Protocol of the Session on June 7, 2007

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Gibt es noch eine Wortmeldung zu diesem Tagesordnungspunkt? - Das sehe ich nicht. Damit kommen wir zur Abstimmung.

Wer möchte den GAL-Antrag aus der Drs. 18/6313 annehmen? - Gegenprobe. - Enthaltungen? - Damit ist dieser Antrag mehrheitlich abgelehnt.

Ich rufe Tagesordnungspunkt 42 auf, Drs. 18/6126, Antrag der SPD-Fraktion: Nacht der Jugend im Hamburger Rathaus retten!

[Antrag der Fraktion der SPD: Nacht der Jugend im Hamburger Rathaus retten! - Drs. 18/6126 -]

Ich möchte darauf hinweisen, dass gemäß der Vereinbarung unter den Fraktionen die Debatte nur noch fünf Minuten dauern kann. Ich möchte die Redner und Rednerinnen bitten, sich entsprechend kurz zu halten. Ich werde abbrechen. - Frau Hilgers hat als Erste das Wort.

Frau Präsidentin, meine Damen und Herren! Im Jahre 2006 fand zum ersten Mal in diesem Hamburger Rathaus die Nacht der Jugend statt. Dafür noch einmal - ich hoffe vom ganzen Hause - meinen herzlichen Dank an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Bürgerschaftskanzlei für die Vorbereitung und Durchführung.

(Beifall bei allen Fraktionen)

Eine ursprüngliche SPD-Initiative wurde zu einer gemeinsamen Initiative aller drei Fraktionen des Hauses, sodass in diesem Hause am 9. November auf jugendgerechte Art an die Schrecken der Pogromnacht erinnert wurde. Es war ein großartiger Erfolg. Weit über 2.000 Jugendliche waren im Rathaus und es gab Einigkeit im Familien-, Kinder- und Jugendausschuss über eine jährliche Fortsetzung, über das Gestalten einer Tradition in dieser Veranstaltungsform.

Danach gab es eine unterschiedlich motivierte, eine sehr formale und vorgeschobene schwarz-grüne Ablehnung für die Fortsetzung dieser Nacht, liebe Kolleginnen und Kollegen. Ich bin persönlich sehr enttäuscht über die Unbeweglichkeit der CDU und der Grünen.

(Beifall bei der SPD und vereinzelt bei der GAL)

Ich weiß, dass beide Fraktionen heute gegen unseren Antrag zur Durchführung der Nacht in 2007 stimmen werden. Ich finde es schade, dass diese Veranstaltung in diesem Jahre nicht fortgeführt wird. Ich möchte aber hier und heute in der Kürze der Zeit, die uns noch bleibt, von beiden Fraktionen hören, dass es diese Veranstaltung, die Nacht der Jugend im Hamburger Rathaus, in 2008 und in den Folgejahren weiter geben wird.

(Beifall bei der SPD und der GAL)

Frau Koop hat das Wort.

Frau Präsidentin, meine Damen und Herren! Ich kann Sie beruhigen, Frau Dr. Hilgers. Ich schätze Ihren mit Idealismus vorgetragenen Antrag und auch Ihr Engagement in diesem Bereich. Bei allem Idealismus muss man aber auch an die Realität denken. Wir

haben bereits im Dezember 2006 im Ältestenrat vorgetragen, welche Kapazitäten an Geld, Zeit und Personal die Veranstaltung gebunden hat. Wir haben in diesem Jahr eine Fülle von bereits konzipierten Veranstaltungen gehabt. Dazu kommt der Dialog der Generationen und

(Dr. Andrea Hilgers SPD: Das glauben Sie doch selbst nicht, Frau Koop!)

es kommt der Volkstrauertag dazu. Wenn Sie wirklich ernsthaft daran gedacht haben, warum haben Sie den Antrag nicht eher eingebracht? Der Zeitraum ist jetzt viel zu kurz, um das noch zu realisieren.

