Protokoll der Sitzung vom 22.06.2005

Sie können mir doch nicht erzählen, dass Sie immer nur die eine Seite hören! Warum hören wir ständig diese Leute,

(Angelika Gramkow, PDS: Welche hören Sie denn?)

die uns erzählen, dass sich ab dem einige in Bewegung gesetzt haben, die sich nämlich vorher kräftig eingerichtet hatten mit dem, was sie hatten, und jetzt auf einmal in Arbeit gelangen? Sieh mal einer an! Also wir ziehen sie nicht alle über einen Kamm.

(Zuruf von Angelika Gramkow, PDS)

Also wissen Sie, Frau Gramkow, für Sie habe ich mir heute Morgen, das hat mir ein Kollege auf den Tisch gelegt, gleich mal ein Zitat mitgebracht: „Ein Mensch, das trifft man gar nicht selten, der selbst nichts gilt, lässt auch nichts gelten.“

(Beifall bei Abgeordneten der CDU – Unruhe bei Abgeordneten der PDS – Torsten Koplin, PDS: Pfui!)

Wissen Sie, ruhig Blut, lassen Sie mich reden!

(Angelika Gramkow, PDS: Ich lasse mich von Ihnen gerne beleidigen.)

Meine Damen und Herren, es geht darum, erwerbsfähigen Hilfebedürftigen ein bisschen mehr Kraft und ein bisschen mehr Dynamik zu verleihen bei der Aufnahme oder bei der Beibehaltung von Erwerbstätigkeit.

(Torsten Koplin, PDS: Ihre Zitaten- sammlung können Sie stecken lassen!)

Und wenn hier gesagt wird, in Hartz IV ist verkoppelt und verankert, dass ein Jugendlicher unter 25 Jahren sofort entweder eine Arbeit, eine Ausbildung oder eine andere Leistung zu empfangen hat, dann ist das Gesetzeslage und hat zu funktionieren.

(Heiterkeit bei einzelnen Abgeordneten der PDS – Zuruf von Torsten Koplin, PDS)

Bejammern Sie doch einen Zustand nicht, der Gesetzeslage ist! Bitte schön, mal gucken, warum funktioniert das nicht!

(Heiterkeit bei Abgeordneten der PDS – Torsten Koplin, PDS: Naturgesetz, es ist ein Naturgesetz.)

Meine Damen und Herren, außerdem – und auch davon wurde gesprochen – hat Frau Gramkow gesagt, um Gottes willen, die Mehrkosten sind ja so hoch.

(Barbara Borchardt, PDS, und Alexa Wien, PDS: Warum sind sie denn so hoch?)

Ja, meine Damen und Herren, warum sind sie denn so hoch? Wir kommen gleich darauf zu sprechen,

(Gabriele Meˇsˇt’an, PDS: Bravo!)

denn es ist im Vorfeld unterschiedliches Datenmaterial vorhanden gewesen. Wie waren denn die Prognosen? Die Prognose des Bundes hieß kommunale Entlastung von 2,5 Milliarden. Nur die Kommunen, die es wussten und heute Recht haben,

(Zuruf von Torsten Koplin, PDS)

sagten, Sekunde mal, eine Belastung von 2,4 Milliarden, die Prognose ist falsch.

(Unruhe und Heiterkeit bei Abgeordneten der PDS – Angelika Gramkow, PDS: Wer hat das eigentlich beschlossen? – Torsten Koplin, PDS: Bringen Sie doch noch mal ein Zitat!)

Ruhig Blut, ruhig Blut! Das kommt schon noch.

(Zurufe von Gabriele Meˇsˇt’an, PDS, und Alexa Wien, PDS)

Meine Damen und Herren, Ihre Heiterkeit wird Ihnen schon noch vergehen. Das werden wir schon noch sehen!

Seit langem, seit langem haben dieses Land Mecklenburg-Vorpommern und seine Regierung eine Menge Versäumnisse, unübersehbare Versäumnisse.

(Heiterkeit bei Angelika Gramkow, PDS)

Resultat auf dem Arbeitsmarkt: Langzeitarbeitslose, 45,5 Prozent von den Arbeitslosen, die wir ohnehin schon haben, sind langzeitarbeitslos. Und warum ist das so? Weil wir im Land eine Nachfrageschwäche haben und eine Konsumzurückhaltung.

(Torsten Koplin, PDS: Auch ein Naturgesetz. – Zuruf von Alexa Wien, PDS)

Und, bitte schön, was resultiert daraus?

(Zuruf von Birgit Schwebs, PDS)

Wir haben zu kämpfen mit Schwarzarbeit und Insolvenzstatistiken.

(Unruhe bei Angelika Gramkow, PDS, und Gabriele Meˇsˇt’an, PDS)

Sehen Sie alles nicht, haben wir nicht! Das wissen wir.

(Angelika Gramkow, PDS: Doch, haben wir.)

Eine tiefe Strukturkrise haben wir hier. Grund dafür, bitte schön, immer ein bisschen weiter gucken über den Tellerrand,

(Torsten Koplin, PDS: Es geht um gesellschaftliche Strukturen.)

stark gestiegene Steuern und vor allen Dingen stark gestiegene Sozialversicherungsbeiträge. Der Faktor Arbeit, meine Damen und Herren, ist hier zu teuer, der Faktor Arbeit.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU – Torsten Koplin, PDS: Unsinn! – Zuruf von Reinhard Dankert, SPD)

Das heißt, wenn Sie Otto Normalverbraucher...

(Unruhe bei Abgeordneten der PDS)

Nicht Sie! Sie leben ja nicht an der Verarmungsgrenze. Sie tun nur so, wenn Sie auf der Straße sind.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU – Unruhe bei Abgeordneten der PDS)

Also ja, immer mit der Ruhe!

(Barbara Borchardt, PDS: Das kann doch wohl nicht wahr sein!)

Wenn der Bürger in diesem Land sechs bis zehn Stunden selber erst arbeiten muss, wirklich arbeiten muss,

(Alexa Wien, PDS: 1 Euro pro Stunde im Parlament!)

und sich dann nur eine Arbeitsstunde eines Handwerkers leisten kann, stimmen die Verhältnisse nicht.

(Reinhard Dankert, SPD: Plädieren Sie für höhere Löhne?)

Die sind zu regeln auf Bundesebene und daran haben wir hier unseren Anteil.

(Zuruf von Barbara Borchardt, PDS)