Protokoll der Sitzung vom 01.02.2001

Und deren Führer wurden schließlich nicht vom Volk legitimiert. Sie wollen doch wohl nicht behaupten,

(Angelika Gramkow, PDS: Das ist eine Frechheit, was Sie hier sagen können! – Zuruf von Peter Ritter, PDS)

dass in der DDR die Führer, dass die Kreissekretäre vom Volk legitimiert wurden?!

(Monty Schädel, PDS: Von den 60 Prozent, die hier auch nicht zur Wahl gehen.)

Kreise und Städte würden mit Ihrem Antrag zu einem politischen Versuchsfeld. Aus diesem Grunde, genau aus diesem Grunde lehnen das die Städte und Gemeinden ab.

Wahlberechtigtes Volk kann im Sinne des Grundgesetzes nur das deutsche Volk als Staatsvolk sein. Nur Deutsche gehören mit ihrer engen Bindung zwischen Bürger und Staat zum Staatsvolk. Aus diesem Grunde lehnen wir Ihren Antrag hier im Land und als verfassungsgebender Gesetzgeber im Bund nachdrücklich ab. Und das ist gut so, dass wir zur Verfassungsänderung eine Mehrheit brauchen.

(Barbara Borchardt, PDS: Aber zur EU sagen Sie doch Ja, ne?!)

Wenn ich mir vorstelle, was sein würde mit Ihren Vorstellungen, das wäre schon etwas eigenartig. Auf dem Boden des Grundgesetzes steht dieser Antrag nicht.

(Heiterkeit bei einzelnen Abgeordneten der PDS und Minister Dr. Wolfgang Methling)

Ob Sie auf dem Boden des Grundgesetzes stehen, ist was anderes. – Danke für Ihre Aufmerksamkeit.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU – Zuruf von Barbara Borchardt, PDS)

Das Wort hat der Abgeordnete Herr Körner von der SPD-Fraktion. Bitte sehr, Herr Körner.

Herr Präsident! Meine Damen und Herren Abgeordnete! Wenn man dem Abgeordneten Thomas aufmerksam folgt – und ich habe

es versucht, auch wenn es schwer fällt, seinen eindimensionalen Scheuklappenargumenten etwas abzugewinnen –,

(Beifall bei Abgeordneten der PDS und einzelnen Abgeordneten der SPD – Zuruf von Reinhardt Thomas, CDU)

dann muss man mit Nachdruck feststellen, dass zumindest der Abgeordnete Thomas noch lange nicht in der Gemeinschaft der europäischen Länder angekommen ist.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD und einzelnen Abgeordneten der PDS – Zuruf von Dr. Armin Jäger, CDU)

Ich hoffe und wünsche, dass das so für die CDU-Fraktion in ihrer Gänze nicht gilt,

(Reinhardt Thomas, CDU: Das gilt für die ganze CDU Deutschlands.)

denn wenn man unterstellt, die CDU-Fraktion würde diese Argumentation teilen, dann stünde das in einem deutlichen Dissens zu dem, was die CDU zumindest auf Bundesebene vor einigen Jahren ja nun beschlossen hat.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD und einzelnen Abgeordneten der PDS – Zuruf von Eckhardt Rehberg, CDU)

Der Abgeordnete Thomas lehnt das Kommunalwahlrecht generell ab

(Heiterkeit bei Eckhardt Rehberg, CDU, und Reinhardt Thomas, CDU)

in seiner Argumentation, ja, auch für EU-Ausländer,

(Zuruf von Reinhardt Thomas, CDU)

die es längst haben. Ihre Argumentation ist deutschtümelnd und wenn Sie so könnten, wie Sie wollten,

(Beifall bei Abgeordneten der SPD und einzelnen Abgeordneten der PDS – Reinhardt Thomas, CDU: Das Grund- gesetz ist deutschtümelnd?!)

wenn Sie so könnten, Herr Thomas, wie Sie wollten, dann würden Sie das Kommunalwahlrecht für EU-Ausländer ja längst wieder abschaffen wollen.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD und einzelnen Abgeordneten der PDS – Heiterkeit bei Reinhardt Thomas, CDU)

Sie haben gesagt,

(Reinhardt Thomas, CDU: So was ist sogar Herrn Ringstorff peinlich.)

das Kommunalwahlrecht kann nur ein Bürger …

(Zuruf von Reinhardt Thomas, CDU)

Herr Thomas, Ihre eigenen Argumente. Sie haben gesagt, das Kommunalwahlrecht

(Zuruf von Reinhardt Thomas, CDU)

kann nur jemand ausüben, …

(Eckhardt Rehberg, CDU: Ich würde Ihnen auch gern mal einen Spiegel geben, Herr Ritter. – Zuruf von Reinhardt Thomas, CDU)

Herr Thomas, wenn Sie bitte einen Augenblick zuhören, ich wiederhole lediglich Ihre eigenen Argumente.

(Eckhardt Rehberg, CDU: Jetzt über- legen Sie mal, was Sie daherreden!)

Sie haben gesagt, das Kommunalwahlrecht darf nur ein echter Deutscher ausüben. Und das sind ja nun mal die EU-Ausländer, die es jetzt haben, auch nicht.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD und einzelnen Abgeordneten der PDS – Heiterkeit bei Eckhardt Rehberg, CDU, und Reinhardt Thomas, CDU – Angelika Gramkow, PDS: Richtig!)

So haben Sie es gesagt! Und damit fallen Sie in nationalistische Argumentation.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD und einzelnen Abgeordneten der PDS – Unruhe und Heiterkeit bei einzelnen Abgeordneten der CDU)

Belehren Sie mich eines Besseren! Das war Ihre Argumentation

(Reinhardt Thomas, CDU: Ja, dann lesen Sie das mal richtig durch!)

mit einem fragwürdigen …

(Reinhardt Thomas, CDU: Vielleicht verstehen Sie es noch mal. Aber ich fürchte … Ja, lassen Sie sich das mal von Herrn Sellering erklären. – Barbara Borchardt, PDS: Hauptsache, Sie verstehen alles! – Reinhardt Thomas, CDU: Ich fürchte, Sie begreifen …)

Ich bitte den Redner jetzt reden zu lassen und zuzuhören!

Also, Herr Thomas, jetzt noch einmal zu Ihnen. Das waren Ihre Argumente, die ich wiederholt habe, Ihre fragwürdigen Grundgesetzargumente,

(Dr. Armin Jäger, CDU: Das Grundgesetz ist nicht fragwürdig.)

mit denen Sie Mitte der 90er Jahre vor dem Bundesverfassungsgericht gescheitert sind.