Protokoll der Sitzung vom 17.10.2001

dann sage ich Ihnen noch mal, wo Ihre Mitschuld liegt beim Niedergang der heimischen Bauwirtschaft: Erstens. Sie haben Haushaltsreste von 593 Millionen DM zum 31.12.2000 nur bei den Bauinvestitionen. Nur bei den Bauinvestitionen!

(Beifall bei einzelnen Abgeordneten der CDU – Gesine Skrzepski, CDU: So ist es.)

Ich würde mich an Ihrer Stelle als Fraktionsvorsitzender einer Regierungsfraktion darüber aufregen, dass der Herr Bauminister bis zum 30. August lediglich ein Drittel seiner Mittel hat abfließen lassen.

(Wolfgang Riemann, CDU: Genau. – Andreas Bluhm, PDS: Falsch!)

Ich würde mich darüber aufregen,

(Wolfgang Riemann, CDU:... dafür sorgen, dass genügend Stasileute unterkommen. – Zuruf von Harry Glawe, CDU)

dass bis zum 1. Oktober Herr Umweltminister Methling von 92 Millionen Investitionsmitteln im Abwasserbereich nicht mal 10 Millionen ausgegeben hat. Darüber würde ich mich an Ihrer Stelle aufregen.

(Beifall bei einzelnen Abgeordneten der CDU)

Denn es ist doch das Mindeste, das, was ich habe, in der Zeitschiene auszugeben.

(Beifall bei einzelnen Abgeordneten der CDU – Harry Glawe, CDU: So ist es.)

Und wir werden weiter nachfragen, wie viel Mittel Sie bis zu diesem Zeitpunkt blockiert haben, um Wahlgeschenke im nächsten Jahr zu verteilen.

(Volker Schlotmann, SPD: Da haben Sie doch die besseren Erfahrungen.)

Wer sich so verhält wie Sie, wer so mit dem Landeshaushalt umgeht, wer im Jahr 2002 nur noch 2,02 Millionen Euro an Städtebaufördermitteln ungebunden einstellt, der ist mitverantwortlich, dass die Bauwirtschaft in diese Krise geraten ist.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU – Dr. Armin Jäger, CDU: So ist es, genau so ist es!)

Und, meine sehr verehrten Damen und Herren von SPD und PDS, warum haben Sie nicht Ja gesagt zum Infrastrukturprogramm Ost vom thüringischen Ministerpräsidenten? Nur weil er das Kürzel „CDU“ hinter seinem Namen trägt?

(Torsten Koplin, PDS: Ach!)

Ist das negativ, Mittel vorzuziehen für Verkehrsinfrastruktur, für Forschungsinfrastruktur, zur Kofinanzierung der Gemeinden? 40 Milliarden DM in fünf Jahren – ist das negativ? Ich habe nichts von Ihnen dazu gehört.

(Wolfgang Riemann, CDU: Doch, Frau Keler hat es abgelehnt.)

Das heißt, weder im Land tun Sie etwas dafür, dass es weitergeht mit der Entwicklung der Zukunft des Landes, noch im Bund setzen Sie sich dafür ein.

Meine sehr verehrten Damen und Herren, Frau Gramkow, was sagen Sie zu der Tatsache, dass sämtliche Einsparungen seit Jahren, gut 600 Millionen DM im Finanzierungssaldo, dass alles, aber auch alles über Investitionen kommt?

(Barbara Borchardt, PDS: Das stimmt doch gar nicht.)

Das heißt, Sie haben die Zukunft des Landes zusammengestrichen, um einzusparen.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU – Angelika Gramkow, PDS: Das ist doch gar nicht wahr! Kennen Sie den Haushalt, Herr Rehberg?)

Das ist für mich keine verantwortungsvolle Haushaltspolitik.

Das ist wahr! Gucken Sie sich die Finanzierungssalden an und gucken Sie sich an, was Sie an Investitionen zusammengestrichen haben!

(Heidemarie Beyer, SPD: Offensichtlich können Sie nicht richtig gucken. – Zurufe von Andreas Bluhm, PDS, und Barbara Borchardt, PDS)

Und, meine sehr verehrten Damen und Herren, Herr Schlotmann, genau das habe ich erwartet, was Sie hier vortragen.

