Das, was Sie heute abziehen, nach dem Motto, du hast angefangen, er oder sie ist schuld, sucht wirklich seinesgleichen.
Ich werde mit einem Rückblick anfangen. Im Frühjahr, nachdem die Entscheidung gefallen war, dass sich Hamburg bewerben soll statt Berlin, gab es eine große Zustimmung in der Bevölkerung, 65 Prozent und mehr, Sie haben sogar fast 70 Prozent daraus gemacht. Ich glaube, dass damals noch viele Bürgerinnen und Bürger der Meinung waren, es gehe um Sport. Deswegen kann ich auch verstehen, dass viele gesagt haben, das sei klasse. Dann haben Sie es aber geschafft, vor allen Dingen mit dieser wahnsinnigen Kampagne "Feuer und Flamme" und mit der großen Unterstützung fast aller Hamburger Medien, die durchaus nicht immer sehr differenziert berichtet haben, sehr deutlich zu machen, dass es überhaupt nicht um Sport ging, sondern um alles Mögliche. Es ging darum, wie die Stadt durch das IOC entwickelt werden könne und wie das IOC sein Geld machen könne, aber es ging nicht darum, wie es der Stadt geht. Und Sie haben es auch gemeinsam geschafft, nicht nur in der Bürgerschaft, auch draußen, alle kritischen Fragen zu ignorieren und die Kritik völlig wegzubügeln. Sie sind teilweise arrogant aufgetreten und sehr autoritär, als Sie sagten, wenn Sie das behaupteten, stimme das schon, die Leute sollten Vertrauen zu Ihnen haben und es werde schon richtig werden.
Aber Sie müssen feststellen, dass die Bürger und Bürgerinnen im Laufe der Monate gemerkt haben, dass sie dem nicht trauen können. Ich habe es Ihnen schon öfter gesagt, Sie haben sich selbst ein Armutszeugnis ausgestellt, indem Sie gesagt haben, nur mit Olympia könnten wir Hamburg weiterentwickeln. Sie haben auf jeder Podiumsdiskussion gesagt und auch hier, wenn Olympia nicht käme, dann hätten wir sehr schlechte Chancen.
Wir würden uns dann nicht als Großstadt und Metropole erhalten können. Jetzt sind Sie auf einmal sehr unruhig, aber damals waren Sie voller Begeisterung, voller Feuer und Flamme und sagten, alles werde toll. Sie wollten keine Kritik hören.
Ich finde es sehr erstaunlich, dass Sie den Gegnerinnen und Gegnern vorgeworfen haben, sie hätten keine Visionen, sie seien ängstlich. Dabei haben genau sie gesagt, es gäbe viel bessere und andere Möglichkeiten, die Stadt zu entwickeln.
Das ist Mut zu einer Stadtentwicklung, den Sie jetzt langsam wieder entdecken. Aber das war Ihnen damals egal.
Und besonders speziell, Herr Trepoll und Frau Suding, finde ich den Gedächtnisschwund. Ich frage mich wirklich, was Sie am letzten Sonntag genommen haben, denn Sie sahen da alle sehr bedröp
Ich denke, Sie haben vergessen, dass mitgegangen auch mitgefangen heißt. Herr Trepoll, Sie sprachen davon, die Bürger und Bürgerinnen hätten das Vertrauen in den Bürgermeister verloren.
Sie haben doch dem Bürgermeister bis zum Anschlag vertraut, Sie haben immer gesagt, alles sei gut durchgerechnet. Und Sie haben eben sehr deutlich gemacht, dass Ihr Ansinnen eigentlich nur war, sich in dem vermeintlichen Glanz von Herrn Scholz zu sonnen. Sie haben gehofft, Sie würden ganz weit nach oben kommen. Das ist voll in die Hose gegangen, und das zu Recht.
Aber es betrifft auch die GRÜNEN und die SPD. Auf einmal höre ich heute von Herrn Tjarks eine sehr lange Liste von Projekten und wie man die Stadt entwickeln könne. Diese Liste gab es vorher auch, aber Sie haben sie monatelang verschwiegen. Sie haben immer gesagt, das gehe nur mit Olympia.
Frau Blömeke, diese Auszeichnung von Herrn Duge, die Sie gerade erwähnten, ist klasse. Herr Yildiz und ich haben auch eine Schachtel Pralinen bekommen, weil wir so oft bei "It's Your Choice" waren. Wenn Ihnen das schon als Auszeichnung reicht, dann sind Sie wirklich arm dran.
Sie haben nicht ein Wort dazu gesagt, warum vielleicht die meisten Bürgerinnen und Bürger dieses Konzept abgelehnt haben. Sie haben nämlich gemerkt, dass man dem IOC nicht trauen kann. Und ich lese mit Begeisterung, dass die SPD und die GRÜNEN in ihrem Antrag sagen, dass sie darum bäten, dass das IOC seine Reform weiter betreibe und sie glaubwürdig mache. Wir haben die ganze Zeit gesagt, dass das nicht glaubwürdig ist. Jetzt auf einmal sagen Sie, das IOC solle es doch bitte machen.
