen, Oberstufenzentren oder Oberstufenhäuser, da bin ich leidenschaftslos, aber man hat dadurch die Möglichkeit, diese Kompetenzkurse und das fächerübergreifende Arbeiten anzubieten. Die Alternative wäre, richtige Profiloberstufen zu machen.

Sie haben jetzt aus all den Dingen, die anliegen, nicht strukturell das Problem gelöst, weil die kleinen Oberstufen weiterhin bleiben. Da sage ich natürlich aus ideologischen Gründen, dass Sie wollen, dass jedes Gymnasium eine Oberstufe hat. Das ist meines Erachtens unnötig. Es wäre sinnvoll und es gibt tolle bessere Beispiele. Diese Jugendlichen - und da sind wir an dem Punkt - sind nämlich 16-, 17-Jährige, die normalerweise in die duale Ausbildung gehen. Dort lernen ja auch nicht alle technische Zeichner oder werden Elektromechaniker, sondern da, wo man sich spezialisiert, wo man sich in Exzellenzen anderer Art begibt, und nicht - weil Sie das immer als netten Vorwurf machen - dass da die Heterogenität keine Rolle spielen würde. Hier geht es wirklich in einem anderen entwicklungspsychologisch gesehenen Alter in die Spezialisierung. Insofern ist es klar, dass wir exzellente Oberstufen brauchen, in denen die Jugendlichen Möglichkeiten haben, sich zu spezialisieren. Der alte Vorwurf, der immer wieder kommt, die Jugendlichen würden sich nur das zusammenwählen, wo es leichter ist, ist falsch. Das sehen Sie auch an den hervorragenden Wettbewerben in Hamburg, wo gerade im sprachlichen, aber auch naturwissenschaftlichen Bereich exzellente Ergebnisse vorliegen.

Wir haben jetzt einen Mischmasch zum Erhalt der kleinen Gymnasien mit den Oberstufen. Die Profile sind im Prinzip richtig. Nur das haben Sie selbst auch angesprochen, dass eine echte Profiloberstufe zwei Profil gebende Fächer hat und nicht nur eins, das heißt, es müssen zwei Leistungskurse zusammenarbeiten.

Lieber Herr Heinemann, wenn Sie sagen, Kunst und Kultur sei kein Profil, ein Profil wäre Physik und Philosophie und Religion, das wäre ein spannendes Profil, in dem man tatsächlich in Zusammenhängen lernt, aber nicht dieses so sehr auf Naturwissenschaften oder sprachlich ausgerichtet, sondern wirklich ein fächerübergreifendes Lernen in Zusammenhängen. Insofern bleiben wir nicht an der Stelle stehen. Im Gegenteil. Wir sagen, die Entwicklung muss in moderne, individuelle Arbeitsstrukturen gehen. Es muss die Möglichkeit von entsprechendem Breitenangebot der Leistungskurse geben. Das geht aber nur in zusammengelegten Oberstufen, anders nicht. Es muss Profiloberstufen à la Max-Brauer-Schule möglich sein. Das wäre der Weg. Ich glaube, dass Sie durch das, was Sie zurzeit angehen, eher weniger als mehr Abiturienten bekommen. Wir brauchen aber mehr Abiturienten. All das, was Sie meinen, in der Oberstufe in Deutsch, Englisch und Mathematik nachholen zu müssen, sollten Sie lieber in der Sekundarstufe I auf die Reihe bekommen mit der entsprechenden Anzahl der Stunden, die wir brauchen und beispielsweise mit modernem Mathematikunterricht. In der Oberstufe ist es selbstverständlich, dass Deutsch- oder Mathegrundkurse stattfinden. Es geht ja nicht darum, dass kein Deutschunterricht in der Oberstufe stattfindet. Sie haben selbst gesagt,

dass ein Drittel Deutsch-Leistungskurs macht, ein Drittel macht Mathematik-Leistungskurse. Das ist gut so, aber warum müssen alle den Leistungskurs machen? Insofern ist die Spezialisierung richtig und die wollen wir mit unserem Antrag weiter betreiben. - Danke.

(Beifall bei der GAL und vereinzelt bei der SPD)

Das Wort erhält Frau Senatorin Dinges-Dierig.

Frau Präsidentin, meine Damen und Herren! Als ich vor ungefähr einer Woche die Pressemitteilung der SPD mit einem Zitat von Frau Goetsch las, habe ich mich im Moment gefragt, was Sie dazu bewegt, permanent an den Realitäten vorbei zu argumentieren.

(Beifall bei der CDU)

Sie haben es hier und heute auch wieder getan. Herr Buss, Sie haben betont, Sie hätten in den Sechzigerjahren Abitur gemacht. Deshalb gehe ich mal einen Schritt zurück und sage, in den Sechzigerjahren, nämlich 1968, 1969, gab es einen Leistungsvergleich zwischen Hamburg und Baden-Württemberg.

