Protokoll der Sitzung vom 28.02.2013

(Beifall bei der SPD und vereinzelt bei den GRÜNEN und der LINKEN)

Meine Fraktion hat sich in den letzten zwei Jahren immer wieder dafür ausgesprochen, dass es den betroffenen Menschen grundsätzlich möglich sein soll, eine doppelte Staatsbürgerschaft zu behalten. Mehrstaatigkeit ist kein Teufelswerk, sie ist schon bundesdeutscher Alltag. Die Vermutung, dass sich jemand mit einer doppelten Staatsbürgerschaft zu seinem Geburtsland oder zu seinem Ausnahmeland illoyal verhalten würde, ist Ausdruck einer überkommenen Denkweise.

(Beifall bei der SPD)

Wir treten dafür ein, dass der Wust an Ausnahmeregelungen gestrichen werden soll, wir wollen eine klare, transparente Regelung.

(Beifall bei der SPD)

Das Staatsangehörigkeitsrecht muss gründlich entrümpelt werden. Der Senat wird sich weiterhin auf Bundesebene dafür einsetzen, dass die Beibehaltung der doppelten Staatsbürgerschaft grundsätzlich ermöglicht und der Optionszwang endlich abgeschafft wird.

(Beifall bei der SPD)

Dafür müssen wir uns alle gemeinsam einsetzen. Es gibt Punkte, bei denen wir parteipolitische Sachen zur Seite legen und endlich gemeinsam agieren sollten. Es kann nicht angehen, dass junge Menschen, die hier geboren sind, die vielleicht nicht einmal ihre Muttersprache sprechen, zwar herzlich willkommen sind, aber auf einmal, wenn sie 23 Jahre alt sind und sich nicht entschieden haben, plötzlich Ausländer werden.

(André Trepoll CDU: Warum sollen die sich nicht entscheiden?)

Das fördert nicht die Integration. Bitte überdenken Sie die Regelung und setzen Sie sich dafür ein, dass das Optionsmodell endlich abgeschafft wird und die doppelte Staatsbürgerschaft generell akzeptiert wird. – Vielen Dank.

(Beifall bei der SPD, den GRÜNEN und der LINKEN)

Nun hat noch einmal Frau Demirel das Wort.

Frau Präsidentin, meine Damen und Herren! Herr Haufler, das mit der Bundeswehr war wirklich ein sehr, sehr schlechtes Beispiel.

(Dr. Andreas Dressel SPD: Der bringt nur schlechte Beispiele!)

Ihre Äußerung zeigt vor allem wieder den Unterschied zwischen Ihnen und uns GRÜNEN, nämlich dass Sie für eine Einheitsgesellschaft eintreten und wir für eine interkulturelle, bunte Gesellschaft.

(Beifall bei den GRÜNEN und vereinzelt bei der LINKEN)

Die Heimat dieser jungen Menschen ist Deutschland. Sie dürfen nicht vor so eine Zwangsentscheidung gestellt werden. Wir treten dafür ein, dass alle Menschen, die hier leben, unabhängig von ihrem Aufenthaltsstatus mitbestimmen und mitgestalten können.

(Beifall bei Norbert Hackbusch DIE LINKE)

(Mehmet Yildiz)

Deshalb müssen wir als Politik auch alle dafür erforderlichen Grundlagen bereitstellen, damit dies erleichtert wird.

Herr Jarchow, ich wollte Ihnen noch einen Satz dazu sagen. Sogar die FDP-Bundesjustizministerin hat eine Initiative zur Abschaffung der Optionspflicht gestartet,

(Finn-Ole Ritter FDP: Denken Sie mal!)

die auch eine große Zustimmung der Zivilgesellschaft findet. Ich verstehe jetzt Ihre Äußerung nicht. Wissen Sie überhaupt, wie viele HSV-Spieler die doppelte Staatsbürgerschaft besitzen? Da sollten Sie einmal nachfragen, bevor Sie solche Reden halten. – Danke schön.

(Beifall bei den GRÜNEN, der SPD und der LINKEN)

Meine Damen und Herren! Damit ist die Aktuelle Stunde beendet und wir kommen zu den Debatten.

Wir beginnen mit unserem TOP 32, Drucksache 20/6901 in der Neufassung, das ist ein Antrag der CDU-Fraktion: Wohnungsbauförderung ja – aber richtig!

