Wir als SPD-Fraktion wollen, dass jede und jeder geeignete Bewerberin oder Bewerber einen Platz im Freiwilligendienst in dieser Stadt bekommt.
Das ist heute leider nicht so und das ist genau das Problem. Eigentlich müsste es ein Glück für diese Gesellschaft sein, dass jedes Jahr die Zahl der Jugendlichen, die sich für einen Platz im Freiwilligendienst bewerben, ansteigt. Aber wenn die Zahl der abgelehnten Bewerbungen viel schneller steigt, werden die jungen Menschen bald frustriert ihre Bewerbungen einstellen, aber gerade heute braucht unsere Gesellschaft diese vorwiegend sozialen Dienste ganz besonders dringend.
In der Sozialausschusssitzung hat der Senat diese Situation bestätigt. Es gibt zu wenig Plätze für die vielen Bewerber. Auch wenn es mehr Plätze gibt als früher, reichen sie immer weniger, um die steigende Nachfrage zu decken. Der Senat bemüht sich auch gar nicht, dieses zu ändern, er hat keine konkreten Ansätze oder Lösungsvorschläge.
Er überlässt es der Kreativität der Träger, in Wahrheit lässt er sie allein. Dass mehr Geld für die Träger keine Verbesserung bringen könnte, darüber war sich der Senat im Ausschuss ganz sicher. Dabei wird im Gespräch mit den Trägern immer wieder darauf hingewiesen, dass es gerade die finanzielle schlechte Situation ist, die den Trägern eine Einrichtung weiterer Plätze verbietet.
Dieses trifft besonders die kleinen und privaten Träger, die sich keine Freiwilligenplätze leisten können.
Ihr Argument, Hamburg sei in Bezug auf die Quote der Plätze absolute Spitze im Bundesvergleich, mag richtig sein. Aber trotzdem reicht es nicht und vor allem ist es auch nicht das Verdienst dieses Senats. Wieder schmücken Sie sich, Frau Bürgermeisterin, mit fremden Federn, denn der Ausbau der Plätze ist allein den Bemühungen der Träger und der enormen finanziellen Verbesserung der Bundesregierung anzurechnen.
Der Senat bezweifelt außerdem die von ihm vorgelegten Zahlen, da es hierzu keine Erhebungen gäbe. Er rechnet vor, dass es bei den Bewerbungen viele Mehrfachmeldungen gibt, sodass man davon ausgehen könnte, dass nur circa 60 Prozent der Zahlen Realität seien. Die Bewerbungen lägen nur den Trägern vor und da es keine Gesamterfassung gäbe, könne man auch keine klare Aussage machen, wie viele sich einen Platz wünschen und wie viele wirklich einen Platz bekommen. Genau hier liegt das zweite Problem. Wenn man keine Zahlen hat, weil man sie nicht erheben will oder nicht erheben kann, dann braucht man ein anderes Instrument, um Angebot und Nachfrage zusammenzubringen. Was bietet sich in diesem Falle besser an, als eine zentrale Platzbörse zu schaffen, wie die SPD-Fraktion es in ihrem Antrag vorschlägt.
Diese an ein Internetportal anzuschließen, ist gerade für junge Menschen heute der richtige Weg. Dort könnten sie dann nicht nur jederzeit erfahren, wo welche Plätze frei sind, sondern hätten auch die Möglichkeit, sich mit anderen auszutauschen. Im Bereich des Au-pair- oder Schüleraustausches hat man damit sehr gute Erfahrungen gemacht. Was spricht also gegen diese Einrichtung? Selbst das Argument des Staatsrats, dass alles zu viel Bürokratie sei, trifft bei einer Platzbörse nicht zu.
Als Letztes möchte ich noch auf die Teilnahmequote der Jugendlichen ohne Hauptschulabschluss oder mit geringem Schulabschluss eingehen. Heute liegt die Quote der Bewerbungen dieser Schüler bei null und das darf es zukünftig nicht mehr geben. Auch diese Jugendlichen haben Fähigkeiten, die sie einbringen können. Gleichzeitig wäre gerade für sie diese Chance einer Berufsfindung und -vorbereitung, auch mit Qualifizierung verbunden, sehr notwendig. Natürlich würden diese Plätze mehr Geld kosten, weil diese Jugendlichen eine viel engere und bessere Anleitung und Betreuung bräuchten. Aber das sollte uns die Chance für die Jugendlichen wert sein, vor allem, wenn man betrachtet, welche Laufbahn sonst von einigen eingeschlagen wird.
Nichts davon wird bisher von Ihnen bearbeitet. Stimmen Sie aus diesem Grund und für eine sinnvolle Zukunftsgestaltung unserer Jugendlichen unserem Antrag zu.
Sehr geehrter Herr Präsident, meine Damen und Herren! Es ist ein positives Ergebnis, dass sich immer mehr junge Menschen für ein freiwilliges soziales Jahr oder ein ökologisches Jahr bewerben. Es gab knapp 5.000 Bewerbungen im vergangenen Jahr, eine Zahl, die, auch wenn wir von zahlreichen Doppelbewerbungen ausgehen müssen, deutlich macht, wie engagiert unsere jungen Menschen sind.
Auch ich würde es gern sehen, wenn wir alle Bewerber tatsächlich unterbringen könnten. Dass eine Ausweitung der Plätze nicht unbegrenzt möglich ist, liegt natürlich in der Natur der Sache.
Die Trägerorganisationen müssen hohe Auflagen erfüllen und dabei geht es nicht nur um Geld, sondern auch um die pädagogische Ausgestaltung.
Lassen Sie es sich gesagt sein, meine Damen und Herren von der Opposition, Ihre Vorwürfe an den Senat gehen in die falsche Richtung.
(Beifall bei der CDU - Petra Brinkmann SPD: Aber nicht durch Ihren Senat! Das habe ich doch ausge- führt!)
Wir liegen in Hamburg im Bundesvergleich deutlich vorn. Dass man sich immer noch mehr Plätze wünschen kann, Frau Brinkmann, kann ich natürlich auch nur sagen.
Ihre Vorschläge, meine Damen und Herren von der Opposition, gehen aber in die falsche Richtung. Vielleicht schauen Sie einmal ins Internet, dann werden Sie sehen, dass es bereits ein Internetportal mit sämtlichen Informationen zu diesem Thema gibt.
Darüber hinaus plädieren Sie für eine zentrale Platzbörse. Ich glaube nicht, dass eine zentrale Platzbörse etwas bringt, weil wir wissen, dass viele Jugendliche Doppelbewerbungen abgeben.
Zudem kann man bei den Trägern erfahren, ob überhaupt noch Plätze frei sind. Da man sich ganzjährig, also auch schon heute, für das nächste Jahr bewerben kann, halte ich dieses bestehende Verfahren für grundsätzlich angemessen und ausreichend transparent.
Für das ökologische Jahr werden die Plätze sowieso von der Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt zentral vergeben, sodass sich Ihr Vorschlag, meine Damen und Herren von der SPD, gänzlich erübrigt.
Ich stimme Ihnen aber zu, dass anzustreben ist, noch mehr Jugendliche mit Hauptschulabschluss oder ohne Schulabschluss für Freiwilligendienste zu mobilisieren.