Meine sehr geehrten Damen und Herren, ich rufe auf den Tagesordnungspunkt 14: Beratung der Unterrichtung durch die Landesregierung – Fortschreibung der Landestourismuskonzeption Mecklenburg-Vorpommern 2010, auf Drucksache 5/3588.
Unterrichtung durch die Landesregierung: Fortschreibung der Landestourismuskonzeption Mecklenburg-Vorpommern 2010 – Drucksache 5/3588 –
Im Ältestenrat wurde eine Aussprache mit einer Dauer von 60 Minuten vereinbart. Ich sehe und höre dazu keinen Widerspruch, dann ist das so beschlossen. Ich eröffne die Aussprache.
Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Mecklenburg-Vorpommern ist das deutsche Urlaubsland. Das ist nicht meine Erkenntnis, sondern das hat uns das ETI, das Europäische Tourismus Institut in Trier, bestätigt, und wir rangeln mit Bayern immer um diesen Status, jedes Jahr. Jetzt gerade sind wir es wieder geworden, so sagen die Umfragen.
Und deswegen, glaube ich, darf man es auch so formulieren, ist es ganz besonders wichtig, diese Position auszubauen, sie also nicht nur zu halten, sondern weiterzuentwickeln und dies als Ziel der Tourismuspolitik zu formulieren. Dazu braucht man auch entsprechende konzeptionelle Vorstellungen. Das ist keine neue Erkenntnis, das hat uns die Jahre auch immer begleitet. Es hat schon mal eine Fortschreibung der Konzeption gegeben im Jahr 2004, aber wir sind jetzt im Jahr 2010 und ich denke, dass es richtig ist, diesbezüglich – man kann sagen Fortschreibung, man kann auch Präzisierungen dazu sagen – solche Dinge zu realisieren, das also zu veranlassen.
Wie immer ging es darum, zunächst einmal den Stand zu evaluieren, Ziele, Leitlinien zu überprüfen und in einem entsprechenden Zeitraum dann diesbezüglich aktuelle Bezüge herzustellen und auch aktuelle Schlussfolgerungen zu ziehen. Dass wir uns da auf die Hauptakteure des Tourismus in Mecklenburg-Vorpommern gestützt haben und die beteiligten oder die betreffenden Ressorts der Landesregierung, also das LU oder das Verkehrsministerium wie gesagt hier einzubeziehen, das wird Sie nicht besonders verwundern, aber ich möchte schon darauf hinweisen, dass wir auch entsprechenden wissenschaft
lichen Sachverstand mit zurate gezogen haben. Und uns steht ja mit Professor Feige vom IWF dort jemand über Jahre zur Verfügung, der, wie ich finde, auch sehr verdienstvoll sich für das Land Mecklenburg-Vorpommern diesbezüglich engagiert hat.
Meine Damen und Herren, diese Konzeption versteht sich gewissermaßen als Grundgerüst für die Akteure im Tourismus. Sie ist, wie ich finde, auch relativ kurz gefasst, auch leicht verständlich, und sie beschränkt sich auf Handlungsfelder und Maßnahmen. Sie mündet im Fazit in elf Leitlinien, auf die ich auch noch mal kurz eingehen werde.
Wenn man das Ganze jetzt mal etwas volkswirtschaftlich einordnet, dann muss man ganz klar sagen, dass der Tourismus zu den wichtigsten Wirtschafts- und Wachstumsbranchen des Landes gehört. Wir können davon ausgehen, dass wir über die modernste Urlaubsinfrastruktur in Deutschland verfügen. Ich behaupte, dass es in Europa zumindest keine dynamischere Tourismusregion überhaupt gibt, die in einer so relativ kurzen Zeit eine solche Hardware letztlich entwickelt hat.