(Wilfried Buss SPD: Eben, eben!)

In diesem Leistungsvergleich hat Hamburg hervorragend abgeschnitten, nämlich besser als Baden-Württemberg. Sie gehören also mit in diese Ära hinein. Lassen Sie uns deshalb mal gemeinsam ein kleines Rechenspielchen lösen. Sie wollen mehr Fächer verbindendes Lernen. Das wollen wir auch, da sind wir uns einig. Sie wollen gleichzeitig für alle Schülerinnen und Schüler eine beliebige Kurswahl, und zwar für möglichst viele Fächer, alles, was überhaupt nur denkbar ist. Ich weiß zwar, dass die Wahrscheinlichkeitsrechnung in den Sechzigerjahren noch nicht zum Abitur gehörte - heute gehört sie dazu -, dennoch, glaube ich, können wir uns vorstellen, was es bedeutet, dieses auszuwerten, wie wir dieses Fächer verbindende Lernen mit der Beliebigkeit der Kurswahl kombinieren.

Wann treffen Sie auf eine Schülergruppe, die die gleichen Fächer belegt haben, sodass sie überhaupt Fächer verbindend arbeiten können? Das ist schon höhere Mathematik. Da bräuchten Sie wahrscheinlich nicht nur das Eimsbütteler Modell - das reicht nämlich auch noch nicht, um zu vernünftigen Lerngruppen zu kommen -, sondern Sie bräuchten das Eimsbütteler Modell wahrscheinlich über ganz Hamburg, um überhaupt zu verlässlichen Lerngruppen zu kommen. Ich glaube, das ist wirklich absolut unrealistisch.

Frau Goetsch, Sie sagten eben ganz deutlich, dass das Fächer verbindende Lernen, wie es 1998 in Hamburg vorgesehen war, nicht stattfindet. Ja, warum findet es nicht statt?

(Christa Goetsch GAL: Weil es zu kleine Oberstu- fen sind!)

Weil wir eine Beliebigkeit bei der Kurswahl haben und das könnten Sie kompensieren, indem Sie die Oberstufen größer machen, wie ich es eben schon gesagt habe. Aber Sie brauchen eine Oberstufenbreite, die über ganz Hamburg gehen müsste, damit Sie überhaupt zu verlässlichen Lerngruppen kommen. Das ist mathematisch relativ leicht zu lösen.

Das würde aber noch lange nicht die Kritik, die von vielen Seiten gegenüber der Oberstufe geäußert wird - ob das der Hochschulverband ist, ob das die Elternratsvorsitzenden sind, ob das die Unternehmensverbände sind -, aufnehmen und Sie würden damit überhaupt nicht ein Stück weiterkommen. Deshalb hat die Reform, die wir anstreben, die wir - wie Herr Heinemann ausgeführt hat - ein Jahr lang mit Schulleitern und Eltern diskutiert haben, zwei Schwerpunkte: Die Basiskompetenzen müssen gestärkt werden. Da gibt es kein Vertun mehr. Dass dazu die Fächer Deutsch, Mathematik und eine Fremdsprache gehören, ist in Deutschland von Süden bis Norden, von Westen bis Osten anerkannt. Es gibt keine Kritik mehr aus irgendeiner Richtung, außer von Ihnen.

(Wilfried Buss SPD: Nee, stimmt doch gar nicht!)

Auch die Wahlfreiheiten soll es geben, aber nicht orientiert an einer Beliebigkeit, sondern die Wahlen sollen sich letztendlich an der Studierfähigkeit orientieren. Das bedeutet die zielgerichtete Wahl eines Verbundes von Fächern und eben nicht ähnliche Fächer, sondern gerade, um dieses Interdisziplinäre abzubilden, aus zwei Aufgabenfeldern. Das bedeutet zum Beispiel Physik und Geschichte. Dieses zusammen ein Profil mit entsprechenden erwachsenengerechten Lernformen in einem Seminarkurs wie es schon lange gefordert wird, aber nicht umgesetzt wurde. Aber dann werden die Möglichkeiten geschaffen, denn diese Schüler, die sich für solch ein Profil entschieden haben, haben gemeinsam zehn bis zwölf Stunden pro Woche. Hier können sie sowohl entsprechende Lernformen, wie die Wissenschaftspropädeutik, die Interdisziplinarität, alles auf einmal umsetzen. Das beruht auch auf den Erfahrungen der Max-Brauer-Schule, die Sie alle gut kennen.

