Protokoll der Sitzung vom 27.02.2019

Nein, das war doch bereits klar.

Irgendwann werden wir eine Quote haben für Muslime, für Christen, für Handwerker. Das ist eklatant freiheitsfeindlich. Ich habe kürzlich gelesen, die GRÜNEN würden sich als Lordsiegelbewahrer der offenen Gesellschaft im Sinne Poppers verstehen; das war vor ungefähr einer Woche in den Medien.

(Dirk Kienscherf SPD: Toll!)

Hans Apel hat noch vor einiger Zeit gesagt: Ich glaub, mich tritt ein Pferd. Genau das habe ich gedacht in dem Augenblick, als die GRÜNEN von sich gegeben haben, sie seien die Bewahrer der offenen Gesellschaft. Ausgerechnet diese Bevormundungspartei, diese Verbotspartei, diese Vorschriftenpartei versteht sich als Bewahrer der offenen Gesellschaft. Dem habe ich nichts hinzuzufügen und das wird die Bevölkerung bei den nächsten Wahlen hoffentlich selbst entscheiden. – Vielen Dank.

(Beifall bei der AfD – Zurufe von den GRÜ- NEN)

Das Wort bekommt Frau Güçlü.

Frau Präsidentin, meine Damen und Herren! Das war echt starker Tobak. Ich glaube, Herr Nockemann, Sie hätten besser geschwiegen, und zwar nicht nur wegen der Stimme, sondern wegen des ganzen Unfugs, den Sie uns zugemutet haben.

(Beifall bei der SPD, den GRÜNEN und der LINKEN)

Sie haben wieder versucht, die Thematik für Ihre Zwecke zu instrumentalisieren. Aber kommen wir doch noch einmal zurück zum Thema.

Wir stellen seit über 100 Jahren fest, zumindest die Menschen in all den Jahren, dass wir trotz Absichtserklärungen und trotz vielfacher Bekundungen, Gleichstellung herstellen zu müssen, nicht wirklich viel weitergekommen sind, wenn wir in die Parlamente schauen. Ich will die Zahlen hier nicht

wiederholen. Das heißt, all die Instrumente, die wir bis heute umgesetzt haben, um diesem Ziel näherzukommen, haben nicht wirklich zu dem Ergebnis geführt, das die meisten in diesem Hause sich doch eigentlich wünschen. Deswegen ist es folgerichtig, auch darüber nachzudenken, das verbindlicher zu machen. Ich finde es richtig und ich finde auch, dass die Beispiele der Parteien der GRÜNEN und der LINKEN sehr wohl zeigen, dass es zu mehr Gerechtigkeit führt. Ich wundere mich, ehrlich gesagt, bei der CDU und der FDP, was Sie für ein Demokratieverständnis und Gerechtigkeitsverständnis haben,

(Anna-Elisabeth von Treuenfels-Frowein FDP: Ja, genau!)

wenn Sie automatisch davon ausgehen, dass Quotenpersonen gleich schlechter sind. Was ist das für eine Logik? Es stimmt gar nicht,

(Anna-Elisabeth von Treuenfels-Frowein FDP: Was denn? Das hat doch mit Demo- kratie nichts zu tun!)

das hat Frau Treuenfels-Frowein sehr deutlich gesagt, das können Sie auch nachlesen, das ist Blödsinn.

(Beifall bei den GRÜNEN)

Der Begriff Mittelmäßigkeit ist vorhin noch gefallen. Ja, erst wenn mittelmäßige Frauen in hohen Positionen sind, haben wir wahrscheinlich Gleichberechtigung und Gleichstellung, so traurig das ist.

(Dirk Nockemann AfD: Sie träumen doch! – Anna-Elisabeth von Treuenfels-Frowein FDP: Autsch!)

Es ist doch nicht gesagt, dass bei den Bedingungen wirklich nur die Besseren durchkommen. Wir müssen uns die Rahmenbedingungen ansehen, denn es sind nicht die Frauen, an denen es liegt. Herr Nockemann, Sie wissen mit Sicherheit nicht, dass die Frauen nicht an Politik interessiert wären; das unterstellen Sie ohne Quellen. Es gibt auch nichts, was Ihre Zahl belegt. Also viel Schaumdiskussion und klar, es ist deutlich, es geht natürlich um Konkurrenz und es geht darum, Macht abgeben zu müssen. Die Angst schwingt im Raum, denn anders kann ich es mir nicht erklären,

(Beifall bei Regina-Elisabeth Jäck SPD)

warum der rechte Teil des Hauses eine Debatte, die wir erst anfangen zu führen, mit solchen Totschlagargumenten im Keim zu ersticken versucht. Anders ist das nicht zu erklären.

Ein letzter Punkt, es ist vorhin ein bisschen angedeutet worden: Der rechte Teil des Hauses ist immer sehr laut,

(Anna-Elisabeth von Treuenfels-Frowein FDP: Was war eben bei mir?)

(Dirk Nockemann)

wenn es darum geht, dass wir im Kontext mit Integrationsdebatten oder auch bei Flüchtlingen Werte und Normen vermitteln.

