Protokoll der Sitzung vom 10.04.2019

(Beifall bei der LINKEN – Dennis Thering CDU: Nein, ganz genau! Sagen wir auch nicht!)

Nein, Sie sagen es nicht. Und Sie sagen auch nicht, welche Unfälle oft passieren. Schauen Sie sich das einmal genau an, das bestreiten Sie ja auch immer. Viele Unfälle passieren, weil die Radfahrerinnen und Radfahrer quasi nicht im Blickfeld der Menschen in den Pkws oder in den Lkws sind. Ich garantiere Ihnen – das können Sie tausendmal bestreiten –: Mit einem vernünftigen, breiten Radstreifen, mit einem gesicherten Radstreifen ist es wesentlich sicherer

(Dennis Thering CDU: Ja, ach! Bingo!)

Sie haben gar keine Ahnung von gesicherten Radstreifen – als das, was wir bisher in Hamburg haben.

(Beifall bei der LINKEN)

Sie haben eben schon etwas gehört zur Förderung, das hat Herr Schumacher schön ausgeführt. Nach meinen Informationen ist das ja – in Anführungszeichen – noch viel interessanter. Am 21. Januar 2019 hat das Bundesverkehrsministerium einen Topf mit 5 Millionen Euro zur Förderung von Abbiegeassistenten aufgelegt.

(Dennis Thering CDU: Tatsächlich?)

Ja. Das wissen Sie nicht, was?

(Dennis Thering CDU: Natürlich!)

(Martin Bill)

Ich merke das schon.

Und wissen Sie was? Am 25. Januar 2019, vier Tage später, war dieser Topf komplett aufgebraucht. Wenn Sie jetzt sagen, dass Sie das fördern wollen, dann reden Sie mal mit Ihrem Verkehrsminister und fragen, wo das Geld dafür ist.

(Dennis Thering CDU: Was spricht denn ge- gen eine landeseigene Förderung?)

Das haben Sie doch gerade gehört, was dagegen spricht.

(Dennis Thering CDU: Ja, was denn? Das Geld, oder wie?)

In diesem Fall sind Sie derjenige, der versucht, hier einen billigen Wahlkampf zu machen, und das, finde ich, geht im Radverkehr überhaupt nicht.

(Beifall bei der LINKEN, der SPD und den GRÜNEN)

Das Wort erhält nun der Abgeordnete Aukes für die FDP-Fraktion.

Verehrtes Präsidium, meine Damen und Herren! Ja, das Thema Abbiegeunfälle und entsprechende Maßnahmen ist ernst und ein wichtiges Anliegen. Deshalb ist es richtig, dass die CDU dieses Thema mit ihrem Antrag aufnimmt und einer Lösung zuführen will. Wir unterstützen den Antrag der CDU und wollen auch, dass in Hamburg möglichst schnell alle kommunalen Fahrzeuge umgerüstet und mit einem Abbiegeassistenten versehen werden.

Kritisch sehen wir den Teil, dass grundsätzlich subventioniert werden soll. Dafür, das ist unsere Meinung, ist die Form eines Abbiegeassistenten noch nicht ausreichend untersucht. Es gibt viele verschiedene Hersteller. Es gibt viele verschiedene Systeme. Wer soll wie wann subventioniert werden? Das finden wir nicht richtig. Die Tatsache selbst ist aber richtig. Wir brauchen eine sichere Situation an Kreuzungen.

Gleichzeitig gehört aber auch hier wiederum als Wahrheit dazu: Ein Teil des Problems liegt natürlich in der Art und Weise, wie Sie Fahrradwege konstruiert haben. Wenn sie einfach nur auf die Straße gepinselt werden,

(Dennis Thering CDU: Richtig!)

sind sie natürlich auch gefährlicher als Möglichkeiten der Trennung. Sie hätten eben bei der schnellen Herstellung von Fahrradwegen auch überlegen sollen, ob sie wirklich sicher und für die Menschen gut benutzbar sind. Hinzu kommt die Frage der Schulung. Es gibt viele Fälle, wo beispielsweise Fahrradfahrer bei Rot über die Ampel fahren. Da wäre es sinnvoll, dass die Fahrradfahrer vor die Autos kommen, wenn sie an die Ampel kommen, oder die Ampelschaltung verändert wird.

Im Grunde stimmen wir dem Antrag zu. Petitum 2 lehnen wir – leider, Herr Thering – ab. – Vielen Dank.

(Beifall bei der FDP)

Das Wort erhält nun der Abgeordnete Ehlebracht für die AfD-Fraktion.

Sehr geehrter Herr Präsident, sehr geehrte Damen und Herren! Wir begrüßen die Initiative zur Nachrüstung des gesamten städtischen Lkw-Fuhrparks mit dem elektronischen Abbiegeassistenten und wollen uns hier nicht einmischen, wer von Ihnen jetzt der Bessere ist, wer da prüft oder … Hauptsache, es passiert relativ zeitnah.

