Protokoll der Sitzung vom 14.12.2000

(Zuruf von Reinhardt Thomas, CDU – Heiterkeit bei Heike Polzin, SPD)

während Flächenländer wie Mecklenburg-Vorpommern sich so langsam vom Schienenpersonenfernverkehr verabschieden können.

(Lutz Brauer, CDU: Sie waren nicht dabei. – Harry Glawe, CDU: Zehn Jahre geschlafen. – Zuruf von Georg Nolte, CDU – Glocke der Vizepräsidentin)

Mit der Bahnstrukturreform wurde der Deutschen Bahn AG

die wesentliche Prämisse der Wirtschaftlichkeit vorgegeben. Diese kann und möchte sie offensichtlich nicht aufgeben, wie viele gute Gründe hier die Landesregierung auch immer anbringt.

Unwirtschaftlichkeiten, die die Bahn abzubauen bestrebt ist, sind in unserem Lande der Bereich des Schienengüterverkehrs und des Schienenpersonenfernverkehrs. Das aktuelle Beispiel Rostock zeigt, wie das Mecklenburg-Vorpommern trifft. Eine Region kämpft dort um ihre Schienenanbindung.

(Wolfgang Riemann, CDU: Die Region kämpft, die Landesregierung schläft.)

Egal ob der Oberbürgermeister der Hansestadt Rostock oder der Landrat des Kreises Bad Doberan oder ob

die Tourismus- oder die Unternehmensverbände, alle kämpfen seit Jahren darum, dass die Angebote nicht abgebaut oder durch längere Fahrzeiten verschlechtert werden. Sie setzen sich vielmehr dafür ein, dass man endlich die Zukunftsperspektiven dieser Verbindung Berlin–Rostock–Skandinavien erkennt und ihnen durch entsprechendes Handeln nachkommt. Wir dürfen die Achsenverbindung zwischen Süddeutschland und Skandinavien nicht immer mehr den Hamburgern und der geplanten festen Fehmarnbeltquerung überlassen.

(Dr. Ulrich Born, CDU: Das machen Sie doch!)

Damit manövrieren wir uns selbst ins Abseits.

(Heiterkeit bei Abgeordneten der CDU – Dr. Ulrich Born, CDU: Wo bleibt denn der Transrapid? – Zuruf von Harry Glawe, CDU)

Meine Damen und Herren, und da gebe ich Ihnen ja auch Recht. Ich muss nur sagen, diese Stille, die wir hier im Landtag als Abgeordnete einnehmen zur Fehmarnbeltquerung, berührt mich

(Dr. Ulrich Born, CDU: Und der Transrapid? Waren Sie da? – Reinhardt Thomas, CDU: Na da haben Sie aber lange gebraucht!)

und darüber sollten wir uns vielleicht auch noch einmal Gedanken machen.

Ich war da, Sie waren nicht da, Herr Born. Nein!

Der Schienenpersonenfernverkehr ist in MecklenburgVorpommern ein Standortfaktor, den es zu erhalten gilt,

(Eckhardt Rehberg, CDU: Ja, Herr Clement freut sich.)

denn eine schnelle Anbindung an die umliegenden Ballungsräume ist in einem Flächenland wie MecklenburgVorpommern, in dem Reise- und Transportzeiten eine wesentliche Rolle spielen, bedeutend für die wirtschaftliche und touristische Entwicklung. Und für die Pluralität der Angebote reicht nicht allein der Bau einer Autobahn, das sagte auch Herr Seidel schon. Und wenn wir heute im Laufe des Nachmittags noch über das Thema Klimaschutzkonzept diskutieren werden, spielt dort auch die Verkehrspolitik eine wesentliche Rolle,

(Peter Ritter, PDS: Richtig.)

denn ein zunehmendes Hin zur Bahn und Weg vom Auto – und das gilt für Personen wie für Güter – trägt wesentlich zum Klimaschutz bei.

(Beifall bei einzelnen Abgeordneten der PDS)

Herr Abgeordneter, gestatten Sie eine Zwischenfrage des Abgeordneten Nolte?