(Dirk Nockemann AfD: Wir reden über Wer- te, gnädige Frau!)

D'accord.

Und da geht es natürlich, das wird auch immer als allererstes Beispiel genannt, Herr Nockemann, um Gleichberechtigung von Mann und Frau. Hier sind Sie gefordert, Ihre Glaubwürdigkeit zu zeigen, denn sonst nimmt Ihnen das keiner ab. – Danke.

(Beifall bei der SPD, den GRÜNEN und der LINKEN)

Herr Dr. Flocken bekommt nun das Wort.

Sehr verehrte Präsidierende, sehr verehrte Volksvertretende! Die Reden des linken Spektrums deuten in finstere Zeiten – erinnern Sie sich dunkel –, in Zeiten, als man meinte, Menschen aufgrund ihrer Körperform, des Antlitzes und – nicht anzüglich gemeint, Frau Präsidentin – des Genitals in Schubladen stecken zu können, die man Frau und Herr, Weib und Mann, Deern und Jung, Maid und Knabe, Fräulein und Junker nannte. Generationen von Biologinnen ließen sich, oft staatlich alimentiert, für diese Hirngespinste einspannen. Ich weiß, Sie hassen es wie ich, aber wie absurd diese biologistische Lehre ist, muss einmal dargelegt werden.

Sie als die Biologinnen lehren bis heute die zwei wesentlichen Schritte, einmal die Reduktionsteilung, durch die Keimzellen entstünden, Eizelle und Spermium mit jeweils halbem Erbsatz, und dann deren Vereinigung, also Befruchtung. Beides, Reduktionsteilung und Befruchtung, nennen sie Sex zwischen Mann und Frau, igitt. Dadurch soll ein neues Individuum entstehen. Vom ersten Augenblick an sei dies als männlich oder weiblich festgelegt.

(Farid Müller GRÜNE: Können Sie mal zum Thema reden?)

Genau, das Thema.

Von der siebten Embryonalwoche an sei es auch als solches erkennbar durch die formende Wirkung des auf dem Y-Chromosom gelegenen SRY-Gens, das bei gut der Hälfte der Keime ein männliches Genital ausbildet. Wo das Gen fehle, bilde sich fast immer ein weibliches Genitale aus, in einem von 2 000 Fällen eine Übergangsform. Biologen erfanden unsichtbare Stoffe, Hormone. Eines, das sie Testosteron nannten und das bei Männern durchschnittlich 20-mal so hoch konzentriert sei wie bei Frauen, und andere angebliche Hormone, die bei Frauen überwögen.

(Zuruf von Dr. Monika Schaal SPD)

Sie bezeichnen uns, wie alle Vögel und Säuger, als Gonochoristen, lehnen also die Vorstellung ab, dass es innerhalb eines Lebens möglich sei, sowohl Spermien als auch Eizellen zu bilden. Sie lehnen also sowohl die Existenz von echten, fortpflanzungsfähigen Hermaphroditen bei Menschen ab als auch die von Transsexuellen. Weiterhin lehren sie, dass Männer sich von Frauen in 16 000 körperlichen Eigenschaften unterschieden aufgrund der in Chromosomen versteckten angeblichen Gene und der in lächerlich kleinen Mengen wirksamen angeblichen Hormone.

(Phyliss Demirel GRÜNE: Möchten Sie mal zum Thema kommen!)

Größere Körperlänge der Männer, immer durchschnittlich gemessen, mehr Muskulatur, besonders im Schulterbereich, weniger Fett im Beckenbereich, mehr Längs- und weniger Querverbindungen im Hirn, weswegen Frauen besser im Spracherwerb und im Beherrschen der Sprache seien und Männer in der Raumorientierung und im technischen Verständnis. Damit nicht genug.

(Glocke)

Herr Dr. Flocken, gestatten Sie eine Zwischenfrage des Abgeordneten Seelmaecker?

Wenn es nicht auf meine Zeit geht.

Nein, wie immer. – Herr Seelmaecker.

Herr Flocken, vielen Dank für Ihren Biologievortrag. Können Sie uns, den Abgeordneten, den nicht einfach schriftlich zur Verfügung stellen? Dann brauchen wir das hier nicht zu diesem Thema zu debattieren.

(Beifall bei der SPD, den GRÜNEN und der LINKEN)

– Das kann ich gern machen.

Also, damit nicht genug. Epigonen behaupten, aufgrund solcher Eigenschaften seien Männer besser geeignet für schwere und gefährliche Arbeit, für die Verteidigung der Heimat, für das Erfinden, Aufbauen und Erhalten einer technischen Struktur. Frauen seien besser im Gebären, im Stillen, im Betreuen von Kindern und im Schaffen einer friedlichen und harmonischen Umgebung. Genderwissenschaftlerinnen verwarfen diesen Unsinn und erkannten, dass Begriffe wie Mann und Frau soziale Konstrukte ohne natürliche Grundlage sind. Sämtli

(Nebahat Güçlü)

che vermeintlichen Unterschiede seien anerzogen und kulturell bedingt.

(Glocke)

Herr Dr. Flocken.