Protokoll der Sitzung vom 18.05.2006

Es ist mehr als erfreulich, dass ein solches Unternehmen rund 500 Mitarbeiter in einem traditionell familiengeführten Weltunternehmen bei uns beschäftigen wird. Der Grund, warum ich das Thema hier gleichwohl anspreche, ist ganz einfach der, dass die öffentliche Darstellung der Landesregierung ganz offensichtlich erheblich von dem Erfahrungshorizont abweicht, den dieses Familienunternehmen selbst beschreibt. Ich habe eben schon gesagt, der Geschäftsführer hat sich in einer Gastkolummne geäußert, das lässt sich sehr eindrucksvoll nachlesen in den Rostocker Neuesten Nachrichten vom 12.04.2006. Dort hat der LiebherrChef Klartext gesprochen. Ich kann nur jedem empfehlen, sich das einmal anzuschauen, dann weiß er, wo tatsächlich die Defizite in unserer Wirtschaftspolitik, die ja günstige Rahmenbedingungen liefern sollen, liegen. Unter anderem kritisierte der Liebherr-Chef, dass der Wirtschaftsstandort Mecklenburg-Vorpommern mit Fachkräften, Kernkompetenzen, Clustern und moderaten Löhnen wirbt. Nach seinen Erfahrungen, und ich kann Ihnen das gerne wörtlich zitieren, ist das allerdings bisher nur selten der Fall.

Ich weiß, wenn man hier etwas kritisch sagt, deshalb hat der Minister vorhin ja gleich gesagt, dass er davon ausgeht, dass ich wahrscheinlich seine positiven Darstellungen der Arbeitsmarktsituation unterstreiche, weil sonst eines eintritt, sobald man auf Schwachpunkte hinweist, dann gibt es eine Art pawlowschen Effekt, den man damit auslöst. Der besteht darin, dass man schlicht und einfach, das macht der Ministerpräsident ja besonders gerne, des Schlechtredens bezichtigt wird.

(Zuruf von Ute Schildt, SPD)

Allerdings ist es eine notwendige Voraussetzung dafür, dass man erfolgreiche Wirtschaftspolitik machen kann, damit man sich vielleicht tatsächlich einmal genauso wie Thüringen und Sachsen um die ersten Plätze in einem Wettbewerb streiten kann. Voraussetzung dafür ist, dass man die Schwachpunkte schonungslos aufdeckt, sie analysiert und die notwendigen Konsequenzen daraus zieht.

(Ute Schildt, SPD: Logisch, die Struktur wird gar keine Berücksichtigung finden.)

Wer angesichts einer Arbeitslosigkeit von 20 Prozent in diesem Land sagt, eigentlich läuft alles ganz prima,

(Beifall Rainer Prachtl, CDU, und Torsten Renz, CDU)

wir müssen es nur noch bedächtiger machen, ansonsten blifft allens bie’n Ollen, der ist wahrlich nicht in der Lage, uns einen Weg aus der Talsohle aufzuzeigen, geschweige denn ihn anzuführen.

(Zuruf von Rainer Prachtl, CDU)

Und deshalb, Herr Minister, ist das, was Sie uns vorgelegt haben, schlicht einfallslos und fantasielos. Es wird Zeit, dass gerade in der Wirtschaftspolitik ein grundlegender Wandel in diesem Lande stattfindet. – Vielen Dank.

(Beifall bei einzelnen Abgeordneten der CDU – Heiterkeit und Unruhe bei Rainer Prachtl, CDU)

Danke, Herr Dr. Born.

Das Wort hat jetzt die Abgeordnete Frau Schildt von der Fraktion der SPD.

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren!

Herr Dr. Born, ich glaube, wir wohnen in verschiedenen Ländern.

(Torsten Renz, CDU: In welchen denn?)

Als Wirtschaftspolitiker unserer Fraktion, glaube ich, sind wir aktiv in der Wirtschaft unterwegs.