Es wird ausgewiesen ein Bruttoumsatz von 5,1 Milliarden Euro, der über den Tourismus erwirtschaftet wird, und ein Beschäftigungsäquivalent von 173.000 Personen. Das heißt, wenn man das mal so annimmt, dass jede dritte sozialversicherungspflichtige Stelle oder jedes dritte sozialversicherungspflichtige Beschäftigungsverhältnis in Mecklenburg-Vorpommern direkt beziehungsweise allerdings auch indirekt vom Tourismus letztlich abhängt. Der Tourismus hat nun mal die besondere Charakteristik, dass es eine Branche ist mit entsprechender Breitenwirkung, von der auch viele Bereiche profitieren – wie Gastronomie, Dienstleister, Landwirtschaft, Stadtentwicklung, um nur einiges hier zu nennen. Wenn ich mir den Handel anschaue, dann ist inzwischen auch errechnet, dass ungefähr anderthalb Milliarden Euro, also fast die Hälfte der Ausgaben von Tages- und Übernachtungstouristen, in den Handel fließen. Deswegen ist eben auch so etwas wie eine Bäderregelung von besonderer Bedeutung.
Meine Damen und Herren, unser Leitziel heißt: weiterer Aufbau der Tourismusmarke Mecklenburg-Vorpommern mit dem Ziel eines nachhaltigen Wachstums. Dass dabei systematische Qualitätsverbesserung und strategisches Ausrichten auf veränderte Rahmenbedingungen dazugehören, das ist, glaube ich, nur konsequent.
Was heißt das? Schlichtweg nichts anderes, als dass wir die Tourismusmarke Mecklenburg-Vorpommern über Land bis in die Regionen, bis in die Orte positionieren müssen und schlüssig und verbindlich am Ende auch gemeinsam tragen müssen. Das heißt, dass es uns nur gelingen kann, eine wirkliche Marketingstrategie immer wieder erfolgreich umzusetzen, wenn wir alle letztlich diese Strategie auch tragen.
Ja, das will ich Ihnen sagen, China ist nicht unwichtig, und ich glaube, wir werden uns darüber in den nächsten Jahren noch sehr intensiv auseinanderzusetzen haben. Ich war gerade da.
Ich kann Ihnen nur sagen, da gibt es ungefähr 300 Millionen Chinesen, die man inzwischen zur Mittelschicht zählt, und die werden reisen, da bin ich ganz sicher. Und die Frage ist: Wohin reisen sie? Ich möchte gerne, dass eine Menge von diesen 300 Millionen auch zu uns nach Mecklenburg-Vorpommern kommt.
Unter dem Punkt 2 ist auch noch zu nennen, dass wir uns nach wie vor auf den inländischen Markt zu konzentrieren haben. Das ist schlichtweg logisch, weil wir auch wissen, es gibt ja auch neueste Untersuchungen, die wieder sagen, dass ungefähr nur 60 Prozent der Deutschen schon mal hier im Nordosten gewesen sind. Und wenn wir alleine 40 Prozent nehmen, dann sind es fast 50 Millionen Deutsche, das wäre auf jeden Fall –
nee, Entschuldigung, nicht ganz, das ist nicht richtig, etwas über 40, gut, jetzt wollen wir mal die Mathematik auch zur Geltung kommen lassen –, aber es ist ein signifikanter Anteil von deutschen Mitbürgerinnen und Mitbürgern, die wir hier nach wie vor noch ansprechen müssen. Und insofern bleibt dies auch die Hauptzielgruppe. Aber daneben gibt es eben die strategischen Märkte, und die liegen auch besonders in Asien, wie von der rechten Seite zutreffend festgestellt wurde.
Das hört sich vielleicht kompliziert an, ist aber gar nicht so kompliziert. Hier geht es schlichtweg darum, dass wir die Themen besonders herausgreifen, wo wir Potenziale in der Entwicklung sehen. Und da kommen wir dann ganz schnell zu dem Thema Gesundheitswirtschaft, Gesundheitstourismus, wie man es auch immer nennen will. Es ist eben so, dass wir mit unseren 58 Kur- und Erholungsorten schon mal ein bedeutsames Potenzial in Mecklenburg-Vorpommern haben, das es auszubilden gilt.
