In Hamburg ist eine beeindruckende Vielfalt an Projekten und Initiativen gewachsen. Unser Antrag will erstens diese Vielfalt dokumentieren und zwei
tens mit einer Fortschreibung des Rahmenplans zu einer verstetigten und verlässlichen Basis für Angebote kommen. Das ist wichtig für die Kinder und Jugendlichen und es würdigt das Engagement der vielen, oftmals ehrenamtlich aktiven Menschen, die die Kinder- und Jugendkulturarbeit tragen.
In diesem Sinne ist es mir ein großes Anliegen, heute für eine breite, fraktionsübergreifende Unterstützung zu werben. Geben wir den Kulturschaffenden, den Förderern und den Mittlern der Kinderund Jugendkulturarbeit das Signal, Hamburgs Politik kennt die Bedeutung ihres Engagements und steht hinter ihnen. Eine Mitteilung des Senats aus dem Jahr 2007 hat über neunzig Projekte in elf Handlungsfeldern dargestellt. Dieser Mitteilung war allerdings zu entnehmen, dass eine ganze Reihe dieser Projekte damals schon abgeschlossen waren. Wir meinen daher, dass es Zeit für eine neue Bestandsaufnahme ist. Viele der in der Kinder- und Jugendkulturarbeit Engagierten haben das artikulierte Interesse des damaligen Senats begrüßt. Allerdings gab es auch häufig die Frage, ob das eher zurückhaltende finanzielle Engagement des Senats mit der Intensität der Vermarktung zusammenpasste. Das derzeitige Angebot ist ohne das herausragende Engagement von Stiftern, Spendern und ehrenamtlich aktiven Menschen gar nicht denkbar. Festzuhalten bleibt, dass jeder öffentlich investierte Euro rund einen privaten Euro generiert hat. Damit hat der Kinder- und Jugendkulturbereich eine Ausnahmestellung. Diese gilt es aber unbedingt zu sichern.
Der Senat ist in Bewältigung dessen, was im Allgemeinen als finanzielle Schlaglochbeseitigung bezeichnet wird, gefordert, zum nächsten Doppelhaushalt gestaltend tätig zu werden und verlässliche Perspektiven aufzuzeigen. Die wohl größte Herausforderung und zugleich das größte Potenzial liegen in der Kooperation zwischen Schule und außerschulischen Trägern der Kulturarbeit, erst recht angesichts der flächendeckenden Einführung der Ganztagsschule. Nach zunächst drei Pilotschulen Kultur, dem Projekt Kultur macht Schule und dem Projekt Kulturagenten – letzteres finanziert aus Mitteln des Bundes und der Mercator-Stiftung – ist es an der Zeit, allen Schülerinnen und Schülern Zugänge zu kultureller Teilhabe und kultureller Bildung zu eröffnen.
Das geht sicher nicht von heute auf morgen und ist auch mit einem schlichten Mehr an Mitteln nicht getan. Die bisherigen Projekterfahrungen müssen ausgewertet werden, die Kooperationsbeziehungen müssen überprüft werden. Kinder und Jugendliche verdienen bestmöglich aufgestellte Angebote und verlässliche und verstetigte Unterstützung von
Kinder- und Jugendkultur, die die jungen Hamburgerinnen und Hamburger überall in unserer Stadt erreicht. Das ist das Anliegen unseres Antrags. Ich hoffe auf Ihre Unterstützung und danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.
Frau Präsidentin, liebe Frau Kollegin Vértes-Schütter! Zunächst einmal freut es mich, in diesem Haus Lob für die Kulturpolitik des vorigen Senats zu hören, denn das Rahmenkonzept zur Förderung der Kinder- und Jugendkultur ist 2004 als eines der wesentlichen Leitprojekte im Rahmen der "Metropole Hamburg – Wachsende Stadt" entwickelt worden.
Damit wurde erstmalig etwas in Gang gesetzt, was sich im Endeffekt als ein großer Durchbruch sowohl für die Kultur, aber auch für Kinder und Familien dargestellt hat. Sie haben sehr richtig geschildert, welche bedeutende Rolle kulturelle und ästhetische Bildung für die Findung der Identität und für die Entwicklung von Schlüsselkompetenzen spielt; welche Rolle sie für ein gemeinsames Kulturverständnis, für den Zusammenhalt der Gesellschaft und der Ausbildung eines Wertekanons spielt. Aus diesem Bewusstsein heraus sind all diese Dinge in die Realität umgesetzt worden – anhand eines Konzepts übrigens, das einen deutlichen Schwerpunkt auf sozial eher benachteiligte Menschen und Stadtteile legt. Es war wichtig, dass sich auch die Kulturinstitutionen in diesem Zusammenhang geöffnet haben, die Theater, die Orchester, die Museen, die bildende Kunst, die Stadtteilkultur. Heute kommt fast kein Haus ohne ein Education-Programm aus, heute rühmt sich jede Institution für ein Angebot, das kulturelle Inhalte an die jüngste Generation weitergibt.
