Protocol of the Session on June 18, 2014

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(Beifall bei Dr. Wieland Schinnenburg FDP)

Was nicht in Ihr Blickfeld passt, soll einfach weg, weil Sie auch die Armut nicht sehen wollen. Sie wünschen sich viel Ehrenamt.

(Zurufe von der CDU – Dietrich Wersich CDU: Können Sie mir mal diese Pressemit- teilung zeigen?)

Die kann ich Ihnen gern zeigen.

(Glocke)

Erster Vizepräsident Frank Schira (unterbre- chend): Frau Özdemir hat das Wort.

(Dietrich Wersich CDU: Wo wollen Sie das gelesen haben?)

– Es gibt viel Berichterstattung über Ihre Anfragen.

(Zurufe von der CDU: Wo, wo?)

Zum Beispiel in der "Hinz&Kunzt", die Sie nie lesen, die ich Ihnen aber empfehlen würde.

(Beifall bei der LINKEN – Zurufe von der CDU)

Sie sprechen hier die ganze Zeit über Regeln, und ich glaube, wir sollten auch einmal über Regeln sprechen. Ich verstehe nicht, welche Auffassung Sie von Regeln haben. Sie offenbaren hier nämlich eine dicke Doppelmoral. Ich spreche von dem Verständnis der CDU-Fraktion in Bezug auf die EU-Mi

(Norbert Hackbusch)

grantinnen und -Migranten, die seit Längerem in der Stadt sind, konkret vom Fall Nobistor.

(Frank Schmitt SPD: Erzählen Sie mal was über Ihr Verständnis!)

Das schien mir die Überschrift Ihres Antrags doch anzudeuten. Sie möchten, dass das, was Sie für falsch halten, nicht erlaubt wird. Ich kann Ihnen aber auch sagen, was meiner Meinung nach nicht erlaubt werden sollte. Das ist zum Beispiel, dass obdachlose Kinder in Zelten auf der Straße oder in überfüllten Hotelunterkünften übernachten müssen.

(Karl-Heinz Warnholz CDU: Für Kinder gibt es Unterkünfte! – Zurufe von der CDU: Das brauchen die nicht!)

Diese Menschen haben aber nach Auffassung des Senats keinen Anspruch auf eine Unterkunft. Das ist doch hier das Problem.

(Beifall bei der LINKEN)

Sie versuchen, das besagt auch Ihre Überschrift, sozialpolitische Probleme zu innenoder ordnungspolitischen Problemen zu machen, und das finde ich fatal.

(Beifall bei der LINKEN)

Ich finde Ihre Überschriften auch ziemlich gefährlich. Sie zeigen einfach nur eine falsche Doppelmoral, und Ihr Kurs erinnert mich an den SchillKurs. Ich glaube, Sie versuchen hier nur, mit der AfD zu konkurrieren.

(Beifall bei der LINKEN – Karl-Heinz Warn- holz CDU: Das ist ungeheuerlich!)

Wenn Sie schon von Regeln sprechen, dann sollten Sie sich doch auch vielleicht um die Situation der EU-Migrantinnen und -Migranten kümmern, die ständig ausgebeutet werden zu einem Stundenlohn von 2 oder 3 Euro. Warum thematisieren Sie das denn nicht? Dann können wir doch einmal über Regeln sprechen. Auch das gehört nämlich verboten.

(Beifall bei der LINKEN – Dietrich Wersich CDU: Das ist verboten!)

Solche Überschriften und Parolen finde ich sehr gefährlich. Sie schüren Ängste und Ressentiments in der Stadt. Hier handelt es sich um ein sozialpolitisches Problem.

(André Trepoll CDU: Die Anschläge auf Ab- geordnetenbüros, oder was meinen Sie!)

Hier müssen sozialpolitische Maßnahmen ergriffen werden und nicht ordnungspolitische.

(Beifall bei der LINKEN)

Das heißt, dass diese Räumung am Nobistor das Problem noch lange nicht löst. Sie verlagert das Problem doch nur.

(André Trepoll CDU: Was haben denn die Anschläge auf Abgeordnetenbüros damit zu tun?)

Schauen Sie sich Ihre Überschrift doch an. Ich glaube, Sie haben Ihre Überschrift nicht richtig gelesen.

(Unruhe im Hause – Glocke)

Erster Vizepräsident Frank Schira (unterbre- chend): Frau Özdemir hat das Wort.

Danke.

In Ihrer Überschrift steht "Wildes Campen in der Innenstadt".

(André Trepoll CDU: Weiterlesen!)

Die weiteren Themen haben wir schon debattiert. Herr Warnholz sprach das Thema an, und deshalb spreche ich noch einmal dazu.

Wenn Sie aber als Thema "Wildes Campen in der Innenstadt" anmelden, dann ist Ihnen nicht bewusst, dass das kein Campen ist und die Menschen das nicht zum Spaß, sondern notgedrungen machen, weil sie laut Senat keinen Anspruch auf eine Unterkunft haben.

(Beifall bei der LINKEN)

Wenn Sie mit dem Argument kommen – hier meine Kritik am Senat –, das Kindeswohl sei nicht gefährdet, dann ist das falsch. Sie wissen doch ganz genau, dass ein Zelt auf offener Straße oder in einer Grünanlage kein ordentlicher Platz für Kinder ist.

(Dietrich Wersich CDU: Genau, deswegen wollen wir das ja auch nicht!)

Es ändert auch nichts an der Situation, wenn ein Vertreter des Bezirksamts kommt und Brötchen an die Menschen verteilt, denen die Sachen geräumt wurden. Sie müssen hier Ihre sozialpolitische Verantwortung übernehmen.

(Dr. Andreas Dressel SPD: Die übernehmen wir!)

Die tragen Sie nicht. Sie ignorieren das Problem, räumen die Menschen einfach, haben die Obdachlosen dort vertrieben und tun so, als würden Sie eine geordnete Sozialpolitik machen.

(Beifall bei der LINKEN – Glocke)

Erster Vizepräsident Frank Schira (unterbre- chend): Die Redezeit ist abgelaufen.

Mein letzter Satz: Versuchen Sie endlich, Verantwortung zu tragen. Und an die CDU: Hören Sie auf, sozialpolitische Themen in innenpolitische oder ordnungspolitische Themen umzuwandeln; das ist fatal.

(Beifall bei der LINKEN – Kai Voet van Vor- mizeele CDU: Das machen Sie doch!)

Das Wort hat Herr Dr. Dressel.