(Beifall bei der CDU)

Insofern betrachte ich das, was Sie sagen, als ein wenig populistisch. Ich habe Sie beruhigt und gesagt, wir gehen im nächsten Jahr mit frischem Mut wieder ran, aber in diesem Jahr ist die Veranstaltung finanziell und personell nicht durchführbar.

(Beifall bei der CDU)

Frau Goetsch hat das Wort.

Frau Präsidentin, meine Damen und Herren! Ich habe jetzt noch eine andere Version. Frau Hilgers, es ist keine schwarz-grüne Geschichte, sondern jeder hat eine andere Idee gehabt. Wir wollten die Nacht der Jugend und haben vorgeschlagen, dass der Dialog der Generationen ein Jahr ausgesetzt wird, weil er konzeptionell längst nicht so ausgereift ist wie die wunderbare, hervorragende Nacht der Jugend, die gerade für Jugendliche eine neue Form wider das Vergessen ist, um zu erinnern. Wir haben einen anderen Vorschlag gemacht, den wiederum CDU und SPD nicht wollten. So sind wir uns nicht einig geworden. Es ist schlecht gelaufen, 2008 geht es weiter.

(Dr. Andrea Hilgers SPD: Nee, eben nicht, pein- lich!)

Gibt es weitere Wortmeldungen? - Die sehe ich nicht. Wir kommen zur Abstimmung.

Wer möchte den SPD-Antrag aus der Drs. 18/6126 annehmen? - Gegenprobe. - Enthaltungen? - Damit ist dieser Antrag mehrheitlich abgelehnt.

Ich rufe Tagesordnungspunkt 13 auf, Drs. 18/6013, Antrag des Senats auf Verleihung des Ehrenbürgerrechts an Herrn Professor John Neumeier

[Senatsmitteilung: Verleihung des Ehrenbürgerrechts an Herrn Professor John Neumeier - Drs. 18/6013 -]

Ich unterbreche die Sitzung für wenige Minuten und bitte Sie, auf Ihren Plätzen zu bleiben.

Unterbrechung: 17:55 Uhr

__________

Wiederbeginn: 17.58 Uhr

A C

B D

Meine sehr verehrten Damen und Herren! Die Sitzung ist wiederum eröffnet. Ich begrüße ganz herzlich Herrn Professor Neumeier in unserer Mitte. Das Wort bekommt nun der Erste Bürgermeister.

Sehr geehrter Herr Präsident, verehrter Herr Professor Neumeier, meine sehr verehrten Damen und Herren! Der Senat bittet Sie heute um Zustimmung der Verleihung der Ehrenbürgerwürde für Herrn Professor John Neumeier. Er stammt aus Milwaukee. Der Name stammt aus der Sprache der Algonkin-Indianer und wurde ursprünglich "mill-e-wahque" ausgesprochen und bedeutete "das gute Land". Milwaukee ist eine sehr deutsche Stadt, denn nach der gescheiterten Revolution von 1848 zog es viele Deutsche in die Stadt am Michigansee. Die Deutschen, die vor 150 Jahren nach Milwaukee kamen, kamen, weil sie dort die Freiheit suchten, die sie in Deutschland nicht fanden. Pittoresk am Rande ist, dass das Rathaus dort nach dem Vorbild des Hamburger Rathauses gebaut wurde und wie eine Miniatur dieses Hauses aussieht. Also, ein wirklich gutes Land, aber nicht, meine Damen und Herren, weil dort deutsche Tradition gepflegt wird und wurde, sondern weil dort John Neumeier geboren wurde. Wie einst deutsche Auswanderer dort hinkamen, um ihren Traum zu leben, so kam John Neumeier vor vielen Jahren aus Milwaukee nach Deutschland, um in Hamburg einer der größten Choreografen seiner Zeit zu werden.