(Zuruf von Heike Sudmann DIE LINKE)

Auch wenn wir es nie erfahren werden, die beantragte Nachrüstung würde vermutlich viele Unfälle vermeiden. Letztendlich bleibt das aber Spekulation. Jedoch ist es das Wesen solcher Maßnahmen und dieses Antrags, was immer man an Initiativen und Einsatz von Technik möglich machen kann, um die Sicherheit im Straßenverkehr zu erhöhen, auch anzuwenden und sie zu fördern, wo immer es geht.

Wo wir allerdings nicht spekulieren müssen, weil wir es aus Erfahrung wissen: Automatisierung verringert das Fehleraufkommen, schließt es aber nie gänzlich aus. Viel komplexere Systeme, von Ingenieuren entwickelt, von Hundertschaften von Spezialisten betreut, sind fehleranfällig. Wir erleben das gerade an einem traurigen Beispiel, der Boeing 737 MAX, wo man vermutet, dass genau das passiert ist. Heißt auch: Besonders komplizierte und teure Technik bietet nicht zwangsläufig auch den garantierten allumfassenden Schutz. Im Gegenteil, manchmal wiegt sie einen in eine trügerische Sicherheit und verführt dazu, in Unkonzentriertheit zu fallen, nach dem Motto: Die Technik wird das schon machen, das Piepen wird mich schon daran erinnern. Manchmal ist nämlich weniger einfach mehr.

Daher hat die AfD-Fraktion zu diesem Thema einen Zusatzantrag gestellt, der Ihnen schon bekannt vorkommt: eine Prüfung der Einführung von verglasten Beifahrertüren an Nutzfahrzeugen oder einer sogenannten Fresnel-Linse, wie sie in anderen Ländern schon eingeführt wurde und bewiesenermaßen dort auch zu Erfolgen führt. Auch diese Maßnahme, die von Ihnen, Herr Schumacher, ja als grundlegende Maßnahme gefordert wurde, ist solcher Natur und könnte ohne komplizierte Technik Unfälle vermeiden und sogar Leben retten. Im Sinne meiner Einleitung können Sie daher hier gleich nochmals entscheiden, ob Ihnen Ihre Frakti

(Heike Sudmann)

onsdisziplin wichtiger ist oder Menschenleben. – Danke.

(Beifall bei der AfD und bei Dr. Jörn Kruse fraktionslos)

Das Wort erhält nun der Herr Senator Westhagemann.

Sehr geehrter Herr Präsident, meine Damen und Herren! Ich möchte kurz noch ein, zwei Punkte ergänzen.

Wir haben in der letzten Woche auf der Verkehrsministerkonferenz das Thema Abbiegeassistenten natürlich auch noch einmal diskutiert, und da, muss ich wirklich sagen, hat man den von uns aufgesetzten Piloten sehr gelobt. Wir haben drei unterschiedliche technische Versionen im Einsatz, zwei davon sind jetzt auch zwischenzeitlich zertifiziert worden. Das heißt, wir befinden uns auf einem guten Weg. Ich halte es auch für richtig, dass wir im Ansatz diese Systeme erst einmal testen und dann dazu kommen, dass wir, so wie wir es zugesagt haben, unsere Flotten dann auch umrüsten.

(Beifall bei der SPD)

Mir war an dieser Stelle wichtig, das noch einmal zu betonen.

Das Zweite, was eben angesprochen wurde: Der Fördertopf in Berlin ist tatsächlich leer. Da lagen einmal 5 Millionen Euro drin.

(Zuruf von Heike Sudmann DIE LINKE)

Aber der Verkehrsminister hat zugesagt, weil die Nachfrage so groß ist, diesen Topf noch einmal aufzustocken.

(Gegenruf von Dennis Thering CDU: Das wusstest du nämlich nicht! Siehst du!)

Ich finde, damit sind wir in Hamburg auf einem guten Weg, denn bei uns geht Sicherheit tatsächlich vor. Mir ist wichtig, das noch einmal zu untermauern. – Vielen Dank.

(Beifall bei der SPD und den GRÜNEN)

Wenn keine weiteren Wortmeldungen vorliegen – das ist der Fall –, kommen wir zu den Abstimmungen.

Wer also möchte zunächst den Antrag der CDUFraktion aus Drucksache 21/16685 an den Verkehrsausschuss überweisen? – Gegenstimmen? – Enthaltungen? – Damit ist diesem Überweisungsbegehren gefolgt.

Wer darüber hinaus auch die Drucksache 21/16821 an den Verkehrsausschuss überweisen möchte, den bitte ich um das Handzeichen. – Ge

genprobe. – Enthaltungen? – Damit ist das abgelehnt.

Dann haben jetzt wir über den AfD-Antrag aus Drucksache 21/16821 in der Sache abzustimmen.

Wer also möchte diesem Antrag seine Zustimmung geben? – Gegenprobe. – Enthaltungen? – Dann ist dieser Antrag abgelehnt.