Im Ergebnis ist es dann wie mit der AfD, die gar nicht erst einen kulturpolitischen Antrag gestellt hat. Das ist auch eine Aussage.
Meine Damen und Herren! Wir Freien Demokraten bieten Ihnen drei Vorschläge an. Zunächst möchten wir mit unserem Antrag, Drucksache 21/7047, den Denkmalschutz transparenter machen, indem
wir zwei Kennzahlen, nämlich die Anzahl qualifizierter Denkmalwertbegründungen und die Anzahl öffentlichkeitswirksamer Maßnahmen einführen, um einerseits das Verständnis für Denkmalschutz mit justiziablen Begründungen zu stärken und andererseits das Gesetzesziel, den Denkmalgedanken in der Gesellschaft zu verbreiten, messbar zu machen. Das kostet kein Geld, sondern nur guten Willen und tritt dem weitverbreiteten Eindruck nach Willkür im Denkmalschutz entgegen.
Als zweiten Vorschlag fordern wir mit der Drucksache 20/7048 ergänzend zu staatlichen Kulturinvestitionen die Einrichtung eines Kulturfonds in Höhe von 1 Million Euro, um private Spender zu motivieren, in Kulturprojekte zu investieren. Dabei wird jeder gespendete Euro für die Kultur bis zu einer gedeckelten Höhe von maximal 50 000 Euro pro Einrichtung vom Kulturfonds gedoppelt. Das belohnt nicht nur die Spendenbereitschaft, sondern beflügelt auch die Kulturschaffenden, sich vermehrt um Spender zu bemühen. Die Gegenfinanzierung erfolgt aus der allgemeinen zentralen Reserve.
Unser dritter Vorschlag betrifft die Freie Szene. Wie schon erwähnt mangelt es an der Vermittlung des Kulturverständnisses bereits im Kindesalter und in der Schule. Wir sollten deshalb die Kultur fördern, die gerade bei jungen Menschen, Kindern und Jugendlichen, Interesse weckt. Das ist unter anderem die noch relativ junge Kunstform des Poetry Slam. Der Veranstalter Kampf der Künste bildet die wichtigste Plattform für Aufführungen dieser Art in Hamburg. Die Veranstaltungen sind erfolgreich und erreichen viele, gerade jüngere Menschen. Hier bedarf es einer Förderung, um den Geschäftsbetrieb auf eine solide und nachhaltige Basis zu stellen.
Wir halten es für vertretbar, die geplante Erhöhung für die Staatsoper von 1,75 Millionen Euro um nur knapp 3 Prozent, nämlich 50 000 Euro, zu reduzieren, um dieses Geld gemäß unseres Antrags, Drucksache 21/7049, in die junge Kultur des Poetry Slam zu investieren.
Vielen Dank, Herr Meyer, und gute Besserung für Ihre Stimme. – Herr Professor Kruse von der AfD-Fraktion, Sie haben jetzt das Wort.
eröffnen wir die Elbphilharmonie. Und ich muss sagen, dass ich stolz und froh bin, dass ich davon ein Teil sein kann. Ich freue mich schon jetzt auf dieses Event und auf die nächsten Jahre, in denen man erstklassige Musik in einem fantastischen Haus hören kann.
Ich glaube, dass die ersten Signale, die wir bekommen haben, auch so sind, dass das, was die Planer und die Akustiker und all die Mitwirkenden sich erwartet haben, sich auch tatsächlich umsetzt in ein Konzerthaus von Weltklasse mit dem Anspruch und dem Versuch, vielleicht das beste Konzerthaus der Welt zu werden. Und ich habe dann das getan, was viele meiner Freunde in Hamburg oder von anderswo aus anderen Städten auch getan haben, sie haben nämlich versucht, Karten zu bekommen für die nachfolgenden Monate.
Weder mir noch einem anderen meiner Freunde, die zum Teil von auswärts kommen, ist das gelungen. Ich habe dann vor ungefähr drei Wochen einmal systematisch jeden einzelnen Tag das jeweilige Programm des großen Saals der Elbphilharmonie durchgescannt.
Und was man da festgestellt hat, bis auf eine einzige Veranstaltung, wo es, glaube ich, isländische Rockmusik geben sollte, war alles komplett ausverkauft.
Denn das, was ich eben geschildert habe, dass schon seit sehr langer Zeit für die gesamte erste Spielzeit sämtliche Plätze ausverkauft sind, ist für jeden Ökonom ein klares …
Ob Ihnen das schwerfällt, ist mir völlig egal, Frau Boeddinghaus. Ich sage das, was ich hier sagen möchte, und Sie werden mich daran auch nicht hindern.
Um es einmal sehr deutlich zu sagen: Jeder Ökonom reagiert darauf so, dass er sagt, es sei klar, dass die Preise zu niedrig seien.
Vizepräsidentin Christiane Schneider (unterbre- chend): Meine Damen und Herren, Herr Professor Kruse hat das Wort, und zwar nur Herr Professor Kruse.
Und ich habe das dann einmal ein bisschen an wenigen Beispielen, von denen ich nur drei nennen werde, nachvollzogen, und ich habe auch die Hamburger Preise mit denen einiger anderer Konzerthäuser auf der Welt verglichen, Berlin, Wien, Amsterdam. Ich bin in der Tat sehr erstaunt gewesen, was ich dabei herausgefunden habe. Erstens: Ein Konzert des NDR-Philharmonieorchesters, also des Orchesters, das eigentlich das Residenzorchester ist, hatte bei zwei Terminen gleich Anfang des Jahres, nämlich am 19. Januar und 31. Januar 2017, Preise von 18,70 Euro in verschiedenen Staffelungen bis zu maximal 84,70 Euro. Da war ich schockiert. Wie kann man ein solches Produkt so verscherbeln zu so einem mickrigen Preis?
Vizepräsidentin Christiane Schneider (unterbre- chend): Herr Professor Kruse, gestatten Sie eine Zwischenfrage oder Zwischenbemerkung des Abgeordneten?
das Chicagoer Symphony Orchestra und die Wiener Philharmoniker. Die Preisspanne lag bei 15 Euro bis zu 185 Euro. Auch der letztere Preis ist eigentlich für das, was präsentiert wird in diesem Haus und in einer solchen Qualität, einfach zu niedrig.
Drittes Beispiel ist eine Veranstaltung des Elbphilharmonieorchesters am 3. Februar 2017 um 21.30 Uhr. Da konnte man Karten bekommen für 9,90 Euro bis maximal 40,70 Euro.
Und das finde ich völlig unakzeptabel, weil es nämlich eine Vergeudung von Steuermitteln ist. Ich kritisiere speziell gar nicht so sehr den unteren Teil der Preisrange, das kann man aus sozialen und politischen Akzeptanzgründen durchaus so machen. Ich kritisiere die viel zu niedrigen oberen Preiskategorien. Das sind nämlich die Preiskategorien, die sich Leute leisten, die aus Zürich, aus London oder aus Shanghai hierherkommen und denen die Preise völlig egal sind. Die Preise sind völlig unelastisch, und das ist genau das, was ich damit sagen will. Wir verschleudern hier ein Produkt völlig unter Wert.
Ich will es einmal so sagen, für die gesamte erste Spielperiode vom 11. Januar 2017 bis zum 2. Juli 2017 – wenn ich es übertrieben formulieren würde –: Wenn man alle Preise schlicht verdoppelt hätte, würde trotzdem kein einziger Platz leer bleiben,
Vizepräsidentin Christiane Schneider (unterbre- chend): Herr Professor Kruse, einen Augenblick. Einen Augenblick, Herr Professor Kruse.