Der zweite große Fortschritt war und ist, dass wir endlich eine bereichs-, behörden- und politikübergreifende Zusammenarbeit geschaffen haben. Wesentlich ist auch die Vernetzung der Kulturszene mit Kitas und Schulen, an der Sie, Frau VértesSchütter, persönlich mitgewirkt haben. Schließlich möchte ich die in den vergangenen Jahren geschlossenen Rahmenvereinbarungen mit der Jugendhilfe erwähnen.
Ich freue mich im Namen unserer Fraktion, dass die SPD diese Initiativen der CDU-Senate fortsetzen und ausbauen will, dass diese Aktivitäten nicht dem Bildersturm anheimfallen, sondern dass man ihre Bedeutung erkennt.
fordert haben, bin ich jedoch etwas skeptisch. Ich wünsche uns und Ihnen dabei wirklich viel Erfolg, es passt nur nicht zum zehnjährigen Schrumpfungskurs, den der Bürgermeister allen Politikbereichen verordnet hat. Aber der Ansatz ist richtig und deshalb unterstützen wir den Antrag.
Frau Präsidentin, meine Damen und Herren! Die GAL-Fraktion unterstützt ausdrücklich den Antrag und die Initiative von Isabella Vértes-Schütter, weil sie notwendig sind. Seit dem letzten Herbst gibt es keine erkennbare Strategie, wie das erfolgreiche Konzept der Kinderund Jugendkultur der Modellregion Hamburg fortgeführt werden soll. Es gibt bisher auch kein kommuniziertes, politisches Bekenntnis dazu. Dass eine Fortsetzung nötig ist, wird klar, wenn man sich die vielen aufgeblühten Projekte – meine Vorredner haben darüber berichtet – ansieht. Die Initiative, Hamburg zur Modellregion für Kinder- und Jugendkultur zu entwickeln, basiert auf der Strategie, dass 1 Euro aus der Stadt 1 Euro von Stiftern bedingt. Aber wenn das politische Bekenntnis nicht da ist, ziehen sich auch die privaten Stifter zurück, gerade angesichts von Finanzkrisen.
Ich möchte ein paar Projekte nennen, die ohne verlässliche Unterstützung Probleme bekommen könnten: die bekannte "Hip-Hop-Akademie", die von vier Behörden finanziert wird, aber in der Kulturbehörde noch nicht einmal etatisiert ist, dann das "Kinderbuchhaus", Festivals wie "KinderKinder" oder das Lesefest "Seiteneinsteiger" und, wie schon erwähnt, die kulturelle Bildung, die inzwischen bundesweit vorbildlich in Kitas und Schulen stattfindet. Es steht also eine Menge auf dem Spiel. Insofern begrüße ich, dass der Antrag eine Analyse fordert, um weitere Schritte einzuleiten.
Es ist natürlich die Frage – Herr Wersich hat das richtigerweise angesprochen –, ob nach den Haushaltsberatungen wirklich alles stattfinden kann.
Ich will aber eine Lanze für das Thema brechen. Seit 2004 bekommen wir bundesweit eine hohe Anerkennung für Projekte der Kinder- und Jugendkultur. Ich bin froh, Frau Kisseler, dass Sie die Initiative ihrer Vorgängerin Karin von Welck fortsetzen. In der wunderbaren Broschüre "Kulturfrisch: Kinder- und Jugendkultur in Hamburg" schreiben Sie:
"Eine besonders große Freude und Hilfe zugleich ist es mir, dass die Kinder- und Jugendkultur in Hamburg sich so stetig und gut entwickelt. Die Erfahrungen und Erfolge auf diesem Feld werden weit über die Landesgrenzen hinaus beachtet und bewundert."
Wir können also auf Kontinuität hoffen. In der Kultur wie in der Bildung kommt es auf den Anfang an, darauf, Talente früh zu fördern und sich entwickeln zu lassen. Nebenbei entsteht so das Publikum von morgen. Ich will mit einem Zitat aus der schon erwähnten Broschüre schließen, die auch Äußerungen von Kindern eingefangen hat. In einem Projekt "Kreatives Schreiben" schreibt ein Kind:
"Durch Schreiben kann man die Machenschaften der Politiker aufdecken und der Welt die Augen öffnen."
Leider hat uns die schreibende Zunft komplett verlassen, wir machen trotzdem munter weiter. Herr Ritter, Sie haben das Wort.