Wenn Sie sich einmal vor Augen halten, was denn eigentlich war. Die reformierte gymnasiale Oberstufe der Siebzigerjahre begann mit einer totalen Freiheit der Fächerwahl. Sie erinnern sich vielleicht noch. Die Reformen der Achtziger-, Neunzigerjahre haben nachgebessert, aber sie wurden - und das war vielleicht etwas ganz Besonderes für Hamburg - sehr zögerlich umgesetzt. Ich erinnere an einen Streit, den vielleicht einige von Ihnen aus den Medien noch in Erinnerung haben. Das war Ende der Neunzigerjahre. Da gab es eine bedeutsame Sitzung in der Kultusministerkonferenz, in der es zu einem offenen Streit bis zu einem Eklat zwischen der Kultusministerin Frau Dr. Schavan, damals aus Baden-Württemberg, und Frau Senatorin Rosemarie Raab aus Hamburg kam. Dieser Streit gipfelte in der Aussage einer drohenden Nichtanerkennung des Hamburger Abiturs, wenn Hamburg nicht umgehend die damals gültige Vereinbarung umzusetzen bereit wäre. Dieses ist, glaube ich, schon ein Zeichen dafür, dass in der Vergangenheit einiges war, was so nicht hätte sein dürfen. Worin das endete, wissen wir spätestens nicht nur aus den Rückmeldungen des Hochschulverbandes, der Eltern- und Unternehmensverbände, sondern auch aus unserer Lernausgangslagenuntersuchung 13 aus den vergangenen Jahren.

Nur noch einmal zur Erinnerung: Die Belegung allein eines Faches hat nicht dazu geführt, dass die Kompetenzen in wichtigen Fächern wirklich nachhaltig gestiegen sind. In den Jahren 1968, 1969 war Hamburg vorne. Heute ist Hamburg alles andere als vorne. Genau derselbe Vergleich zwischen den Hamburgern und den BadenWürttembergern knapp 40 Jahre später zeigt ein ganz anderes Bild. Im Fach Mathematik erreichen 38 Prozent

der Hamburger Schüler nicht die mathematischen Regelstandards, 17 Prozent der Baden-Württemberger Schüler nicht. Das ist noch schlimm genug. Bei den integrierten Gesamtschulen erreichen 57 Prozent diese Regelerwartungen nicht. Noch schlimmer wird es - und hier, meine Damen und Herren, möchte ich Sie bitten, einmal gut zuzuhören, um die Sache mit der Belegung wirklich zu verstehen: Heute müssen alle Schüler den Unterricht in Mathematik besuchen, aber es gibt keine verbindliche Prüfung. Wenn Sie sich dann das LAU-Ergebnis anschauen, dann haben Sie über diese Schüler hinweg, die den Mathematik-Unterricht in den Grundkursen besuchen, folgendes Ergebnis: 47 Prozent der Abiturienten der grundständigen Gymnasien verfehlen die Regelerwartung in der mathematischen Grundbildung, 74 Prozent der Abiturienten von Gesamtschulen, Stand Abitur. Ich denke, das reicht, um zu zeigen, dass wir so nicht weitermachen dürfen, dass wir etwas anderes machen müssen. Deshalb haben wir gemeinsam an diesem neuen Konzept gearbeitet, indem dieses sowohl inhaltlich als auch von der Struktur geändert wird. Ganz wichtig sind vor allem die erwachsenengerechten individuellen Lernmöglichkeiten, neue Formen von Leistungsüberprüfungen. All das wird dort hineinfließen.

Die Abstimmung mit Schleswig-Holstein lief ausgesprochen gut. Schleswig-Holstein muss die Kombination aufgrund seiner Flächenstaatsituation etwas anders machen. Sie werden noch eine stärkere Bindung haben, noch weniger Wahlfreiheit als wir es in Hamburg haben. Ansonsten haben wir absolut die gleichen Strukturen in Schleswig-Holstein und in Hamburg.

Wir werden uns mit dieser Reform auf jeden Fall an die Bildungsspitze der Bundesländer begeben, weil wir auch aus den Erfahrungen der anderen Länder gelernt haben. Wir wollen erreichen, dass im Wettbewerb um die Studienplätze bei den neuen Hochschulzugangsgesetzen, in denen nämlich die Gesamtqualifikationsnote nicht mehr diese Rolle spielt wie die tatsächlich belegten Profile und Fächer, die Hamburger Abiturienten gegenüber den Abiturienten aus den süddeutschen Ländern nicht benachteiligt sind. Deshalb, meine ich, sind wir mit unserer Reform eindeutig auf dem richtigen Weg. - Vielen Dank.

(Beifall bei der CDU)

Das Wort erhält der Abgeordnete Buss.

Frau Präsidentin, meine Damen und Herren! Ich möchte kurz auf einige Punkte, die Sie, Frau Senatorin, angesprochen haben, eingehen.

Erstens: Der Vergleich zwischen Baden-Württemberg und Hamburg ist auch bei LAU 13 angesprochen worden. Dort hat man festgestellt - das haben Sie interessanterweise nicht zitiert, sondern Sie haben nur den Bereich Mathematik angesprochen -, dass Hamburgs Abiturienten im Leistungskurs Englisch ohne Probleme mit den Abiturienten von Baden-Württemberg mithalten können.

(Dr. Willfried Maier GAL: Die können ja auch kein Hochdeutsch!)