(Heiterkeit bei Beate Schlupp, CDU: Das stimmt. – Rainer Prachtl, CDU: Ja, ja, das machen Sie ja jedes Mal. – Dr. Ulrich Born, CDU: Ja.)

Wir führen Gespräche vom Handwerksbetrieb über den neu angesiedelten Industriebetrieb und auch mit dem, der sich schon länger mit der Problematik befasst und manchmal um die Existenz kämpft oder erweitert. Ich denke, das tun wir, ob in der CDU, in der PDS oder in der SPD, denn es gehört einfach zu unserer Aufgabe.

(Heiterkeit bei Karin Strenz, CDU – Dr. Ulrich Born, CDU: Und über allem blüht der Raps.)

Insofern möchte ich an dieser Stelle den Ausführungen des Ministers voll zustimmen. Ich nehme nämlich wirklich einen Stimmungsumschwung im Lande wahr,

(Rainer Prachtl, CDU: Das erzählen Sie jedes Mal, wenn Sie da vorne stehen.)

und zwar auch, Herr Prachtl, in einem Landkreis wie dem Kreis Demmin, der strukturelle Schwierigkeiten hatte,

(Rainer Prachtl, CDU: Jaja!)

der aber deutlich aufgeholt hat.

(Beate Schlupp, CDU: Ach so?! – Zuruf von Torsten Renz, CDU)

Ich sage Ihnen deutlich, es hat viele Neujahrsempfänge in diesem Jahr gegeben, an denen auch die Vertreter der Wirtschaft teilnehmen,

(Beate Schlupp, CDU: Und danach wird dann kritisiert.)

und da werden sehr ehrliche Gespräche geführt.

(Beate Schlupp, CDU: Ja?)

Und wenn ich vor zwei Jahren bei vielen Handwerksbetrieben ein Stöhnen gehört habe, und zwar ein ehrliches Stöhnen, kein vorgeschobenes, dann habe ich zahlreich im Januar gehört,

(Beate Schlupp, CDU: Die stöhnen jetzt nicht mehr. – Dr. Ulrich Born, CDU: Das haben Sie uns aber hier nie gesagt.)

Frau Schildt, es geht wirklich bergan.

(Dr. Ulrich Born, CDU: Aber dann hatten wir den Regierungswechsel in Berlin. Das ist schon wahr.)

Ich habe meine Bücher voll bis Mai, das habe ich die letzten vier Jahre nicht gehabt.

(Beifall bei einzelnen Abgeordneten der SPD – Zuruf von Siegfried Friese, SPD)

Das sind Wahrheiten, die bestätigen sich auch nach den ersten fünf Monaten ganz deutlich. Diese Wahrheiten, die muss man aussprechen dürfen. Das tun diejenigen, die damit befasst sind. Wir haben das...

(Karin Strenz, CDU: Aus welcher Branche war der denn? Vom Bau? Da wird doch im Winter gar nicht gearbeitet.)

Nein, Frau Strenz,

(Unruhe bei einzelnen Abgeordneten der SPD und Linkspartei.PDS – Heinz Müller, SPD: Was ist denn hier los?! – Zuruf von Karin Strenz, CDU)

Sie sollten einmal hingehen und genau zuhören, da sind eine Stabilisierung und ein Wachstum zu verzeichnen!

(Zurufe von Beate Schlupp, CDU, und Karin Strenz, CDU)

Und diese Stimmung, die fasst Fuß.

(Beifall Siegfried Friese, SPD: Richtig. – Beate Schlupp, CDU: Jaja!)

Und Sie brauchen sie nicht mit dem schwarzen Pinsel wieder überzutünchen, es wird bunter.

(Karin Strenz, CDU: Das ist ja unglaublich!)

Die Menschen wollen, dass es vorwärts geht,

(Karin Strenz, CDU: Jaja!)

sie arbeiten daran. Wir müssen ihnen auch die ideologische Kraft dazu geben, indem wir unsere Erfolge auf den Tisch legen.

(Beifall bei einzelnen Abgeordneten der SPD und Linkspartei.PDS)

Sie brauchen den Kopf nicht zu schütteln, es ist so!