[Antrag der CDU-Fraktion: Wohnungsbauförderung ja – aber richtig! – Drs 20/6901 (Neufassung) –]

Diese Drucksache möchten die Fraktionen der FDP und der LINKEN an den Stadtentwicklungsausschuss überweisen. – Herr Roock, Sie haben das Wort.

Frau Präsidentin, meine Damen und Herren! Zunächst eine Vorbemerkung. Der Bürgermeister hat den Wohnungsbau als Herzstück des Regierungsprogramms bezeichnet. Weder der Bürgermeister noch die Fachsenatorin sind anwesend. Das passt meiner Auffassung nach nicht zusammen.

(Beifall bei der CDU – Erster Vizepräsident Frank Schira übernimmt den Vorsitz.)

Die Förderpolitik des Senats muss zwingend auf den Prüfstand. Die Ende Januar vom Senat vorgestellten Zahlen sprechen eine deutliche Sprache. Danach sind zwar im 1. Förderweg 2095 Sozialwohnungen von der Wohnungsbaukreditanstalt bewilligt worden, aber im 2. Förderweg nur 25 Wohnungen; das ist zu wenig.

(Beifall bei der CDU)

Das ist zu wenig und geht am Bedarf vorbei. Um Ihnen die Dimension der Bedarfe deutlich zu machen, nenne ich nur zwei plakative Zahlen. 42 Prozent der Hamburger Haushalte haben vom Ein

kommen her Anspruch auf eine Sozialwohnung im 1. Förderweg.

(Beifall bei Tim Golke und Heike Sudmann – Zuruf von Heike Sudmann, alle DIE LINKE)

Frau Sudmann, Sie nennen diese Zahl häufiger.

(Glocke)

Erster Vizepräsident Frank Schira (unterbre- chend): Herr Roock, Sie dürfen gleich weitersprechen. Dann spricht wirklich auch nur Herr Roock. Wer nicht zuhören möchte und sich woanders unterhalten will, müsste sich dann bitte aus dem Saal entfernen. – Herr Roock hat das Wort.

Liebe Frau Sudmann, da sind wir einer Meinung, die Zahl stimmt.

(Heike Sudmann DIE LINKE: Sehr gut!)

Die Zahlen der anspruchsberechtigten Haushalte für den 2. Förderweg liegen jedoch weitaus höher. 59 Prozent der Hamburger Haushalte von einer bis fünf Personen und mehr fallen darunter.

(Dirk Kienscherf SPD: Ist doch logisch!)

Das sind die Menschen, die ein bisschen zu viel verdienen, um einen Anspruch auf eine Sozialwohnung im 1. Förderweg zu haben, jedoch zu wenig verdienen, um sich Eigentum oder eine Miete von 10 oder 12 Euro leisten zu können.

(Dirk Kienscherf SPD: Das ist doch eine Teilmenge!)

Das ist die Bevölkerungsschicht, die die größte Säule des Steueraufkommens stellt. Wenn für diesen Personenkreis nur 25 Wohnungen im Jahr von der Wohnungsbaukreditanstalt bewilligt werden, läuft etwas schief.

(Beifall bei der CDU)

Der Senat steuert mit dieser Förderpolitik auf eine Fehlentwicklung zu und wird dem Bedarf nach Wohnraum nicht gerecht. Die große Säule der Durchschnittsverdiener bleibt bei dieser Förderpolitik auf der Strecke. In der Regel sind dies Familien mit Kindern, Haushalte mit drei bis fünf Personen, von denen sogar – Frau Sudmann, hören Sie gut zu – 70 Prozent einen Anspruch auf eine Wohnung des 2. Förderwegs haben.

Es ist unbestritten, dass wir Sozialwohnungen brauchen, aber nicht nur. Und hier stellt sich insbesondere die Frage nach der Gerechtigkeit. Ist es gerecht, dass für die Menschen, die mit ihrem Steueraufkommen vieles in dieser Stadt, unter anderem auch soziale Maßnahmen, bezahlen, kein bezahlbarer Wohnraum geschaffen wird?

(Phyliss Demirel)

(Jan Quast SPD: Davon reden Sie! Sie ha- ben doch zehn Jahre keine Wohnungen ge- baut!)

Wir sagen nein.