Frau Präsidentin, meine Damen und Herren! Hamburg ist eine Stadt der kulturellen Vielfalt. Musik und Theater, Film und Fernsehen, Literatur und neue Medien, Bildende Kunst und Musik, Tanz und Sport – unsere Stadt hat ein buntes Kulturangebot für Jung und Alt vorzuweisen. Um dieses Angebot noch zukunftsfähiger zu machen, wurde vor sieben Jahren das Rahmenkonzept zur Kinder- und Jugendkulturarbeit in Hamburg entwickelt; Herr Wersich hat es erwähnt. Ein Lob von unserer Seite, Herr Wersich, nicht nur persönlich an Sie, sondern an die ganze Fraktion.
Kultur nicht nur für Kinder und Jugendliche, sondern mit ihnen gestalten, das war und ist das wichtigste Ziel dieses Konzepts. Auf diese Weise sollte zum einen die Persönlichkeitsentwicklung und Kreativität der Kinder und Jugendlichen gefördert, zum anderen die kulturelle Bildung als eine Schlüsselqualifikation des 21. Jahrhunderts vermittelt werden. Daneben gab es einige weitere Ziele wie zum Beispiel das der Bündelung von Kräften der Kinder- und Jugendkulturarbeit, der Generierung öffentlicher Aufmerksamkeit für die Kinder- und Jugendkultur oder das der Qualitätssicherung und Vielfalt der Angebote.
Mit dem vorliegenden Antrag möchte die SPDFraktion eine Prüfung der Ergebnisse des Konzepts erreichen und einen Sachstandsbericht durch den Senat anfertigen lassen. Danach soll der Senat die Bürgerschaft im Rahmen der kommenden Haushaltsberatungen über die weitere Finanzierung der Kinder- und Jugendkulturarbeit unterrichten. Dieses Anliegen ist lobenswert.
Dennoch sollte es dabei aber nicht dazu kommen, dass unter der im SPD-Antrag beschriebenen Verstetigung des Angebots das Schaffen neuer Behördenstellen für eine obrigkeitsstaatlich gelenkte Kinder- und Jugendkulturarbeit nach sozialdemokratischen Dogmen verstanden wird. Wir Liberale verstehen kulturelle Entwicklung auch und gerade bei Jugendlichen als einen Ansatz von unten nach oben. Daher können wir auch mit Maßnahmen leben, die vorrangig Impuls- und Projektcharakter haben. Den im Antrag geforderten Prüf- und Berichtsanliegen stimmen wir von der FDP-Fraktion dennoch ausdrücklich zu. – Vielen Dank.
Frau Präsidentin, meine Damen und Herren! Sie werden es mir hoffentlich nachsehen, wenn ich zu dieser Stunde keine Grundsatzrede zur Kinder- und Jugendkultur mehr halte.
Ich freue mich natürlich, dass Sie alle im Munde führen, dass Kinder- und Jugendkultur besonders zu fördern und entwickeln ist. Damit haben Sie auch vollständig recht und ich möchte mich ausdrücklich anschließen. Die Akteure vor Ort zeigen auch die allerbeste Arbeit.
Aber ich möchte daran erinnern, dass die Wirklichkeit ein bisschen anders aussieht als das, was hier manche oder mancher im Munde führt. Ich kann mir nicht verkneifen, doch noch einmal darauf zurückzukommen, dass die Kürzungsvorhaben von Schwarz-Grün, die die kulturelle Vielfalt in dieser Stadt arg beschnitten hätten, nicht zuletzt die Kinder- und Jugendkultur betrafen. Das Schauspielhaus mit der Spielstätte Junges Schauspielhaus sollte besonders gekürzt werden.
Ich erinnere auch an das Altonaer Museum mit seinen herausragenden Kinder- und Jugendbereichen und ich erinnere an die Kürzungsvorhaben in Bezug auf die Öffentlichen Bücherhallen. Ich erinnere mich auch sehr gut an Ihre Rede, Herr Kerstan, mit dem Hinweis auf die wenigen zahlenden Besucherinnen und Besucher des Altonaer Museums, mit der Sie uns die Schließung schmackhaft machen wollten. Dieser Tage machen wir uns große Sorgen um das Puppentheater im Haus Flachsland, das aufgrund der Kürzungen im Bezirk zum 1. Januar keine Spielstätte mehr hat. Die Kulturbehörde sorgt sich sehr, aber Ergebnisse haben wir bisher nicht gehört. Deshalb bedarf es großer Anstrengungen und eines Kulturentwicklungsplans im Be
reich der Kinder- und Jugendkultur. Die Umsetzung des Antrags ist eine Grundvoraussetzung und wir werden diesem Antrag zustimmen. – Schönen Dank.
Wer möchte den Antrag der SPD-Fraktion aus Drucksache 20/1399 annehmen? – Gegenprobe. – Enthaltungen? – Dann war das einstimmig.