Als August Everding den Mann mit deutschem Großvater aus Milwaukee 1973 an die Elbe holte, war John Neumeier mit seiner künstlerischen Karriere schon weit gekommen, auf dem Weg zwischen Herkunft und Bestimmung. Gelernt, getanzt hatte er in seiner Heimatstadt, in Kopenhagen und an der Royal Ballet School in London. Solist war er am Stuttgarter Ballett, wo er auch seine ersten Choreografien schuf. Aufsehen erregte er als Ballettdirektor in Frankfurt. Doch in Hamburg begann mit John Neumeier eine neue Zeit im Ballett, nicht weniger. Sicher, es gab vorher große Erfolge mit den Arbeiten Helga Swedlunds, des Choreografen George Balanchines und unter Peter van Dyk.

Aber erst John Neumeier führte die Compagnie, führte das Hamburger Ballett endlich zu Weltruhm. Zunächst als Ballettdirektor und Chefchoreograf, seit 1996 auch als Ballettintendant, in gefeierten Inszenierungen, den Ballettwerkstätten, den Hamburger Ballett-Tagen mit abschließender Nijinsky-Gala, die seit 1975 zu den begehrtesten Veranstaltungen der Staatsoper gehören, mit seiner choreografisch einzigartigen Handschrift zwischen visionärem Tanz und klassischer Ballett-Tradition, mit der 1978 gegründeten Ballettschule, dem Internat, dem Ballettzentrum und seiner "Stiftung John Neumeier", mit Projekten wie Focus on YOUth oder Tusch-Hamburg.

Ich glaube, es ist nicht übertrieben zu sagen: Die Hamburger und "ihr Ballett", die Hamburger und "ihr John Neumeier" - das ist eine große Liebe geworden, meine Damen und Herren.

John Neumeier ist Botschafter Hamburgs in aller Welt. Ob in Paris oder Kopenhagen, in New York, St. Petersburg oder Tokio, überall wurden mir bei Reisen in diese Städte Komplimente für dieses Ballett, für diesen John Neumeier gemacht. Zu seinen glänzenden, ja, umjubelten Gastspielen mit seiner Compagnie, überall gratulierte man mir stellvertretend für die Stadt zum hervorragenden

Ruf des Hamburger Balletts unter der Leitung von John Neumeier.

Der "Hamburger Choreograf" hieß es da stets über John Neumeier, nicht der amerikanische Choreograf oder der Amerikaner in Hamburg oder der amerikanische Deutsche, sondern der "Hamburger Choreograf".

Dabei ist seine Sprache weder deutsch noch englisch, seine Sprache ist die Sprache des Tanzes. Sie wird überall in der Welt verstanden, ganz besonders gut in Hamburg und darauf sind wir stolz. Dafür sind wir vor allen Dingen Ihnen dankbar, verehrter Herr Professor Neumeier,

(Beifall im ganzen Hause)

denn Sie tragen Hamburgs guten Ruf weit hinaus über die Grenzen der Stadt. Sie haben sich um Hamburg verdient gemacht und Sie machen sich bis heute und auch in Zukunft um diese Stadt verdient. Ganz herzlichen Dank.

(Lang anhaltender Beifall im ganzen Hause)

Das Wort bekommt der Abgeordnete Reinert.

Herr Präsident, sehr geehrter Herr Professor Neumeier, meine Damen und Herren! "Das Wunder John Neumeier" titelte die Zeitung "Die Welt" vor einigen Jahren. Weiter hieß es in dem Artikel, dass John Neumeier nicht so weit gehen wolle wie sein Landsmann John F. Kennedy, der bei seinem Besuch in Berlin 1963 den legendären Ausspruch tat: Ich bin ein Berliner. Dabei hätte er jedes Recht zu behaupten: Ich bin ein Hamburger. Und wir machen Sie, verehrter Herr Neumeier, heute auch nicht zu einem Hamburger ehrenhalber, sondern zum Ehrenbürger Hamburgs.

Die Ehrenbürgerwürde ist die höchste Auszeichnung, die Hamburg zu vergeben hat, und sie ist so eine Art Ritterschlag in unserer bürgerlich-republikanischen Stadt. Im Vereinigten Königreich, verehrter Herr Professor Neumeier, würden Sie ab heute "Sir John" heißen.