Protokoll der Sitzung vom 13.06.2013

Deswegen freue ich mich über den Rückenwind des Parlaments. Wir als Senat werden ihn ernst nehmen. – Vielen Dank für die Aufmerksamkeit.

(Beifall bei der SPD)

Wenn keine weiteren Wortmeldungen vorliegen, kommen wir zur Abstimmung.

Wer stimmt zunächst einer Überweisung der Drucksache 20/8368 an den Innenausschuss zu? – Gegenprobe. – Enthaltungen? – Damit ist das Überweisungsbegehren angenommen.

Wer möchte darüber hinaus die Drucksache 20/ 8201 ebenfalls an den Innenausschuss überweisen? – Gegenprobe. – Enthaltungen? – Damit ist dieses Überweisungsbegehren abgelehnt.

Dann lasse ich den SPD-Antrag aus Drucksache 20/8201 in der Sache abstimmen.

Wer möchte diesen annehmen? – Gegenprobe. – Enthaltungen? – Damit ist er einstimmig so angenommen.

(Jens Kerstan GRÜNE beantragt die Einbe- rufung des Ältestenrats.)

Gut, wenn die Fraktion der GRÜNEN eine Ältestenratssitzung beantragt, unterbreche ich jetzt die Sitzung.

Unterbrechung: 18.26 Uhr

Wiederbeginn: 18.49 Uhr

Aufruf Punkt 12a, Drucksache 20/8155, Senatsmitteilung: Stellungnahme des Senats zu dem Ersuchen der Bürgerschaft vom 13. Februar 2013 "Sicherung des Fachkräftenachwuchses in Hamburg: Bezahlbarer Wohnraum für Auszubildende durch Schaffung eines Auszubildendenwerks und eines Auszubildendenwohnheims".

[Senatsmitteilung:

(Senator Ties Rabe)

Stellungnahme des Senats zu dem Ersuchen der Bürgerschaft vom 13. Februar 2013 "Sicherung des Fachkräftenachwuchses in Hamburg: Bezahlbarer Wohnraum für Auszubildende durch Schaffung eines Auszubildendenwerks und eines Auszubildendenwohnheims" (Drucksache 20/6660) – Drs 20/8155 –]

Diese Drucksache möchte die SPD-Fraktion an den Ausschuss für Wirtschaft, Innovation und Medien überweisen. Wer wünscht das Wort? – Herr Stemmann, Sie haben es.

Frau Präsidentin, herzlichen Dank, dass Sie für so ein volles Haus zu später Stunde gesorgt haben.

Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen! Wir behandeln heute die Drucksache 20/8155, die auf die Drucksache 20/2394 zurückgeht, ein Antrag der SPDFraktion. Wenn wir uns dort einmal anschauen, wer ihn gestellt hat, dann wundern wir uns, warum wir erst heute über den Senatsbericht debattieren können.

(Beifall bei Katharina Wolff CDU)

Antragsteller waren Jan Balcke, Erck Rickmers, der damalige Mann der Wirtschaft in der SPD, aber auch Wolfgang Rose, Arno Münster oder der Fraktionsvorsitzende Dr. Andreas Dressel.

(Finn-Ole Ritter FDP: Aha!)

Und was passierte dann, nachdem wir am 15. Dezember 2011 – ich wiederhole: 2011 – diese Sache debattiert und an den Wirtschaftsausschuss überwiesen hatten unter dem Vorsitz von Erck Rickmers? Nichts passierte, ein Jahr lang passierte nichts. Der Antrag schlummerte, und warum schlummerte er? Weil offensichtlich ein Streit zwischen Senat und SPD-Fraktion herrschte.

Wir erlebten dann in dem entsprechenden Ausschuss am 4. Dezember 2012, also nahezu ein Jahr später, ein sehr bizarres Schauspiel. Offensichtlich hatte der Senat die falsche Behörde ausgesucht.

(Beifall bei der CDU und bei Dr. Thomas- Sönke Kluth FDP)

Der Auftritt von Senatorin Blankau sprach regelrecht von Unwilligkeit. Jetzt, nach einem weiteren halben Jahr, ist der ganze Vorgang bei der Behörde für Arbeit, Soziales und Integration gelandet, aber auch dieser Senator zeigt sich nicht sehr willig, im Ausschuss aufzutreten. Wir hatten im April eine entsprechende Ausschusssitzung. Und obwohl der Senator im Haus war, weil parallel dazu ein Unterausschuss tagte, an dem er teilnehmen musste, erschien er nicht bei uns. Sein Ausschuss war inzwischen jedoch beendet und er hätte einfach dazukommen können.

Ich hoffe, das Engagement im Senat nimmt jetzt langsam Fahrt auf und dieser Antrag wird nun endlich einmal vernünftig bearbeitet.

(Beifall bei der CDU und vereinzelt bei der FDP)

Warum? Wir brauchen Wohnheimplätze für Auszubildende. Wir haben diese Feststellungen durchaus in der Drucksache 20/8155 wiedergefunden, aber diese Feststellungen sind bei Weitem nicht ausreichend.