(Volker Schlotmann, SPD: Na sehen Sie, dann sind Sie schon mal nicht enttäuscht.)

Erstens. Sie haben das Aktiengesetz nur halb gelesen. Ich bin auch zur Verschwiegenheit verpflichtet. Und das ist der oberste Grundsatz.

(Dr. Arnold Schoenenburg, PDS: Dann schweigen Sie doch hier! – Heiterkeit bei einzelnen Abgeordneten der PDS)

Und das Zweite, Herr Schlotmann, Sie scheinen ein ungeheures Kurzzeitgedächtnis zu haben. Ich kann mich entsinnen an eine Landesbürgschaft, aber eine klassische, die vor vier Jahren ausgereicht worden ist, wo Sie sich auch sehr, sehr massiv dafür eingesetzt haben – Stichwort Elbo Bau AG –,

(Dr. Armin Jäger, CDU: Ja.)

zu einem Zeitpunkt, als die Situation der Bauwirtschaft noch eine ganz andere war. Und, Herr Schlotmann, ich weiß, wer sich politisch für diese Landesbürgschaft eingesetzt hat. Das weiß ich noch sehr gut.

(Volker Schlotmann, SPD: Ah ja?!)

Und jetzt will ich auch nicht darüber richten. Ich habe mich sehr wohl zurückgehalten, auch beim Unternehmen, wo ich Aufsichtsratsmitglied bin. Ich kenne die Ursachen, aber eine Ursache sage ich Ihnen insbesondere, Herr Schlotmann: Dieses Unternehmen bezahlt nach Tarif oder hat nach Tarif bezahlt.

(Angelika Gramkow, PDS: Das ist richtig.)

Das ist korrekt.

(Volker Schlotmann, SPD: Das hat auch keiner in Frage gestellt. Keiner!)

Und deswegen, unter anderem, Herr Schlotmann, unter anderem mussten sie bei der IVA Neustrelitz Millionen mehr bezahlen, weil sie nach Tarif bezahlt haben und weil der Preiswettbewerb so ist, wie er ist. Und deswegen sollten Sie sich zuerst als Regierungsfraktion dafür einsetzen, dass zumindest die Mindestlöhne in Mecklenburg-Vorpommern eingehalten werden. Das ist das Mindeste, was Sie tun sollten.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU)

Zu diesem Thema habe ich von Ihnen als ehemaligen Gewerkschaftssekretär noch nichts, aber auch gar nichts gehört.

(Angelika Gramkow, PDS: Jetzt sind also die Tarife schuld. Dann ist es ja gut, dass wir ein Gesetz kriegen.)

Meine sehr verehrten Damen und Herren, auch noch eins zur Richtigstellung: Die Kappel Bau AG ist nicht überschuldet gewesen. Es waren reine Liquiditätsprobleme. Nur, Herr Schlotmann, fragen Sie auch mal den einen oder die anderen der Landesregierung, ob man gleich klipp und klar Ja oder Nein gesagt hat oder, wie das hier so üblich ist, ein Jein den Leuten mitgegeben und falsche Hoffnungen geweckt hat und dann auch in der Zeitschiene Probleme bereitet hat.

(Angelika Gramkow, PDS: Wer wohl falsche Hoffnungen wem gemacht hat, Herr Rehberg?! Haben Sie mit dem Betriebsrat gesprochen?)

Ich sehe politische Verantwortung auch darin, dass man klipp und klar Ja oder Nein sagt. – Danke schön.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU – Angelika Gramkow, PDS: Das ist ja wohl ‘ne Frechheit! – Volker Schlotmann, SPD: Der hat null Kennung, null!)

Das Wort hat der Bauminister Herr Holter. Bitte sehr, Herr Minister.

(Volker Schlotmann, SPD: Also ich habe selten jemanden gesehen, der die Wahrheit so auseinander nimmt und Teile davon verkauft.)

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Wer die Welt aus der Perspektive eines Maulwurfs oder gar aus ideologischen Schützengräben heraus betrachtet, der verliert aus dieser Sicht schon mal den Überblick.

(Dr. Ulrich Born, CDU: Mit Maulwürfen haben Sie ja so Ihre Erfahrungen, Herr Holter.)

Ich habe so den Eindruck, dass die Opposition in diesem Land schon längst den Überblick verloren hat.