Ja, bitte.

Bitte, Herr Nolte.

Herr Bräunig, haben Sie sich zufällig mal mit der Finanzministerin abgestimmt, wie sie die zusätzlichen Ausgaben von rund 12 Millionen DM für das Land sieht?

Habe ich nicht,

(Heiterkeit bei einzelnen Abgeordneten der CDU – Dr. Ulrich Born, CDU: Das glaube ich, das glaube ich!)

aber wir wissen,...

Hören Sie mal mit Ihrem blöden Gefeixe auf! Das ist ja fürchterlich, Mensch!

(Heiterkeit bei Abgeordneten der CDU – Zuruf von Ministerin Sigrid Keler)

Das ist ja nicht auszuhalten, Mensch!

(Heiterkeit und Unruhe bei Abgeordneten der CDU – Dr. Ulrich Born, CDU: Na, na, na, jetzt ist es aber genug! – Glocke der Vizepräsidentin)

Herr Nolte, wir beide sitzen im Finanzausschuss und wir wissen ganz genau, woher das Geld kommt, nämlich aus dem Wirtschaftsministerium, aus dem Wirtschaftsetat, aus den Regionalisierungsmitteln. Anders kann es gar nicht sein, das wissen wir.

(Unruhe bei einzelnen Abgeordneten der CDU – Ministerin Sigrid Keler: Ja, natürlich, na klar! – Zuruf von Volker Schlotmann, SPD – Martin Brick, CDU: So weit würde ich mich nun nicht reizen lassen.)

Ja, Herr Born.

(Heiterkeit bei einzelnen Abgeordneten der CDU)

Mensch, ich weiß gar nicht, ist es denn so schlimm, hier mal Ruhe reinzukriegen in diesen Landtag hier?

(Zuruf von Volker Schlotmann, SPD)

Das kann doch wohl nicht sein, Mensch!

(Heiterkeit bei Abgeordneten der CDU)

Also, Frau Präsidentin, das ist kein Zustand hier.

(Glocke der Vizepräsidentin)

Ja, nun schreie ich schon so laut wie Sie, Herr Rehberg, aber ich komme trotzdem nicht an.

(Eckhardt Rehberg, CDU: Das ist alles eine Sache der Gewöhnung, Herr Bräunig, alles eine Sache der Gewöhnung! Ich habe noch keine Rede gehal- ten, wo alle zehn Sekunden dazwischengebrüllt wurde. – Zuruf von Reinhardt Thomas, CDU)

Bei dem erarbeiteten Kompromiss zwischen der DB AG und der Landesregierung wird immer wieder betont, dass sich für Bahnkunden erst einmal nichts ändern werde. Eine ähnliche Fahrzeit werde auch weiterhin erreicht, der Zweistundentakt bleibe erhalten und auch am Komfort werde man bei der Nutzung der gleichen Züge keine Abstriche machen. Das funktioniert aber nur so lange, wie unsere Nachbarn im Süden mitspielen. Der zusätzliche Haltepunkt in diesen Ländern geht zu Lasten der künftigen Fahrzeit. Und wenn das Auto bald eine Stunde schneller in Berlin ankommt, werden weitere Bahnkunden abspringen.

(Eckhardt Rehberg, CDU: Was?! Eine?!)

Meine Damen und Herren, uns Mitglieder des Landtages muss die zweite Komponente des Kompromisses mindestens genauso stark interessieren, nämlich die Kosten. Bei der Umwandlung von einer Interregio- in eine Regionalverbindung zahlt das Land nicht weniger drauf. Wir haben es gehört, voraussichtlich ungefähr 11 bis 12 Millionen DM pro Jahr.

(Dr. Ulrich Born, CDU: Und das wollen Sie machen?)

Es ist zu begrüßen, dass die Landesregierung einen Ausbau der Strecke Rostock auf 160 Kilometer pro Stunde erreicht hat.

(Wolfgang Riemann, CDU: Die Landesregierung?)