Protokoll der Sitzung vom 12.11.2003

(Beifall bei einzelnen Abgeordneten der PDS)

Diese Allianz, diese Zukunftsallianz, soll aus unserer Sicht drei Säulen haben. Sie soll erstens Arbeitsplätze im öffentlichen Dienst sichern, zweitens einen Einstellungskorridor ermöglichen mit Bedingungen und Anreizen,

(Harry Glawe, CDU: Das erzählen Sie uns schon fünf Jahre lang!)

damit junge Leute in diesem Land auch bleiben können,

(Harry Glawe, CDU: Sie kriegen doch nichts hin!)

und drittens eine drastische Reduzierung der Personalausgaben ermöglichen. Dazu sind alle Möglichkeiten von Arbeitszeitreduzierung,

(Heiterkeit bei Eckhardt Rehberg, CDU)

Vorruhestandsregelung und alle Verhandlungsebenen auszuschöpfen. Die Zielvereinbarung, die es seit 1998 zwischen der Landesregierung, dem DGB und dem Landesbeamtenbund in diesem Land gibt, sollte hier mit Leben erfüllt werden,

(Unruhe bei einzelnen Abgeordneten der CDU – Torsten Renz, CDU: Sie sind doch seit ’98 in der Regierungsverantwortung, Frau Gramkow!)

und zwar als ein Signal an die Beschäftigten, dass wir sie brauchen, und nicht nur ein Signal, formal 3.000 Stellen in diesem Land abbauen zu müssen.

(Beifall bei Abgeordneten der PDS und einzelnen Abgeordneten der SPD – Unruhe bei einzelnen Abgeordneten der CDU)

Und wir werden eine tief greifende Verwaltungs- und Funktionalreform in diesem Land durchführen.

(Unruhe bei einzelnen Abgeordneten der CDU – Harry Glawe, CDU: Da haben Sie vor einem Jahr noch was ganz anderes erzählt.)

In dieser werden SPD und PDS ihre Reformfähigkeit für das Land Mecklenburg-Vorpommern beweisen.

Hier werden wir auch langfristig effektive und sparsame Strukturen entwickeln und natürlich wird dies an einer Kabinettsreform, an einer Reduzierung von Ministerien in diesem Land nicht vorbeigehen. Auch diese stehen auf der Tagesordnung. Und hinzu kommen...

(Heiterkeit bei Abgeordneten der CDU – Beifall bei Abgeordneten der PDS)

Ich dachte ja eigentlich, dass ich in dieser Frage mit der CDU sehr einig bin,

(Wolf-Dieter Ringguth, CDU: Sieben Ministerien, das wissen wir.)

aber offensichtlich finden Sie das hier alles nur lächerlich.

(Unruhe bei Abgeordneten der CDU – Rainer Prachtl, CDU: Wir glauben Ihnen das nicht mehr, was Sie hier erzählen.)

Wir werden...

Meine Damen und Herren, das Wort hat die Abgeordnete und Fraktionsvorsitzende der PDS-Fraktion. Ich bitte Sie zuzuhören.

Wir machen Ernst mit einer radikalen Deregulierung.

(Heiterkeit bei einzelnen Abgeordneten der CDU)

Auch hier hat das Engagement der Landeregierung in der letzten Woche

(Rainer Prachtl, CDU: Das ist ja Märchenstunde.)

selbst von der Opposition ein bestimmtes positives Signal erhalten.

(Gabriele Schulz, PDS: Richtig.)

Ich biete Ihnen an, ernsthaft darüber zu reden, die Diäten einzufrieren und alles auf den Prüfstand zu stellen, was uns daran hindert,

(Gabriele Schulz, PDS: Genau.)

Entwicklungschancen für dieses Land zu bestimmen, Prioritäten zu setzen und nicht mit Verbalattacken zu meinen, Lösungsansätze zu bieten.

(Beifall bei Abgeordneten der PDS – Gabriele Schulz, PDS: Und nicht zu krakeelen.)

Vielen Dank, Frau Gramkow.

Das Wort hat jetzt die Finanzministerin des Landes Frau Keler.

Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen! Meine Herren! Machen wir weiter so oder geben wir auf? Das war die Eingangsfrage von Tony Blair auf seinem letzten Parteitag.

(Zuruf von Dr. Armin Jäger, CDU)

Ich gebe nicht auf. Ich bin für weitermachen. Das heißt aber nicht, weitermachen wie bisher.

(Beifall Heike Polzin, SPD – Rudolf Borchert, SPD: Weiter so, weiter so!)

Oder anders ausgedrückt, die Steuermindereinnahmen in 2004 und 2005 können nicht durch zusätzliche Schulden abgefangen werden. Da hilft es auch nicht, liebe Frau Gramkow, wenn wir den Investitionsbegriff umdefinieren, um uns den Weg in die Schulden zu erleichtern.

(Angelika Gramkow, PDS: Darüber reden wir ja noch.)

Und Investitionen in die Köpfe, das heißt kreditfinanzierte Personalausgaben. Zinsen müssen auf jeden Fall gezahlt werden und das wird uns letzten Endes in eine Sackgasse führen.

(Angelika Gramkow, PDS: Das ist noch zu diskutieren.)

Aus der Sackgasse kann man normalerweise nur rückwärts herausfahren, und zwar mit dem Rückwärtsgang, denn der ist immer langsamer als der Vorwärtsgang.

(Harry Glawe, CDU: Den findet die PDS sowieso nicht mehr.)

Schmerzliche Einschnitte sind unvermeidlich. Mecklenburg-Vorpommern ist davon nicht allein betroffen, alle anderen Bundesländer sind in einer ähnlichen Situation.

Wie ist die Lage? Seit 2001 gibt es Steuereinbrüche, wie sie in der Bundesrepublik bisher nie bekannt gewesen sind. Ich erinnere noch einmal an die Zahlen: 2002 minus 377 Millionen Euro und 2003 jetzt neuerdings minus 190 Millionen Euro.

(Wolfgang Riemann, CDU: Selbst verschuldet!)

Ach, Herr Riemann, wir sollten hier aufhören. Ich komme nachher noch einmal dazu.

(Dr. Armin Jäger, CDU: Ja, das ist ja schön.)

In beiden Jahren sind die Einbrüche eine Folge der Steuereinbrüche in den westlichen Bundesländern.

(Dr. Armin Jäger, CDU: Ja. – Zuruf von Karsten Neumann, PDS)