Aber lassen Sie uns noch mal auf die Probleme in der Fläche zurückkommen. Sie sprachen die Arbeit in den Vereinen an.
Meine Damen und Herren, ich zitiere aus der Studie: „Nach den Untersuchungsergebnissen sind 70 % der 10- bis 14-Jährigen … in unterschiedlichen Vereinen organisiert. Die Mehrheit der Kinder gehört jeweils nur einem Verein an, jedes dritte Kind ist in zwei Vereinen organisiert und jedes zehnte ist Mitglied in drei Vereinen.“ Meine Damen und Herren, und weil Kinder dort erleben, mit anderen Gleichaltrigen umzugehen, und auch das Vorbild in Form der Erwachsenen kennen lernen, erleben, in Form von Trainern und Übungsleitern, muss uns auch wichtig sein, Vereine weiter zu unterstützen.
Die Bundesregierung in diesem Land, in Deutschland, hat mit ihrer unsäglichen Entscheidung mit den 630-Mark-Jobs dafür gesorgt, dass bei den Vereinen und Verbänden erhebliche finanzielle Einbußen und vor allem ein wesentlich bürokratischer Verwaltungsaufstand entstanden sind,
(Peter Ritter, PDS: Deshalb wollen Sie auch das Jugendschutzprogramm wieder ab- schaffen, wenn Sie was zu sagen hätten. – Zuruf von Dr. Margret Seemann, SPD)
Lassen Sie mich noch mal die Studienergebnisse zusammenfassen, die hier vorliegen. Meine Damen und Herren, ich empfehle das zum wiederholten Mal als abendliche Bettlektüre. Es ist hochinteressant,
denn diese Studie ist ein Plädoyer für Familien. Die Familie ist kein fossiles Sozialmodell, Familie ist unersetzlich. Familie ist überall dort, wo Eltern für Kinder und Kinder für Eltern Verantwortung tragen.
Das Zusammenleben von Eltern und Kindern ermöglicht dasjenige soziale Lernen, mit dem die Entwicklung der eigenen Persönlichkeit unterstützt wird, das Vertrauen in das Leben und die Verlässlichkeit menschlicher Beziehungen eingeübt werden.
Familie vermittelt die notwendige Kraft, Herr Kollege, um die Herausforderungen einer teilweise hektischen Zeit bestehen zu können.
Familie ist Auffangbecken für Sorgen und Probleme, die sich aus der Vielfalt gesellschaftlichen Lebens, aus der Schule, dem Verein und dem Arbeitsplatz ergeben. Familie ist Schutzraum für heute turbulente Zeiten in einer sich schnell verändernden Zeit und kein dummes Zeug, Herr Kollege.
Familie hat auch Tradition in Mecklenburg-Vorpommern. Über 70 Prozent der 10- bis 14-jährigen Kinder in Mecklenburg leben mit beiden leiblichen Eltern und einem weiteren Geschwisterkind zusammen.
Das macht Mut und das gibt mir ein gutes Gefühl. Das sind feste soziale Strukturen. Die Familienform ist in ländlichen Regionen wesentlich stärker ausgeprägt als in den Städten. Und erfreulich ist – die Ministerin sagte es bereits –, die Eltern der Kinder sind zum überwiegenden Teil erwerbstätig, von den Müttern sind lediglich 16 Prozent und von den Vätern 9 Prozent arbeitslos.
(Dr. Margret Seemann, SPD: Das ist er- freulich?! – Barbara Borchardt, PDS: Ach ja, Sie wollten uns ja woanders hinschicken – an den Herd und so.)
Das Aufwachsen in einer Familie und das Hineinwachsen in die Erfahrung von Freiheit und selbstbestimmter Verantwortung einerseits und Solidarität des Helfens und Teilens andererseits ist die feste Basis für die Herausbildung starker Persönlichkeiten und damit starker Bürger. Und deswegen dürfen wir diejenigen, die die Bildungsanstrengungen unternehmen, auch nicht diskreditieren, sondern wir müssen sie unterstützen.
Meine Damen und Herren, dieses Gutachten ist ein Plädoyer für Familie. Ohne eine junge, seelisch gesunde, arbeitsfähige Generation haben wir keine Zukunft. Familie ist unersetzlich, Familie ist kein fossiles Sozialmodell. – Vielen Dank.
(Beifall bei einzelnen Abgeordneten der CDU – Peter Ritter, PDS: Da brauchen wir nicht den Familienbericht zu lesen.)
Das Wort hat die Abgeordnete Frau Bretschneider von der SPD-Fraktion. Bitte sehr, Frau Bretschneider.
Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! In jeder Legislaturperiode ist dem Landtag nach Paragraph 15 des Gesetzes zur Ausführung des Achten Buches des Sozialgesetzbuches „Kinder- und Jugendhilfe“ vom 23. Februar 1993 ein Kinder- und Jugendbericht vorzulegen. Dieser soll eine Darstellung der wichtigsten Entwicklungstendenzen der Jugendhilfe im Lande unter Berücksichtigung allgemeiner Rahmenbedingungen sowie eine Zusammenfassung der landespolitischen Maßnahmen und Leistungen für Kinder und Jugendliche im Berichtszeitraum enthalten. Er soll darüber hinaus einen Überblick über die kinder- und jugendpolitischen Zielvorstellungen der Landesregierung geben. Ein solcher Bericht macht aber nur dann Sinn, wenn a) der Berichtsauftrag die aktuellen Problemlagen aufgreift und ein umfassendes Bild abgibt, b) der Bericht dem Parlament so rechtzeitig vorliegt, dass die Ergebnisse für parlamentarisches Handeln nutzbar sind, und c) die im Paragraphen 15 des oben genannten Gesetzes genannten Ziele und Aufgaben erfüllt werden.
Bevor ich dazu komme, vielleicht einige Informationen zur Entstehungsgeschichte. Im Jahr 2000 hatten sich die Fraktionen der SPD und PDS über ihre Obleute an die Vorsitzende des Sozialausschusses Frau Dr. Margret Seemann gewandt. Ich zitiere aus dem Schreiben vom 19. Januar 2000, in dem der Sozialausschuss sich an die Landesregierung mit folgender Formulierung wenden sollte: „Der Sozialausschuss bittet darum, die Forderungen der UN-Kinderrechtskonvention bei der Erstellung des Kin
der- und Jugendberichts stärker zu beachten und den Bericht bis Mitte 2001 zu erstellen, damit dessen Beratung noch in der laufenden Legislaturperiode möglich ist.“
„Der Sozialausschuss empfiehlt, den Kinder- und Jugendbericht unter Einbeziehung von außerparlamentarischem Sachverstand zu erarbeiten.“
Nachdem in der zweiten Legislaturperiode die Lebenslagen der 14- bis 18-Jährigen Schwerpunkt der Berichterstattung waren, wurden nunmehr die Lebenslagen der 10- bis 14-Jährigen als Schwerpunkt bestimmt. In die empirischen Erhebungen wurden 1.200 Kinder und Jugendliche der Altersgruppe der 10- bis 14-Jährigen in den Landkreisen Güstrow, Nordwestmecklenburg, UeckerRandow und in den Städten Greifswald und Schwerin sowie zu Vergleichszwecken in Rostock aufgenommen. Einbezogen wurden sieben Schulformen. Zielstellung des Berichtes ist es, aus der Kenntnis der Verhältnisse, in denen Kinder leben, wie sie diese empfinden und reflektieren, notwendige Schlussfolgerungen für eine Politik abzuleiten, die nicht nur Erwachsene zum Ausgangspunkt und Maßstab des Handelns macht. So steht es im so genannten 3. Kinder- und Jugendbericht.
Ich hatte bereits darauf verwiesen, dass sich der Sozialausschuss während der Beratungen zur Beteiligungskampagne bei der Landesregierung dafür ausgesprochen hatte, dass der Bericht die Forderungen der UN-Kinderrechtskonvention bei der Erstellung des Kinder- und Jugendberichts stärker beachtet. Diese Position haben die Abgeordneten der SPD und PDS auch in die Beratungen des Dritten Landesjugendhilfeausschusses eingebracht.
Nebenbei nur zur Information, der Dritte Landesjugendhilfeausschuss hat meines Wissens insgesamt zwanzigmal getagt. Ich habe mir mal die Protokolle und die Anwesenheitslisten angeschaut. Von der CDU waren nach meinem Kenntnisstand lediglich auf vier oder fünf Sitzungen Abgeordnete der CDU vertreten.
Das zu Ihrer Information, wie ernst die CDU die Aufgaben, die uns hier durch die Sozialministerin übertragen worden sind, genommen hat.
Im Protokoll der sechsten Sitzung des Dritten Landesjugendhilfeausschusses ist nachzulesen, wie die endgültige Festsetzung des Themas erfolgte und mit welcher Begründung. Und ich zitiere: „Die entsprechende Datenlage ist nicht vorhanden und bis zu dem Zeitpunkt nicht zu erreichen. Die finanziellen Mittel zu dieser Datenerhebung sind nicht ausreichend. Das Thema sollte eingegrenzt oder geändert werden oder sich mit notwendigen Indikatoren zur Datenerhebung auseinander setzen.“ So nachzulesen auf Seite 8 des Protokolls des Landesjugendhilfeausschusses.
Die Mitglieder des Dritten Landesjugendhilfeausschusses unterbreiten zum 3. Landesjugendbericht den folgen
den Vorschlag: „Das vorgeschlagene Thema ,Lebenslagen der 10- bis 14-Jährigen in Mecklenburg-Vorpommern unter Berücksichtigung der UN-Kinderrechtskonvention‘“