Sie haben auch nicht gemerkt, dass die Bürgerinnen und Bürger festgestellt haben, dass es überhaupt nicht um Sport geht. Es geht hier um alles Mögliche, und das ist Ihnen um die Ohren geflogen. Sie haben bisher dazu nicht ein Wort gesagt. Sie haben überhaupt nicht gezeigt, dass Sie zur Selbstkritik fähig sind, Sie sagen nur, Sie hätten verloren. Sie haben aber nicht beleuchtet, warum es so viele Gegenstimmen gab. Sie waren sich – das wurde schon gesagt, aber ich muss es parla
mentarisch ausdrücken – nicht zu fein dafür zu behaupten, die Gegnerinnen und Gegner seien vielleicht dumm. Und der Präsident des Hamburger Sportbunds, der lange Zeit Bezirksamtsleiter der SPD war, sagt, man müsse doch einmal überlegen, ob die Bürgerinnen und Bürger für ein Referendum überhaupt reif genug seien. Das ist eine Politik, die wirklich armselig ist. Niemand in dieser Stadt hat es verdient, so behandelt zu werden, egal, wie er oder sie abgestimmt hat.
Zum Schluss bitte ich Sie darum, dass Sie jetzt einmal zu den Nein-Sagerinnen und Nein-Sagern, zu den Leuten mit den anderen Visionen, sagen, ja, sie hätten gewonnen, und ja, Sie würden sich auch um ihre Vorschläge kümmern, denn das ist nämlich gut für die Stadt.
Erster Vizepräsident Dietrich Wersich (unterbre- chend): Sie hatten eben das Wort, jetzt ist Herr Oetzel dran.
Die Hamburger haben vor eineinhalb Wochen gegen Olympia gestimmt. Wir Freien Demokraten haben für ein anderes Ergebnis gekämpft, akzeptieren aber natürlich das Votum der Bevölkerung, auch, wenn ich sagen muss, dass mir wirklich das Herz blutet, wenn Frau Boeddinghaus sich genüsslich hinstellt und behauptet, der 29. November sei ein guter Tag für Hamburg gewesen.
Ich bin noch heute zutiefst davon überzeugt, dass Olympia für Hamburg eine Riesenchance gewesen wäre.
Es ist wirklich spannend zu hören, dass es für DIE LINKE ein guter Tag für Hamburg gewesen sei, wenn die Sportentwicklung massiv ausgebremst wurde. Dass es ein guter Tag für Hamburg gewesen sei, wenn Wohnungsbau und Barrierefreiheit auf Jahre nach hinten vertagt wurden.
Dass es ein guter Tag für Hamburg gewesen sein solle, wenn die Stadtentwicklung einen Dämpfer bekommt, den wir noch auf Jahre spüren werden. Frau Boeddinghaus, wenn das für Sie ein guter Tag für Hamburg ist, dann bin ich wirklich heilfroh, dass Sie in dieser Stadt keine Verantwortung tragen und auch absehbar niemals tragen werden.
Unabhängig davon erwarte ich von den OlympiaGegnern, einen Gegenentwurf zu Olympia zu hören, eine Alternative zu den so hart von Ihnen bekämpften Plänen, wie man denn nun Hamburg in einem vergleichbaren Maße voranbringen könnte. Einfach immer nur dagegen zu sein reicht nicht aus.
Und, Herr Dolzer, wenn Sie mir jetzt wieder, wie in der letzten Sitzung, mit Steuererhöhungen kommen als Allheilmittel, dann würde mich das zwar nicht überraschen, aber es spricht auch nicht unbedingt für die programmatische Vielfalt Ihrer AntiPartei.
Erster Vizepräsident Dietrich Wersich (unterbre- chend): Herr Oetzel, gestatten Sie eine Zwischenfrage der Abgeordneten Sudmann?
Und eines noch, Frau Boeddinghaus: Mit welcher Selbstverständlichkeit Sie heute fordern, was mit diesem ganzen angeblich so toll eingesparten Olympia-Geld jetzt alles gemacht werden solle, nachdem Sie noch bis vor zwei Wochen in einem Kreuzzug durch die Stadt gezogen sind und gesagt haben, dieses ganze Geld sei gar nicht da, zeigt wirklich, wie schnell bei Ihnen die Maske fällt
und wie ehrlich Ihre Argumentation gegen die Olympischen Spiele eigentlich zu nehmen ist, nämlich überhaupt nicht, Frau Boeddinghaus.
Man muss leider dazu sagen – das gehört zur Wahrheit dazu –, dass die Olympia-Gegner nicht nur bei der LINKEN gesessen haben, sondern bedauerlicherweise auch unter den Koalitionären. Ich gebe ein Beispiel. Die GRÜNEN-Abgeordnete En