Es beginnt mit den Zahlen. So rechnet der Senat den Bedarf künstlich klein, indem alle Hamburger Auszubildenden völlig ausgeblendet werden und auch 80 Prozent der Auszubildenden, die aus Schleswig-Holstein und Niedersachsen kommen, gleich aus der Berechnung herausgenommen werden. Wann soll denn ein Auszubildender in Flensburg oder Husum, in Northeim oder Wilhelmshaven starten, um zum Ausbildungsbeginn um 7.30 Uhr in Volksdorf, Ochsenwerder oder Eißendorf zu sein? Um 4 Uhr, um 3 Uhr oder lieber gleich eine Übernachtung im Regionalexpress ab 23.30 Uhr? Und selbst wenn die niedrigen Zahlen stimmen sollten, so sollte immer noch im Hinterkopf bleiben, dass eine Ausbildung im Schnitt drei Jahre dauert, also der Grundbedarf schon von vornherein dreimal so hoch ist.

Entlastung bringen sollen der freie Wohnungsmarkt, WGs und andere Initiativen. Dafür soll ein einfaches Internetangebot da sein. Aber was finden wir auf der Seite www.ausbildung-hh.de? Nach vier Klicks landet man ganz versteckt auf Hilfen beim Wohnen. Wenn man dann weiterklickt, landet man auf einer Seite der Universität Hamburg und dort erst einmal bei Links zum Immobilienverkauf oder zum Hausbau. Das ist sehr ausbildungsgeeignet.

(Beifall bei der CDU – Jan Quast SPD: Ist doch schön!)

Und in einer großen Tabelle führt der Senat tatsächlich sieben Projekte auf und sagt sehr stolz, dass dahinter 1300 Plätze stehen. Wie viele kommen davon kurzfristig auf den Markt? 41 Plätze, in Worten: einundvierzig. Der Rest kommt dann 2015 oder später, und ob für Auszubildende oder Studenten, kann auch nicht genau gesagt werden. Das reicht nicht.

(Beifall bei der CDU – Finn-Ole Ritter FDP: Das ist ja wie beim Wohnungsbau!)

Herr Scheele, Frau Blankau, Sie haben zwei Jahre mit partei- und fraktionsinternen Scharmützeln vertan. Schieben Sie dieses Thema nicht mehr auf die lange Bank. Weisen Sie zügig Gebiete für kleine und mittlere Wohnheimprojekte von 50 bis 150 Plätzen aus, verteilt über die ganze Stadt. Schreiben Sie die Trägerschaft diskriminierungsfrei und parteifern aus. Wir brauchen jetzt Lösungen, sonst

(Vizepräsidentin Dr. Eva Gümbel)

droht uns eine Auszubildendenlücke, die den Fachkräftemangel verstärkt.

(Beifall bei der CDU und bei Dr. Thomas- Sönke Kluth FDP)

Dass aus diesem Thema jetzt ein Teilprojekt des gestern aus der Taufe gehobenen Fachkräftenetzwerks geworden ist, das macht Hoffnung, aber nur dann, wenn dies keine Beerdigung zweiter Klasse wird nach dem Motto: Wer nicht weiter weiß, gründet einen Arbeitskreis. So nicht, lieber Senat.

(Beifall bei der CDU)

Herr Balcke, Sie haben das Wort.

Sehr geehrte Frau Präsidentin, meine Damen und Herren! Herr Stemmann, während Sie – vielleicht liegt das auch an Ihrer Parteizugehörigkeit zur CDU – vor allem in der Vergangenheit rühren, den Konservatismus beschwörend,

(Präsidentin Carola Veit übernimmt den Vor- sitz.)

setzen wir uns mit der Zukunft auseinander.

(Dr. Thomas-Sönke Kluth FDP: Eben nicht, Herr Balcke, eben nicht!)

Der Senat hat mit der vorliegenden Drucksache genau in die richtige Richtung gewiesen und nimmt sich des Themas Wohnraumbedarf für Auszubildende an. Das begrüßen wir ausdrücklich.

(Beifall bei der SPD)

Sie haben selbst darauf hingewiesen, dass das Thema komplex ist, und das zeigt auch, dass sich unterschiedliche Behörden mit dieser Frage auseinandersetzen. Es ist zum einen natürlich die Sozialbehörde im Rahmen der Fachkräftestrategie.

(Heiterkeit bei der CDU)

Es ist interessant, dass die CDU lacht, das zeugt entweder von Desinteresse oder von Unwissenheit.

Zum Zweiten muss sich natürlich die Wirtschaftsbehörde mit der Frage auseinandersetzen, welche Rahmenbedingungen man für Unternehmen schafft und für die Fachkräfte. Und nicht zuletzt hat die BSU dafür Sorge zu tragen – das wurde auch ausgeführt –, Grundstücke zur Verfügung zu stellen. Insofern ist dieses Thema bei diesem Senat genau richtig aufgehoben.

(Beifall bei der SPD)