Diese These muss man eigentlich nur so verstehen, dass es darum geht, dass nicht diese Erkenntnis, die ich ja versuchte zu formulieren, dass eben Tourismus ein wichtiger Wirtschaftszweig ist, in diesem Raum bleibt, sondern dass diese Erkenntnis auch den letzten Bürger des Landes, hätte ich fast gesagt, erfassen sollte, denn nur dann können wir wirklich als Gastland agieren, wenn es uns gelingt, auch die Menschen mitzunehmen.
5. „Wettbewerbsvorteil Qualitätstourismus stärker nutzen“ und die führenden Positionen diesbezüglich „ausbauen!“
Ich weiß gar nicht, ob jedem bekannt ist, dass wir inzwischen eine Reihe von Qualitätskriterien haben, die deutschlandweit von Mecklenburg-Vorpommern aus eingeführt wurden. Ich nehme nur mal das Qualitätsmanagement im Bereich von Kinder- und Jugendreisen.
Da richtet sich inzwischen ganz Deutschland an den Erfahrungen von Mecklenburg-Vorpommern aus. Ich glaube, das darf man auch mal ruhig sagen, weil dies letztlich für uns auch klarmacht, dass es gut ist, was wir dort begonnen haben.
(Beifall bei Abgeordneten der Fraktionen der SPD und CDU – Andreas Bluhm, DIE LINKE: Und wer hat’s erfunden?)
aber das ist wie immer im Leben. Das ist wie immer im Leben: Der Erfolg hat viele Väter, der Misserfolg ist ein Waisenkind.
Also es gibt das maritime Qualitätsmanagement, auch das ist ganz wichtig. Aber man muss auch an solche Fragen denken wie zum Beispiel Barrierefreiheit. Ich will das hier unbedingt erwähnen.
Da will ich schon sagen, wenn man sich die Situation in Mecklenburg-Vorpommern konkret anschaut, stellt man fest, dass es in der Tat in den Zeiten der Hauptsaison bei uns schon Erscheinungen gibt, wo man sich fragen muss, ob man hier noch ohne Weiteres Kapazitäten entwickeln kann. Nun denkt man ja immer, dass in der Marktwirtschaft sich das alleine regelt. Da, muss ich allerdings sagen, spricht die aktuelle Auflistung, die ich kenne aus dem LFI, dagegen. Wir haben über 50 Vorhaben, die da aufgelistet sind, wo es immer noch die Absicht gibt, Hotels zu bauen. Das ist zwar nicht alles schon finanziert, aber zumindest werden dort Projekte genannt.
Insofern will ich noch einmal deutlich sagen, dass wir bereits reagiert haben. Und ich habe ja vor wenigen Wochen diesbezüglich auch Maßnahmen veröffentlicht, die zum Beispiel sagen, dass wir die Bettenförderung noch weiter zurückführen. Wir hatten ja bisher noch die Möglichkeit von Bettenförderung da, wo Infrastruktur, also 30 Prozent, auch entstand. Jetzt werden wir auch dort die Betten nicht mehr fördern, sondern nur noch die Infrastruktur. Ich glaube, dass dieser Weg absolut richtig ist.
Gut, hört sich relativ klar und deutlich an, muss man vielleicht nicht besonders betonen, aber es ist eben wichtig, immer wieder darauf hinzuweisen, dass natürlich für uns
das Naturraum- und Kulturraumpotenzial ganz entscheidend ist für die touristische Entwicklung. Und ich glaube, wir müssen nach wie vor den Fokus auch auf einen größeren Radius legen, deswegen auch die Aktivitäten im Ostseeraum. Und jetzt das aktuelle Ereignis hat uns ja wieder gezeigt, dass es da immer wieder Dinge gibt, die ganz schnell durchschlagen können auf die touristische Entwicklung. Ich meine jetzt das Fährunglück, wenn es dann ernster geworden wäre, was gottlob nicht der Fall gewesen ist.